Oliver Norvell Hardy (SpitznameBabe;[1] *18. Januar1892 inHarlem,Georgia alsNorvell Hardy; †7. August1957 inHollywood,Kalifornien) war einUS-amerikanischer Komiker, Filmschauspieler und Stummfilmregisseur, der vor allem als Teil des legendären KomikerduosLaurel und Hardy (Dick und Doof) weltberühmt wurde. Neben seinem PartnerStan Laurel spielte Hardy hierbei die Figur des wichtigtuerischen Ollie, der Stan nur vermeintlich überlegen ist und oft durch seine Überheblichkeit in missliche Situationen gerät.
In einem Zeitraum von 30 Jahren (1921 bis 1951) drehte das Team zusammen 107 Filme. Vor dem eigentlichen Beginn der künstlerischen Partnerschaft im Jahr 1927 hatte Hardy in etwa 270 Stummfilmen mitgewirkt, von denen nur gut 100 erhalten sind.
Norvell Hardy war erst zehn Monate alt, als sein Vater Oliver starb. Er verbrachte seine Jugend inMilledgeville,Georgia, wo seine Mutter ein Hotel betrieb. Er war ein musikalisch begabter, sangeslustiger Junge und nahm neben der Schule eine Zeit lang unregelmäßig Gesangsunterricht amKonservatorium inAtlanta, beiAdolf Dahm-Petersen.
1910 begann er als Geschäftsführer und Filmvorführer desPalace Theater, des ersten Kinos in Milledgeville, zu arbeiten. Dort sah er die frühen Stummfilmkomödien und beschloss, sich in diesemGenre zu versuchen. 1912 verließ er Milledgeville und zog nachJacksonville (Florida), wo gerade die junge Kinoindustrie aufblühte. Dort fand er jedoch vorerst keine Anstellung in der Filmbranche und musste sich seinen Lebensunterhalt mit Auftritten als Sänger verdienen. Dasselbe tat er, als er 1913 nach Atlanta zog, wo er die erste seiner insgesamt drei Ehefrauen, die Pianistin Madelyn Saloshin, kennenlernte und noch im selben Jahr heiratete.
Im Jahr 1914 kehrte er mit seiner Frau nach Jacksonville zurück und fand bei der Lubin Company Arbeit als Filmschauspieler. Sein erster Film warOutwitting Dad. Nach gelungenen Auftritten in Kurzfilmen wie dem erhalten gebliebenen, unabhängig produziertenSomething in Her Eye (1915) folgte 1916 für die Vim Comedy Company eine Serie von Einaktern um die Figuren Plump & Runt, in denen er mit Billy Ruge die Hauptrolle spielte. Bei einigen seiner Filme für diese Produktionsfirma konnte er sich auch als Regisseur versuchen.
Nach seinem Weggang von Vim spezialisierte sich Hardy auf die Rolle des „Straight man“, Gegenspielers oder Bösewichts, meist mit der damals üblichen starken Gesichtsbehaarung. In dieser Funktion trat er regelmäßig in den Kurzfilmen desCharlie-Chaplin-Imitators Billy West (1917/18, Hardy in derEric-Campbell-Rolle) und denen des Komikers Jimmy Aubrey (1919–21) auf, der später inThat’s My Wife mitwirkte. Zumindest in Großbritannien war Hardy zu dieser Zeit bereits so populär, dass ihm der Verlag Amalgamated Press (später Fleetway) 1920/21 den ComicstripThe Artful Antics of Babe Hardy widmete (eine Ehrung, die sowohl Aubrey als auch „Solostar“ Laurel verwehrt blieb).
Erstmals 1919 und dann regelmäßig ab 1921 war Hardy unverzichtbarer Bestandteil vonLarry Semons damals außerordentlich populären Filmen, die ihn endgültig dem breiten Publikum bekanntmachten. Einen Gauner verkörperte er auch um 1921 in dem Stan-Laurel-KurzfilmThe Lucky Dog, der die beiden künftigen Komikerstars erstmals und rein zufällig gemeinsam zeigte. InBuster Keatons Langfilm-DebütThe Three Ages (Die drei Zeitalter /Ben Akiba hat gelogen!) von 1923 war Hardy trotz eines weitverbreiteten Gerüchts nicht zugegen: Der in diesem Film häufig mit ihm verwechselteKewpie Morgan spielte später imLaurel & Hardy-FilmBabes in Toyland (Rache ist süß /Abenteuer im Spielzeugland) mit. Dennoch war Hardy im Gegensatz zu Laurel auch in langen Stummfilmen zu sehen, u. a. 1925 als Blechmann in Larry Semons Adaption vonThe Wizard of Oz (Der Zauberer von Oz) und 1927 im WesternNo Man’s Law.
Statuen von Laurel und Hardy in Stan Laurels GeburtsstadtUlverston
Ab 1925 waren sowohl Hardy als auch Laurel fürHal Roach tätig und standen für den Filmproduzenten mal solo, mal zufällig gemeinsam vor der Kamera. Nachdem Roach von seinem Autor bzw. RegisseurLeo McCarey darauf aufmerksam gemacht worden war, wie gut die beiden harmonierten, nutzte er das Potenzial, indem er Laurel und Hardy ab 1927 systematisch als Team aufbaute. Hardy spielte innerhalb der Partnerschaft meist den angeberischen, sich selbst maßlos überschätzenden Mann von Welt, der an seinen Ansprüchen scheitert; im Verhältnis zum von Laurel verkörperten Charakter war er die vermeintlich überlegene, pompös-respektheischende Vaterfigur, die aber letztlich ähnlichinfantile Züge an den Tag legte. Zu Hardys Markenzeichen wurden u. a. sein leidendes, in Großaufnahme an den Zuschauer gewandtes Gesicht, wenn sein Partner wieder einmal einenFauxpas begangen hatte, das verlegene Wedeln mit seiner Krawatte sowie der Spruch „Well, here’s another nice mess you’ve gotten me into“ („Da hast du mir ja mal wieder eine schöne Suppe eingebrockt“).
Während Laurel am Drehbuch oder Schnitt eines Filmes arbeitete, konzentrierte sich „Babe“, wie Hardy mit Spitznamen genannt wurde, ausschließlich auf den schauspielerischen Part. Er frönte lieber seinem Hobby, demGolfspielen, was ihm ein niedrigesHandicap einbrachte und den Ruf, einer der besten Spieler seiner Zeit gewesen zu sein. Hardy war zudemFreimaurer und Mitglied derSolomon Lodge No. 20 in Jacksonville. Einer der bekanntesten Filme, die auf die Freimaurerei anspielen, ist der FilmDie Wüstensöhne (Sons of the Desert) von 1933. Dort begeben sich Stan Laurel und Oliver Hardy auf einen Konvent derShriners inChicago, tragen derenFes und treffen sich in einerOase (Freimaurerloge).
Während seiner Partnerschaft mit Laurel trat Hardy nur selten ohne diesen auf. 1935 hätte er nach Wunsch des ProduzentenDavid O. Selznick beinahe die Rolle desMicawber in derMGM-Verfilmung vonCharles Dickens’ RomanDavid Copperfield bekommen, wäre der Regisseur,George Cukor nicht dagegen gewesen. Als es 1939 zwischen Laurel und Roach kriselte, gab Letzterer Hardy kurzerhand die Hauptrolle in der KomödieZenobia (Zenobia, der Jahrmarktselefant), in der auch Ex-KomikerstarHarry Langdon mitwirkte. Es wird oft behauptet, dass Roach die beiden Komiker als neues Duo aufbauen wollte. Dagegen spricht allerdings, dass beide im Film nicht als Team agierten, sondern zumeist jeweils ihre eigenen Szenen hatten.
Nach dem vorläufigen Ende der gemeinsamen Filmkarriere Laurel und Hardys im Jahr 1945 trat Hardy 1949 noch in dem WesternThe Fighting Kentuckian(In letzter Sekunde) als komischerSidekick vonJohn Wayne auf und hatte 1950 einen Kurzauftritt als Rennbahnbesucher nebenBing Crosby imFrank-Capra-FilmRiding High(Lach und wein mit mir). 1951 stand er fürAtoll K(Dick und Doof erben eine Insel) schließlich doch noch ein letztes Mal mit Laurel vor der Kamera.
Mitte der 1950er-Jahre nahm Oliver Hardy stark ab, um seine Gesundheit zu schonen. Allerdings erlitt er 1956 einenSchlaganfall und war daraufhin fast völlig gelähmt. Nach zwei weiteren Schlaganfällen starb er am 7. August 1957 im Alter von 65 Jahren. Er wurde im Valhalla Memorial Park, Nord-Hollywood in der Freimaurer-Sektion beigesetzt.[2]