Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Newsdesk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Newsroom derNew York Times (2008)
Newsroom der russischen NachrichtenagenturRIA Novosti (2009)

Newsdesk (engl. Begriff für „Nachrichtentisch“) oderNewsroom bezeichnen eigentlich den Arbeitsplatz, an dem aktuelle Meldungen eingehen. Davon abgeleitet bedeutet es eine Organisationsform inRedaktionen, bei denenRessortleiter aus verschiedenen Ressorts an einem gemeinsamen Tisch sitzen und die Themen undNachrichten festlegen und platzieren. Oft werden mehrere Publikationen und alledigitale Medien einesVerlagshauses oderMedienunternehmens wie Zeitungen, Websites, TV- und Radio-Nachrichten sowieSocial Media durch den Newsroom abgedeckt. Davon getrennt sind zum Teil dieJournalisten, die die Beiträge schreiben.

Geschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Newsdesks und Newsrooms stammen aus denUSA. Dort war das Großraumbüro für Redaktionen schon um 1900 üblich, während in deutschen Redaktionen Kleingruppenbüros, Trennung der Ressorts sowie Einzelbüros für leitende Redakteure typisch waren. Das andersartige Raumkonzept war bekannt, es spiegelte jedoch völlig andere Organisationsformen, Produktionsabläufe, Funktionsrollen (Redakteur/Editor, Reporter, Rewriter), inhaltliche Ansprüche, Arbeitskultur und Berufsidentität. In den 1920er Jahren wurde es etwa in Branchendiensten und Fachzeitschriften mit den Thema derAmerikanisierung des deutschen Journalismus erörtert, aber selten in der Praxis übernommen, zum Beispiel bei der experimentellen BerlinerUllstein-TageszeitungTempo.

Der ZeitungswissenschaftlerEmil Dovifat beschrieb nach einer USA-Reise in seinem bei Praktikern vielbeachteten BuchDer amerikanische Journalismus (1927) einen „News room“, in dem eine bis zu dreistellige Zahl von Menschen arbeitet. „Das ist ein einziger großer Raum, in dem alles, vom Nachrichtenchef bis zum jüngsten Reporter, hemdärmelig bei der Arbeit ist“. Detailliert beschrieb er den Gang des „Nachrichtenrohstoffs“ über die „hufeisenförmigen Tische“ der Telegraphen- und Lokalredakteure sowie die Verteilung von „Redigierpulten“, „Reporterpulten“, „Neu- und Umschreibepulten“. Der Charakter eines amerikanischen „News room“ sei der einer „News machine“, einer Nachrichtenmaschine, die von der Autofabrik vonHenry Ford nicht mehr zu unterscheiden seien die den „an sich geistigen Vorgang weitgehend mechanisiert“. Dovifat druckte dazu eine ausführlich erläuterte Raumskizze derNew York Times ab.[1] Ähnlich erörterte es der Berliner Zeitungskundler Karl Bömer: Der amerikanische „Newsroom, der Nachrichtensaal“, habe mit typisch deutschen „Redaktionsstuben“ nichts zu tun, er unterliege den Gesetzen von „Zentralisation,Rationalisierung, Schematisierung“.[2]

Im amerikanischen Raum- und Organisationskonzept war es für Zeitungsredaktionen naturgemäß viel leichter, Online- und Printausgaben zu koordinieren oder Inhalte gemeinsam für mehrere Medienkanäle zu produzieren. Die TageszeitungThe Philadelphia Inquirer soll im Herbst 1994 einen der ersten multimedialen Newsdesks eingerichtet haben.[3]

Vorteile

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ein Vorteil dieser Lösung, die von immer mehr Zeitungsredaktionen übernommen wird, ist eine bessere Koordination der Ressorts. Sie schränkt jedoch das selbständige Arbeiten der klassischen Ressorts ein und ermöglicht eine stärkere Kontrolle der Arbeitsabläufe und Beiträge. Voraussetzung für die Einrichtung von Newsdesks ist einRedaktionssystem, das jederzeit einen Zugriff auf alle im Entstehen befindlichen Zeitungsseiten und digitalen Medien ermöglicht. Solche Redaktionssysteme wurden seit den 1990er-Jahren eingeführt. Immer mehr Tageszeitungen organisieren ihre Online- und Printausgaben von einem einzigen Newsroom aus, so etwa dieSüddeutsche Zeitung und dieFrankfurter Rundschau.[4] Im Newsroom desAxel-Springer-Hochhauses in Berlin werden seit 2002Die Welt undWelt am Sonntag sowie bis Ende 2013 auch dieBerliner Morgenpost und bis Ende 2019Die Welt Kompakt von einem Newsroom mit zeitweilig bis zu rund 400 Mitarbeitern gestaltet.[3] Im Newsroom derBlick-Publikationen in Zürich arbeiten rund 200 Leute.[5]

Kritik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ein Kritikpunkt am Newsroom-Konzept ist, dass damit Redakteurstellen eingespart werden. Die Artikel kommen immer häufiger von freien Mitarbeitern und nicht mehr von fest angestelltenReportern undLokaljournalisten. So hat z. B. der Bundesvorsitzende desDeutschen Journalisten-VerbandesMichael Konken zumTag der Arbeit am 1. Mai 2008 die Bedrohung der unabhängigen Presse durch immer mehrLeiharbeit in den Redaktionen scharf kritisiert: „Einige Verleger setzen alles daran, Journalisten zu billigen Lohnschreibern zu degradieren“. Er verwies auf mehr als ein Dutzend Zeitungsverlage in Deutschland, die seinen Angaben zufolge qualifizierte Redakteursstellen ausschließlich dauerhaft mit Leiharbeitnehmern besetzen.

Redakteure, die an Newsdesks arbeiten, bemängeln zudem räumliche Enge und Störung ihrer Arbeit durchGeräuschbelästigung in einemGroßraumbüro.

Newsroom-Computer-Systeme

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Nachrichtenredaktionen haben in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen durchlaufen, die durch die digitale Revolution und den daraus entstandenen Veränderungen in den Präferenzen des Publikums beeinflusst wurden. Entwicklungen wie diedigitale Transformation, die Integration vonMultimedia, das Engagement in Sozialen Medien, Live-Berichterstattung, Remote-Produktion unddatengesteuerter Journalismus sind heute integraler Bestandteil der modernen Nachrichtenproduktion.

Newsroom-Computer-Systeme (NRCS) sind Software- und Hardwarelösungen, die in den Newsdesks eingesetzt werden, um den Produktionsprozess zu optimieren. Diese Systeme erfüllen mehrere entscheidende Aufgaben, darunter die Verwaltung von Inhalten, die Zusammenarbeit, die Workflow-Verwaltung, die Integration, die Planung und Zeitplanung, die Archivierung und die Zugänglichkeit. Einige der NRCS-Systeme, die auf dem Markt verfügbar sind, sind Octopus Newsroom, ENPS, Dalet, Burli Newsroom und NewsBoss.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Klaus Meier:Ressort, Sparte, Team. Dissertation, Konstanz 2002.
  • Miguel Carvajal, José García-Avilés, Klaus Meier,Andy Kaltenbrunner, Daniela Krausa:Newsroom Integration in Austria, Spain and Germany: Models of Media Convergence. In:Journalism Practice. 3/2009.
  • Miguel Carvajal, José García-Avilés, Klaus Meier, Andy Kaltenbrunner, Daniela Kraus:Newsroom-Konvergenz in Tageszeitungen im internationalen Vergleich. In: Birgit Stark, Melanie Magin (Hrsg.):Die österreichische Medienlandschaft im Umbruch (=Relation: Beiträge zur vergleichenden Kommunikationsforschung. N. F., Band 3). Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wie 2009, S. 261–292.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Emil Dovifat:Der amerikanische Journalismus, mit einer Darstellung der journalistischen Berufsbildung. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart / Berlin / Leipzig 1927,S. 127–130. 
  2. Bömer, Karl.Das internationale Zeitungswesen. De Gruyter: Berlin 1934, S. 64ff.
  3. abNorbert Neininger-Schwarz:Der Journalist am Fliessband. Der Trend zum multimedialen Newsroom spiegelt die Industrialisierung der Medien. In:Neue Zürcher Zeitung, 5. Januar 2010.
  4. Verlinkt. In:Journalist 7/2009, S. 16ff.
  5. Einblick in den modernsten Newsroom Europas. Abgerufen am 12. Juli 2019. 
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Newsdesk&oldid=246206291
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp