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Opéra Garnier

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Palais Garnier, 2009
Palais Garnier, Rückseite mitBühnenhaus und Verwaltungstrakt

DieOpéra Garnier, auchPalais Garnier genannt, ist (neben derOpéra Bastille) eines der zweiPariserOpernhäuser, die der staatlichen InstitutionOpéra National de Paris unterstehen. Sie wurde 1875 eröffnet und steht am rechtenSeineufer im9. Arrondissement. Sie ist nach ihrem ArchitektenCharles Garnier benannt. Seit der Eröffnung der Opéra Bastille im Jahre 1989 wird die Opéra Garnier hauptsächlich fürBallettaufführungen des hauseigenenBallet de l’Opéra de Paris genutzt, führt aber nach wie vor auch klassischeOpern auf.

Entstehung

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Westfassade
Le pavillon de la bibliothèque
Pavillon des Kaisers (geplant für Napoleon III.), mit einerVorfahrt für Kutschen

Die Oper wurde von 1860 bis 1875 unter dem Baumeister und ArchitektenCharles Garnier im Auftrag vonNapoleon III. erbaut. Unmittelbarer Anlass für den Neubau war ein gescheitertes Attentat auf Napoléon am 14. Januar 1858, als er zusammen mit der Kaiserin die damalige OperSalle de la rue Lepeletier besucht hatte. Die Opéra Garnier hat einen eigenen Eingang für den Kaiser (siehe Bilder); er konnte im Pavillon aussteigen und ohne Kontakt mit dem Publikum zu seiner Loge gelangen.

Garnier hielt an einer äußeren Gestaltung fest, an der die inneren Funktionen klar erkennbar sind, und griff die traditionelleGuckkastenbühne wieder auf, die er mit einem grandiosen Rahmen umgab, Schauplatz von Lust und Luxus für Festlichkeiten.

Den Bauplatz bestimmte der PräfektGeorges-Eugène Haussmann im Rahmen der laufenden Umgestaltung der Metropole. 1858 wurde ein Architekten-Wettbewerb ausgetragen. Unter den anonymisierten Arbeiten gewann der junge unbekannte Garnier überraschend. 1860 begannen die schwierigen und langwierigen Bauarbeiten. Schon derBaugrund bereitete Probleme, weil der hoheGrundwasserspiegel die Befestigung der Fundamente erschwerte. Unter dem Operngebäude befindet sich ein Grundwassersammelbecken, das regelmäßig von derFeuerwehr kontrolliert und leergepumpt werden muss.

Der Bau verzögerte sich auch durch denKrieg von 1870/71 und den Niedergang des Kaiserreichs. Nach einem Brand im bestehendenOpernhaus Le Peletier 1873 entschloss sich die Regierung derDritten Republik, den Bau fertigstellen zu lassen. Für die Mosaike reisten Fachleute aus demFriaul[1] an. Die neue Oper wurde am 5. Januar 1875 eingeweiht.

  • Entwurfs- und Modellzeichnung
    Entwurfs- und Modellzeichnung
  • Längsschnitt
    Längsschnitt

Architektur

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Mit ihremneobarocken, im Inneren üppig ausgeschmückten Stil ist die Oper einzigartig unter den Pariser Bauwerken jener Zeit, die meist durchKlassizismus undHistorismus bestimmt sind. Der Baumeister wollte mit der Oper einen eigenenStyle Napoléon III schaffen und dem Umstand besondere Rechnung tragen, dass im 19. Jahrhundert der Besuch der Oper vor allem ein gesellschaftliches Ereignis darstellte. Es ging vor allem darum, zu sehen und gesehen zu werden. Diesen Bedürfnissen entsprechend schuf der Architekt mit einer spektakulären Marmortreppe, demGrand Foyer, dem rundenSalon du Glacier und dem in roten und goldenen Farbtönen dekorierten gewaltigen Zuschauerraum eine angemessene „Bühne“ für das „Schaulaufen“ des Publikums. Durch dieHufeisenform des Zuschauerraums ist zwar die Sicht auf die Bühne umso schlechter, je weiter man am Rand sitzt, dafür aber der Blick in die gegenüberliegenden Logen einwandfrei. Zur damaligen Zeit war es auch noch nicht üblich, bei Beginn der Vorstellung das Licht im Saal zu löschen, um sich auf das Bühnengeschehen konzentrieren zu können. Die Wichtigkeit dieses „Sehen-und-Gesehen-Werdens“ zeigt sich auch in Garniers Bauplan: Für das Foyer samt Treppe plante er ähnlich viel Raum ein wie für den gesamten Bühnenbereich und die Größe desGrand Foyers mit seinen Galerien entspricht in etwa jener des Zuschauerraums.

  • Gesamtansicht des Treppenhauses, Kupferstich, 1880
    Gesamtansicht des Treppenhauses, Kupferstich, 1880
  • Große Treppe
    Große Treppe
  • Große Treppe («escalier d’honneur»)
    Große Treppe («escalier d’honneur»)
  • Große Treppe von oben
    Große Treppe von oben

Bis zur Einweihung der Opéra Bastille 1989 war das Palais Garnier der größte Theaterbau der Welt (auch wenn dieWiener Staatsoper und dieMailänder Scala mehr Sitzplätze haben). Die Grundfläche umfasst 11.237 Quadratmeter, 1.900 Zuschauer finden Platz, der Saal wird von einem acht Tonnen schweren Kristall-Lüster erleuchtet, das Treppenhaus ist mit über 30 verschiedenen Marmorsorten ausgestattet.

Außen tragen Bogenpfeiler der unteren Fassade allegorischen Skulpturenschmuck: Die lyrische Poesie, die Musik, das Idyll, die Deklamation, der Gesang, das Drama, der Tanz und das lyrische Drama. Über den Bogen sieht man Medaillons mit Abbildungen von Cimarosa, Haydn,Pergolesi und Bach. In den Nischen über der Loggia stehen vergoldete Bronzebüsten großer Komponisten (Halévy,Meyerbeer,Rossini,Auber,Spontini,Beethoven undMozart). Auf derAttika stehen Bronzegruppen der lyrischen Poesie mit denMusen und den Genien des Ruhmes. Die riesige Kuppel krönt eineApollostatue, flankiert vonPegasusfiguren. Die Seiten- und Rückfassaden werden von einemRelief aus zwei verschlungenenMäanderbändern umlaufen, das sich in Höhe der oberen Fenstersimse befindet. Ein ähnliches, an verkettete Hakenkreuze erinnerndes Relief befindet sich auch im Sully-Flügel desLouvre, dort jedoch im Inneren als Abschluss für die Wandverkleidung unterhalb der Fensterkanten.

Ursprüngliches Deckengemälde vonJules Eugène Lenepveu

Im Jahr 1964 schuf der 77-jährigeMarc Chagall im Auftrag von KulturministerAndré Malraux einen Entwurf für ein neues Deckengemälde in der Kuppel über dem Zuschauerraum. Das ursprüngliche, 240 Quadratmeter große Deckengemälde ging dabei nicht verloren, sondern befindet sich nach wie vor hinter dem von Chagall. Dieser arbeitete auf in die Kuppel eingepassten zwölf Leinwandsegmenten, die auf einer Kunststoffkonstruktion befestigt sind.[2] Die künstlerische Leistung Chagalls wird allgemein anerkannt. Der stilistische Bruch zwischen der Chagall-Decke, die eine farbintensive „Hymne an die Musik“ darstellen soll, und der architektonischenOrnamentik ist oft diskutiert worden. Chagall, der seinen Entwurf zwischen Januar und August 1963 ausführte, thematisierte in seinem Gemälde 14 berühmte Komponisten sowie ihre größten Werke und stellte sich selbst mit Malerpalette und Pinsel dar. Das Deckengemälde wurde von Roland Bierge (1922–1991) nach Chagalls Entwurf zwischen Januar und Juni 1964 in einer Werkstatt der „Manufacture des Gobelins“ ausgeführt.

Ein Entwurf der ursprünglichen blaugrundigen Deckenausmalung vonJules Eugène Lenepveu aus dem Jahr 1872 mit einem Zyklus mythologischer Gestalten kann in der Gemäldegalerie im Museum des Palais Garnier besichtigt werden. Das Gemälde Lenepveus, das aus 24 Kupferplatten zusammengesetzt ist und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zweimal restauriert wurde, beinhaltet 63 Figuren, die dieMusen und die Stunden des Tages und der Nacht darstellen.

Zu kontroversen Diskussionen kam es 2015, nachdem Besucher des Hauses einen Teil der Logentrennwände entfernt fanden. Jeweils drei der bisherigen Logen bildeten eine größere Loge.[3] Die Opéra National de Paris verteidigte ihr Vorgehen mit der erheblichen Verbesserung der Bühnensicht, die dadurch für die betreffenden Sitzplätze erreicht worden sei. Die neue Handhabung, die Trennwände nach Bedarf herauszunehmen, habe schon Charles Garnier so vorgesehen.[4]

Die Opéra Garnier gilt in der Architekturgeschichte als ein Musterbeispiel des Theaterbaus. Oft war sie Vorbild für spätere Bauten; so ähnelt beispielsweise die Fassade des 1896 in Berlin fertiggestelltenTheater des Westens auffällig jener des Pariser Opernhauses.

„Phantom der Oper“

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Dieses Opernhaus ist der Originalschauplatz der Geschichte desPhantoms der Oper. Realer Hintergrund sind mysteriöse Geräusche aus dem Untergrund während der ersten Aufführungen sowie ein nie völlig aufgeklärter Unfall, bei dem ein Gegengewicht des tonnenschweren Kronleuchters am 20. Mai 1896 herunterstürzte und die 56-jährige Concierge Madame Chomette aus der Rue Rochechouart tötete. Diese Ereignisse und die Angst der Theaterleute vor dem unheimlichen Keller, seinen labyrinthartigen Gängen und dem ihnen unbekannten Grundwassersammelbecken schufen den Mythos rund um den „Operngeist“. Die unterirdischen Gewässer,[5] die vom Phantom der Oper mit seiner Barke befahren werden, existieren wirklich und müssen heute noch regelmäßig abgepumpt werden.[6] Die vom Phantom der Oper beanspruchte Loge 5 ist entsprechend markiert und von außen zu besichtigen (im ersten Stock, ganz links).

„Foyer de la Danse“

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DasFoyer de la Danse war ein spezieller Saal in der Oper, hinter der Bühne gelegen, ursprünglich für das Aufwärmen der Tänzerinnen und das Richten ihrer Kostüme vor ihrem Auftritt gedacht. Bald wurde es üblich, dass die Mieter der Logen, die Abonnenten, sich in diesem Saal einfanden und den Tänzerinnen zusahen. Die Tänzerinnen, insbesondere die „Ratten“, waren sehr jung, oft nur 13 bis 14 Jahre alt, und arm, die Herren waren alt und reich. Aus dem Trainingssaal wurde ein „Ort der Verführung“, die Herren verabredeten sich mit den Tänzerinnen, unterstützt von deren Müttern, die eigentlich ihre Töchter behüten sollten, sich aber oft als Kupplerinnen betätigten. Die „Mütter“ waren oft nicht die wirklichen Mütter der Tänzerinnen, sondern sogenannte Tanten, Kusinen oder Freundinnen der Familie. Die meisten Tänzerinnen entstammten sehr armen Familien. Karriere zu machen ohne eine „Protektion“ war praktisch unmöglich. Manche Mädchen machten eine gute Partie, die meisten fielen in die Armut zurück. Die Bilder vonEdgar Degas undJean-Louis Forain zeigen oft diesen Ort und die erotische Atmosphäre.

Edgar Degas:Der Balletmeister

Auch für dieBelle Époque war dies skandalös, aber erst in den 1930er Jahren wurde dieser Treffpunkt für die Herren geschlossen. Die französische Redensart „S’offrir une danseuse“ (Sich eine Tänzerin leisten, in der Bedeutung „Sich ein teures Hobby leisten“) zeugt noch von diesem Brauch.[7][8][9]

  • Galerie
  • Zuschauerraum
    Zuschauerraum
  • Wandelhalle für das Publikum
    Wandelhalle für das Publikum
  • Grand Foyer
    Grand Foyer
  • Deckenfresko des Grand Foyer
    Deckenfresko desGrand Foyer
  • Deckenmosaik
    Deckenmosaik
  • Allegorisches Wandgemälde
    Allegorisches Wandgemälde
  • Apollon-Statue mit Musik links und Poesie rechts auf dem Dach der Opéra Garnier
    Apollon-Statue mit Musik links und Poesie rechts auf dem Dach der Opéra Garnier
  • Fassadendetail: Allegorie Choreographie
    Fassadendetail: AllegorieChoreographie
  • Restaurant der Oper
    Restaurant der Oper
  • Opernplatz
    Opernplatz

Literatur

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  • Gérard Fontaine:Le grand théâtre national de Pékin: Comment réussir un opéra de Charles Garnier à Paul Andrieu. Agnès Viénot Éditions, Paris 2003,ISBN 2-914645-09-0, (französisch).
  • Gérard Fontaine:L’Opéra de Charles Garnier. Éditions du patrimoine – Centre des monuments nationaux, Paris 2015,ISBN 978-2-7577-0094-5, (französisch).
  • Anselm Gerhard:Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts. Metzler Verlag, Stuttgart 1998,ISBN 3-476-00850-9.
  • Martine Kahane, Thierry Beauvert:Die Pariser Oper. Das „Palais Garnier“, ein Gesamtkunstwerk. Vorwort vonChrista Ludwig. Fotografien von Jacques Moatti. Übersetzung von Wiebke Schmaltz. Wasmuth, Tübingen 1988,ISBN 3-8030-0144-7, Bildband.
  • Antoine Pecqueur:Die schönsten Opernhäuser der Welt. Fotografien von Guillaume de Laubier. Übersetzung von Annegret Hunke-Wormser. Knesebeck, München 2013,ISBN 978-3-86873-641-0,Inhaltsverzeichnis, Innenaufnahmen, S. 135–144, Bildband.
  • Monika Steinhauser:Die Architektur der Pariser Oper. Studien zu ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer architekturgeschichtlichen Stellung (=Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Band 11.)Dissertation an derUniversität Freiburg. Prestel Verlag, München 1969,OCLC462368990.

Filme / Serien

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  • Die verbotene Tür. (OT:L’âge heureux.)Ballettfilm,Kinderfilm, Fernsehserie (4 × 52 Min.), Frankreich, 1966.
  • Die Pariser Opéra Garnier. (OT:L’Opéra Garnier.) Dokumentarfilm, Frankreich, 1999, 28 Min., Regie: Stan Neumann, Produktion:arte France, Les Films d’ici, Reihe:Baukunst, deutsche Erstausstrahlung: 16. Juni 2001 bei arte,Inhaltsangabe von arte, (Memento vom 18. April 2013 im Webarchivarchive.today).
  • Des Kaisers neue Oper. (OT:Un opéra pour un empire.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2020, 89:00 Min., Buch und Regie: Patrick Cabouat, Produktion:arte France, Bel Air Media, Fulldawa Production, Erstsendung: 30. Januar 2021 bei arte,Inhaltsangabe vonARD.
  • Find me in Paris, britische Fernsehserie, 78 Folgen in drei Staffeln, 2018–2020
  • L’Opéra – Dancing in Paris, französische Fernsehserie, 8 Folgen in einer Staffel, 2021

Siehe auch

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Weblinks

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Commons: Opéra Garnier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Manuela Martini:Sur les chantiers, les bâtisseurs. In: Stéphane Mourlane, Dominique Païni (Hrsg.):Ciao Italia! – Un siècle d’immigration et de culture italiennes en France. Éditions de la Martinière/Musée de l’histoire de l’immigration, Paris 2017,ISBN 978-2-7324-8081-7,S. 93–101, hier S. 98. 
  2. Gérard Fontaine:L’Opéra de Charles Garnier. Éditions du patrimoine – Centre des monuments nationaux, Paris 2015,ISBN 978-2-7577-0094-5, S. 43.
  3. Guy Boyer:Transformation scandaleuse des loges de l’Opéra Garnier. (Memento vom 17. November 2015 imInternet Archive). In:Connaissance des Arts, 30. Oktober 2015, (französisch).
  4. Message to spectators:Palais Garnier: Modernisation of the box partitions. Removable partitions, a feature designed by Charles Garnier. (Memento vom 15. November 2015 im Webarchivarchive.today). In:Opéra National de Paris, abgerufen am 13. November 2015, (englisch).
  5. 360°-Panoramen:Wasserbecken im Fundament der Opéra Garnier. In:Google Arts & Culture.
  6. Die Opéra Garnier (Paris). In:france.fr, 29. Oktober 2019: „Der unterirdische See, auf dem das Phantom mit seiner Barke fährt, existiert wirklich – wenn auch nur als Löschwasserbecken, welches regelmäßig durch die Pariser Feuerwehr abgepumpt werden muss.“
  7. Patrick Cabouat:Des Kaisers neue Oper. Hrsg.: ARTE France TV. Strasbourg 2020. 
  8. Marie Petitot: Danseuses de l'Opéra du XIXe siècle : l'envers du décor. In: Plume d'histoire. 2015, abgerufen am 18. September 2023 (französisch). 
  9. Opéra Garnier Paris, une merveille Napoléon III. In: Paris Guide Web. 2023, abgerufen am 18. September 2023 (französisch). 

48.8719444444442.3316666666667Koordinaten:48° 52′ 19″ N,2° 19′ 54″ O

Normdaten (Körperschaft):GND:5237527-4 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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