Nagaland ist einindischerBundesstaat mit einer Fläche von 16.527 Quadratkilometern und knapp zwei Millionen Einwohnern (Stand 2011). Die Hauptstadt Nagalands istKohima, die offizielle Landessprache istEnglisch.Benannt ist Nagaland nach der Volksgruppe derNaga.
Nagaland liegt im äußersten Nordosten Indiens zwischen 93° 20’ und 95° 15’ östlicher Länge und nördlich des Äquators zwischen 25° 6' und 27° 4' nördlicher Breite. Mit einer Fläche von 16,527 km² entspricht der Bundesstaat von der Größe her etwa dem deutschen BundeslandThüringen oder dem österreichischen BundeslandSteiermark. Begrenzt wird Nagaland im Osten durch die internationale Staatsgrenze zu Myanmar. Im Norden grenzt es an den BundesstaatArunachal Pradesh, im Westen anAssam und im Süden anManipur. Die Landesnatur ist durch Berg- und Hügelland geprägt. Die höchsten Erhebungen finden sich Richtung Nordosten. Höchster Berg ist derSaramati (3826–3841 m) und der zweithöchste derJapfü (3020–3043 m).[1][2] Nagaland ist einer der sogenannten „Sieben Schwesterstaaten“, die den Nordosten Indiens ausmachen.
DasKlima variiert entsprechend der wechselhaften Topografie. In den Regionen, die zwischen 1000 und 1200 Metern über demMeeresspiegel liegen, ist das Klima subtropisch-warm bis heiß. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt in den Tälern bei 23 °C bis 25 °C, in den etwas höhergelegenen Regionen bei 18 °C bis 20 °C. Der höchste Berg Saramati ist im Winter schneebedeckt. Das Klima ist stark durch denMonsun geprägt, der 5 Monate von Mai bis September andauert. Juni bis August sind die regenreichsten Monate und der kälteste Monat ist der Januar.[1]
DerDoppelhornvogel gehört zur Fauna NagalandsHulocks (Weißbrauengibbons) sind eine der sieben in Nagaland vorkommenden Primatenarten
Entsprechend der sehr verschiedenen Klimazonen besitzt Nagaland eine sehr diversifizierteFauna undFlora. Im Jahr 2013 waren nach offiziellen Angaben etwa 55 % der Landesfläche mitWald bedeckt. Im Vergleich zu früheren Erhebungen hatten die Waldbestände deutlich abgenommen. Die Wälder reichen von immergrünemtropischen Regenwald übersubtropischen Regenwald bis hin zuNadelwäldern und alpinem Baumbestand in den höheren Bergregionen.[3]
Mindestens 106Säugetier-Spezies sind in Nagaland zu finden, darunter neun Insektenfresser, 34 Fledermausarten, sieben Primatenarten, einSchuppentier, 34 Fleischfresser, derasiatische Elefant, sieben Arten vonHuftieren und mindestens 12Nagetierarten. Die sieben Primatenarten sindSunda-Plumplori (Nycticebus coucang),Nördlicher Schweinsaffe (Macaca leonina),Rhesusaffe (Macaca mulatto),Assam-Makak (Macaca assamensis),Bärenmakak (Macaca arctoides),Kappenlangur (Trachypithecus pileatus) und derHulock (Hylobates hoolock). Von den fünf vorkommenden kleinerenKatzenartigen sind drei –Marmorkatze (Pardofelis marmorata),Asiatische Goldkatze (Catopuma temmincki) undFischkatze (Prionailurus viverrinus) – extrem selten geworden. Der früher häufiger anzutreffendeKönigstiger ist extrem selten geworden, ebenso wie derIndische Leopard (Panthera pardus fusca) und derNebelparder (Neofelis nebulosa). Das früher zu findendeSumatra-Nashorn ist ausgerottet und es gibt nur noch wenige Elefanten. Auch derGaur ist sehr selten geworden. Nagaland verfügt über eine sehr reiche Vogelwelt mit geschätzt über 400 Arten. Von den Reptilien ist derGangesgavial fast ausgerottet und auch einige Schildkröten- und Eidechsenarten sind stark dezimiert.[4]
Nach der indischenVolkszählung 2011 hat Nagaland 1.980.602 Einwohner. Damit gehört Nagaland zu den kleineren Bundesstaaten Indiens. Die Bevölkerungsdichte Nagalands beträgt 119 Einwohner pro Quadratkilometer und liegt damit deutlich unter dem gesamtindischen Durchschnitt von 382 Einwohnern pro Quadratkilometer. 29,0 Prozent der Einwohner des Bundesstaates leben in Städten. Der Urbanisierungsgrad entspricht damit dem Landesdurchschnitt von 31,2 Prozent. Als einziger Bundesstaat Indiens hat Nagaland eine negative Bevölkerungsentwicklung: Zwischen 2001 und 2011 schrumpfte die Einwohnerzahl um 0,5 Prozent. Die Alphabetisierungsquote in Nagaland lag bei der Volkszählung 2001 mit 80,1 Prozent über dem Mittelwert Indiens (74,0 Prozent).[5]
DieLebenserwartung von Nagaland liegt bei 75,4 Jahren, 79,9 Jahren für Frauen und 71,5 Jahren für Männer (2019–21)[6] während dieSäuglingssterblichkeitsrate 3 pro 1.000 Geburten beträgt (2019),[7] auf Augenhöhe mit den am weitesten entwickelten Ländern. Beide Gesundheitsindikatoren sind die besten unterindischen Staaten. DieFruchtbarkeitsrate von 1,7 Kindern pro Frau (2019–21)[8] liegt unter dem Reproduktionsniveau von 2,1.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts (1901 bis 1941) wuchs die Bevölkerung nur schwach. Dies wegen Seuchen, Krankheiten und Hungersnöten. Zwischen 1941 und 2001 wuchs die Bevölkerung dann stark. Während die Bevölkerung in der Zeit von 1901 bis 1941 um rund 86,7 % zunahm, betrug das Wachstum in den drei Jahrzehnten zwischen 1971 und 2001 285,3 %. Die Bevölkerungsabnahme zwischen 2001 und 2011 ist für die schnell wachsende Bevölkerung in Indien sehr ungewöhnlich. Offizielle Bevölkerungsstatistiken der heutigen Gebiete sind seit 1901 bekannt und veröffentlicht[9]. Grund für die ungewöhnlich starke Zunahme der Bevölkerung ab 1901 war lange Zeit die Zuwanderung ins dünn besiedelte Gebiet. Heutzutage ist es der Geburtenüberhang. Die Entwicklung verdeutlicht folgende Tabelle:
In Nagaland gibt es insgesamt 26 Orte, die als Städte (towns und notified towns) gelten.[10] In diesen Städten wohnen insgesamt 570.966 Menschen oder 28,86 % der Bevölkerung des Bundesstaats. Siedlungen mit mehr als 10.000 Einwohnern sindDimapur,Kohima,Tuensang,Mokokchung,Wokha,Mon Town,Chümoukedima (früher Chumukedima),Zunheboto,Kiphire (16.487 Einwohner),Kuda (16.108 Einwohner),Kohima Village (15.734 Einwohner),Phek (14.204 Einwohner),Pfutsero (10.371 Einwohner) undDiphupar 'A' (10.246 Einwohner). Die größten Städte sind:
Nagaland wird überwiegend vonNaga besiedelt. Dabei handelt es sich um einen Oberbegriff für eine Gruppe vonindigenen Völkern des indischen Nordostens. Indische Regierungsstellen zählen sie zu den „Stammesvölkern“, denen besondere Rechte zukommen (scheduled tribes/Adivasi). Alle scheduled tribes benötigen eine staatliche Anerkennung ihrer Volksgruppe. Deshalb gibt es in Nagaland mit denGaro (2011 2346 Personen),Kachari (2011 13.034 Personen),Kuki (2011 18.768 Personen),Mikir (2011 218 Personen) und Naga (2011 1.667.712 Personen) nur fünf scheduled tribes. Zu diesen 1.702.078 Menschen kommen noch weitere 8895 Menschen, die sich als Angehörige von scheduled tribes bezeichnen, die in Nagaland nicht staatlich anerkannt sind (Kategorie Generic tribes etc.). Nach der Volkszählung 2001 machten die Naga 87,5 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates aus und teilen sich auf 16 verschiedene Stämme auf. Bei der Volkszählung 2011 waren die Naga in 17 verschiedene Stämme mit 1.658.205 Angehörigen, der Kategorie Naga und unclassified Naga eingeteilt. Sie stellten zusammen 84,3 % der Gesamtbevölkerung. Die 17 Gruppen sind (in Größenordnung) dieKonyak (237.568 Personen),Sema (236.313 Personen),Ao (226.625 Personen),Lotha (173.111 Personen),Chakhesang (154.874 Personen),Angami (141.732 Personen),Sangtam (74.994 Personen),Zeliang (74.877 Personen),Yimchungrü (66.972 Personen),Chang (64.226 Personen),Rengma (62.951 Personen),Khiamniungan (61.647 Personen),Phom (52.682 Personen),Pochury (21.948 Personen),Tikhir (7537 Personen),Chirr (138 Personen) undMakware (10 Personen).[11] Daneben gibt es noch 267.529 Menschen, die zur Kategoriegeneral population gehören. Diese Bezeichnung umschreibt die Kategorie der Bevölkerung, die weder zu denscheduled tribes noch zu denscheduled castes (Kastenlose oder in SelbstbezeichnungDalit) gehören. Im Bundesstaat Nagaland gibt es keine Angehörigen derscheduled castes.
A) Verteilung der SprachgruppenDie einheimische Bevölkerung benutzt Sprachen, die zur Gruppe derKuki-Chin-Naga-Sprachen gehören. Die Zugewanderten sprechen meistIndoarische Sprachen. Viele Sprachen in Indien sind keine Einzelsprachen, sondern eine ganze Gruppen von Sprachen und Dialekten. In Nagaland gehören zurSprache Hindi nicht weniger als 33 verschiedene Sprachen und Dialekte (Hindi oder Standardhindi und Bhojpuri sind die meistgesprochenen Sprachen dieser Gruppe). Mit Ausnahme vonGaro, das denBodo-Koch-Sprachen zugerechnet wird, gehören alle Sprachen derscheduled tribes zu denZeme-Naga-Sprachen. Obschon in Indien bei der Volkszählung eine sehr hohe Zahl von Sprachgruppen, Sprachen und Dialekten ausgeschieden werden, wurden bei der Volkszählung 2011 241.257 Personen oder 12,19 % der Bevölkerung unter der Rubrik 124 (Others) registriert. Die meistverbreiteten Sprachgruppen sind:[12]:
Ergebnis der Volkszählung 2011 normal=einheimische Sprachen;kursiv: Zuwanderersprachen
Sprachgruppe
Anzahl
Anteil
Konyak
244.135
12,34 %
Ao
231.084
11,68 %
Lotha
177.488
8,97 %
Angami
151.883
7,68 %
Chakru/Chokri
91.010
4,60 %
Sangtam
75.841
3,83 %
Bengali
74.753
3,78 %
Sprachgruppe
Anzahl
Anteil
Yimchungre
74.156
3,75 %
Chang
65.632
3,32 %
Hindi
62.942
3,18 %
Khiemnungan
61.906
3,13 %
Rengma
61.537
3,11 %
Zeliang
60.399
3,05 %
Phom
53.674
2,71 %
Sprachgruppe
Anzahl
Anteil
Nepali
43.481
2,20 %
Khezha
34.218
1,73 %
Pochury
21.446
1,08 %
Kuki
18.392
0,93 %
Chakhesang
17.919
0,91 %
Assami
17.201
0,87 %
Zemi
11.165
0,56 %
B) Verteilung der EinzelsprachenIn Nagaland herrscht eine enorme Sprachenvielfalt. Die verschiedenen Naga-Stämme sprechen unterschiedlichetibetobirmanische Sprachen, deren Namen meist mit denen der entsprechenden Stämme identisch sind. Eine gegenseitige Verständigung ist unter den Sprechern der unterschiedlichen Naga-Sprachen nicht möglich. Nach der Volkszählung 2011 gibt es in Nagaland 18 Einzelsprachen, deren Sprecher jeweils mindestens ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Darunter sind 16 Naga-Sprachen, nämlich (absteigend nach der Anzahl der Sprecher sortiert)Konyak,Lotha,Ao,Chakru (Chokri),Sangtam,Chungli,Chang,Khiamniungan,Rengma,Zeliang,Yimchungrü,Phom,Mongsen,Angami,Khezha undPochury.
Unter der nicht-indigenen Bevölkerung sind dieBengali,Hindi,Nepali undAssamesisch verbreitet. Als Verkehrssprache dient einNagamesisch genanntesPidgin auf Grundlage des Assamesischen. Amtssprache des Bundesstaates istEnglisch.
Ergebnis der Volkszählung 2011 normal=einheimische Sprachen;kursiv: Zuwanderersprachen
Die vorherrschende Religion in Nagaland ist dasChristentum. Nach der Volkszählung 2011 sind 88 Prozent der Einwohner des Bundesstaates Christen. Nagaland ist damit der indische Bundesstaat mit dem höchsten christlichen Bevölkerungsanteil und neben den ebenfalls im indischen Nordosten gelegenen BundesstaatenMizoram undMeghalaya einer von drei Bundesstaaten, in denen Christen die Bevölkerungsmehrheit stellen. Der hohe christliche Bevölkerungsanteil ist Folge der Christianisierung der Naga durch amerikanische Missionare ab dem späten 19. Jahrhundert. Die Mehrzahl der Christen in dem Bundesstaat sindBaptisten. Nagaland gilt als die Region mit dem weltweit höchsten baptistischen Bevölkerungsanteil. Unter der aus anderen Teilen Indiens zugewanderten Bevölkerung sindHinduismus (8,7 Prozent) undIslam (2,5 Prozent) verbreitet.
Die genaue Herkunft der namensgebendenNaga-Stämme ist unbekannt. Eine Einwanderung aus Südwestchina, Südostasien oder den nördlichen mongolischen Regionen wird diskutiert. Die Naga waren bei der Entstehung desAhom-Reiches in Assam 1228 schon im späteren Nagaland ansässig.[14] Die Nagas lebten in kriegerischen Stammesgesellschaften und praktizierten unter anderem dieKopfjagd. Nach dem Ende des Ahom-Reiches in Assam kam dieses 1826 unter die Kontrolle derBritischen Ostindien-Kompanie. Die Nagas gerieten durch ihre Praxis, Raubzüge in das Tiefland zu unternehmen, in Konflikt mit den Briten und diese antworteten mit verschiedenen Strafexpeditionen nach Nagaland, die jedoch zu keiner dauerhaften Befriedung führten. Im Jahr 1866 errichtete die britisch-indische Administration inSamaguting (ab 1878 inKohima) einen Verwaltungsposten, um das Gebiet administrativ zu organisieren. 1879/80 kam es zu einem landesweiten Aufstand, der durch britische Truppen im Gefecht von Khonoma niedergeschlagen wurde. Danach gaben die Naga ihren bewaffneten Widerstand weitgehend auf. In der Folgezeit kamen christliche Missionare ins Land, die einen großen Teil der Bevölkerung von den bisherigenethnischen Religionen zumChristentum bekehrten. Ein Teil des Landes wurde durch die Briten als Distrikt organisiert (Naga Hills district), der weiter zum Bergland hin gelegene Teil blieb weitgehend unorganisiert (Naga tribal area). Formal unterstanden die Gebiete dem Gouverneur der Provinz Assam.[15]
ImZweiten Weltkrieg wurde das benachbarte Burmavon japanischen Truppen besetzt. Auf dem Gebiet Nagalands fanden Kampfhandlungen statt, unter anderem dieSchlacht um Kohima vom 4. April bis 22. Juni 1944, die den Beginn der britischen Gegenoffensive in Burma einleitete.
Der Bundesstaat Assam im Jahr 1950. In derindischen Verfassung wurden für die sogenannten Stammesgebiete (tribal areas) in Assam Sonderregelungen getroffen. Die Stammesgebiete wurden im Anhang 6 (sixth schedule) Abschnitt A und B (Part A & B) der Verfassung spezifiziert. Das spätere Nagaland zerfiel in denNaga Hills district („Naga-Bergland-Distrikt“) und dieNaga tribal area („Naga-Stammesgebiet“). Nach der Vereinigung 1957 zurNaga Hills-Tuensang Area zählte das gesamte Gebiet als B-Stammesgebiet
Schon zu Zeiten Britisch-Indiens bewahrten sich die Naga ein ausgesprochenes Eigenbewusstsein. Dies kam in dem Memorandum vom 10. Januar 1929, das Naga-Führer der britischenSimon-Kommission vorlegten, zum Ausdruck.[16] Darin erbaten die Nagas eine weitere Respektierung ihrer Sonderrechte durch die Kolonialadministration. Nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 schloss sich Nagaland Indien an. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit forderten Naga-Politiker den Zusammenschluss aller Naga-Gebiete (die Teilung inNaga Hills district undNaga tribal area bestand weiter fort) sowie eine weitgehende Autonomie Nagalands und liebäugelten mit der vollständigen Unabhängigkeit.[15] Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die zum längeren Einsatz der indischen Armee führten.
Am 1. Dezember 1957 trat derNaga Hills-Tuensang Area Act, 1957 in Kraft, der ausNaga Hills district undNaga tribal area dieNaga Hills-Tuensang Area (NHTA) formte, die den Status eines zentral direkt durch den Gouverneur von Assam administrierten Territoriums erhielt.[17] Dieser Status stellte die Naga nicht zufrieden und die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den staatlichen Autoritäten und militanten Naga-Aktivisten gingen weiter. Die Auseinandersetzungen fanden weitgehend ihr Ende, als Nagaland am 1. Dezember 1963 mit Inkrafttreten desState Of Nagaland Act, 1962 ein eigener indischer Bundesstaat wurde.[18]
DieLegislative des Bundesstaates Nagaland besteht aus einemEinkammernparlament, derNagaland Legislative Assembly. Die 60 Abgeordneten des Parlaments werden alle fünf Jahre durchDirektwahl bestimmt. Das Parlament hat seinen Sitz inKohima. DerChief Minister (Regierungschef) Nagaland, wird vom Parlament gewählt. An der Spitze des Bundesstaats steht jedoch der vom indischen Präsidenten ernannte Gouverneur (Governor). Seine Hauptaufgaben sind die Ernennung des Chief Ministers und dessen Beauftragung mit der Regierungsbildung. Der für Nagaland zuständige höchste Gerichtshof ist derGauhati High Court mit Sitz inGuwahati. Eine Zweigstelle besteht in Kohima.
Nagaland stellt jeweils einen Abgeordneten in derLok Sabha, dem Unterhaus des indischen Parlaments, und im Oberhaus, derRajya Sabha.
† ImWahlkreisNorthern Angami-II fand keine Wahl statt, da es hier nur den Kandidaten Neiphiu Rio (NDPP) gab, der als automatisch gewählt erklärt wurde.[20]
Nagaland wurde seit 2003 von der RegionalparteiNaga People’s Front (NPF) regiert. Bei der Parlamentswahl im Februar 2013 gewann sie mit 38 von 60 Sitzen die absolute Mehrheit. Die wichtigste Oppositionspartei war dieKongresspartei, die sechs Abgeordnete stellte. Weiterhin im Parlament vertreten waren dieNationalist Congress Party (NCP) mit vier Sitzen, dieBharatiya Janata Party (BJP) und dieJanata Dal (United) (JD(U)) mit jeweils einem Sitz sowie sieben unabhängige Kandidaten. Als Ergebnis der Wahl wurde der NPF-PolitikerNeiphiu Rio im Amt bestätigt. Nachdem Rio in dieLok Sabha eingezogen war, ersetzte ihn sein ParteikollegeT. R. Zeliang am 24. Mai 2014 als Chief Minister Nagalands. Auch bei den gesamtindischen Parlamentswahlen2004,2009 und2014 gewann die NPF den Wahlkreis Nagaland.
Am 22. November 2015 schlossen sich alle 8 Abgeordneten der Kongresspartei im Parlament der Regierungspartei NPF an, so dass danach alle Parlamentsabgeordneten der regierenden Koalition angehörten.[21]
Im Januar 2017 entzündeten sich öffentliche Proteste an der Frage einer Frauenquote von 33 % bei Wahlen zu Gemeindeparlamenten. Verschiedene Stammesorganisationen machten geltend, dass die in derVerfassung Indiens verankerte Quote die Verfassungsklausel 371A verletze, die politische und soziale Gepflogenheiten der Nagas unter besonderen Schutz stellt. Am 31. Januar 2017 wurden bei Auseinandersetzungen in Dimapur zwei Jugendliche getötet.[22][23] Weitere Unruhen und Generalstreiks (bandhs) erzwangen am 19. Februar 2017 den Rücktritt von Chief Minister T. R. Zeliang.[24] Sein Nachfolger wurde am 22. Februar 2017Shurhozelie Liezietsu.[25] T. R. Zeliang sammelte daraufhin seine Anhänger in der NPF-Fraktion und leitete eine innerparteiliche Revolte gegen seinen Nachfolger. Trotz Parteiausschluss aus der NPF schaffte er es, genügend Unterstützung unter den Parlamentsabgeordneten zu gewinnen, so dass er am 19. Juli 2017 erneut zum Chief Minister ernannt wurde.[26] Liezietsu und Zeliang einigten sich in der Folgezeit wieder und vereinten ihre politischen Kräfte um ein politisches comeback des früheren ParteivorsitzendenNeiphiu Rio in Nagaland zu verhindern.
Bei der Parlamentswahl in Nagaland am 27. Februar 2018 kam es zu erheblichen Verschiebungen im Parteienspektrum. DieBharatiya Janata Party (BJP), die bei der Wahl 2013 nur einen einzigen der 60 Wahlkreise gewinnen konnte, gewann diesmal 12. Die NPF kam auf 27, dieNationalist Democratic Progressive Party (NDPP), eine mit der BJP verbündete Abspaltung der NPF, kam auf 16 Mandate. Zwei Mandate gewann dieNational People’s Party (NPP) und je ein Mandat erhielten ein Unabhängiger, sowie ein Kandidat derJanata Dal (United).[19]
Am 8. März 2018 wurde der NDPP-ParteiführerNeiphiu Rio durch den Gouverneur zum neuen Chief Minister ernannt. Seine Regierung wird wesentlich durch die BJP gestützt.
Die Wirtschaft Nagalands ist immer noch relativ stark durch die Landwirtschaft geprägt. In diesem Sektor waren 2011 45,5 % der Bevölkerung beschäftigt. Der Beitrag des primären Sektors zur gesamten volkswirtschaftlichen Wertschöpfung nimmt allerdings laufend ab und betrug im Jahr 2022/23 etwa 24,6 %[29] Betrieben wird vor allem Terrassenreisanbau,Nassreisanbau und traditionelleBrandrodung. Reis ist das wichtigste angebaute Grundnahrungsmittel und wird auf etwas mehr als 50 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut. Die Gesamtreisproduktion lag im Jahr 2016/17 bei 478.210 Tonnen. Deutlich ansteigend und durch die Regierung gefördert ist der Anbau von Obst und Gemüse. Zwischen 2011/12 und 2014/15 stieg die Produktion um 85 bzw. 117 %. Angebaut werdenAnanas,Bananen,Zitrusfrüchte,Zitronengräser,Passionsfrucht,Schwarzer Kardamom,Kurkuma,Papaya undLitschi. An Plantagenfrüchten werdenKokosnuss,Betelnuss,Cashewnuss undKaffeebohnen geerntet. Auch derZierpflanzenbau spielt mit der Produktion vonRosen,Lilien,Inkalilien,Flamingoblumen,Gerbera undOrchideen eine Rolle.[30]
Die offizielle Statistik zählte im Jahr 2012 3,2 MillionenNutztiere, darunter etwa eine halbe Million Schweine, 2 Millionen Haushühner, und 235.000 Rinder. Im Jahr 2015/16 lag der Verbrauch an Fleisch, Eiern und Milch etwa 50 Prozent höher als die eigene Produktion, so dass dies wesentliche Importgüter sind. Durch die Regierung wird daher die Nutztierhaltung, insbesondere Schweinezucht gefördert.[30]
Die gesamte Waldfläche wurde 2013 auf 13.347 km² beziffert, was etwa 80,5 % der Fläche des Bundesstaats entsprach. Davor wurden allerdings nur 134 km² als „sehr dichter Wald“ klassifiziert, 28,3 % als „mäßig dicht“ und 42,1 % als „offener Wald“. Den höchsten Anteil an Waldfläche hatte derDistrikt Kohima (87 %), den niedrigsten derDistrikt Dimapur (54 %). Als ein Problem wird die schnell voranschreitende Entwaldung gesehen.[30]
Handel, Gewerbe und Industrie sowie mineralische Rohstoffe
Obwohl sich die Regierungen Nagalands seit Jahren bemühen, insbesondere exportorientierte Gewerbe und Industrien anzusiedeln, sind die Erfolge bisher eher bescheiden. Die Industrie ist gering entwickelt. Es dominieren dabei textilverarbeitende Betriebe und solche, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten.[31]
Nagaland gilt als reich an mineralischen Rohstoffen. Dazu zählen Erdöl- und Erdgasvorräte im Nordwesten entlang der Grenze zu Assam, deren Vorräte auf 600 Millionen Tonnen geschätzt werden. Die Kohlelagerstätten werden auf 317 Millionen Tonnen veranschlagt, Kalkstein undMarmorressourcen auf 1000 Millionen Tonnen. Hinzu kommen etwa 5 Millionen Tonnen an verschiedenenBuntmetallen (Nickel,Kobalt undChrom), andere Metalle wieZink undMolybdän, sowie möglicherweise auchEdelmetallvorkommen (Gold,Platin) in den südwestlichen DistriktenPhek,Kiphire undTuensang.[31]
Nagas in traditioneller Kleidung bei einem Tanz auf dem Hornbill-Festival
Dem Tourismus wird ein großes Wachstumspotential eingeräumt. Bisher ist er nur gering entwickelt. In der Saison 2016–2017 wurde Nagaland von 58.178 einheimischen und 3260 auswärtigen Touristen besucht. Ein Haupt-Touristenmagnet ist das jährlicheHornbill Festival im Dezember.[32] In Nagaland gilt seit 1989 dieProhibition, d. h. der Kauf alkoholischer Getränke ist nicht legal möglich. Der private Konsum ist nicht strafbar und die Kontrollen sind nach Berichten sehr oberflächlich.[33]
Der Straßentransport hat in Bezug auf die Transportinfrastruktur die größte Bedeutung. 2016/16 gab es 12.080 Kilometer Straßen. Hinzu kamen 1546,7 kmNational Highways. Im August 2016 legte der damalige EisenbahnministerSuresh Prabhu den Grundstein für die 88 km lange EisenbahnlinieDimapur-Zubza-Kohima. Der Baubeginn hatte sich wegen Eigentumsfragen um 6 Jahre verzögert.[32][34]
Innerhalb Nagalands hat der Flugverkehr nur geringe Bedeutung (es gibt einige wenige Hubschrauberverbindungen). Der einzige größere Flughafen ist derFlughafen Dimapur, der 7 km vonDimapur und etwa 70 km vonKohima entfernt ist. Von hier gibt es Linienflüge nachKolkata inWestbengalen undDibrugarh in Assam.[35]
Im Jahr 2015/16 wurde elektrische Energie zu 59 Prozent aus Wasserkraft, 17 % aus Kohle und 24 Prozent aus Gas gewonnen. In der regenarmen Jahreszeit (November bis Mai) reduziert sich der Anteil der Wasserkraft auf etwa 30 Prozent, wodurch es wiederholt zu Engpässen kam. Andererseits können in der regenreichenMonsunperiode aufgrund von unzureichenderStromnetze die maximalen Kapazitäten gar nicht ausgenutzt werden. Der Spitzenbedarf lag 2015/16 bei 156MW und es wurde geschätzt, dass dieser bis zu den Jahren 2020 und 2030 auf 250 MW bzw. 500 MW ansteigen wird. 2015/16 waren von den 436.217 Haushalten 141.049 (32 %) noch nicht elektrifiziert, davon 24.566 in städtischen und 116.483 in ländlichen Regionen.[32]
Nagaland hatte im Jahr 2016 einen Nationalpark und drei Wildreservate (Wildlife Sanctuaries).[36] Der Umweltschutzgedanke dringt durch großangelegte Aufklärungsprogramme und durch die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung allmählich in das Allgemeinbewusstsein. Ein Beispiel hierfür ist der weitgehende Rückgang der Jagd auf denAmurfalken, der früher in einer Zahl von bis zu etwa 100.000 jährlich in großen Netzen gefangen und getötet worden war.[37] Nach internationalen Protesten wurde die Jagd verboten und ein großangelegtes Erziehungsprogramm begonnen, so dass die Zugvögel seit 2013 wieder weitgehend ungehindert durch Nagaland fliegen.[38]
↑abNational Disaster Risk Reduction Portal. (PDF) National Institute of Disaster Management, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2014; abgerufen am 9. Mai 2017 (englisch).
↑Pawan Kumar Yadav, Suryakant Yadav:Auswirkungen von COVID-19 auf subnationale Unterschiede in der Lebenserwartung und Lebensungleichheit bei der Geburt in Indien: Beweise aus NFHS- und SRS-Daten. In:Archives of Public Health. 81. Jahrgang,Nr.1, 4. September 2023,S.165,doi:10.1186/s13690-023-01170-8,PMID 37667348,PMC 10476359 (freier Volltext) – (indisches Englisch). – Zusätzliche Datei 1: Ergänzungstabelle S1.
↑Charles Chasie:Nagaland in Transition. Where the Sun Rises When Shadows Fall: The North-east. In:India International Centre Quarterly.Band32,Nr.2/3, 2005,S.253–264,JSTOR:23006032 (englisch).
↑abNagaland State Human Development Report. (PDF) Department of Planning & Coordination, Government of Nagaland, 15. September 2004, S. 19–22, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch).
↑Suresh K. Sharma (Hrsg.):Documents on North-East India: Nagaland,Kapitel 9:Naga Memorandum to Simon Commission.S. 33ff. Mittal Publications; 1. Auflage (2006)
↑Prakash Chandra Verma:People’s Dialogue on Education. In:People’s Dialogue on Education.Band8,Nr.1. Politicindia, Januar 2016,ISSN0974-5955 (englisch).