Ende 2016 lag die Druckauflage derNew York Times wochentags bei 571.500, am Wochenende bei 1.085.700 Exemplaren. 2019 war die wochentägliche Auflage auf 483.701 Exemplare gesunken. Im Jahr 2021 verfügte das Unternehmen mit 1.700 redaktionellen Mitarbeitern über die größte Zeitungsredaktion der USA.[3][4] 2024 beschäftigte die Zeitung etwa 7 Prozent aller Zeitungsjournalisten der USA.[5] Mit 126 Millionenunterschiedlichen Besuchern (Juni 2016)[6] hat dieNYT die größte Online-Reichweite unter den Nachrichtenseiten und lag 2020 auf Platz 25 derAlexa-Rangliste aller Webseiten.[7]Sie ist alsLeitmedium die mit den meistenPulitzer-Preisen (132) ausgezeichnete Zeitung[8] und hat mit 9,6 Millionen Abonnenten (Februar 2023) auch die meisten Abonnenten.[9][1]
DieNew York Times wurde alsThe New-York Daily Times 1851 vonHenry J. Raymond undGeorge Jones gegründet; die erste Ausgabe erschien am 18. September 1851. Davor war Raymond jahrelang enger Mitarbeiter vonHorace Greeley, der dieNew York Tribune herausgab. Die Absicht der Gründer war es, eine weitere seriöse Alternative zu den damals in New York vorherrschenden reißerischen Zeitungen anzubieten. Bekannt wurde dieNew York Times zwischen 1860 und 1870 durch ihren damaligen RedaktionschefJohn Swinton.[13]Adolph Ochs (1858–1935) übernahm die Zeitung 1896. Unter ihm erreichte die Zeitung internationale Reichweite und Beachtung. Die heutige Eigentümerin derNew York Times, die New York Times Company, wird bis heute (2016) von einigen Nachfahren Ochs’ dominiert.
Ochs änderte den Titel der Zeitung inNew York Times und schuf ihren SloganAll the news that’s fit to print (etwa: „Alle Nachrichten, die es wert sind, gedruckt zu werden“). Damit einher geht das Selbstverständnis derNYT alsNewspaper of record – als Zeitung mit gründlicher und umfassender Berichterstattung. Allgemein gilt die NYT als zuverlässige Quelle für Nachrichten. Ihre redaktionelle Ausrichtung bei der Interpretation von Ereignissen gilt als liberal; dieNew York Times beschäftigt jedoch Kommentatoren aller in den USA wichtigen politischen Richtungen.Seit September 1896 erscheint als sonntägliche Zeitungsbeilage dasThe New York Times Magazine. Im Oktober 1896 begann dieNew York Times darüber hinaus mit der Herausgabe einer wöchentlichen Beilage, die Buchbesprechungen veröffentlichte und heute den TitelThe New York Times Book Review trägt.
Während der Herausgeberschaft unterA. M. Rosenthal von 1969 bis 1988 modernisierte sich dieNew York Times grundlegend in redaktioneller Hinsicht. Rosenthal erweiterte sie durch neue Tagesrubriken, diesections, nämlichSports Monday, Science Times am Dienstag, dieLiving Section am Mittwoch, dieHome Section am Donnerstag undWeekend am Freitag. Weiterhin erfreute sich das Lesepublikum am Wochenende an vielen Sonntagsbeilagen zu den Themen Wirtschaft, Reisen, Unterhaltungsspiele, Freizeitaktivitäten, Erziehung, Mode, Gesundheit und anderen. In dieser Zeit florierte das Anzeigengeschäft; der Gesamtumsatz derNYT versiebenfachte sich nominell in den siebzehn Jahren von 1969 (238 Mio. US-Dollar) bis 1986 (1,6 Milliarden US-Dollar).[14] Rosenthal achtete in der Regel auf eine Trennung von Kommentar und Berichterstattung, wodurch dieNYT „straight“ werden sollte. Die themenbezogene Diversifizierung wurde zum Vorbild US-amerikanischer und ausländischer Tageszeitungen. Im Jahr 1997 fand ein Redesign statt, bei dem die vielfach alsGray Lady bezeichneteNew York Times lange nach den meisten anderen Zeitungen erstmals Farbfotos auf der Titelseite bekam.[15]
Mit derWashington Post zusammen gab dieNYT die weltweit erscheinendeInternational Herald Tribune heraus. Am 30. Dezember 2002 übernahm dieNYT den Aktienanteil derWashington Post und gibt dieTribune seitdem allein heraus.
Das Image derNYT als vertrauenswürdige Nachrichtenquelle wurde im März 2003 beschädigt, als bekannt wurde, dass ihr Reporter Jayson Blair zahlreiche Artikel nicht vor Ort recherchiert und zum Teil auch einfach erfunden hatte. Chefredakteur Howell Raines und der leitende Redakteur Gerald Boyd traten zurück. DieNYT kündigte an, ihre Veröffentlichungspraxis zu überprüfen. Nachfolger Raines als Chefredakteur wurde der langjährigeNYT-Redakteur und ManagerBill Keller.
Im April 2006 kündigte Hassan Elmasry, derPortfolio-Manager der InvestmentbankMorgan Stanley an, den Einfluss der Unternehmerfamilie Sulzberger zu brechen. Dazu verbündete er sich mit dem Medieninvestor Bruce Sherman, dessen „Fonds Private Capital Management“ mit 15 Prozent den damals größten Aktien-Anteil an der Times Company hielt. 7,15 Prozent Anteile von Morgan Stanley kamen hinzu. Dieser Kampfansage vorausgegangen war eine wütende Kritik desWeißen Hauses und der US-Republikaner[18] am vorsichtigen Abrücken derNYT-Unterstützung für den immer umstrittenerenIrak-Krieg.[19][20] Elmasry kritisierte, dass es bei derNYT zwei Klassen von Aktien gebe, nämlich Class-B-Aktien mit vollem Stimmrecht für die acht Treuhänder der Familie und weniger stimmberechtigte Class-A-Aktien für institutionelle Anleger. Nach Ansicht von Fondsmanager Elmasry wäre bei derNYT ein Wechsel im Aufsichtsrat notwendig, da es dieNYT an ökonomischer Vernunft fehlen lasse. Dieser Behauptung standen drastische Einsparungsmaßnahmen im Druckbereich und eine inhaltlich größere Ausgabe gegenüber. Weiterhin wandten bzw. wenden die Verlegerfamilien desWall Street Journal und derWashington Post dasselbe Verfahren an, um die Kontrolle über ihre Gründungen aufrechtzuerhalten und es ist die gesamte Zeitungsbranche, die seit Jahren mit sinkender Auflage und fallenden Werbeeinnahmen kämpft.[21] Im Februar 2007 zog die Familie Sulzberger ihr Geld bei Morgan Stanley ab.
Der Druck der Hauptaktionäre verfehlte seine Wirkung nicht: die New York Times Company erhöhte die Dividende, verkaufte unprofitable TV-Lokalsender und kürzte die Managementgehälter. So verkaufte die NYT Co. im Mai 2007 ihre Fernsehstationen für 575 Millionen US-Dollar, um ihre Verbindlichkeiten abzahlen zu können. Weiterhin sollten 250 Stellen bis April 2008 wegfallen und das Papierformat derNYT verkleinert werden; dies wiederum hatte eine Kürzung von fünf Prozent aller Nachrichten zur Folge.[22]
Am 17. Oktober 2007 wurde bekannt, dass Morgan Stanley sein gesamtes Aktienpaket an der New York Times Company an bis dahin unbekannte Investoren veräußert hatte.[23] Damit wurde der Machtkampf um die Gesellschaft zugunsten der Familie Sulzberger beendet. Ein Investmentberater von Mediatech Capital Partners LLC bestätigte, dass Elmasry auch im Namen weiterer einflussreicher Interessenten handelte.[24]
Im dritten Quartal 2007 konnte das Unternehmen, zum ersten Mal seit langer Zeit, einen leichten Gewinnanstieg melden. Das Anzeigengeschäft wuchs um elf Prozent und die Auflage derNYT um vier Prozent, das Online-Ressort verzeichnete 26 Prozent mehr Umsatz.[25][26]
Nach dem Verkauf der Morgan-Stanley-Anteile wiederholte sich das Bedrohungsszenario für die Verlegerfamilie Ochs Sulzberger. DerHedgefonds-Manager Scott Galloway,[27] Mehrheitseigner des Fonds „Firebrand Partners“, kaufte gemeinsam mit Philip Falcones Fonds „Harbinger Capital“ NYT-Co-Aktien auf. Mitte Februar 2008 erhöhten sie ihren Anteil auf 14,3 Millionen Aktien oder 9,96 Prozent[28] und verdoppelten ihren Anteil Ende März 2008 auf 19,8 Prozent.[29] Zunächst bestanden die beiden Anteilseigner nicht mehr auf einer formalen Entmachtung der Verlegerfamilie Ochs Sulzberger, allerdings sollten diese in inhaltlichen Fragen durch vier eigene Direktoren überstimmt werden können. Am 18. März 2008 einigten sich beide Parteien auf eine Zuwahl von Scott Galloway (* 1965) und James Kohlberg, dem Sohn des Mitbegründers der BeteiligungsgesellschaftKohlberg Kravis Roberts,Jerome Kohlberg, Jr., als zusätzliche Board-Mitglieder.[30] Grundsätzlich ist eine Aktienmehrheit familienfremder Anteilseigner unmöglich und Herausgeber Arthur Ochs Sulzberger Jr. stellte klar, den Qualitätsjournalismus nicht kurzfristigenRendite-Interessen opfern zu wollen.[31]
DieBankenkrise ab 2007 und die Rezession 2009 trafen durch geringere Anzeigeneinnahmen auch dieNew York Times. Am 19. Januar 2009 teilte die New York Times Company mit, dass sich der mexikanische MilliardärCarlos Slim mit weiteren 250 Millionen Dollar an derNew York Times beteiligt hätte. Slim erhielt dafür jährlich Zinsen in Höhe von etwas mehr als 14 Prozent. Bereits im September 2008 hatte er einen Aktienanteil von 6,9 Prozent am Zeitungsverlag gekauft. DieNYT stellte 15,9 Millionen Anteilsscheine aus, die 2015 fällig werden und dann auch in Verlagsaktien umgewandelt werden können sollten, was etwa weiteren elf Prozent entsprechen würde. Im Gegenzug erwarte Slim keine Berichterstattung über seine umstrittenen Geschäftspraktiken, wie in den Medien vermutet wurde.[32] Eine redaktionelle Einflussnahme Slims war nach Angaben vonJanet L. Robinson, der Vorstandsvorsitzenden der NYT Co., nicht damit verbunden. Tatsächlich berichtete dieNYT weiterhin in kritischer Weise über Carlos Slim.[33][34]
Der Konzern hatte Liquiditätsschwierigkeiten wegen sinkender Werbeeinnahmen und wegen des Auslaufens einer Kreditlinie über 400 Millionen Dollar im Mai 2009 und noch einmal im Jahr 2011 sowie Schulden in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar.[32] Zum Abbau der Schulden wurden unter anderem noch weitere Verkäufe diskutiert wie der Anteil amBaseball-TeamBoston Red Sox oder ein Verkauf des 2007 neu bezogenenNew York Times Buildings, was etwa 225 Millionen Dollar erbringen könnte.[35] 2009 strich die Verlagsgesellschaft die Jahresausschüttung derDividende in Höhe von 34,5 Millionen Dollar (31,5 Millionen Euro), was bis dahin die Haupteinnahmequelle der Verlegerfamilie Ochs Sulzberger war.[36] Auch der Firmenjet wurde verkauft.[37]In einem Memorandum vom 26. März 2009 kündigte die New York Times Co. (Arthur Ochs Sulzberger Jr. und Janet L. Robinson) ihren Mitarbeitern eine fünfprozentige Gehaltskürzung ab April 2009 an.[38] Außerdem mussten sie in diesem Jahr zehn Tage unbezahlten Urlaub nehmen. Am selben Tag kündigte die Chefredaktion die Entlassung von 100 Redakteuren des Wirtschaftsressorts an.[39]
Am 4. April 2009 veröffentlichte derBoston Globe auf der Titelseite die Aufforderung seines Verlagshauses NYT Co., bis zum Monatsende 20 Millionen US-Dollar einzusparen. Sollte dies nicht gelingen, würde man bis Ende 2009 85 Millionen Dollar Verluste machen und der Zeitung drohe das Ende.[40] DerBoston Globe gilt als eine der angesehensten Tageszeitungen in den USA.[41]Die Redaktion wurde 2008 um 80 Mitarbeiter (von 1330 auf 1250) reduziert und 2009 um 100 Mitarbeiter. Sie war danach immer noch die größte Tageszeitungs-Redaktion in den USA; die nächstkleineren Konkurrenten hatten damals etwa 750 Redaktionsmitarbeiter.[4]
Im Sommer 2011 trat Chefredakteur Bill Keller zurück und wurde durch die leitende RedakteurinJill Abramson ersetzt, die als erste Frau die Redaktion derNYT leitete. Die Amtszeit Kellers war neben den Sparmaßnahmen vorwiegend durch die Suche nach einer Online-Strategie geprägt. Anfang Dezember 2011 entließ Sulzberger Janet Robinson, die seit 2003 als CEO die NYT Company geführt hatte. In ihrer Amtszeit hatte das Unternehmen rund 80 Prozent seines Börsenwerts verloren. Gegen Ende ihrer Tätigkeit hatte Robinson gegen den erklärten Willen des Leiters der Online-Ausgabe wieder einePaywall vor der Website hochgezogen. Die Entlassung Robinsons war mit einerAbfindung von gut 24 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) verbunden, was der Hälfte des Jahresgewinns 2011 entsprach. Davon waren rund 20 Millionen vertraglich zugesagt. Die verbleibenden rund 4,5 Millionen, die als Beratervertrag für die Zeit nach ihrem Ausscheiden ausgestaltet wurden, lösten eine heftige Debatte bei den Aktionären und bei der Gewerkschaft der Journalisten aus.[42]
Ende Dezember 2011 gab dieNew York Times den Verkauf von 16 kleinen Regionalzeitungen im Süden der USA bekannt. Die Zeitungen mit 430.000 Exemplaren täglich hatten im Jahr 2010 elf Prozent des Gesamtumsatzes von 2,4 Milliarden US-Dollar ausgemacht. Sie wurden für 143 Millionen Dollar (130 Mio. Euro) an die US-amerikanische Halifax Media Holdings verkauft. Dies helfe derNew York Times, „die Wandlung in ein digital und multimedial ausgerichtetes Unternehmen fortzusetzen“, so Arthur Ochs Sulzberger Jr.[43][44]Das Unternehmen wurde in der Folge von Sulzberger als Vorsitzendem des Aufsichtsrats der NYT Company und zugleich Herausgeber derNew York Times geführt, neben ihm stand sein Cousin Michael Golden, der die einzige verbliebene weitere Zeitung des Konzerns, denBoston Globe, führte. Die Struktur der Unternehmensführung wurde seit dem Abbau der Beteiligungen und Lokalzeitungen nicht vereinfacht, sodass sie für die verbliebenen Unternehmen als überdimensioniert galt. 2012 kehrte die Zeitung in die Gewinnzone zurück.[45]
Im August 2013 verkaufte dieTimes denBoston Globe zusammen mit den zugehörigen Lokalblättern, der Website und dem Marketing-Unternehmen Globe Direct an den Bostoner UnternehmerJohn W. Henry. Der Verkaufspreis betrug 70 Millionen Dollar, ein Bruchteil der 1,1 Milliarden Dollar, die dieTimes 1993 für denGlobe bezahlt hatte.[46] Da die New York Times Company in dem Vertrag die Pensionszahlungen desBoston Globe behielt, die auf etwa 110 Millionen Dollar geschätzt werden, zahlte dieNYT letztlich noch 40 Millionen Dollar, um denGlobe abzugeben.[47]
Im Mai 2014 wurde Chefredakteurin Jill Abramson entlassen. Ihr war es in den drei Jahren ihrer Leitung der Redaktion gelungen, die Zeitung ohne größere Umbrüche zu führen und auch das Online-Geschäft zu stabilisieren. Als Grund für die Entlassung nach der vergleichsweise kurzen Amtszeit von drei Jahren nannte Verleger Arthur Sulzberger Jr. ihr persönliches Auftreten und ihren Umgang mit der Redaktion.[48] Die Entlassung löste eine Debatte darüber aus, ob das Verhalten von Frauen anders beurteilt würde als das von Männern.[49] Unter ihrer Leitung erhielt dieNYT acht Pulitzer-Preise, steigerte die Einnahmen entgegen dem Branchentrend und erhöhte den Börsenwert weit über dem Durchschnitt desS&P 500 Index.[50] Als Nachfolger der ersten weiblichen Chefredakteurin wurde mit dem bis dahin leitenden RedakteurDean Baquet der erste schwarze Chefredakteur bestellt.
Anfang 2015 machte Carlos Slim von seinem Optionsrecht aus dem Kredit von 2009 Gebrauch und erwarb rund elf Prozent derNew York Times für 101,1 Millionen Dollar, was etwa dem halben Marktwert entsprach. Slim hielt damit 16,8 Prozent des Unternehmens und war der größte externe Anteilseigner. Mit den Einnahmen aus dem Geschäft wollte das Unternehmen eigeneAktien zurückkaufen.[51]
Verstärkte Konzentration auf digitale Inhalte und Recherche
Im Februar 2015 richtete Chefredakteur Dean Baquet die Redaktionsprozesse primär auf die digitale Ausgabe aus. Statt der täglichen Redaktionssitzung, die seit JahrzehntenPage One Meeting hieß, weil auf ihr die Themen für die Seite eins des Folgetages festgelegt wurden, entscheidet seitdem die zentrale Redaktionskonferenz zweimal am Tag, welche Themen digital bevorzugt bekannt gemacht werden. Jeweils drei bis vier selbst erstellte Produktionen, keine Nachrichten, werden übersoziale Medien und die bevorzugte Platzierung in derAppNYT Now und auf der Website herausgehoben. Die nachmittägliche Konferenz legt auch die Gestaltung der Seite eins des Folgetages fest; dies steht aber nicht mehr im Vordergrund.[52]
Michael Golden beendete Ende 2016 seine langjährige Tätigkeit als Vice Chairman derNYT.[53] Arthur Gregg Sulzberger (* 1980), Sohn von Arthur Ochs Sulzberger Jr., wurde im Oktober 2016 zum „deputy publisher“ ernannt.[54][55]
Der 2016 gewählte US-PräsidentDonald Trump kritisierte wiederholt dieNYT und prophezeite ihr im Wahlkampf den Bankrott innerhalb von drei Jahren. „Unsere Auflage steigt. Jedes Mal, wenn er tobt, geht unsere Auflage hoch. Gut fürs Geschäft. Eigentlich hilft er uns unfreiwillig“, sagte der Kolumnist Jim Rutenberg 2017 zu den Angriffen von Trump. Als eine Reaktion baute die Zeitung für fünf Millionen Dollar in Washington einen Investigativpool auf. Eine gleichartige Entwicklung ließ sich bei der KonkurrenzzeitungThe Washington Post beobachten.[56]
Organisatorisch reagierte dieTimes auf die Medienkrise mit einer radikalen Konzentration auf das Kerngeschäft Journalismus. Holding und Verlag stießen seit etwa 2010 praktisch alle externen Beteiligungen ab und erwarben andererseits kleine Projekte hinzu, die spezielle journalistische Angebote konnten. Entgegen dem Branchentrend stieg so die Zahl der Journalisten derTimes bis Ende 2019 auf 1700. Dies ist mit gewaltigem Abstand das größte Team aller Medien weltweit und bei einer geschätzten Zahl der Voll- und Teilzeitjournalisten in den USA von 20.000 bis 38.000 ein massiver Anteil der gesamten Branche. Zudem kann es sich dieTimes erlauben, angemessene Gehälter zu zahlen. Reporter erhalten Anfang 2020 ein Einstiegsgehalt von 104.600 US-Dollar. Diese Konzentration und die damit erreichte Steigerung der Abonnenten und Leser hat auch an der Börse genützt. Ende 2019 lag der Wert des Verlags beim Dreifachen des Tiefstkurses von 2014. Dadurch standen Mittel bereit, um 2020 mitSerial einen Konkurrenten zu kaufen, der sich auf Podcasts spezialisiert hatte, um das Angebot von Audio-Formaten auszuweiten. Aufgrund der starken Stellung der Times sprachen andere Medien Anfang 2020 bereits von der Gefahr eines journalistischen Monopols in den USA.[57]
2020 brachte mehrere größere Umbrüche. Erstmals überstiegen die Einnahmen aus dem Verkauf von Digitalabonnements und der Druckauflage die Erlöse aus dem Anzeigengeschäft, wobei seit Herbst 2020 das Digitalgeschäft die Printerlöse hinter sich lässt. Mit dem Aufstieg von Meredith Levien von der Werbe- und Abochefin zur Geschäftsführerin im September 2020 wurde ein neuer Maßstab für Erfolg eingeführt: Veröffentlichungen werden nicht mehr danach bewertet, wie oft sie gelesen werden, sondern wie viele Abonnements abgeschlossen oder verlängert werden, um den jeweiligen Beitrag freizuschalten. In der Folge wurden fast 80 % der bisherigen Werbe- und Abonnementbearbeiter entlassen und die Stellen dem Technologiesegment des Verlags zugeschlagen.[58]
Ende Dezember 2023 verklagte dieNew York Times als erste große US-amerikanische Zeitung das Software-UnternehmenOpenAI undMicrosoft wegen Urheberrechtsverletzungen. Demnach hätten beide Unternehmen das Wissen aus Millionen von Artikeln des Blattes benutzt, um denKI-basiertenChatbotChatGPT mit Inhalten zu füttern und damit ein Geschäft aufzubauen. DieTimes gab in einem veröffentlichten Artikel auf ihrer Website an, bereits im April 2023 auf die Beschuldigten zugegangen zu sein und entsprechende Bedenken geäußert zu haben. Die Klage beinhalte laut der Zeitung keine genauen finanziellen Forderungen, die Beschuldigten sollen aber für einen Milliardenschaden zur Verantwortung gezogen werden. Außerdem wurden OpenAI und Microsoft dazu aufgefordert, sämtliche Chatbot-Modelle und Trainingsdaten zu zerstören, die urheberrechtlich geschütztes Material derNew York Times verwenden.[59][60]
Die erste große Untersuchung der Objektivität der Medienberichterstattung, die StudieA Test of the News von 1920, widmete sich derNew York Times und ihrenRussland-Nachrichten von 1917 bis 1920. Die InhaltsanalyseWalter Lippmanns kam zu dem Schluss, dass die Darstellungen grob einseitig und parteiisch waren. Ursache sei das Verfehlen der journalistischen Standards, indem sich dieTimes beispielsweise auf „offizielle Lieferanten“ von Informationen verließ. Noch irreführender sei es, sich statt auf eine offizielle Mitteilung auf halboffizielle anonyme Äußerungen zu stützen. Journalisten dürften keine zu engen Verbindungen zur Politik haben (vgl. S. 41). Zudem werde nicht einmal eine Zeitung wie dieTimes dem Bedarf an geeigneten Korrespondenten gerecht (vgl. S. 42). In kritischen Zeiten breche die Trennung von Leitartikeln und Nachrichten zusammen. Die russlandpolitische Haltung der Herausgeber habe die Nachrichten zutiefst und in krasser Form beeinflusst. Die Textgestaltung der Nachrichten hinsichtlich Akzentsetzung und Schlagzeilen sei eindeutig von anderen als professionellen Standards bestimmt. Diese Tatsache sei so offensichtlich, so auffällig die Einwirkung der Voreingenommenheit der Herausgeber, dass es „einer ernsthaften Reform bedarf, bis der Kodex, der verletzt wurde, wiederhergestellt werden kann“ (vgl. S. 42).[61]
DieNew York Times wird in den größten Medien überwiegend als linksliberale Zeitung eingeordnet.[62] Von konservativer Seite wird derNYT vorgeworfen, zu sehr den Demokraten zugeneigt zu sein. Nach Angabe des konservativen Meinungsforschungsunternehmens[63] Rasmussen Reports ergab ihre Umfrage von 2007, dass 40 Prozent der Befragten glauben, dass die Zeitung Liberale bevorzuge; 11 Prozent die Konservativen als bevorzugt ansehen und 20 Prozent hingegen dieTimes als neutral zwischen den beiden Seiten einordnen.[64] Laut einer Analyse desÖkonomenRiccardo Puglisi zu zahlreichen während der Wahlkämpfe zwischen 1946 und 1997 erschienenen Artikeln werden in derNew York Times stärker Themen behandelt, bei denen dieDemokratische Partei als kompetenter wahrgenommen wird (Bürgerrechte,Gesundheitssystem,Arbeit, soziale Absicherung), wenn derPräsident einRepublikaner ist. Unter der durch Meinungsumfragen gestützten Annahme, dass die politischen Präferenzen der Leser in keinem Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Präsidenten stehen, sei diese Parteinahme nicht nachfragegesteuert.[65]
Von liberaler bis linksliberaler Seite wird unter anderem die außenpolitische Positionierung kritisch gesehen. Die liberale PressevereinigungFairness & Accuracy in Reporting warf derTimes beispielsweise 1988 vor, die PR-Strategie derReagan-Regierungen übernommen zu haben. Begründung war, dass dieNYT laut dem Vorwurf die Menschenrechtsverletzungen der Diktaturen unter anderem inGuatemala (Guatemaltekischer Bürgerkrieg) undEl Salvador, also von Regierungen, die von der US-Regierung unterstützt wurden, verharmlost habe.[66]
Kontrovers wird bis heute auch die Rolle derNew York Times während desZweiten Weltkriegs betrachtet. Der ehemalige Chefredakteur,Max Frankel, kritisierte 2001, dass dieTimes zu den Zeitungen gehörte, die erst spät denHolocaust umfangreich thematisierten. Damit habe sich laut dem Vorwurf von Frankel die Times der Strategie der britischen und der US-Regierung angeschlossen, die eine Immigrationswelle im Falle der Rettung von Holocaust-Bedrohten befürchteten und ablehnten. Außerdem habe, so Frankels Vermutung, die Redaktion befürchtet, dass aufgrund des noch breit vorhandenenAntisemitismus in dieser Zeit das Thema auf das Missfallen der Leser hätte stoßen können.[67] Weiterhin wurde das Ansehen derNew York Times dadurch beschädigt, dass einer ihrer bekanntesten Journalisten,William L. Laurence, vomKriegsministerium der Vereinigten Staaten Gelder für seine Berichterstattung erhielt.[68]
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte dieNew York Times zu den amerikanischen Medien, welche am engsten mit derCIA kooperierten. DerNew-York-Times-Herausgeber Arthur Hays Sulzberger erließ eine allgemeine Regel, der CIA zu assistieren, wann immer es möglich ist. So hat dieNew York Times beispielsweise in mehreren Operationen CIA-Agenten gedeckt.[69]
2004 hat sich dieNew York Times auf Veranlassung ihres Public Editor (eine ArtOmbudsmann der Leser) Daniel Okrent in zwei Artikeln für die Berichterstattung vor dem Angriff auf den Irak 2003 entschuldigt.[19][20]
Im Verlauf des Jahres 2018 veröffentlichte die Times die mehrteilige Podcast-SerieCaliphate, welche die Sicht des vermeintlichen Terroristen Shehroze Chaudhry auf seine Teilnahme an den Verbrechen desIslamischen Staates (IS) schilderte. Der Podcast generierte viel positive Aufmerksamkeit, erhielt den renommierten MedienpreisPeabody Award und wurde unter anderem für denPulitzer-Preis nominiert (alle Preise wurden nach Bekanntwerden der Affäre zurückgezogen). Im Dezember 2020 stellte sich jedoch durch Ermittlungen der kanadischen Polizei heraus, dass Chaudhry eine falsche Identität genutzt hatte, nie dem IS angehörte und der Großteil der Inhalte des Podcasts erfunden worden war. Die Zeitung veröffentlichte daraufhin eine Entschuldigung, die verantwortliche Journalistin Rukmini Callimachi blieb jedoch bei derTimes.[70][71][72][73][74]
Im Juni 2020 erschien auf der Meinungsseite derNYT ein Gastbeitrag des republikanischenSenatorsTom Cotton mit dem TitelSend in the Troops („Schickt die Truppen rein“), in welchem Cotton den Einsatz des Militärs zur Bekämpfung der Unruhen infolge desTodes von George Floyd forderte.[75] Rund achthundert Beschäftigte derNYT unterzeichneten daraufhin einen Protestbrief gegen die Veröffentlichung des Kommentars. Der Leiter des Meinungsressorts James Bennet rechtfertigte die Veröffentlichung des Kommentars zunächst damit, dass es der Politik der Zeitung entspreche,Meinungspluralismus zu bieten. In Reaktion auf die Proteste gab er schließlich seine Kündigung bekannt.[76] Wenig später kündigte auch die von Bennet eingestellte Redakteurin Bari Weiss.[77][78] Weiss kritisierte in einemoffenen Brief anschließend ideologisch motiviertes Mobbing, ein illiberales Arbeitsklima sowie Selbstzensur.[79][80][81]
DerNew York Times wurde im Jahr 2021Cancel Culture vorgeworfen, als ChefredakteurDean Baquet den Journalisten Donald McNeil Jr. zur Kündigung trieb, weil dieser in einer Diskussion über Rassismus das Wort „Nigger“ als Zitat verwendet hatte (um rassistische Sprache zu kritisieren).[82] Zeitgleich wurde der Zeitung ein zu schnelles Feuern der Journalistin Lauren Wolfe wegen einesTweets überJoe Biden vorgeworfen.[83][84] Eine interne Umfrage der Zeitung im Februar 2021 ergab, dass knapp die Hälfte der Mitarbeiter intern nicht mehr ihre Meinung sagen würden und den Eindruck haben, dass unterschiedliche Sichtweisen in der Zeitung nicht mehr erwünscht seien – eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu vergangenen Befragungen.[85]
Haupteingang des alten Verlagsgebäudes (bis 2007)New York Times Building
Am 17. April 2007 begann der Umzug der Redaktion aus dem 1913 eröffneten Verlagsgebäude (229 West 43rd Street) in denNew York Times Tower, ebenfalls amTimes Square inManhattan. Das neue Gebäude ist 319 Meter hoch und damit einesder höchsten Gebäude von New York City. Es wurde vom ArchitekturbüroRenzo Piano konzipiert, von Fox & Fowle Architects erbaut und mit einemAtrium mitBirken und Moosgarten ausgestattet, um in der Mitte eine kontemplative Atmosphäre zu schaffen. Der äußerenGlasfassade ist ein Stahlgerüst mit tausenden horizontal montierten weißen Keramikröhren vorgesetzt, die die Sonneneinstrahlung reduzieren und eine schleierartige ästhetische Wirkung schaffen. Das Licht wird zudem über mechanisierte Fensterblenden und internedimmbare Fluoreszenzleuchten gesteuert, um mit einem möglichst geringen Energieaufwand optimale Lichtverhältnisse herzustellen. Die Redaktion belegt nur die unteren 27 Etagen der insgesamt 52 Stockwerke, der Rest wird vermietet. Die Kosten des Gebäudes und des Umzugs bezifferte man mit 850 Millionen Dollar.
Jeder Arbeitsplatz der Redakteure verfügt überGigabit-Ethernet, einIP-Telefon und ein integriertes Voice-E-Mail-Chat-System. Die Redaktionszentrale befindet sich in einem separaten Gebäude nebenan, erstreckt sich über drei Stockwerke und ist alsHigh-Tech-Newsroom „für alle Plattformen“ konzipiert. Darum herum gruppieren sich weitere Online-Projekte wie derCity Room, eine technisch anspruchsvolle Website für die New Yorker Kommunalpolitik, Nahverkehr, Justiz und Schulen, die Blogs, Fotos und Videos als Medien anbietet. Für denUS-Präsidentschaftswahlkampf 2008 nahm man die Vorteile eines internen Politik-Wikis in Anspruch, was den Redakteuren als zentrales Informationsarchiv dienen sollte. Für diese Wahlen gaben die Herausgeber im Januar 2008 die Wahlempfehlung(endorsement),Hillary Clinton[86] bei den Demokraten undJohn McCain bei den Republikanern zu wählen.[87] Vernichtend kritisiert wurde dagegen der frühere New Yorker BürgermeisterRudy Giuliani unter anderem wegen seiner Versuche, aus der Tragödie des11. September 2001 Kapital zu schlagen.[88]
Seit dem 2. April 2006 präsentiert sich dieWebsite derNew York Times in einem behutsam angepasstenDesign.[89][90] Video und Multimedia seien nun „fundamentale Bestandteile“ des Webauftritts. Im September 2005 wurden Teile der Site, die damals mit Ausnahme derTitelseite eine einmalige Anmeldung erforderte, unter dem LabelTimes Select vorübergehend kostenpflichtig, darunter auch die Beiträge führenderOp-Ed-Autoren wieThomas L. Friedman,Paul Krugman oder Maureen Dowd.
Im März 2005 zählte die Website derTimes 555 MillionenSeitenabrufe. Anfang 2007 verzeichnete der Online-Auftritt derNYT 1,5 Millionen Besucher täglich (was durchschnittlich 10 bis 14 Seitenaufrufen je Besucher entspricht), das Blatt selbst hatte aber nur 1,1 Millionen Abonnenten. Verantwortliche stellten den Fortbestand der Druckausgabe in Frage.[91]
Am 17. September 2007 wurde angekündigt, alle Inhalte mit Ausnahme des Archivs aus der Zeit zwischen 1923 und 1986 wieder kostenfrei online zur Verfügung zu stellen. Man hoffe, dass dadurch die Werbeeinnahmen mehr als bei zahlenden Kunden ansteigen. Die Aussicht auf noch mehr Suchmaschinen-Treffer gab den Ausschlag für eine weitgehende Reduzierung der bezahlpflichtigen Inhalte.[92][93]Times Select, der bezahlpflichtige Teil der Webpräsenz, wurde eingestellt.
Im Mai 2008 äußerten derNYT-CTO Marc Frons und Aron Pilhofer, Leiter der neuenInteractive Newsroom Technologies-Gruppe, dass sich das Internetangebot der Zeitung neuen Zugangsweisen öffnen werde.[94] Seit Oktober 2008 stellt die Zeitung den Online-Nutzern neueProgrammierschnittstellen (API) zur Verfügung. Mit den APIs kann man zielgruppenspezifische Suchanfragen an das Artikelarchiv richten, das nun bis 1981 kostenfrei ist. Die API-Suchmasken können in die Internetseiten von anderen Nutzern eingebunden werden, wie dies schon etwa mitGoogle Suche undGoogle Maps möglich ist; diese Kombination wird auch mit dem neuenAnglizismus ´Mashup bezeichnet.[95] Bisher wurden veröffentlicht:Best Sellers, ein API für Buchhändler oder Autoren,Congress, ein API über das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten des amerikanischen Kongresses seit 1989, Filmkritiken (Movies Review), Wahlkampagnen undTimesPeople, ein API für Leser, die sich mit ihrer E-Mail-Adresse registrieren und freien Zugang zu Eilmeldungen, Rezensionen, Kleinanzeigen und Anderem erhalten. Die Neuerungen werden unter der SonderseiteOpen bekannt gemacht und erklärt.[96] Für die Nutzer von Mobiltelefonen,Netbooks und anderen mobilen Geräten wird ein radikal vereinfachtes Seitendesign angeboten: mit dem„Skimmer“ (Querleser, Überflieger) kann man zwischen 15 Ressort-Seiten, der Homepage und der Empfehlungsliste mit einer einfachenTastenkombination (shortcut) hin- und herwechseln und die Einleitungen verteilen sich auf maximal 19 kleinen Quadraten je Seite.[97] Mit dieser leichteren Zugänglichkeit zur Zeitung sollen eine neuartige Leserbindung aufgebaut und neue Leserkreise gewonnen werden.
2011 wurde bekannt gegeben, die Online-Ausgabe der Zeitung werde ab Ende März nur noch eingeschränkt frei lesbar. Nichtabonnenten hätten ab diesem Zeitpunkt nur noch Zugriff auf 20 Artikel je Monat. Danach würden sie dazu aufgefordert, ein Abonnement abzuschließen. Über Smartphones blieben dieTop News-Meldungen weiterhin frei abrufbar. Auch für Artikel, die über soziale Netzwerke oder über Suchmaschinen zu finden seien, werde es keine Beschränkungen geben.[98] Die Zahl der freien Zugriffe wurde im April 2012 auf zehn pro Monat reduziert.
2013/14 erstellte ein Team unter der Führung vonArthur Gregg Sulzberger, dem Sohn und designierten Nachfolger des Herausgebers, einen 90-seitigen Bericht über den Zustand der Online-Ausgabe. Der Berichtleakte im Mai 2014[99] und wurde zum Gegenstand ausführlicher Berichterstattung. DasNieman Journalism Lab derHarvard University nannte den Text schonungslos offen und lobte dieNYT; sie habe die Situation des Online-Mediums gründlich durchdacht.[100] Zu den Schlüsselergebnissen zählte die Bedeutung sozialer Medien als Zugang der Leser zu Artikeln derTimes und der Anteil mobiler Abrufe. Weitere Aspekte sind die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Marketing, insbesondere für Marketing besonderer Artikel in sozialen Medien, die Nutzung der Archivbestände derNYT seit 1851, aber auch die Ausrichtung von Personalentscheidungen an den Bedürfnissen der Online-Redaktion. Das Nieman Lab kam zu dem Schluss:
“So much of the digital work of The New York Times is so damned good, despite all the roadblocks detailed here. Take those barriers away and think what they could do.”
„So viel der digitalen Arbeit in der New York Times ist so gut, trotz all der Hindernisse, die hier beschrieben werden. Denk dir diese Barrieren weg und stell dir vor, was sie erreichen könnten.“
Die Umsetzung der Empfehlungen zeigt sich in der Entwicklung und Förderungen derMobile AppNYT Now und der zunehmenden Ausrichtung der Redaktionsprozesse an der digitalen Publikation. AlsGray Lady imDarknet ist man seit 2017 als eines von wenigen Traditionsunternehmen auch imTor-Netzwerk erreichbar.[101]
2016 hatte die Zahl der Abonnenten gerade die Millionengrenze durchschritten, als man das Ziel ausrief, zehn Millionen regelmäßig zahlende Leser gewinnen zu wollen. Begünstigt durch das Interesse an den Wahlen2016 und2020 sowie die darauffolgende Langeweile im Alltag derCOVID-Pandemie konnte man 2021 bereits acht Millionen Abonnements vorweisen.[9] Anfang 2023 waren es 9,6 Millionen.[1]
Anfang des 21. Jahrhunderts begann dieNew York Times mit anderen internationalen Zeitungen zu kooperieren und eigene Inhalte als deren Beilage zu verbreiten. Zwischen 2004 und 2017 wurde in derSüddeutschen Zeitung (SZ) zunächst jeden Montag, später jeden Freitag die BeilageThe New York Times International Weekly beigelegt. Das englischsprachige Supplement wurde in einer exklusiven Kooperation derSZ mit derNew York Times für den deutschsprachigen Raum zusammengestellt. Die verbreitete Auflage lag beim Start bei fast 430.000 Exemplaren.[102]
DieNew York Times International Weekly erscheint auch in derLa Repubblica, dem spanischenEl País, dem französischenLe Monde, dem österreichischenDer Standard und im britischenDaily Telegraph. Die Beilage ist Teil eines europäischen Anzeigennetzwerkes. Neben den genannten Partnerzeitungen und derNew York Times gehört zu ihm auch dieNYT-TochterInternational Herald Tribune.
In Deutschland ist im stationären Zeitschriftenhandel dieInternational Edition derNYT erhältlich. Gedruckt werden die Exemplare vonVRM inRüsselsheim am Main.[103] Die internationalen Ausgaben haben einen Umfang von 16 Seiten und erscheinen an sechs Tagen in der Woche.[104] Die Ressorts lauten:Page Two, World, Business, Opinion, Science, Sports, Culture undLiving.
DieNYT war 2020 in Deutschland die meistzitierte ausländische Zeitung und nach dem MagazinDer Spiegel das Medium, welches am zweithäufigsten von anderen deutschen Publikationen zitiert wurde.[105]
Am 23. Oktober 1978 und am 12. November 2008 erschienenParodien derNYT.
DieNew York Times selbst enthüllte im Jahr 2020, wie sie 1978 während eines Streiks einmal stilgerecht parodiert wurde – hieran beteiligt waren auch Mitarbeiter des eigenen Hauses. Dabei wurden der Name und das Motto der Zeitung um das Wort „Not“ erweitert, sie hießNot The New York Times, und das Motto lautete:All the News Not Fit to Print (Alle Nachrichten, die nicht zum Druck geeignet sind).[106]
2008 betrug die Auflage der Parodie 1,2 Millionen Exemplare und umfasste 14 Seiten.[107] DasNYT-Motto wurde inAll the news we hope to print umgeändert und als Ausgabedatum der kommendeNationalfeiertag, 4. Juli 2009, angegeben. Positive, doch fiktive Meldungen wie etwa über das Ende desIrakkrieges wurden flankiert mit Großanzeigen von Öl-Konzernen, die dieses Kriegsende als vernünftig begrüßten.[108] Weiterhin wurde die Schließung des umstrittenenUS-Gefangenenlagers Guantánamo Bay auf Kuba bekannt gegeben und eine Anklage des scheidenden US-PräsidentenGeorge W. Bush wegenHochverrats.[109][110] Als Herausgeber bekannte sich eine Arbeitsgruppe von rund 30 Kriegsgegnern, Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützern wie derNGOUnited for Peace and Justice, derAnti-Advertising Agency und derglobalisierungskritischenAktionskünstler-GruppeThe Yes Men.[108] Zur Begründung dieser Aktion gab man an, die Wahlversprechen des gerade gewählten PräsidentenBarack Obama sichern zu wollen.[111] Die Ausführung beanspruchte etwa ein halbes Jahr Vorbereitung, darunter sollen auch Redakteure derNY Times beteiligt gewesen sein, die Aktion wurde durch Spenden in Höhe von 100.000 US-Dollar finanziert.[112] Die Unternehmenssprecherin kündigte an, auf rechtliche Schritte zu verzichten, erstattete jedoch zehn Tage später Anzeige gegen die Initiatoren.
Harrison E. Salisbury:Without fear or favor: The New York times and its times. Times Books, New York City 1980,ISBN 0-8129-0885-6.
Stefan W. Elfenbein:The New York Times. Macht und Mythos eines Mediums. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1996,ISBN 3-596-13219-3.
Alex S. Jones, Susan E. Tifft:The Trust – The Private and Powerful Family Behind The New York Times. Little Brown, Boston 1999; Back Bay Books, Boston 2000,ISBN 0-316-83631-1.
Seth Mnookin:Hard News. The Scandals at The New York Times and Their Meaning for American Media. Random House, New York 2004,ISBN 1-4000-6244-6.
Matthew Pressman:On Press: The Liberal Values That Shaped the News. Harvard University Press, Cambridge 2018,ISBN 978-0-674-97665-8.
Jill Abramson:Merchants of Truth: The Business of News and the Fight for Facts. Simon & Schuster, New York 2019,ISBN 978-1-5011-2320-7, S. 62–81, 182–224, 370–402 (=Kapitel 3,7 und12).
↑ab‚New York Times‘ streicht 100 Newsjobs – von 1250. In:Der Standard. 21. Oktober 2009, S. 32.
↑Daniel Immerwahr:Yuval Noah Harari’s Apocalyptic Vision. In:The Atlantic. 6. September 2024,ISSN2151-9463 (theatlantic.com [abgerufen am 17. September 2024]): „Since 2005, the United States has lost nearly a third of its newspapers and more than two-thirds of its newspaper jobs, to the point where nearly 7 percent of newspaper employees now work for a single organization, The New York Times.“
↑nytimes.com Competitive Analysis, Marketing Mix and Traffic. In: Alexa. 2. Juni 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2020; abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch). Die hier wiedergegebene Archivversion ist nicht vom Tag des Originalabrufs (2. Juni 2020), sondern datiert 13 Tage später (15. Juni 2020).
↑Meredith Kopit Levien. In: nytco.com. The New York Times Company, 1. August 2013, abgerufen am 16. September 2021 (amerikanisches Englisch).
↑JOHN SWINTON DEAD; The Noted Economist, Writer, and Orator Gone. Was a Champion of the Cause of Workingmen with Voice and Pen -- Spoke at Many Meetings. In:New York Times.Band49,Nr.16.206. New York 16. Dezember 1901,S.9,Sp.5,Oben (englisch,nytimes.com [abgerufen am 10. August 2022] Nachruf).
↑Mitchell K. Hall:Vietnam War: Antiwar Movement. In derselbe (Hrsg.):Opposition to War: An Encyclopedia of U.S. Peace and Antiwar Movements. ABC-Clio, Santa Barbara 2018,ISBN 978-1-4408-4518-5, S. 674–682; hier:S. 681.
↑abFROM THE EDITORS; The Times and Iraq. In: The New York Times. 26. April 2005, abgerufen am 10. August 2022 (englisch). Der hier verlinkte Online-Artikel war bereits ein Jahr zuvor (26. Mai 2004) in der Druckausgabe der New York Times erschienen.
↑Andrew Ross Sorkin: Morgan Stanley Sells New York Times Stake. In: Dealbook. New York Times, 17. Oktober 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Januar 2013; abgerufen am 31. Oktober 2007 (englisch).
↑Joe Hagan: A New York Times Whodunit. In: New York. 26. Mai 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2012; abgerufen am 1. Juni 2012 (englisch).
↑Charles Merz, Walter Lippmann:A Test of the News. In:The New Republic.Band23,Nr.296, 8. August 1920 (englisch,archive.org [abgerufen am 12. August 2022]).
↑Riccardo Puglisi:Being The New York Times: the Political Behaviour of a Newspaper. In:The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy.Band11,Nr.1. De Gruyter, 11. April 2011,ISSN1935-1682, 20,doi:10.2202/1935-1682.2025 (englisch).
↑Amy Goodman, David Goodman:The Hiroshima Cover-Up. In:The Baltimore Sun. 5. August 2005 (englisch). Zitiert nachThe Hiroshima Cover-Up. In: Common Dreams. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. März 2014; abgerufen am 2. Januar 2012 (englisch).
↑Leonard M. Apcar: A Letter to Our Readers. In: The New York Times. 2. April 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. November 2014; abgerufen am 12. August 2022 (englisch, Statement der NYT zum modernisierten Webauftritt).
↑{Open. The New York Times, abgerufen am 12. August 2022 (englisch).
↑Article Skimmer. The New York Times, 25. Februar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2009; abgerufen am 23. Februar 2009 (englisch). Archivversion gibt nur rudimentäre Teile wieder.
↑Page One – Inside The New York Times. Go Inside the Newsroom. In: takepart.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. September 2012; abgerufen am 20. April 2021 (englisch, Offizielle Website zum Film).
↑Stephanie Rebonati: Grosses Medienkino. In: Medienwoche. 22. Dezember 2011, abgerufen am 12. August 2022.