Lage der Stadt Naumburg (Saale) im Burgenlandkreis
Karte
Ratsstadt links, Bischofsstadt mit Dom rechts, Luftaufnahme (2018)Teilpanorama der Altstadt von NaumburgNaumburger Dom
Naumburg (Saale) ist eineMittelstadt im Süden vonSachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz desBurgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschenQualitätswein-AnbaugebietesSaale-Unstrut. Die Stadt ist ein Knotenpunkt im deutschen Schienennetz. Sie ist geprägt durch eine reichhaltige, fast 1000-jährige Geschichte, insbesondere als historischer Sitz desBistums Naumburg. Wahrzeichen ist derNaumburger Dom in der mittelalterlichen Altstadt, der seit dem 1. Juli 2018 zumUNESCO-Weltkulturerbe gehört.[2] Naumburg ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.[3]
Brücke der Thüringer Bahn über die Saale bei Naumburg
Naumburg liegt im Süden vonSachsen-Anhalt nahe der Grenze zuThüringen, 39 km südlich vonHalle und 30 km nördlich vonJena. Südwestlich des Randes derLeipziger Tieflandbucht gelegen, gehört die Stadt mit einer Höhe von 130 m über NHN schon zur Mittelgebirgsregion. Die Stadt ist vom hügeligenWeinanbaugebietSaale-Unstrut umgeben und liegt imNaturpark Saale-Unstrut-Triasland. Das Klima in Naumburg ist außergewöhnlich mild, was den Weinbau an den Talhängen der Umgebung ermöglicht.
Die maximale Ost-West-Ausdehnung der Kernstadt beträgt etwa 6,5 km, die maximale Nord-Süd-Ausdehnung etwa 5,5 km.
Unmittelbar nördlich derKernstadt von Naumburg mündet die aus Richtung Nordthüringen kommendeUnstrut in die aus RichtungFichtelgebirge kommende, sächsischeSaale. Weitere Gewässer sind dieWethau im Osten und Südosten von Naumburg sowie kleinere Bäche.[4]
Luftaufnahme des MarktsAlleeLindenring zwischen den zwei Altstadtkernen
Naumburg gliedert sich in eine Kernstadt mit ca. 25.000 Einwohnern und die eingemeindeten Umlanddörfer.[5]
Die Altstadt entwickelte sich aus zweimittelalterlichen Stadtkernen. Dabei bildeten sich zwei separate Hoheitsbereiche heraus: im Südosten dieRats- und Bürgerstadt, im Nordwesten durch dieVorgeschichte als Bischofssitz dieBischofsstadt. Zwischen den beiden verläuft heute eine Allee (Lindenring).
An die Altstadt schließen sich die Vorstädte aus der Zeit derIndustrialisierung an. Durch Naumburgs Geschichte als ehemaligepreußische Beamten-,Garnisons- und Anwaltsstadt sind vergleichsweise wenige Vorstädte alsArbeiterquartiere ausgebildet (z. B. nördlich der Altstadt). Stattdessen wurden bevorzugt Villen gebaut (z. B. imBürgergartenviertel im Süden und in der östlichen Vorstadt).
Aus der Zeit derDDR gibt es ebenfalls nur kleinereNeubausiedlungen. Darunter zählen Teile derNaumburger Gartenstadt im Norden, dieVölkerfreundschaft im Südosten unweit des Neuen Friedhofs sowie Teile der SiedlungFlemminger Weg.[6]
Nach der Wende wurden wieder mehr Einfamilienhäuser in der Kernstadt gebaut, z. B. in derNaumburger Gartenstadt und in der SiedlungFlemminger Weg.
Zur Kernstadt gehören ebenfalls die mit ihr verschmolzenen DörferAlmrich (früher Altenburg),Grochlitz sowie die vorgelagerten DörferHenne undWeinberge. Weiterhin besteht die Stadt Naumburg aus folgenden Umlanddörfern:
Naumburg liegt regionalgeologisch im Saale-Unstrut-Triasland. Dieses wird geprägt durch einen Schichtstapel dertriassischenSedimentgesteine desBuntsandsteins,Muschelkalks undKeupers.[8] Nachdem diese in der jüngeren Erdgeschichte gehoben wurden,erodierten die Flüsse Saale, Unstrut und Weichau ca. 50 bis 100 Meter tiefe Täler[4], in denen heuteAuesedimente wieAuelehm und Flusskies anstehen. Da die Eintiefung der Täler nicht gleichmäßig stattfand und die Wasserführung der Flüsse nicht konstant über den Lauf der Zeit erfolgte, existieren in NaumburgFlussterrassen mit Flusskies ca. 30 m oberhalb der heutigen Talsohle[4]. Auf einer solchen Terrasse liegt heute der Großteil der Kernstadt Naumburgs.[8] An den Rändern der Täler finden sich bis heute unzählige Felsen aus den roten- und weißenSandsteinen undTonsteinen des Buntsandsteins und aus den graublauenKalksteinen und Tonsteinen des Muschelkalks. Im Blütengrund bei Großjena existiert mit demSteinernen Album eine im Stile desBarock behauene Sandsteinwand.[9]
Wie weite TeileMitteleuropas wurde die Landschaft um Naumburg seit ca. siebeneinhalbtausend Jahren von wechselnden Kulturen derJungsteinzeit,Bronzezeit undEisenzeit besiedelt (sieheUr- und Frühgeschichte Mitteleuropas). Von diesen Ur- und Frühgeschichte sind jedoch keine Schriftzeugnisse überliefert, sondern nurarchäologische Funde. Nach dem heutigen Naumburg benannt ist dabei z. B. das bronzezeitlicheDepot von Naumburg sowie die Kultur derNaumburger Gruppe aus der Eisenzeit von ca. 300 v. Chr. bis 60 v. Chr. Auf der Saale-Hochterrasse beiEulau wurden im Jahre 2005 dieFamiliengräber von Eulau geborgen. Diese stellen den ältesten bekannten archäologischen Fund einer menschlichen Kernfamilie dar und stammen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Zuständig für die Verwaltung dieser Funde ist heute das sachsen-anhaltischeLandesamt für Denkmalpflege und Archäologie inHalle (Saale).
Zur Zeit derVölkerwanderung siedelten sich ab dem 4. Jahrhundert nach Christusgermanische undslawische Stämme im Naumburger Raum an. DieSaale bildete später in der Region die ungefähre Grenze zwischen dendeutschsprachigen Gebieten im Nordwesten und den slawischsprachigen im Südosten. Ab dem 9. Jahrhundert wurde ein Großteil der heute bestehenden Ortschaften um Naumburg gegründet. Vorwiegend östlich der Saale sind dabei die einst slawischen Siedlungen an ihren bis heute überdauernden Ortsnamen erkennbar (z. B. Scheiplitz,Gröbitz,Neidschütz,Zeitz). Im Zuge derHochmittelalterlichen Ostsiedlung breiteten sich deutsche Siedler über die Saale weiter nach Osteuropa aus und verdrängten, bzw. assimilierten die früheren slawischen Bewohner.
Darstellung des ehemaligen bischöflichen Territoriums
Naumburg wurde erstmals 1012 urkundlich erwähnt, als an der Kreuzung zweierHandelsstraßen dieneue Burg derEkkehardiner, derMarkgrafen von Meißen, entstand. 1021 wird in derMerseburgerBischofschronik von der kurz zuvor erfolgten Neugründung einerPropstei an der Stelle des späterenNaumburger Doms berichtet.Durch Betreiben derEkkehardiner gab 1028 PapstJohannes XIX. seine Zustimmung zur Verlegung desBistumsitzes vonZeitz nach Naumburg.[11] Bis zur Umsetzung derReformation in der Stadt 1568 war Naumburg Bischofssitz der Bischöfe des BistumsNaumburg-Zeitz, wobei ab dem 13. Jahrhundert die Bischöfe wieder meist inZeitz residierten und lebten. Letzter Bischof warJulius von Pflug, der in Zeitz starb und auch dort beerdigt ist. Auf das Jahr 1030 datiert ist die Gründung derDomschule. Seit 1144 wurde Naumburg Stadt genannt.
Das Bistum Naumburg-Zeitzbelehnte seinen Besitz an dieKlöster der Region. In und um Naumburg waren dies insbesondere dasKloster Pforta sowie dasMoritzkloster und dasGeorgenkloster am Ort. Die Klöster verwalteten sogenannteVorwerke,Meierhöfe und diverse Dörfer auf dem Stadtgebiet von Naumburg.
Im Frühmittelalter gab es mehr Dörfer um Naumburg als heute. Teils sind diese durch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Klöster verlassen worden, teils mussten sie auf Grund klimatischer Veränderungen und dem damit einhergehenden Versiegen vonWasserquellen aufgegeben werden (sieheWüstung).
Aus frühmittelalterlicher Zeit sind um Naumburg die folgenden Dorfstellen überliefert. Auf dem Gelände desReußenplatzes lag dasSlawendorfReußen, benannt nach einemLuchshain.[12] Im heutigen GewerbegebietSteinkreuzweg gab es das DorfWichowe, dessen Name sich bis heute in der neueren SiedlungWeichau und demWeichaugrund wiederfinden lässt. Auf der Hochfläche südlich der Kernstadt lag auf der Südostecke desBuchholzes das DorfRoda, auch dasRödchen genannt.[12] Der heutige OrtsteilFlemmingen ist mit den Jahren über die Ruinen des benachbarten, alten SlawendorfesTribun gewachsen.[12] ImMordthal bei Bad Kösen lagen die kleinen DörferScolowe undKazenrode, letzteres ist vermutlich nachKazo, der Kurzform des Naumburger BischofsKadeloh benannt.[12] Außerdem gab es an der Saale im Westen zwei Dörfer namensCösen undLochwitz, die durch die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters Pfortas aufgegeben werden mussten und aus deren Ruinen später der Kurort Bad Kösen wuchs.[12] Kloster Pforta wurde in seiner Frühzeit neben BauernsiedlungPforta gegründet, die ebenfalls nicht mehr existiert.[12]
Im Zuge des Baus der Ortsumfahrung Bad Kösens wurde 2018 die WüstungNeschwitz entdeckt.[13]Zuletzt gab es eine unbekannte Wüstung auf dem Gelände des heutigen Bürgergartenviertels, deren Name jedoch nicht überliefert ist.[12]
Residenzhaus am Markt (heute Amtsgericht)
ImSpätmittelalter war Naumburg ein bedeutenderHandelsplatz an derVia Regia, besonders wegen der zuerst 1278 genanntenNaumburger Messen. Der AufstiegLeipzigs zurMessestadt seit 1500 und derDreißigjährige Krieg brachten die wirtschaftliche Blüte Naumburgs zum Erliegen. Das Territorium des Mitte des 16. Jahrhundertssäkularisierten Bistums ging an dieKurfürsten vonSachsen über, die es durch eine eigene Stiftsregierung in Naumburg verwalten ließen und später dieAdministratoren stellten. 1544 wurde aus dem Stiftsbesitz an der Saale dasAmt Naumburg gebildet.[14] Nach dem freundbrüderlichen Hauptvergleich unter den vier SöhnenJohann Georgs I. 1657 gehörte das Naumburger Stiftsgebiet zurSekundogeniturSachsen-Zeitz, die dem jüngsten SohnMoritz zufiel. Bevor in Zeitz dieMoritzburg erbaut wurde, diente das Naumburger Stadtschloss als Residenz dieser Nebenlinie. Diese Episode fand mit dem Tode des letzten protestantischen Vertreters der Linie Sachsen-Zeitz im Jahr 1718 ein Ende. Das Naumburger Stiftsgebiet fiel endgültig an die Dresdner Kurlinie zurück; es war damit vollends in dasalbertinische Sachsen integriert, blieb aber bis 1815 Sitz eigener Verwaltungsbehörden (zum BeispielKonsistorium des Stifts Naumburg-Zeitz).
Bis zum Ende desSpätmittelalters lebtenJuden in der Bischofsstadt Naumburg. Sie wohnten in derJüdengasse, der zentral gelegenenJudengasse der Stadt, die heute noch erhalten ist. 1494 erhielten die Bischofsstädte Naumburg und Zeitz von BischofJohann III. von Schönberg die Zusage, „die ansässigen Juden nach Ablauf ihrerGeleite undVerschreibungen zu verabschieden, aus allen Gebieten auszuweisen und auch künftig keine Juden mehr zuzulassen.“[15] Die Räte dieser Städte hatten sich über die von den Juden angeblich genommenenWucherzinsen und deren rücksichtslose Eintreibung beschwert.[15] Noch 1494 wurden alle Juden aus Naumburg und 1517 aus Zeitz ausgewiesen.[15][16] Zum Ersatz der ausgefallenenJudengelder hatte Naumburg jährlich 60 und Zeitz 40 Rheinische Gulden an die bischöflicheKammer zu zahlen, ablösbar mit 1200 bzw. 800 rheinischen Gulden, entsprechend der geforderten Summe für 20 Jahre.[15][16] Heute erinnert eine bronzene Gedenktafel am marktseitigen Zugang der Jüdengasse an die ehemaligen Bewohner und deren Vertreibung.
Die Geschichte Naumburgs ist eng mitMartin Luther und derReformation verknüpft. Luther predigte erstmals 1521 auf seinem Weg zum Wormser Reichstag in Naumburg. Am 18. Januar 1542 nahm Luther gemeinsam mitPhilipp Melanchthon, Spalatin undNikolaus von Amsdorf Quartier am Markt 3 bei der Witwe des Stadtschreibers Ambrosius Dörffer. Heute erinnert eine Gedenktafel daran. Noch am Abend fand eine der schwierigsten Ratssitzungen der Stadtgeschichte statt, in der man sich gemeinsam mit dem Kurfürsten auf die Einsetzung von Nikolaus von Amsdorf als Bischof verständigte. Am 20. Januar 1542 wurde dieser von Luther im Ostchor des Naumburger Doms zum ersten evangelischenBischof geweiht.Damit setzte Luther nicht nur einen Meilenstein in Naumburgs Kirchengeschichte, sondern auch für den erstarkenden Protestantismus. Die Zeit des evangelischen Bischofs wird auch als „Naumburger Bischofsexperiment“ bezeichnet. Amts- und Wohnsitz Nikolaus von Amsdorfs wurde der Westflügel im sogenannten Naumburger Schlösschen am Marktplatz und später das Zeitzer Bischofsschloss.
Prägendste reformatorische Persönlichkeit Naumburgs ist jedochNikolaus Medler. 1536 trat er die Stelle desSuperintendenten in der Stadtkirche Sankt Wenzel an und erhielt die Aufsicht über 32 Kirchen. Ein Jahr später verfasste er eine Kirchen- und Schulordnung, die auf der Wittenberger Ordnung beruhte und von Luther ausdrücklich gebilligt wurde. 1568 setzte sich die Reformation in Naumburg endgültig durch.
Karte von Naumburg und Umgebung (um 1775)Karte Naumburg und Bad Kösen (1914)
Am 2. Mai 1604 wurde eine Christina Kirchner aus der Michelsgasse enthauptet, die von der Frau des Nicol von Zwicken derHexerei beschuldigt worden war.[17]
Von 1621 bis 1622 hatte Naumburg eineKippermünzstätte, in der unter den Münzmeistern Georg Oppermann, Kurt Marquart, Sebastian Härtel und Friedrich Ulm Interimsmünzen geschlagen wurden. Das warenKippermünzen vom Kipper-12-Kreuzer-Stück bis hin zum sogenanntenKippertaler zu 60 Groschen.
Von 1656 bis 1718 gehörte Naumburg zum HerzogtumSachsen-Zeitz. Deshalb wurde ab 1652 das Residenzhaus am Markt (heutiges Amtsgericht) von KurfürstJohann Georg I. von Sachsen errichtet. Am 3. Oktober 1653 konnte sein SohnMoritz das neue Haus beziehen, von wo aus er bis zum 1. Juli 1663 das Herzogtum regierte, bevor er in die neu errichteteMoritzburg nachZeitz umzog. Sein kunstsinniger SohnMoritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz errichtete 1701 dasOpernhaus vorm Salztor, das 1716 abbrannte. 1718 fiel Sachsen-Zeitz an dasKurfürstentum Sachsen zurück.
1846 erhielt die Stadt Anschluss an dieThüringer Bahn vonHalle nachErfurt, 1889 nachArtern und schließlich 1900 nachTeuchern. Am 15. September 1892 ging dieStraßenbahn Naumburg in Betrieb. Sie wurde in den ersten Jahren noch mit Dampf betrieben. Am 2. Januar 1907 wurde sie auf den elektrischen Betrieb umgestellt. 1914 wurde die Stadt Naumburgkreisfrei.
Obwohl sich dieIndustrialisierung nur schwach entwickelte, bildete sich schon 1848 einArbeiterverein. Bei der Niederschlagung desKapp-Putsches 1920 wurden fünf Arbeiter getötet. 1927 wurden die „Devoli“ (Deutsche Volkslichtspiele) gegründet, mit Hauptsitz im früherenGarnisonslazarett auf dem Spechsart. Dort befinden sich auch die Film- und Tonstudios. In den 1930er Jahren entstanden im Rahmen derAufrüstung der Wehrmacht drei neueKasernen in Naumburg, eine an der Schönburger Straße und zwei am Flemminger Weg (damalsAdolf-Hitler-Straße). Am 20. August 1935 paradierte das Infanterie-Regiment 53 zum ersten Mal auf dem alten Marktplatz.[22] Dieses Regiment wurde imÜberfall auf Polen eingesetzt.
Am 9. und 11. April 1945 bombardierten amerikanische Flugzeuge die Stadt. Dabei wurden Teile der militärischen Anlagen im Osten der Stadt sowie Bereiche der Altstadt und angrenzender Gebiete zerstört oder schwer beschädigt. Mehr als 400 Menschen starben, rund 700 Häuser wurden beschädigt. Am 12. April übergab OberbürgermeisterBruno Radwitz die Stadt an die US-Truppen, knapp drei Monate später – am 2. Juli – zogen Truppen derRoten Armee in Naumburg ein. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen hielten sich in der Stadt bis zu 60.000 Menschen auf.
Nach der Besetzung der Stadt durch Einheiten derRoten Armee 1945 wurde ein Areal um das Oberlandesgericht abgeriegelt und zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Es wurde von den Stäben der 57. Garde-Mot. Schützendivision und des 170. Garde-Mot. Schützenregiments dersowjetischen Streitkräfte bezogen. In derGarnisonsstadt Naumburg wurden sowohl die Kasernen aus dem 19. Jahrhundert als auch aus derZeit des Nationalsozialismus zur Unterbringung der Soldaten genutzt. Die Offiziere bewohnten Teile des Bürgergarten-Villenviertels sowie neu errichtete Wohnsiedlungen. Teile der Umgebung Naumburgs, z. B. das Buchholz, wurden von den sowjetischen Streitkräften für Übungszwecke genutzt, waren aber meist für die Bevölkerung zugänglich. Auch die sowjetischen Versorgungseinrichtungen („Russenmagazine“) konnten von den Anwohnern genutzt werden.
In den 1980er Jahren wurden wie in weiten Teilen OstdeutschlandsNeubausiedlungen gebaut, um den landesweiten Wohnungsmangel zu lindern. In Naumburg wurden dabei vergleichsweise wenige Siedlungen gebaut. Darunter zählen dieVölkerfreundschaft, die SiedlungAmHolländer (heuteFlemminger Weg), Teile derNaumburger Gartenstadt sowie eine Siedlung an denMoritzwiesen.[6]
Im Zuge derWende kam es 1989 in Naumburg zu zahlreichen Demonstrationen und Versammlungen in den Kirchen der Stadt.
Bevölkerungspyramide für Naumburg (Saale) (Datenquelle: Zensus 2011)[23]
Nach derWiedervereinigung 1990 kam die bisher zumBezirk Halle gehörende Stadt zum neu gebildeten LandSachsen-Anhalt. Das Areal um das Oberlandesgericht wurde nach dem Abzug derGSSD für die einheimische Bevölkerung wieder zugänglich. Die von den sowjetischen Streitkräfte genutzten Liegenschaften wurden zivilen Nutzungen zugeführt.
1994 wurden die LandkreiseNaumburg,Nebra undZeitz zumBurgenlandkreis zusammengeschlossen. Der Kreissitz blieb dabei Naumburg. 2007 wurden der Burgenlandkreis und derLandkreis Weißenfels zum neuen Burgenlandkreis verschmolzen. Seitdem ist Naumburg Verwaltungssitz dieses Landkreises, zu dem auch die NachbarstädteWeißenfels,Zeitz undNebra gehören.
Einwohnerentwicklung von Naumburg (Saale). Oben ab 1300 bis 2017. Unten ein Ausschnitt ab 1871
Die Einwohnerzahl Naumburgs nahm bis zumZweiten Weltkrieg stark zu und erreichte durch den Zuzug von Kriegsflüchtlingen im Jahre 1946 einen Höchststand von 41.379. Während derdeutschen Teilung nahm die Bevölkerungsanzahl stetig ab und erreichte 1990 einen Stand von 32.582 Einwohnern. Nach derWende setzte sich dieser Trend fort und die Zahl sank um 2005 auf unter 30.000. DurchEingemeindungen der nördlichen und südwestlichen Umlandgemeinden wurde die Einwohnerzahl wieder auf 34.294 erhöht. Seitdem sinkt sie weiter, jedoch deutlich langsamer als vorher.
Entwicklung der Einwohnerzahl
(In 1946 am 29. Oktober, in 1950 am 31. August sowie ab 1960 am Stichtag 31. Dezember):
Der NaumburgerGemeinderat besteht aus 39ehrenamtlichen Mitgliedern und dem Oberbürgermeister. Die Wahlen zum aktuellen Gemeinderat fanden am 9. Juni 2024 statt. Es ergab sich folgende Sitzverteilung (in Klammern Vergleich zur Wahl 2019):
Bei der Kommunalwahl am 22. April 2007 ist der vorherige Beigeordnete und seit dem 1. Februar 2007 amtierende OberbürgermeisterBernward Küper (CDU) zum Oberbürgermeister gewählt worden. Bei der Wahl am 25. Mai 2014 wurde er mit 53,95 % der Stimmen im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2021 wurde, nachdem Küper zum 30. Juni 2021 aus dem Amt schied, sein bisheriger StellvertreterArmin Müller (CDU) zu seinem Nachfolger gewählt.[26] Er wurde am 23. Juni 2021 vereidigt und hat das Amt seit 1. Juli 2021 inne.
Das Wappen der Stadt zeigt in Silber schräggekreuzt einen roten Schlüssel, das Schließblatt viereckig, und ein gestürztes rotes Schwert. Das Schwert liegt über dem Schlüssel.[27]
Das Wappen von Naumburg ging aus dem bischöflichenSiegel hervor, das ebenfalls aus Schlüssel und Schwert bestand, denAttributen der ApostelPetrus undPaulus, derPatrone desNaumburger Doms. Ursprünglich lagen die Griffe von Schwert und Schlüssel unten, Schneide und Bart zeigten nach oben. Als Naumburg im 13. Jahrhundert dann selbständig wurde, behielt der Rat der Bürgerstadt das bischöfliche Wappen bei, bloß um 90° gedreht. Seither zeigen die Griffe nach rechts, (heraldisch links).[28]
Bis 1993 lag der Schlüssel im Wappen noch über dem Schwert, dies wurde im Zuge der Neugestaltung 1994 getauscht.
Nach der Hauptsatzung der Stadt ist die Fahne Naumburgs eine Bikolore mit den Farben Rot und Weiß. Diese verlaufen in der Querform der Fahne waagerecht und in der Längsform senkrecht, jeweils im Verhältnis 1:1.[29]
Die Partnerschaft vonLes Ulis in der Nähe der französischen Hauptstadt Paris mit der Stadt Naumburg (Saale) inSachsen-Anhalt wurde am 19. April 2019 von den Bürgermeistern der beiden Städte in Les Ulis besiegelt[30].
Naumburg ist ferner Mitglied in der Vereinigung der Städte mithussitischer Geschichte und Tradition sowie derNeuen Hanse.
Der frühgotische Westchor wurde nach neueren Forschungsergebnissen ab etwa 1240 erbaut. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde der Ostchor im hochgotischen Stil erweitert. Die romanischeKrypta unter dem Ostchor ist etwa um 1170 entstanden und war Teil eines Vorgängerbaus. Die beiden Osttürme bestehen aus achteckigen Obergeschossen und besitzenBarockhauben. DieKanzel stammt von 1466.Erst im Jahre 1884 wurde der Südwestturm vollendet. Die beiden Westtürme neben dem Westchor sind in enger Anlehnung an die Türme derKathedrale von Laon und desBamberger Doms gestaltet. An der westlichen Seite des Kreuzgangs befindet sich einKlausurgebäude, an der östlichen Seite die spätgotischeDreikönigskapelle von 1416. Südlich des Kreuzgangs und damit an der Südseite des Doms befindet sich diePfarrkircheSt. Marien, unweit westlich des Komplexes dieÄgidienkurie. Zwischen 1960 und 1968 wurde der Dom grundlegend restauriert.
Weltberühmt sind die zwölfStifterfiguren im Westchor, die nach 1250 entstanden. Alle Figuren sind lebensgroß und inKalkstein gehauen. Die bekanntesten Figuren sindUta undEkkehard an der Nordseite des Westchors sowieRegelindis und Herrmann gegenüber an der Südseite.
Das mit dem Museumspreis der ostdeutschen Sparkassenstiftung ausgezeichnete StadtmuseumHohe Lilie ist in einem Gebäudekomplex untergebracht, dessen ältester Bestandteil ein romanischesSteinwerk bildet (um 1250 errichtet), das in den historischen Quellen gewöhnlich alsKemenate bezeichnet wird.Nach dem schweren Stadtbrand von 1517 wurde der Turmbau ebenso wie zwei auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Anbauten in den Jahren 1526–1532 im Stil der Zeit überformt. Zwei prächtige Figurenkonsolen zieren die Fenster der sogenanntenPrunkstube im Obergeschoss. Eine Gebäudeerweiterung aus der Barockzeit und ein moderner Erschließungstrakt vervollständigen den Museumsbau.[31]
DasNietzsche-Haus ist dem Leben und WerkFriedrich Nietzsches gewidmet, der in Naumburg und in der nahenLandesschule Pforta den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Nach dem gesundheitlichen Zusammenbruch Nietzsches 1889 inTurin wurde er von seiner Mutter in deren Heim gepflegt (1890–1897). Nietzsches Schwester Elisabeth richtete hier das ersteNietzsche-Archiv ein, bevor sie es zunächst innerhalb Naumburgs eröffnete und dann nachWeimar verlegte. Zwischen 2008 und 2010 wurde auf einem an dasNietzsche-Haus angrenzenden Grundstück dasNietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg erbaut, das eine Sammlung zur internationalen Nietzsche-Rezeption beherbergt.
Die Löwenapotheke am Markt ist mit einem Apothekenmuseum von acht Räumen auf drei Etagen verbunden; es ist nach Anmeldung öffentlich zugänglich. Betrieben wird es vom Inhaber der Apotheke, Andreas Hünerbein. Manche Exponate sind etwa 200 Jahre alt. Der erste Raum für das Museum entstand 1935.[32]
Weil der Turm derStadtkirche St. Wenzel, der sogenannteWenzelsturm, nicht nur derGlockenturm der Stadtkirche war, sondern auch den wichtigstenWachturm der Stadt darstellte, fiel er seit dem Spätmittelalter in die Zuständigkeit des städtischen Magistrats, in dessen Diensten die „Hausmänner“ genanntenTürmer standen. Im 1521 errichteten Glockenstuhl ist ein bedeutendes Dreiergeläut integriert, das 1518 von MartinHilliger inFreiberg gegossen wurde. Heute dient der 72 Meter hohe Wenzelsturm mit seinerAussichtsplattform in der 53 m hoch gelegenenTürmerstube als beliebterAussichtsturm.[33]
DasMarientor (Frauentor, Porta Beatae Virginis Mariae) hat seinen Namen von der nahenMaria-Magdalenen-Kirche. Es ist das letzte noch erhaltene von einstmals fünf Toren der Bürgerstadt (die anderen hießen Salztor (Porta Salis), Jacobstor (Porta Jacobaea), Othmarstor (Porta Otmari), Vieh- oder Wenzelstor (Porta Pecorum), Herrentor (Porta Dominica) ohne Turm (Innenstadttor zwischen Steinweg und Herrenstraße)). Turm und Torhaus gehen auf das späte 14. Jahrhundert zurück, während dieBarbakane Mitte des 15. Jahrhunderts hinzugefügt wurde. Das Marientor, dessen Räumlichkeiten über die Jahrhunderte abwechselnd als Gefängniszellen und als Armenwohnungen dienten, gehört seit 2001 zum Stadtmuseum. In den Innenräumen befindet sich eine umfangreiche Ausstellung zu den historischen Befestigungsanlagen.
DasMax-Klinger-Haus liegt etwas außerhalb der Stadt, in der Nähe des Zusammenflusses vonSaale undUnstrut im OrtsteilGroßjena. Es handelt sich dabei um das Landhaus des Leipziger Malers, Grafikers und BildhauersMax Klinger (1857–1920), das während der Sommersaison (April–Oktober) eine umfangreiche Schau zu Leben und Werk des Künstlers zeigt. Zum Museum gehören auch dasRadierhäuschen (beherbergt eine Druckwerkstatt) und die Grabanlage Max Klingers.
Außer dem Dom stellt die spätgotische Stadtkirche St. Wenzel mit ihrem hohen Uhrenturm eine Dominante in der Stadtsilhouette von Naumburg dar. Die dreischiffigeHallenkirche steht am Topfmarkt unmittelbar südlich des Marktplatzes und entstand zwischen 1417 und 1523. Ihr Inneres wurde 1724 umgestaltet. In der Kirche befindet sich dieHildebrandt-Orgel; sie wurde vonJohann Sebastian Bach undGottfried Silbermann abgenommen. Nach Beschädigung imZweiten Weltkrieg wurde sie zuletzt wieder restauriert.
Auf der Westseite des Marktplatzes steht das Renaissance-Rathaus der Stadt Naumburg. Dieses wurde von 1517 bis 1528 errichtet und ist bis heute der Sitz der Stadtverwaltung.
Rund um die Altstadt befinden sich Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung, bestehend aus Stadtgraben und Stadtmauer. Erhalten blieb ein im 15. Jahrhundert errichteter Turm, der später zurWasserkunst umgebaut wurde. An der ehemaligen Trennung von Rats- und Domstadt wurde die ehemalige Stadtbefestigung durch eine Allee, den heutigen Lindenring, überbaut. Von den ehemals fünf Stadttoren ist jedoch nur noch eines erhalten geblieben, dasMarientor. In den letzten fünfhundert Jahren wurden die anderen Tore, dazu gehörten das Viehtor, das Salztor, das Jakobstor und das Herrentor, abgebrochen. Am Salztor erinnern heute die im Stile des Klassizismus vonFriedrich Erdmann Schmid erbautenSalztorhäuschen an den Standort des ehemaligen Stadttores. Unweit hiervon befinden sich die 1962 eingeweihte katholischeSankt-Peter-und-Paul-Kirche und dieOthmarskirche, deren erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1259 zurückgeht und von 1691 bis 1699 das heutige Aussehen erlangte.
DieReichskrone als ehemaliges Hotel, Versammlungshaus, Theater und Kino harrt noch der Wiedererweckung.
Weiterhin von Bedeutung als Baudenkmal und weithin sichtbar ist dasOberlandesgericht Naumburg, ein repräsentativer Bau desNeobarock, erbaut an der Stelle der früheren Burg der Markgrafen von Meißen zwischen 1914 und 1917.
Bismarckturm
Südwestlich des StadtteilsAlmrich steht auf demBurgscheidel einBismarckturm. Dieser 14 m hohe Aussichtsturm wurde 1902 aus Kalkbruchsteinen errichtet und bald durch eine Ausflugsgaststätte ergänzt. Nachdem er 1945 inBurgscheidelturm umbenannt wurde, erhielt er nach der Wende 1991 wieder den früheren Namen Bismarckturm. 1992 erfolgte eine Sanierung des Turms, der nun als Ergänzung zum benachbarten Hotel eine Hochzeitssuite, die sogenannteBismarck-Suite erhielt.[35]
Im Jahre 1879 wurde die weit sichtbareHolländermühle errichtet. Es beherrscht weithin das Stadtbild auf dem südlichen Saaleufer.
Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Einigungskriege auf dem Kramerplatz
Mahn- und Gedenkstätte am Stadtpark. Ehemals imPark der Opfer des Faschismus. Gestaltet 1963 von den KünstlernGerhard Lichtenfeld undMartin Wetzel, für die ZeitabschnitteWeimarer Republik,Zeit des Nationalsozialismus und Aufbauzeit nach dem Krieg. Der Block der NS-Zeit trug die Namen von elf Opfern der Nazidiktatur. Im Rahmen der Umgestaltung des Stadtparkes wurden die Betonblöcke entfernt und die Bronzetafeln an der Außenmauer des Parkes angebracht.
Grabstätten im Ehrenhain auf demStädtischen Friedhof an der Weißenfelser Straße für 23 namentlich bekanntepolnische Frauen, zwölf polnische Männer sowie zweisowjetische Männer, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer vonZwangsarbeit wurden
Naumburg richtet jährlich Sporttage aus, an denen internationaleGehwettkämpfe stattfinden. Auch die Weltmeisterschaft und mehrere Weltcups im Gehen wurden bereits in Naumburg ausgetragen. Naumburg selbst besitzt mehrere große erfolgreiche Sportvereine. Im Fußball sind dies hauptsächlich derNaumburger SV 05 (Verbandsliga) sowie der Naumburger Ballspiel-Club 1920 e. V. (Landesliga). Seit 2017 gibt es die neue Fusion unter den NamenSC Naumburg.Im Handball ist Naumburg mit dem HC Burgenland in der Mitteldeutschen Oberliga vertreten und im Volleyball ist Blau-Weiß Naumburg (Landesliga) erfolgreich. Zu einem sportlichen Höhepunkt gehören in Naumburg auch die jährlich mehrfach stattfindenden Skater-Nächte (Nachtskaten), in denen aufInline-Skates durch das Stadtgebiet und im Umland gefahren wird. Naumburg besitzt ein Stadion (Richard-Locker-Stadion) mit einem Rasen- und einem Hartplatz sowie mehrere Rasensportplätze (Krumme Hufe,Hallescher Anger,Birkenwäldchen,Moritzwiesen). In den Ortsteilen gibt es weitere Rasensportplätze. Des Weiteren hat Naumburg einen Tennisplatz sowie zwei Mehrzweckhallen für Sportveranstaltungen, davon eine auf dem ehemaligen Gelände desDomgymnasiums Naumburg und eine im Jugend- & Sporthotel Euroville.
Jährlich am letzten Juni-Wochenende, zur Zeit derSüßkirschenernte feiert die Stadt Naumburg das Hussiten-Kirschfest. Es umfasst eine Festwiese, genannt die Vogelwiese, mit 15 von Vereinen bewirtschafteten Festzelten, das Hussiten-Lager mit mittelalterlichem Markttreiben, Musik und Schaukampf, einem großen Festumzug, das Weindörfchen sowie zahllose Attraktionen an verschiedenen Plätzen der Stadt.
Das Fest hat eine lange Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert finden sich in Ratsrechnungen Ausgaben für ein Schulfest. Seit dem 17. Jahrhundert bringt man das Fest mit einer sagenhaften Belagerung Naumburgs durch dieHussiten im Jahre 1432 in Verbindung. Ein Lehrer sei mit Kindern – mit weißen Büßerhemdchen bekleidet – vor die Tore der belagerten Stadt gezogen, um beim Hussiten-FeldherrnAndreas Prokop um Gnade zu bitten. Dieser habe das Gesuch erhört und den Kindern sogar Kirschen geschenkt.Diese Sage bildet heute den Kern des Volksfestes, bei dem seit einigen Jahren mit einer szenischen Darstellung der Ereignisse gedacht wird.
Einen weiteren Höhepunkt stellt diePeter-Pauls-Messe am Sonntag dar. Naumburg konkurrierte als Messestadt einst mit Leipzig. Wie früher präsentieren bei dieser Messe traditionelle Handwerker ihr Können und ihre Waren in Naumburg.
Jährlich findet im Januar und im Februar an jedem zweiten Wochenende samstags der traditionelle Taubenmarkt statt, zu demTaubenzüchter und Händler aus ganz Deutschland und teilweise aus den benachbarten Ländern anreisen.
Naumburg liegt im nördlichstenWeinanbaugebiet Deutschlands – Saale-Unstrut. In der Stadt und im Umfeld gibt es zahlreicheWinzer. Jährlich finden mehrereWeinfeste statt.
Naumburg besitzt mehrere kleinere und größere ausgewiesene Gewerbegebiete. Innerstädtisch befinden sich die GewerbegebieteFranz-Julius-Höltz-Straße sowieSteinkreuzweg. Gleich jenseits der Stadtgrenze befindet sich an der Bundesstraße 180 das GewerbegebietSchönburg. Zudem befindet sich im OrtsteilFlemmingen ein weiteres Gewerbegebiet.
Es gab in Naumburg zwei Gymnasien, dasDomgymnasium sowie dasLepsiusgymnasium. Nach der Fusion beider Gymnasien und dem Rückzug vom Schulstandort Seminarstraße im Jahr 2007 existiert das Gymnasium heute als Domgymnasium in den Gebäuden des ehemaligen Lepsiusgymnasiums. Seit der Eingemeindung Bad Kösens befindet sich im Bereich der Stadt mit derLandesschule Pforta wieder ein zweites Gymnasium.
Naumburg besitzt zudem vier Grundschulen, die Georgenschule, die Albert-Schweitzer-Grundschule, die Salztorschule sowie die Uta-Schule. Im Ortsteil Kleinjena befindet sich die Max-Klinger-Grundschule und im Ortsteil Bad Kösen die Bergschule. Daneben gibt es zwei Sekundarschulen, die Alexander-von-Humboldt-Schule sowie die Albert-Schweitzer-Sekundarschule. Die Sekundarschulen Jan-Hus-Schule und Juri-Gagarin-Schule wurden wegen Schülermangel geschlossen. Im Gebäude der Jan-Hus-Schule ist heute dieFreie Schule im Burgenland untergebracht, eine Sekundarschule in freier Trägerschaft. Unmittelbar am Dom befindet sich seit 2007 dieDomschule St. Martin, eine reformpädagogische evangelische Grundschule mit musikalischem und sprachlichem Profil. Im Ortsteil Bad Kösen findet sich mit der Borlachschule eine weitere Realschule.
In Naumburg gibt es drei Berufsschulen, eine staatliche und zwei private. Neben den Berufsbildenden Schulen in der Seilergasse übernehmen die CELOOK sowie die Medizinische Berufs-Akademie (MBA) Teile der Erstausbildung und die Weiterbildung. Am Markt befindet sich zudem eine Außenstelle derDeutschen Angestellten-Akademie. Zwischen 1948 und 1993 gab es in Naumburg eineKirchliche Hochschule, dasKatechetische Oberseminar, an derTheologie,Philosophie,Religionspädagogik und zeitweiseKirchenrecht gelehrt wurden. Zugleich gab es einkirchliches Gymnasium (Proseminar). Hier konnten Schüler, denen während der SED-Herrschaft an staatlichen Schulen das Abitur verweigert wurde, in drei Jahren ein kirchliches Abitur nachholen.
Naumburg war Standort einerKöniglich-preußischen Kadettenanstalt und somit Teil des preußischenKadettenkorps. Im Dritten Reich war der Gebäudekomplex in derKösener Straße eineNationalpolitische Erziehungsanstalt. Von 1956 bis 1961 nutzte war dort dieKadettenschule der NVA. Während dieser Zeit war unter anderem der SchriftstellerThomas Brasch[39] dort Schüler. Die letzten Kadettenschüler wurden im Jahre 1961 dort zumAbitur geführt.Die NVA nutzte die Schule weiter alsVorstudienfakultät zur Vorbereitung auf ein Hochschulstudium an derMilitärakademie „Friedrich Engels“ sowie alsInstitut für Sprachausbildung. Seit 1990 ist die ehemalige Kadettenschule Außenstelle desBundessprachenamts und seit 1992Bundeswehrfachschule. DerVolksmund bezeichnet dieses inzwischen denkmalgeschützte Areal bis heute alsDie Kadette.
Naumburg liegt am Knotenpunkt von drei Bundesstraßen. DieB 87 führt vonApolda nachLeipzig, dieB 88 nachJena und dieB 180 vonQuerfurt nachZeitz. Naumburg ist zudem über die Anschlussstelle Naumburg (21a) derAutobahn A 9 erreichbar, die durch die Bundesstraße 180 mit der Stadt verbunden ist.
Aktuell führen die wichtigsten Verkehrsstraßen radial zum Südrand des Altstadtrings von Naumburg, wo es aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens häufig zu Staus kommt. Der Bund plant daher seit vielen Jahren den Bau dreier Ortsumfahrungen, um die Innenstadtbereiche zu entlasten. Im Zuge der Bundesstraße 87 sind die Ortsumfahrung Naumburg im Süden[40] sowie die sich westlich anschließende Ortsumfahrung Bad Kösen[41] mit einer zwischen Saaleck und Großheringen das Saaletal überspannenden Brücke geplant und aktuell in Bau. Im Osten ist die Verlegung der Bundesstraße 180 auf eine Neubautrasse östlich an Naumburg vorbei, östlich der Henne bis zur bereits bestehenden Ortsumfahrung Freyburg (Unstrut) geplant.[42] Am weitesten fortgeschritten ist die Ortsumfahrung Bad Kösen, für die seit 2017 archäologische Erkundungen laufen und deren Bau 2025 abgeschlossen sein soll.[43]
Der BahnhofNaumburg (Saale) Hbf liegt an einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Deutschlands, der 1846 eröffnetenThüringer Bahn. Er wurde auf Grund des ICE-Haltes in den Jahren 2002 bis 2006 grundlegend ausgebaut und am 6. September 2006 wiedereröffnet.
Naumburg liegt außerdem am Beginn derUnstrutbahn nachArtern und derBahnstrecke Naumburg–Teuchern nachZeitz. An der Naumburg-Teucherner Bahn verfügt Naumburg seit 1900 über einen zweiten Bahnhof, denOstbahnhof. Der Bahnverkehr zwischen Naumburg Ost und Teuchern wurde zwischenzeitlich jedoch eingestellt. Auf der Unstrutbahn verkehren im Stundentakt Regionalbahnen nachWangen.
Im Zuge dessen wurde das Angebot an Nahverkehrsverbindungen nahezu verdreifacht. Neben den stündlich verkehrenden RegionalbahnlinienHalle–Saalfeld undLeipzig–Eisenach verkehren schnelle Regionalexpresslinien stündlich nach Erfurt und Halle sowie zweistündlich nachJena und Leipzig. Die Nahverkehrslinien werden vonAbellio Rail Mitteldeutschland undRegionalverkehre Start Deutschland betrieben.
Naumburg liegt im Einzugsgebiet derPVG Burgenlandkreis mbH und damit desMitteldeutschen Verkehrsverbunds. Des Weiteren hat Naumburg ein Stadtbussystem, das auf drei Linien wichtige Knotenpunkte der Stadt im halbstündlichen (am Wochenende stündlichen) Takt bedient. Zentraler Haltepunkt im Innenstadtgebiet ist der City-Bus-Stopp Hallesche Straße, der ehemalige Zentrale Omnibusbahnhof. Der heutige Busbahnhof befindet sich am Rande der Stadt am Hauptbahnhof.[44]
DieStraßenbahn Naumburg war 1991 eingestellt worden. Seit 2007 verkehrt wieder dieLinie 4 im Halbstundentakt zwischen Hauptbahnhof und Salztor auf einem etwa 2,9 km langen Teil der ehemaligen Ringstrecke.Dies ist der kleinste täglich verkehrende Straßenbahnbetrieb Deutschlands.
Aufgrund der Lage Naumburgs anSaale undUnstrut, beidesGewässer 1. Ordnung des Landes Sachsen-Anhalt, ist die Grundlage für eineSchiffbarkeit gegeben. Eine wirtschaftliche Nutzung des Wasserweges besteht heute nicht mehr, beide Flüsse werden touristisch genutzt. Auf dem Unterlauf der Unstrut verkehrten bis 2016[45] von Karsdorf bis zur Mündung im Naumburger Blütengrund drei Personenschiffe, die 1888 erbaute MS „Fröhliche Dörte“, die 1908 erbaute MS „Unstrutnixe“ und die 1969 erbaute MS „Reblaus“.
Vom Stadtzentrum des Naumburger Ortsteils Bad Kösen aus verkehren zwischen April und Oktober mehrmals täglich die FahrgastschiffeBad Kösen undRudelsburg zur Anlegestelle am Fuße derRudelsburg.
RegionalesPressemedium ist das Naumburger Tageblatt, das täglich von Montag bis Samstag erscheint und zurMitteldeutschen Zeitung gehört. Wöchentlich erscheinen die kostenlosen redaktionellen AnzeigenblätterWochenspiegel undSuper Sonntag. Das offizielle Naumburger Amtsblatt ist „Der Domspatz“, der einmal monatlich erscheint und an alle Haushalte kostenlos verteilt wird.
Von 1999 bis 2004 gab es zudem in Naumburg ein eigenes lokales nichtkommerzielles Bürgerradio, das Freie Radio Naumburg, das durch einen Verein getragen wurde. Bis 2005 war Naumburg an das Netz des regionalen TV-Senders „Welle Süd Fernsehen“ angeschlossen, der jedoch wegen Insolvenz seinen Sendebetrieb einstellen musste und heute auf der Frequenz nur noch eine Diashow mit Fotos aus dem Burgenlandkreis sendet.Seit Dezember 2008 gibt es im Burgenlandkreis auch ein regionales Fernsehen. Der Sender BLK-regionalTV mit Sitz inHohenmölsen berichtet in einer wöchentlichen Sendung über das Geschehen im Landkreis. Mittlerweile ist das Programm in vielen Kabelnetzen zu empfangen, außerdem kann man die Sendungen auch online abrufen.
Auf den Anhöhen südlich der Stadt befindet sich der Funkturm Naumburg/Steinkreuzweg, der Stadt und Umland mit analogen UKW-Rundfunkprogrammen versorgt:
Das Trinkwasser für Naumburg wird durch die Technische Werke Naumburg GmbH ausUferfiltrat der Saale sowie dem darunterliegendenGrundwasser aus demBuntsandstein gewonnen[46] und im Wasserwerk Panoramaweg aufbereitet. Unter anderem wird das Wasser belüftet, umKohlensäure auszutreiben, es werden Mehrschicht- undAktivkohlefilter durchlaufen und dem Reinwasser wirdChlordioxid zur Desinfektion zugesetzt. Anschließend gelangt das Wasser in das Leitungsnetz der Technischen Werke, wo insgesamt achtHochbehälter mit einem Gesamtvolumen von ca. 13.300 m³ eingebaut sind, die Verbrauchsspitzen abdecken und auch der Druckerhaltung im Netz dienen.[47]
DieGesamthärte liegt mit 19,4 °dH im Härtebereich „hart“.[48] Der Brutto-Verbrauchspreis beträgt 2,12 €/m³.[49]
Die Abwasserentsorgung übernimmt der Abwasserzweckverband Naumburg. Im Stadtgebiet existieren 110 km Kanalnetz. Das Wasser wird in der zentralenKläranlage51.162111.8318 gereinigt. Sie wurde am 1. März 1996 in Betrieb genommen und hat eine Ausbaukapazität von 60.000Einwohnerwerten. Die Anlage erreicht eine Reinigungsleistung von 95 %. Das gereinigte Abwasser (1,13 Mio. m³ pro Jahr) wird in die Saale eingeleitet.
Das bei der Faulung desKlärschlamms entstehendeKlärgas (233.000 m³/a) wird in einemBlockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet. So kann die Kläranlage inzwischen 23 % ihres Strom- und 90 % des Wärmebedarfs selbst decken.[50]
↑abStadt Naumburg (Saale):Zusammenführung der Teilflächennutzungspläne Crölpa-Löbschütz - 1. Änderung, Naumburg (Saale) 2025 und des Ergänzungsflächennutzungsplanes Naumburg (Saale) gem. § 6 Abs. 6 BauGB. Fassung vom 11. Februar 2015. S. 49.
↑Stadt Naumburg (Saale):Zusammenführung der Teilflächennutzungspläne Crölpa-Löbschütz - 1. Änderung, Naumburg (Saale) 2025 und des Ergänzungsflächennutzungsplanes Naumburg (Saale) gem. § 6 Abs. 6 BauGB. Fassung vom 11. Februar 2015. S. 247 ff.
↑abLAGB Sachsen-Anhalt:Digitale Geologische Oberflächenkarte 1:25.000 (WMS-Darstellungsdienst), WMS-Link:geodatenportal.sachsen-anhalt.de (GIS benötigt), abgerufen am 26. November 2021.
↑abStellung zu den Juden, In:Germania Sacra, Neue Folge No. 35,1:Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg 1,1. Die Diözese. Berlin 1997,ISBN 3-11-015193-6, S. 223.Digitalisat
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1817, Merseburg 1817, S. 655. (Digitalisat)
↑Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch:Der Preußische Staat in allen seinen Beziehungen. Eine umfassende Darstellung seiner Geschichte und Statistik, Geographie, Militairstaates, Topographie, mit besonderer Berücksichtigung der Administration. Verlag August Hirschfeld, Berlin 1837, S. 224 f. (Digitalisat)
↑Bernd Ziesemer:Ein Gefreiter gegen Hitler. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012,S.44.
↑Anke Neugebauer:Die Konsolfiguren im Bürgerhaus zur "Hohen Lilie". Ihr Auftraggeber und Meister. In: Stadt Naumburg (Hrsg.):Naumburg an der Saale. Beiträge zur Baugeschichte und Stadtsanierung. Petersberg 2001,S.359–369 (Digitalisat).
↑Gehörte Martin Luther zu den Kunden? (Das Museum in der Löwen-Apotheke Naumburg). In:Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt:Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015,ISBN 978-3-7776-2510-2, S. 228–229.