Olympique Marseille (offiziellOlympique de Marseille), häufig auch kurz alsOM bezeichnet, ist ein 1899 vonRené Dufaure de Montmirail gegründeterfranzösischer Fußballverein ausMarseille. Das Gründungsmitglied derDivision 1 ist neunfacherLandesmeister und der einzige Verein Frankreichs, der dieUEFA Champions League, beziehungsweise neben Paris Saint-Germain (Europapokal der Pokalsieger 1996) überhaupt einen internationalen Wettbewerb gewinnen konnte. 1993 wurde Marseille aufgrund einer Bestechungsaffäre ein weiterer nationaler Meistertitel aberkannt und der Verein zurSaison 1994/95 in die zweite Liga zwangsversetzt. Das auch im Wappen vonOM enthaltene Vereinsmotto lautetDroit au but, auf Deutsch: direkt zum Ziel/Tor. Olympique bezieht sich auf denOlymp und stellt eine Verbindung zu den griechischen Wurzeln der Stadt Marseille dar, die einephokäischeKolonie war.
Der Präsident ist Pablo Longoria; die Ligamannschaft trainiert seit Juli 2024Roberto De Zerbi.
Auch wenn der Verein bereits 1899 gegründet wurde, wurde Fußball erst ab 1902 gespielt. Aushängeschild des Vereins war die Rugby-Mannschaft, die bis 1944 existierte. Das erste belegte Spiel von Olympique Marseille war ein Freundschaftsspiel gegen US Phocéenne Marseille, das imParc Borély 0:3 verloren ging. Unter Präsident Marino Dallaporta, der Marseille vom 5. Oktober 1920 bis 2. Januar 1925 leitete, stellten sich die ersten überregionalen Erfolge ein. Unter ihm wurden auch die NationalspielerÉdouard Crut undJean Boyer verpflichtet. Olympique Marseille gewann am 13. April 1924 als erster nicht Pariser Verein gegenFC Sète mit 3:2n. V. imStade Pershing denCoupe de France.1926 und1927 folgten die nächsten zwei Pokalsiege. 1927 wurdeJoseph Alcazar als Ersatz für den abgewanderten Crut geholt. Durch einen 3:2-Sieg gegenClub Français Paris wurde Marseille 1929, vor Gründung einer Profiliga, erstmals französischer Meister imChampionnat par catégories. Der Wettbewerb wird heute als inoffizielle Meisterschaft gezählt. Insbesondere Mannschaftskapitän Boyer prägte diese Zeit und traf bis auf das Pokalendspiel 1927 in allen Finals für Marseille.
Der Verein gehörte im Jahr1932 zu den 20 Gründungsmitgliedern der ProfiligaDivision 1, einer im ersten Jahr noch zweigeteilten Spielklasse mit jeweils 10 Mannschaften. Alcazar war der erste Torschütze für Marseille in der neuen Liga. Marseille verpasste als Tabellenzweiter der Gruppe A hinter dem späteren MeisterLille das Finalspiel der beiden Gruppensieger. Imfolgenden Spieljahr stand Olympique Marseille bereits dicht vor der ersten französischen Meisterschaft, verlor jedoch als Tabellenführer sein letztes Saisonspiel mit 1:3 beim TabellenletztenCA Paris – einer Mannschaft, die bis dato 21 ihrer 25 Spiele verloren hatte – und fiel noch auf Platz 3 zurück. 1934 wurde Alcatraz zudem erster Spieler von Olympique Marseille, der an einerFußball-Weltmeisterschaft teilnahm.
DerTitelgewinn gelang erstmals1937, wenngleich nach drei Niederlagen in den letzten vier Saisonspielen der Punktvorsprung am Ende vollends aufgebraucht war und sich das vonJózsef Eisenhoffer trainierte Team nur noch aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber demFC Sochaux durchsetzen konnte. Von 1904 bis 1937 trug Marseille seine Spiele imStade de l'Huveaune aus. Am13. Juni1937 zog die Mannschaft mit einem Freundschaftsspiel gegen denFC Turin in das damals 35.000 Zuschauer fassendeStade Vélodrome. Die Franzosen gewannen ihre Premiere im Stadion mit 2:1. Weitere Erfolge könnten durch denKriegsausbruch, bis zu dem noch zwei aufeinanderfolgende Vizemeisterschaften in den Jahren1938 und1939 folgten, verhindert worden sein. Das Vélodrome-Stadion wurde von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt, so dass Marseille gezwungen war, wieder im Huveaune-Stadion zu spielen. In der Saison1940/41 gewann Marseille die Gruppe Süd und damit eine weitere inoffizielle Meisterschaft, da die sogenannten „Kriegsmeisterschaften“ (championnats de guerre) zwischen 1939 und 1945 – anders als der Landespokal – nicht als offizielle Wettbewerbe zählen. BeimCoupe de France 1942/43 gewann die Mannschaft bei ihrer achten Pokalteilnahme zum sechsten Mal. In der Folgesaison wurden sämtliche Vereinsmannschaften durch sogenannte „Bundesauswahlen“ (équipes fédéraux) ersetzt, die jeweils nach einer – teilweise historischen – Landschaft benannt wurden. Viele Spieler von Olympique Marseille spielten in dieser Saison fürÉF Marseille-Provence.1944/1945 nahm Olympique Marseille wieder regulär an der Division 1 teil.
Nach dem Krieg konnte sich Olympique Marseille1948 den zweiten Titelgewinn sichern.1952 erreichte man dank TorschützenkönigGunnar Andersson noch die Relegation und schaffte nach einer 1:3-Hinspielniederlage durch ein 4:0 im Rückspiel gegenUS Valenciennes-Anzin den Klassenerhalt. Auch1953 krönte sich Andersson in seiner torreichsten Saison mit 35 Treffern zum Torschützenkönig der Division 1. In der Folgesaison, erreichte Marseille das Finale desCoupe de France, musste sich aberOGC Nizza mit 1:2 geschlagen geben. 1957 folgte der nächste Titel imCoupe Charles Drago. Durch ein 3:1 gegen denRC Lens gewann die Mannschaft erst- und einmalig den Wettbewerb, der auch als „Trostpokal“ („la Consolante“) bezeichnet wurde. Sicherte sich der Klub1958 am letzten Spieltag noch aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber demFC Metz erneut den Klassenerhalt, stieg das Team imfolgenden Jahr als Tabellenletzter erstmals aus derDivision 1 ab. Nach einem zehnten Platz in derDivision 2 1959/60 und sechsten Platz in derFolgesaison stieg die Mannschaft in ihrerdritten Zweitligasaison unterOtto Glória durch einen vierten Platz wieder in die Beletage des französischen Fußballs.
1962 folgte die erste Teilnahme amMessestädte-Pokal. GegenRoyale Union Saint-Gilloise gab es eine Erstrundenniederlage. Nach einem einjährigen Gastspiel in derSaison 1962/63, in der Marseille als Tabellenletzter abstieg, verpasste die Mannschaft1964 die Aufstiegsrelegation als Fünfter trotz 20 Tore ihres Toptorschützens Antoine Keller. Nachdem man1964 nur Drittletzter in der Division 2 geworden war, übernahm der neue VereinspräsidentMarcel Leclerc. Unter seiner Führung knüpfte Marseille einige Jahre später wieder an die großen Erfolge aus den 1920er und 1930er Jahren an. Zunächst folgte1966 als Vize-Meister der Wiederaufstieg und die Etablierungin der ersten Liga und der Sieg imCoupe de France 1969. Als Olympique Marseille in der Weihnachtszeit 1969 gegenRed Star Paris ein Nachholspiel bestreiten musste, beschloss Präsident Leclerc, die Reservemannschaft antreten zu lassen. Leclerc wollte damit zeigen, dass er mit der Wahl des Termins nicht einverstanden war. Die Spieler, die eigentlich in derDivision d’Honneur spielten, erreichten durch zwei Treffer von Ange Di Caro ein 2:2-Unentschieden. Die Liga erklärte dieses Ergebnis jedoch für ungültig und ließ das Spiel im März 1970 wiederholen. Im Nachholspiel besiegte Marseille Paris mit 6:1. Größter Coup war die Verpflichtung des JugoslawenJosip Skoblar, der1971 mit seinen 44 Treffern maßgeblichen Anteil am dritten Titelgewinn hatte und dafür mit demGoldenen Schuh ausgezeichnet wurde.Im Folgejahr gelang das Double aus Titelverteidigung undCoupe de France 1971/72. Der 2:1-Sieg gegen denSEC Bastia war zudem das Eröffnungsspiel des neu gebautenParc des Princes. Der MarseillerDidier Couécou wurde erster Torschütze im Stadion. Zu den erfolgreichsten Spielern dieser Zeit gehörten neben Skoblar auchGilbert Gress,Roger Magnusson und der BrasilianerJairzinho. International blieben die Erfolge dagegen aus. ImIntertoto-Cup 1969 gab es gegen den1. FC Kaiserslautern mit 6:0 die höchste Niederlage in einem internationalen Wettbewerb für den Verein. Dazu unterlag Marseille imLandesmeisterpokal1971 im AchtelfinaleAjax Amsterdam (1:2, 1:4), imfolgenden Jahr schied die Mannschaft bereits in der ersten Runde gegenJuventus Turin (1:0, 0:3) aus. In der Liga endete die Saison1973 auf dem dritten Platz. Zuvor wurde Marcel Leclerc im Juli 1972 von seinem Amt als Präsident entbunden, nachdem er beschuldigt worden war, Geld veruntreut zu haben. 1976, wurde er für schuldig befunden, ca. 3,3 Mio.Franc zum Nachteil von Olympique Marseille veruntreut zu haben. Leclerc wurde zu einer achtzehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und zur Rückerstattung der veruntreuten Gelder verurteilt. In der Berufung wurde der Betrag auf 1,9 Mio. reduziert.[1] Nach Leclercs Regentschaft ließen die Leistungen der Mannschaft erstmal nach.1974 verpasste Marseille als zwölfter die europäischen Ränge und imUEFA-Pokal gab es im November 1973 in der zweiten Runde nach einem 2:0-Hinspielsieg gegen den1. FC Köln im Rückspiel zum zweiten Mal nach 1969 eine 6:0-Niederlage in einem europäischen Wettbewerb.
1974 übernahm Fernand Meric, ein Marseiller Kinounternehmer, die Präsidentschaft des Vereins. Unter ihm wurden mitCaju undJairzinho zwei brasilianische Weltmeister von 1970 in die Mannschaft geholt. Sie waren gleichzeitig die ersten Weltmeister, die in der Division 1 spielten. Mit den beiden Brasilianern wurde Marseille1975 Vize-Meister hinterAS Saint-Étienne.Im nächsten Jahr belegte Marseille lediglich den 9. Platz in der Liga. Erfolgreicher lief es imCoupe de France. Angetrieben vonHéctor Yazalde gewann Marseille gegen Olympique Lyon im Finale mit 2:0. Aus der siegreichen Mannschaft von 1972 war einzig Jules Zvunka wieder mit dabei; dieses Mal allerdings als Trainer und nicht als Spieler. Das Ende der 70er Jahre war weniger erfolgreich. Dem Erstrundenaus imEuropapokal der Pokalsieger 1976/77 gegen denFC Southampton folgte einzwölfter,vierter und wieder einzwölfter Platz. Damit verpasste man jeweils die Europapokalplätze.1980 folgte dann der erneute Abstieg trotz Spielern wieMarius Trésor undDidier Six. Der frühere deutsche NationalspielerErwin Kostedde besiegelte den Abstieg durch drei Tore bei der 3:0-Niederlage am 36. Spieltag gegenStade Laval. Da Lyon und Nizza ihre Spiele am folgenden Spieltag gewannen, konnte der Gang in die Division 2 auch rechnerisch nicht mehr abgewendet werden.
1981 geriet Olympique Marseille in große finanzielle Schwierigkeiten und wurde fürBankrott erklärt.[2] Nach vielen Abgängen verfehlte Marseille mit einer Mannschaft, die in großen Teilen aus dem Siegerteam desCoupe Gambardella 1979 bestand, den direkten Wiederaufstieg und wurde1981 Sechster in der Gruppe A der Division 2. Auch1982 (3. Platz Gruppe A) und1983 (4. Platz Gruppe A) verpassten die Südfranzosen den Aufstieg. Der gelang dann im vierten Jahr der Zweitklassigkeit, in dem MarseilleMeister der Gruppe A wurde und damit direkt aufstieg. Im Endspiel um die Zweitligameisterschaft musste sich das Team demFC Tours geschlagen geben. Nachdem1985 der Klassenerhalt mit der Mannschaft geglückte war die größtenteils auch für den Aufstieg verantwortlich war, erreichte die Mannschaft im Jahr darauf wieder das Pokalfinale. Hier musste man sichGirondins Bordeauxerst in der Verlängerung durch ein Tor vonAlain Giresse geschlagen geben. In der Liga erreichte das Team mit dem 12. Platz ein Abschneiden im gesicherten Mittelfeld.
Auf Initiative von BürgermeisterGaston Defferre übernahmBernard Tapie 1986 das Amt des Vereinspräsidenten.[3] Mit ihm investierte der Klub in den folgenden Jahren viel Geld für die Neuverpflichtungen von Spielern mit internationalem Format, um Marseille ab Ende der 1980er Jahre wieder zu einem Spitzenklub Europas zu machen. In seiner ersten Saison verpflichtete er den deutschen VerteidigerKarlheinz Förster, den Siegtorschützen aus dem Pokalfinale des Vorjahres Alain Giresse sowie StürmerJean-Pierre Papin. Zudem wurdeMichel Hidalgo als Sportdirektor verpflichtet. Trotz des Zuwachses an Qualität und der Herbstmeisterschaft verpasste Marseille die Meisterschaft1987. Mitte April bezwang der spätere Meister Girondins Bordeaux wieder seinen direkten Kontrahenten mit 3:0, obwohl die Girondins ab der 20. Spielminute nur noch zu zehnt spielten.Gernot Rohr hatte den von Bordeaux gewechselten Giresse gefoult. Auch imPokalfinale 1987 musste man sich erneut Bordeaux geschlagen geben. Für die nächste Saison wurdenAbédi Pelé undKlaus Allofs verpflichtet. ImEuropapokal der Pokalsieger, an dem Marseille als Pokalfinalist aus dem Vorjahr teilnahm, erreichte die Mannschaft gegentorlos das Halbfinale, in dem sieAjax Amsterdam unterlag.In der Liga reichte es nur zum sechsten Platz. Papin krönte seine Saison allerdings alsTorschützenkönig derDivision 1. Einen Titel, den er von 1988 bis 1992 fünfmal in Folge gewinnen sollte und damit maßgeblichen Anteil an vier aufeinanderfolgende Meisterschaften ab der folgenden Saison hatte.
Für diese wurde das Team mit Spielern wieÉric Cantona undFranck Sauzée weiter verstärkt. Nach einem enttäuschenden Start in die Saison mit nur einem Punkt nach zwei Spielen wurde der frühere Marseiller Torwart Gerard Gili Trainer. Insbesondere durch eine starke Rückrunde wurde die Meisterschaft1989 gefeiert. Mit demPokalgewinn 1989 gelang zudem das Double. Im Pokalfinale wurde dieAS Monaco mit 4:3 besiegt. Zur Saison1990 wurden mitCarlos Mozer,Enzo Francescoli undChris Waddle weitere Spieler von internationalem Format verpflichtet, mit denen die Meisterschaft wiederholt wurde. Auch international machte die Mannschaft nun auf sich aufmerksam. ImEuropapokal der Landesmeister scheiterte Marseille 1990 erst im Halbfinale anBenfica Lissabon (2:1, 0:1).Vata Matanu Garcia erzielte im Rückspiel per Hand das Tor, das das Ausscheiden von Marseille besiegelte.
MitBasile Boli undDragan Stojković wurde die Mannschaft in der Sommerpause 1990 weiter verstärkt. Der namhafteste Neuzugang war allerdingsFranz Beckenbauer, der als frisch gebackener Weltmeistertrainer den Posten als technischen Direktor übernahm. Im September 1990 übernahm Beckenbauer dann auch das Traineramt, übergab es ab Januar 1991 allerdings anRaymond Goethals und bekleidete fortan wieder die Direktoren-Position. Am Ende derSaison war Marseille wieder Meister und imEuropapokal der Landesmeister 1991 verlor das Team erst im Endspiel gegenRoter Stern Belgrad mit 3:5 im Elfmeterschießen. Nach der Finalniederlage verließ Beckenbauer Olympique Marseille wieder.1992 wurde Marseille erneut Meister, die Saison wurde allerdings vom „Drama von Furiani“ im französischen Pokal überschattet. Im Halbfinalspiel zwischen demZweitdivisionärSC Bastia und Marseille brach imStade Armand Cesari sieben Minuten vor Spielbeginn die Leichtbautribüne zusammen, die zuvor unter extremem Zeitdruck innerhalb von einer Woche vor dem Spiel errichtet wurde. Der Einsturz forderte 18 Tote[4] und über 2.350 Verletzte als Opfer. Das Spiel wurde nicht ausgetragen und Olympique Marseille zum Sieger erklärt. Da Marseille sich weigerte, das Finale vier Tage später zu bestreiten, wurde der Wettbewerb 1991 ohne Pokalsieger abgebrochen.
Im Sommer 1992 gab es einen kleinen Umbruch im Team. Mit Papin verließ der Starstürmer den Verein in RichtungAC Mailand und auch Mozer und Waddle verließen Frankreich für einen Wechsel ins Ausland. MitMarcel Desailly,Alen Bokšić undRudi Völler gab es allerdings namhaften Ersatz. Bokšić wurde in der Meisterschaft Torschützenkönig. 1993 gelang Olympique imChampions-League-Endspiel gegen den AC Mailand schließlich in München durch das Tor von Basile Boli der bis heute einzige Europapokalsieg einer französischen Mannschaft. Der Wettbewerb wurde erstmals unter dieser Bezeichnung ausgetragen und ersetzte den bisherigen Wettbewerb Europapokal der Landesmeister. Aus dem Sieg entwickelte sich auch der Slogan „À jamais les premiers“ (Auf ewig die Ersten), der bis heute von Fans und Verein verwendet wird.
Auf den sportlichen Höhepunkt folgte 1993 für Olympique Marseille der jähe Abstieg. Nachdem bekannt geworden, dass Vereinsfunktionäre vor dem Punktspiel gegenUS Valenciennes Bestechungsgelder gezahlt hatten („Affäre OM-VA“), wurde die französische Meisterschaft aberkannt, der Verein 1994 in die Zweite Liga zurückgestuft und mehrere Beteiligte strafgerichtlich verurteilt. Der Verein war an seinem Tiefpunkt angelangt und stand aufgrund hoher Schulden Mitte der 1990er Jahre am Rande des Ruins. Auch der Europapokal von 1993 erhielt späte Makel. Anfang 2006 gestand Jean-Jacques Eydelie in einem Gespräch mit der französischen SportzeitungL’Équipe ein, dass mit Ausnahme vonRudi Völler alle Spieler vor dem Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand eine ihnen in ihrer Zusammensetzung nicht bekannte Injektion erhielten. Ähnliche Dopingvorwürfe äußerte bereits im Jahr 2003 der irische NationalspielerTony Cascarino in einer Kolumne der britischen TageszeitungThe Times. Da 13 Jahre nach dem Finalspiel keine endgültige Klärung mehr zu erwarten war, verfolgte dieUEFA Eydelies Dopingvorwürfe trotz anfänglicher Überlegungen und Mailänder Titelansprüchen jedoch nicht mehr weiter.
Marseille wurde der Meistertitel 1993 aberkannt und die UEFA sperrte Olympique Marseille für die Saison 1993/94. ImUEFA Super Cup 1993 trat der AC Mailand an Stelle von Marseille gegenAC Parma an. Der AS Monaco nahm für Marseille an derUEFA Champions League 1993/94 teil. Auch dieFIFA tauschte Marseille beimWeltpokal 1993 gegen den AC Mailand aus. Bokšić und Desailly mussten den Verein aufgrund finanzieller Engpässe wieder verlassen. Marseille wurde nach den vier Meisterschaften in Folgein der Liga dieses Mal zweiter und qualifizierte sich für den UEFA-Pokal. Als Folge des Bestechungsskandals von 1993 musste Olympique Marseille allerdings zwangsabsteigen.[5] Für die neue Saison stand einAderlass für den Kader an.Didier Deschamps, Basile Boli, Rudi Völler.Alain Boghossian undSonny Anderson verließen den Verein und Marseille durfte keine unter Vertrag stehenden Spieler verpflichten. MitTony Cascarino und RückkehrerJean-Marc Ferreri waren die Neuzugänge nicht mehr so namhaft wie in den vorangegangenen Saisons. Im Dezember 1994 gab Gérard Gili ein zweiwöchiges Comeback, wurde aufgrund von finanzieller Schwierigkeiten aber nicht angestellt. Tapie verließ am 11. Dezember 1994 den Vorsitz des Vereins und Marseille musste im April 1995 Insolvenz anmelden. Da der Verein für 1 Mio. Francs von einem Konstrukt aus kommunale Behörden und privaten Geldgebern gekauft wurde, konnte der Spielbetrieb weiterlaufen. Auf dem Platz wurde Marseille zwarZweitligameister, der Verband verwährte dem Verein allerdings den Aufstieg. In der nächstenZweitligasaison ersetzteJérôme Alonzo den zum AS Monaco gewechseltenFabien Barthez.Manuel Amoros undChristophe Galtier kehrten zu Marseille zurück. Tony Cascarino der in beiden Zweitliga-Spielzeiten Torschützenkönig wurde führte die Mannschaft unter Trainer Gérard Gili, der in der Saison zurückkam, zum zweiten Platz und damit zum Aufstieg. ZurSaison 1996/97 wechselte EuropameisterAndreas Köpke, nachdem dessen Wechsel zumFC Barcelona gescheitert war, zum Aufsteiger. Am 14. Dezember 1996 kaufte der damalige Adidas VorstandsvorsitzendeRobert Louis-Dreyfus Olympique Marseille und wurde neuer Präsident. Am Ende der Spielzeit verpasste Marseille als Elfter knapp die europäischen Ränge, konnte sich aber souverän im französischen Oberhaus halten. Mit einemvierten Platz 1998 qualifizierte sich Marseille wieder für den europäischen Wettbewerb. Im Folgejahr verpasste der Klub, auch durch die Verstärkung vonRobert Pires,Peter Luccin undFlorian Maurice mit einem Punkt Rückstand auf Girondins Bordeaux1999 nur knapp die Meisterschaft. Das bemerkenswerteste Spiel der Saison lieferte der Verein zuhause gegenHSC Montpellier ab, in dem Marseille einen 0:4-Rückstand zur Halbzeitpause zu einem 5:4-Sieg drehen konnte. Im Mai 1999 unterlag Olympique imUEFA-Pokal-Finale dem AC Parma mit 0:3.
Die Saison zur Jahrtausendwende verlief durchwachsen für Marseille. Die NeuzugängeFranck Dumas,Eduardo Berizzo,Jérôme Leroy,Stéphane Dalmat undIbrahima Bakayoko konnten die Qualität der abgewandertenTiti Camara undLaurent Blanc nicht ersetzen. Zwar gelang Marseille ein Heimsieg gegen TitelverteidigerManchester United in der 1. Gruppenphase derUEFA Champions League 1999/2000, in der 2. Gruppenphase schieden die Südfranzosen mit nur zwei erzielten Toren als Gruppenletzter aus. In derLiga entgang man nur knapp dem Abstieg und beendete die Saison auf dem 15. Rang, punktgleich mit AbsteigerAS Nancy. Für die nächste Spielzeit wurde der brasilianische TrainerAbel Braga verpflichtet. Er erhielt auf dem Platz Unterstützung durch die beiden BrasilianerAdriano Gabiru undMarcelinho. Darüber hinaus wurden mitBruno N’Gotty,Manuel dos Santos Fernandes,Lucas Bernardi,Brahim Hemdani und der ehemalige WeltfußballerGeorge Weah weitere Spieler von internationalem Format verpflichtet. Mit Robert Pirès, Stéphane Dalmat und Peter Luccinjoin verließen allerdings auch Leistungsträger den Club. Die Saison verlief enttäuschend und am Ende stand erneut ein15. Platz zu Buche. Auch neben dem Platz gab es viel Unruhe, Trainerwechsel und Bernard Tapie wurde als Sportdirektor wieder zurückgeholt. In der Sommerpause kam es erneut zu vielen Wechseln.Vedran Runje,Frank Lebœuf,Daniel Van Buyten undPascal Nouma halfen dem Verein, dass er nichts mit den Abstiegsrängen zu tun hatte, mit dem9. Platz verfehlte Olympique aber auch ein Platz in Europa.
Die Premierensaison derLigue 1, wie die höchste französische Fußballliga seit der Saison 2002/03 heißt, verlief wieder erfolgreicher.Alain Perrin wurde neuer Trainer und vergleichsweise wenige Wechsel bestimmten die Sommerpause.Fabio Celestini,Pascal Johansen undDmitri Jewgenjewitsch Sytschow verhalfen der Mannschaft mit dem3. Rang zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation. MitHabib Beye undPhilippe Christanval wurde die Abwehr für die nächste Saison verstärkt und im Angriff kamenAhmed Hossam undDidier Drogba dazu. Nachdem Marseille sich gegenFK Austria Wien in der Champions-League-Qualifikation hatte durchsetzen können, reichte es nur zu Rang 3 in der Gruppenphase und damit einem Weiterspielen in der 3. Runde des UEFA-Pokals. Hier konnte man unter anderem denFC Liverpool undInter Mailand ausschalten und Marseille erreichte wieder ein internationales Finale. Nach einer Roten Karte von Torwart Fabien Barthez, unterlag Marseille imUEFA-Pokalfinale 0:2 gegen denFC Valencia im Mai 2004. In der Liga spielte Marseille unter den Erwartungen und verpasste mitPlatz 7 wieder die internationalen Plätze. Drogba verließ den Verein im Sommer in RichtungChelsea. Dafür kamenFrédéric Déhu,Bixente Lizarazu,Benoît Pedretti,Péguy Luyindula,Habib Bamogo neu nach Marseille. Im Januar 2005 wurdePape Diouf von Louis-Dreyfus zum Vereinspräsidenten ernannt. Er war der erste schwarze Präsident eines großen europäischen Fußballklubs. In der Liga verbesserte man sich aufPlatz 5, verpasste allerdings durch ein Unentschieden bei Bordeaux die direkte UEFA-Pokal-Qualifikation aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber dem Tabellenvierten.Franck Ribéry,Lorik Cana undMamadou Niang verstärkten Marseille im Sommer 2005 und durch das Gewinnen desUEFA Intertoto Cups 2005 gegenDeportivo La Coruña qualifizierte sich Marseille noch für denUEFA-Pokal 2005/06. MitToifilou Maoulida undMickaël Pagis wurde im Winter 2005 nochmal im Angriff nachgelegt. Im nationalen Pokal erreichte Marseille das Finale desCoupe de France 2005/06, musste sich aberParis Saint-Germain mit 2:1 geschlagen geben. In der Liga ereilte Marseille erneut das Schicksal der Vorsaison. Am letzten Spieltag derSaison 2005/06 verpasste Marseille wieder bei Bordeaux aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber dem Tabellenvierten die direkte UEFA-Pokal-Qualifikation. Dieser gelang erneut über das Gewinnen desUEFA Intertoto Cups 2006. Hier besiegte MarseilleDnipro Dnipropetrowsk im entscheidenden Duell.
Olympique war erneut in einen Skandal verwickelt, bei dem es um illegale Transaktionen in Zusammenhang mit der Verpflichtung neuer Spieler, hinterzogene Sozialabgaben u. ä. aus den Jahren ab 1997 ging. Ein Gericht hat insgesamt 13 Personen zu teilweise mehrjährigen Freiheits- und hohen Geldstrafen verurteilt, darunter den Ex-PräsidentenRobert Louis-Dreyfus und weitere Vorstandsmitglieder von OM, mehrere Anwälte und Spielervermittler/-berater (einer der bekanntesten: Ex-NationalspielerJean-François Larios); lediglich der damalige Sportdirektor Marcel Dib wurde freigesprochen. Ungeachtet aller Probleme war OM einer repräsentativen Umfrage zufolge der 2007 in Frankreich beliebteste einheimische Fußballverein.[6]
MitRonald Zubar,Modeste M’Bami undDjibril Cissé erreichte Marseille die Vizemeisterschaft in derSaison 2006/07. ImPokal musste sich die Mannschaft erneut im Finale geschlagen geben. Die Südfranzosen zogen gegen denFC Sochaux im Elfmeterschießen den Kürzeren.Steve Mandanda,Laurent Bonnart,Benoît Cheyrou,Karim Ziani undBoudewijn Zenden kamen neu nach Marseille, während Franck Ribéry, Habib Beye und Mickaël Pagis den Club wieder verließen. Nach einem schwachen Start 2007 wurdeEric Gerets neuer Trainer von Olympique. Der dritte Platz2007/08 erlaubte OM wie im Vorjahr, an derChampions League teilzunehmen. Jedoch erreichte man nur den 3. Platz in der Gruppe A, um schließlich im Achtelfinale desUEFA-Pokals vom späteren PokalgewinnerZenit Sankt Petersburg besiegt zu werden. Im Sommer wurdenVitorino Hilton,Hatem Ben Arfa undBakari Koné neu verpflichtet. Die EigengewächseCédric Carrasso undSamir Nasri sowie Djibril Cissé verließen den Verein. In der Saison2008/09 belegte OM den 2. Platz hinter Bordeaux in der Ligue 1 und qualifizierte sich somit direkt für die Champions League. Man erreichte wieder nur den 3. Gruppenplatz und verlor erneut im Achtelfinale derEuropa League, diesmal gegen Benfica Lissabon.
Im Oktober 2016 übernahmFrank McCourt, US-Unternehmer und früherer Besitzer derMLB-Mannschaft derLos Angeles Dodgers und desDodger Stadium, die Anteile der Mehrheitsaktionärin Margarita Louis-Dreyfus. Er setzte Jacques-Henri Eyraud als neuen Präsidenten ein,[8] wenige Tage später wurde in Person vonRudi Garcia zudem ein neuer Cheftrainer eingestellt.[9] Am 27. Oktober 2016 gab der Verein die Verpflichtung vonAndoni Zubizarreta bekannt. Der ehemalige spanische Nationaltorhüter übernahm das Amt des Sportdirektors.[10] In der Winterpause wurde Dimitri Payet zurück nach Südfrankreich geholt. Durch einenfünften Platz sicherte sich die Mannschaft die Qualifikation zur UEFA Europa League. Maßgeblichen Anteil daran hattenMorgan Sanson, der mit 12 Vorlagen die Torvorlagengeberliste der Ligue 1 2016/17 anführte, sowie Bafétimbi Gomis und Florian Thauvin, die 20 bzw. 15 Tore erzielten. In der ersten vollen Spielzeit unter McCourt wurdenSteve Mandanda,Adil Rami undLuiz Gustavo verpflichtet. Marseille erreichte das Finale derUEFA Europa League 2017/18. Hier verlor Olympique gegenAtlético Madrid mit 0:3. In der französischen Liga verbesserte sich die Mannschaft aufPlatz 4. Florian Thauvin wurde zweiter der Torschützenliste und Dimitri Payet teilte sich mit 13 Vorlagen den Spitzenplatz bei den Vorlagen mitNeymar. Die Mannschaft konnte im Sommer fast komplett zusammengehalten werden undDuje Ćaleta-Car,Kevin Strootman sowieNemanja Radonjić kamen neu nach Marseille. Im Winter kam nochMario Balotelli dazu. Die Saison verlief insgesamt enttäuschend für die Mannschaft. In den Pokalwettbewerben schied man früh aus und in derLigue 1 reichte es nur zu Platz 5. Am 28. Mai 2018 übernahmAndré Villas-Boas das Traineramt und mit ihm gab es einen größeren Umbruch in der Mannschaft.Rolando Jorge Pires da Fonseca,Aymen Abdennour,Tomáš Hubočan, Mario Balotelli, Adil Rami und Luiz Gustavo verließen Marseille, wohingegenÁlvaro González,Valentin Rongier undDarío Benedetto neu zur Mannschaft dazusteießen. Diefranzösischen Regierung ordnete ein frühes Ende der Saison Ende April 2020 angesichts derCOVID-19-Pandemie an. Olympique Marseille stand zu diesem Zeitpunkt nach 28 Spielen auf dem zweiten Rang und qualifizierte sich damit direkt für dieUEFA Champions League 2020/21.
Am 3. August 2020 wurdePablo Longoria als Nachfolger von Andoni Zubizarreta Geschäftsführer Profifußball. Im Winter 2020/21 kamenPol Lirola undArkadiusz Milik neu in die Mannschaft. Nachdem es im Januar 2021 zu Ausschreitungen zwischen Fans und dem Verein gekommen war[11] wurde Longoria zum Nachfolger von Jacques-Henri Eyraud als Präsident von Olympique Marseille ernannt.[12] Er wurde der jüngste Präsident des Clubs seit 1909.Jorge Sampaoli wurde Trainer in Marseille und führte die Mannschaft auf den fünften Platz2021. Für die neue Saison wurdenCengiz Ünder,Pau López,William Saliba,Mattéo Guendouzi undGerson verpflichtet. In der Saison2021/22 konnte Marseille erstmalig seit 1977 in Bordeaux durch ein Tor von Ünder gewinnen und wurde am Ende der Saison Vizemeister. Nach der Saison entschied sich Smpaoli den Club zu verlassen undIgor Tudor wurde neuer Trainer. Mit ihm gab es einen größeren Umbruch im Kader. Ćaleta-Car, Mandanda, Milik, Saliba und EigengewächsBoubacar Kamara verließen Marseille. Im Gegenzug wurdenEric Bailly,Jonathan Clauss,Chancel Mbemba,Alexis Sánchez,Nuno Tavares,Jordan Veretout als Neuzugänge vorgestellt. In derChampions League schied Marseille 2022 am letzten Spieltag der Gruppenphase durch ein Tor vonPierre Emile Højbjerg in der 95. Minute gegenTottenham Hotspur aus und verpasste ein mögliches Weiterkommen bzw. die Finalrunden-Play-offs der UEFA Europa League. Im November 2022 wurde Jean-Pierre Papin als Berater von Präsident Longoria vorgestellt.[13] Die Mannschaft war am 33. Spieltag noch auf Platz zwei der Tabelle, konnte aus den letzten fünf Spielen aber nur drei Punkte holen und erreichte als Drittplatzierter derLigue 1 2022/23 die3. Qualifikationsrunde zurUEFA Champions League 2023/24. Trainer Tudor verließ den Club zum Saisonende aus beruflichen und privaten Gründen. Sein Nachfolger wurdeMarcelino García.
Mario Zatelli (Spieler 1935–1938/1945–1948, mehrfach Trainer)
Bedeutende Trainer
Unter allen Übungsleitern, die der Verein seitPeter Farmer (1923–1924) beschäftigt hat, waren die folgend Genannten diejenigen, die am häufigsten bei nationalen und internationalen Pflichtspielen als Verantwortliche für OMs erste Mannschaft auf der Trainerbank saßen:[15]
Olympique Marseille trägt seine Heimspiele imStade Vélodrome (seit 2016 durchSponsoringvertrag offiziellOrange Vélodrome) aus, das trotz des Namens seit 1998 keineRadrennbahn mehr enthält. Diese namensgebende Bahn wurde anlässlich der Renovierungen zurFußball-Weltmeisterschaft in Frankreich aus der Anlage entfernt. Das Stade Vélodrome wurde für dieFußball-Europameisterschaft 2016 umgebaut und erweitert. Dabei erhielten unter anderem die Zuschauerränge eine Komplettüberdachung. In der Saison 2013/14 waren 48.000 Plätze für die Fans verfügbar. Die Heimat von OM besitzt nach den Arbeiten rund 68.000 Zuschauerplätze. Es ist das größte für Vereinsspiele genutzte Stadion des Landes. Größer ist nur dasStade de France inParis, das als Nationalstadion (also für Länderspiele und Pokalendspiele) dient, ohne einen Heimverein zu haben. Marseille hat bei seinen Heimspielen regelmäßig die meisten Zuschauer in der Ligue 1.
Olympique besaß bereits seit den 1970er Jahren eineFrauenfußballabteilung, deren erste Elf1979 und1980 als Gruppenzweiter sogar nur relativ knapp am Einzug in das Endspiel um den Landesmeistertitel gescheitert war. Diese löste der Verein allerdings 1985 auf.[16]
2011 richtete OM eine solche Abteilung wieder ein.[17] Anders als die südfranzösischen Konkurrenten aus Lyon, Montpellier oder Toulouse nutzte OM jedoch nicht die Möglichkeit, durch Inkorporation eines bereits existierenden Frauenvereins auf einen vorhandenen Kreis von erfahrenen Spielerinnen und bestehende Strukturen zurückzugreifen und – in diesem Falle standFAMF, der Nachfolger vonCeltic Marseille, zur Debatte – gleich in der dritthöchsten Liga zu beginnen. Vielmehr hat der Verein in einem mehrstufigen Sichtungsverfahren eine Gruppe sehr junger Frauen rekrutiert, die in der untersten regionalen Spielklasse begann, und baute zudem einen Jugendbereich auf.[18] 2014 sind Olympiques Frauen in diezweite Division aufgestiegen, in der sie 2016 die Meisterschaft der Südgruppe errangen. Deshalb sind Olympiques Frauen in derSaison 2016/17 erstmals in derDivision 1 Féminine angetreten und haben sich dort zwei Jahre gehalten.
Choreographie des CU 84 vor einem Spiel gegen den Erzrivalen PSG
Olympique Marseille ist einer der populärsten Fußballvereine Frankreichs und verfügt über eine landesweite Gefolgschaft. Seine ältesteUltra-Gruppierung ist das 1984 gegründeteCommando Ultra, das zusammen mit den 1987 entstandenenSouth Winners die Südkurve(Virage Sud) des heimischenStade Vélodrome bevölkert. Die Nordkurve(Virage Nord) teilen sich dieDodgers Marseille (gegründet 1992),MTP Marseille Trop Puissant (1994),Fanatics (1988) undYankee Nord Marseille (1987).[19]
Eine langjährige und intensive Freundschaft (in erster Linie desCommando Ultra 84) besteht mit den Fans vonAEK Athen (in erster Linie mit deren ältester Ultra-GruppierungOriginal 21). Die Freundschaft entstand anlässlich ihres Aufeinandertreffens im Achtelfinale desEuropapokals der Landesmeister 1989/90, wo Marseille sich mit 2:0 und 1:1 durchsetzen konnte.[20] Seither kommt es zu wechselseitigen Unterstützungen, wenn OM inGriechenland oder AEK in Frankreich spielt.
Eine junge, jedoch umso intensivere Rivalität liefern sich die Anhänger vonOM undParis Saint-Germain, bei der es jedoch nicht nur um sportlichen Erfolg geht, sondern auch um die beiden größten und einflussreichsten Städte Frankreichs mit den meisten Anhängern. Auch historische, kulturelle und soziale Aspekte spielen eine Rolle. Da es beimDerby de France regelmäßig zu teils schweren Ausschreitungen kommt, gelten Aufeinandertreffen der beiden Clubs alsRisikospiel.
Mehr Tradition hat hingegen das Duell mitSaint-Étienne – da sich hier die größten und kreativsten Fangruppierungen des Landes begegnen, geht es hierbei jedoch vielmehr darum, wer sein Team lautstärker, farbenfroher und intensiver unterstützt. Auch die seit Beginn der 1950er regelmäßig ausgetragenen Spiele zwischen OM undOL sind weitestgehend frei von echten Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen. Bei diesem „Aufeinanderprallen der Olympiques“(choc des Olympiques) beziehungsweiseL’Olympico – wie auch schonLe Classique einePR-dienliche Neuschöpfung des Bezahl-TV-SendersCanal+ – beschränkt sich die Rivalität auf die Frage der fußballerischen Dominanz zweier gleichnamiger Klubs aus dem Südosten des Landes.[21]
Thierry Berthou/Collectif:Dictionnaire historique des clubs de football français. Pages de Foot, Créteil 1999 – Band 1 (A–Mo)ISBN 2-913146-01-5, Band 2 (Mu–W)ISBN 2-913146-02-3.
Jean Cornu:Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978.
France Football:Olympique de Marseille. Spécial – Clubs de légende, 2008.
Alain Pécheral:La grande histoire de l’OM. Des origines à nos jours. Éd. Prolongations, o. O. 2007,ISBN 978-2-916400-07-5.