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Nordwest-Rebellion

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DerNordwest-Widerstand (Northwest Resistance), früher auchNordwest-Rebellion oderSaskatchewan-Rebellion genannt, war einAufstand derMétis und lokaler Sippen vom Stamm derCree- undAssiniboine-Indianer gegen dieKanadische Regierung und fand1885 auf dem Gebiet der heutigenkanadischen ProvinzSaskatchewan statt.

Hintergrund

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Métis auf Büffeljagd, Skizze des kanadischen MalersPaul Kane aus dem Jahre 1846
Rückgang der Büffelbestände

Die Métis, Nachfahren hauptsächlich französischer Pelzhändler und indianischer Frauen, hatten sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Ufer desRed River niedergelassen. Dort betrieben sie Landwirtschaft im alten Stil der französischen Einwanderer, ihre bedeutendere Nahrungs- und Einnahmequelle aber war dieBüffeljagd. Die über den Eigenbedarf hinaus erlegtenBüffel verkauften sie an dieHudson’s Bay Company, die größere MengenPemmikan für den Fellhandel im nahrungsarmen Norden benötigte.

Zwei Entwicklungen sollten diesen Zustand aber bald beenden. Zum einen drängtenFarmer von Osten ausQuébec undOntario in die weitePrärie der heutigen ProvinzenManitoba und Saskatchewan und von Westen ausBritish Columbia in das heutigeAlberta. Sie betrieben Landwirtschaft in wirtschaftlicherer Form, benötigten aber auch viel größere Flächen für ihre Farmen. Zum anderen wurden die zuvor etwa 60 Millionen Büffel dernordamerikanischen Prärie zwischen 1872 und 1884 nahezu ausgerottet, da sie den Schusswaffen der Europäer hoffnungslos ausgeliefert waren und in riesigen Mengen erlegt und mit der 1869 fertiggestelltenCentral Pacific Railroad an dieOstküste transportiert wurden.

Die 1867 gegründeteCanadian Dominion, Vorläufer des heutigen Kanada, kaufte 1869 die riesigen Gebiete der Hudson’s Bay Company, zu der auch die Prärie nördlich der Grenze zu denUSA gehörte. Das von Ontario und Québec nächstgelegene Gebiet an der im Bau befindlichenCanadian Pacific Railway war der Red-River-District, und als kanadischeLandvermesser dort eintrafen und Land für Neusiedler ohne Rücksicht auf die Métis absteckten, kam es zurRed-River-Rebellion unter deren AnführerLouis Riel. Der Aufstand fand ein unblutiges Ende und die kanadische Regierung berücksichtigte mit demManitoba Act auch zum Teil die Anliegen der Métis. Ihrem politischen Führer Riel aber verweigerten sie eine Amnestie für die Rebellion, und den Sitz im Parlament, in das er mehrfach gewählt wurde, konnte er nie wahrnehmen und verblieb im Exil in den USA.

In den Jahren nach der Red-River-Rebellion folgten die Métis aber den zurückgehenden Büffel-Beständen gen Westen und verließen denRed-River-District. In ihren neuen SiedlungenBatoche undSt. Laurent de Grandin im heutigen südlichen Saskatchewan führten sie zunächst ein ähnliches Leben wie zuvor am Red River. 1884 wurde Riel von einer Delegation aus Batoche gebeten, dort einen erneuten Versuch zur Errichtung einer eigenen Provinz zu unternehmen. Alle diplomatischen Bemühungen wurden diesmal aber von der Regierung inOttawa ignoriert. Zudem wurde zu Beginn der 1880er der geplante Verlauf derTranskontinentalstrecke in diesem Bereich 200 km nach Süden verlegt, und das so für Neusiedler zu erschließende Gebiet überlagerte die neuen Siedlungen der Métis.

Zur gleichen Zeit wurde die Lage derCree- undAssiniboine-Indianer der Gegend durch die verschwindenden Büffelherden ebenfalls dramatisch. Zeitweise lagerten tausende hungernde Indianer um Regierungsposten, um inReservats-Verträgen zugesicherte Lebensmittelhilfen einzufordern, was nur unvollständig eingehalten wurde.[1]

Hergang

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Die Provisorische Regierung Saskatchewans

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Gabriel Dumont

Nach Riels Rückkehr zu den Métis gründeten sie dieProvisorische Regierung Saskatchewans, der sich aber die meisten Indianer undAnglo-Métis (englischstämmige Métis) nicht unterordneten. Ihre Macht blieb auf das hauptsächlich von französischen Métis bevölkerte Batoche beschränkt.Gabriel Dumont wurde zum Gouverneur der Provisorischen Regierung erklärt, auch wenn faktisch Riel die oberste Gewalt innehatte. Sekretär der Regierung war der JournalistHonoré Jackson.

Die kanadische Regierung lehnte unterdessen die neuen Anliegen der Métis weitestgehend ab und entschied sich mit einer Wende der bis dahin moderaten Politik zur rigorosen Niederschlagung der Provisorischen Regierung. Dies führt man heute auch auf die offene Absicht PremierministerJohn Macdonalds zurück, der Besiedlung entlang der neuen Eisenbahn alle Möglichkeiten offen zu halten.

Zu Beginn des Jahres 1885 zog die kanadische Regierung alle entbehrlichen Kräfte aus der Region in Richtung Batoche zusammen, um den Aufstand zu beenden. Diese waren aufgrund der äußerst dünnen Besiedlung der riesigen neuen Territorien allerdings mit etwa 200 Mann zahlenmäßig gering. Gleichzeitig wurden aus dem Osten unter der Führung des Oberkommandeurs Major GeneralFrederick Middleton etwa 3000 Mann und eine neuartigeGatling-Kanone in RichtungWinnipeg, dem früheren Red-River-District, in Bewegung gesetzt, da man das Ausmaß der Rebellion bereits erahnte.

Die Schlacht von Duck Lake

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Plakat mit Karte des Kriegsschauplatzes

Am 26. März 1885 rückten die ersten regionalen Truppen unterLeif Crozier vonFort Carlton in Richtung Batoche aus und es kam zu einemScharmützel beiDuck Lake auf demCarlton Trail. Nach einem Verhandlungsversuch, bei dem die beidenEmissäre der Métis erschossen wurden, griffen Croziers Leute an, wurden zurückgeschlagen und traten den Rückzug an. Auf Riels Veranlassung sah Dumont von einer Verfolgung der geschlagenen Truppen ab. Das Datum markierte den Ausbruch der Rebellion.

Middleton plant in Winnipeg

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Am Tag darauf, dem 27. März, traf General Middleton gleichzeitig mit den Nachrichten von der Schlacht bei Duck Lake in Winnipeg ein. Er beratschlagte mitEdgar Dewdney, demGouverneur derNordwest-Territorien, zu denen das heutige Saskatchewan damals noch gehörte. Sie trafen die Entscheidung, sich vorrangig der Festnahme oder Beseitigung Riels zu widmen, da sie ihm verheerenden Einfluss in der Rebellion zumaßen.

Damit stand Batoche als Hauptmarschrichtung der Truppen fest und die in den folgenden Tagen per Bahn eintreffenden Truppenteile ausOntario,Québec undHalifax wurden nachQu’Appelle weitergeleitet, dem zu Batoche nächsten erreichbaren Punkt der gerade erst fertiggestellten Bahntrasse nachBritish Columbia derCanadian Pacific Railway. Nur ein kleiner Teil der Truppen unter ColonelWilliam Otter sollte weiter bisSwift Current fahren, um von dort nach der Schneeschmelze mit entsprechendem Wasserpegel per Dampfschiff denSouth Saskatchewan River nach Batoche zu befahren.

Das Frog-Lake-Massaker

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Bereits 1884 hatten sich die Cree unterBig Bear, die sich durch die Reservats-Verträge betrogen fühlten und sich wegen der fortschreitenden Ausrottung der Büffel in prekärer Lage befanden, zu einem vereinten Vorgehen gegen die europäischen Kanadier entschlossen. Wohl auch ermutigt durch den Sieg der Métis am Duck Lake trieben am 2. April 1885 junge Indianer-Krieger unterWandering Spirit amFrog Lake im heutigen südlichenAlberta alle weißen Siedler der Umgebung in einer Kirche zusammen. Sie erschossen neun Siedler und behielten die restlichen drei als Geiseln.[2] Die Nachricht von dem Ereignis, alsFrog-Lake-Massaker bezeichnet, erreichte wenige Tage später Middleton. Otter wurde sofort weiter nachBattleford geschickt, um eine Ausweitung der Rebellion nach Westen zu unterbinden.[3] Gerade erst in Winnipeg eingetroffeneBataillone wurden auch dorthin weitergeleitet und zusätzlich brachen unter GeneralStrange sogar Truppen ausCalgary in Alberta auf. Man befürchtete eine Eskalation der Rebellion bei den Cree unter Big Bear; die meisten Soldaten blieben aber weiter in Richtung Batoche in Bewegung.

Die Schlacht am Fish Creek

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Die Schlacht am Fish Creek

Nach dem Erreichen von Qu’Appelle mit dem Zug marschierten die Truppen auf dem Weg nach Batoche zumSouth Saskatchewan River und folgten diesem flussabwärts. Kurz vor Batoche, bei den Siedlungen an der Mündung desFish Creek, wurden Middletons Truppen von den Métis unter Führung Dumonts angegriffen. Bereits seit dem Abmarsch von Qu’Appelle waren Dumont und Riel durch ihreScouts von den Bewegungen Middletons gut informiert. So hatten sie die für sie typischen Schützen-Kuhlen (engl. „rifle-pits“) vorbereitet und schlugen am 24. April in derSchlacht am Fish Creek mit nur geringen eigenen Verlusten die Anrückenden schwer. Auf der Gegenseite brachten die beiden eingesetzten Feldgeschütze wenig, dieKanoniere waren durch ihre exponierte Stellung sogar besonders stark von Verlusten betroffen. Der vor und auch noch während der Schlacht optimistische und furchtlose Middleton wurde danach übervorsichtig und zögerlich.

Die Schlacht am Cut Knife

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Unterdessen befand sich Colonel Otter, nun auch verstärkt durch die nachgerückten Truppen, in Battleford. Die im benachbarten Reservat unterPoundmaker lebenden Indianer hatten bis dahin Neutralität gewahrt und sich nicht an der Rebellion beteiligt. Es war allerdings zu kleineren Plünderungen durch Einzelne der schwer hungernden Indianer gekommen. Angetrieben durch besorgte Siedler und seine eigenen unruhigen, kampfeshungrigen Soldaten rückte Otter am 1. Mai 1885 entgegen einem telegrafischen Befehl Middletons mit etwa 300 Mann aus Battleford in Richtung Reservat aus. Am Morgen des 2. Mai gerieten sie im Reservat amCut Knife Hill, unmittelbar vor dem Lager der Indianer, in einen Hinterhalt. Otters Männer fanden sich auf dem kahlen Hügel ausgeliefert, während die Indianer aus guter Deckung in niedrigeren Lagen schießen konnten, und so schlug PoundmakersKriegshäuptlingFine-Day Otter trotz der modernen Gatling-Kanone in derSchlacht am Cut Knife in die Flucht. Er hätte sie auf ihrem Rückzug sogar vernichtend schlagen können, Poundmaker hielt ihn jedoch zurück.

Die Schlacht von Batoche

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Die Schlacht von Batoche beginnt

Middleton stand weiter vor Batoche und war inzwischen durch weitere Mannschaften und eine neue, per Dampfboot eingetroffene Gatling-Kanone verstärkt worden. Am Morgen des 9. Mai brach er zurSchlacht von Batoche auf. Unterstützt durch den Gatling auf einem kleinen Dampfboot und diesmal besser vorbereitet wurde er kein zweites Mal überrascht und drang zügig bis Batoche vor. Extrem ängstlich geworden zögerte er aber die Einnahme der Stadt ohne erkennbaren Grund hinaus und hätte sich sogar fast wieder zurückgezogen. Am 12. Mai griffen mehrere sehr unruhig gewordene Mannschaften sogar ohne Middletons Befehl die Linien der Métis vor Batoche an. Letztendlich ging den Belagerten die Munition aus. Dumont flüchtete ins südlich gelegene Montana in die USA ins Exil und Riel, der sich weigerte, erneut ins Ausland zu gehen, ergab sich am 15. Mai.

Verfolgung von Big Bear und das Ende der Rebellion

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Von Westen kommend erreichte Strange mit seinerAlberta Field Force überEdmonton und denNorth Saskatchewan River am 25. Mai Frog Lake. Big Bear war mit seinen Leuten und den Geiseln vom Frog Lake Massaker jedoch längst verschwunden und hatte unterdessen das von denMounties verlasseneFort Pitt derNorth-West Mounted Police (NWMP) niedergebrannt. Als am 29. Mai Strange mit seinen Leuten das Lager der Cree bei Fort Pitt erreichte, waren diese gut vorbereitet und das Scharmützel, dieSchlacht am Frenchman’s Butt, endete mit dem Rückzug beider Parteien. Eine kleine Abteilung der NWMP unterSam Steele folgte den Cree Richtung Norden und stellte sie schließlich in derSchlacht am Loon Lake am 3. Juni. Die Indianer, fast ohne Munition, ließen ihre Geiseln frei und zerstreuten sich, und Steele kehrte mit den Befreiten, zur Neige gehenden Vorräten und einigen Verletzten nach Süden um. Es war die letzte „Schlacht“, die bis heute auf kanadischem Boden stattgefunden hat.

In den Wochen darauf ergaben sich die Indianer nacheinander, zuletztBig Bear am 2. Juli, womit die Rebellion endgültig beendet war.

Nachspiel

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Gefangene Métis und Indianer nach der Nordwest-Rebellion

Louis Riel wurde vor Gericht gestellt und zum Tod am Strang verurteilt, was große Spannungen zwischen den französischen und englischen Kanadiern nach sich zog.Gabriel Dumont ergab sich auf seiner Flucht in Montana derUS-Kavallerie, wurde aber als politischer Flüchtling anerkannt und kehrte 1888 nach einerAmnestie nach Kanada zurück. Zahlreiche Métis aus Batoche gerieten in Gefangenschaft.

Poundmaker und Big Bear wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, acht andere Indianer, unter ihnen Wandering Spirit, jedoch zum Tode.[2]

DieCanadian Pacific Railway hatte dem kanadischen Militär zu einer noch in derRed-River-Rebellion undenkbaren Mobilität verholfen und wurde mit neuen günstigenKrediten von der Regierung belohnt. Im gleichen Jahr noch konnte sie die Trasse von Osten bis nachVancouver inBritish Columbia fertigstellen.

Weblinks

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Commons: Nordwest-Rebellion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

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Fußnoten

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  1. siehe z. B.: R. C. Macleod (Hrsg.):Reminiscences of a Bungle. By One of the Bunglers, and Two Other Northwest Rebellion Diaries. University of Alberta Press, Edmomton 1983,ISBN 0-88864-077-3 (Western Canada Reprint Series 3), Einführung S. xx-xxii: zur Politik von Lawrence Vankoughnet.
  2. abVgl. Sylvia M. Van Kirk,Kapapamahchakwew (Wandering Spirit). In:Dictionary of Canadian Biography. 24 Bände, 1966–2018. University of Toronto Press, Toronto (englisch,französisch). .
  3. Vgl. Desmond Morton,William Otter. In:Dictionary of Canadian Biography. 24 Bände, 1966–2018. University of Toronto Press, Toronto (englisch,französisch). .
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