Dieser Artikel befasst sich mit dem politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt einer Region. Zu weiteren Bedeutungen sieheMetropole (Begriffsklärung).
Metropolen (vonaltgriechischμητρόπολιςmētropolis, deutsch‚Mutterstadt‘, vonpolis „städtische Siedlung“) sindGroßstädte, die einen politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt einer Region oder gar eines Landes bilden.
Mētropolis nannten dieantiken Griechen die Stadt, von der aus eine zugehörigeKolonie gegründet worden war. Diese hatten auf die Kolonien einen großen politischen Einfluss. Bedingt durch dasStadtstaatentum waren diese Städte auch die politischen, religiösen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Mittelpunkte ihrer jeweiligen Region.[1]
DieRömer übernahmen den Begriff von den Griechen, allerdings mit etwas anderer Bedeutung. Ab der Römerzeit wurden wichtigespätantikeProvinzhauptstädtemetropolis genannt. Als eine dieser Städte konnte zum Beispiel die MetropolisTrier ihre spätantike Blüte bis weit insFrühmittelalter hinein nahtlos weiterentwickeln.
Der Begriffmetropolis im Sinne von „Provinzhauptstadt“ wurde im frühen Christentum von der Kirche übernommen und bezeichnete den Zusammenschluss mehrerer Bistümer unter der Leitung eines Oberbischofs. Daher stammt die heutige AmtsbezeichnungMetropolit in der römisch-katholischen Kirche und in den orthodoxen Kirchen.
Für den BegriffMetropole können drei Definitionsansätze herangezogen werden:
quantitativ, das wesentliche Definitionsmerkmal ist die Größe einer Stadt.
Mit Metropolen sind demnach Großstädte gemeint.
funktional, das wesentliche Definitionsmerkmal ist die Bedeutung einer Stadt.
Metropolen sind demnach Hauptstädte oder zentrale Orte mit wichtigen Funktionen. Die Spannbreite reicht vom regionalen Wirtschaftszentrum (sieheRegiopole), über eine nationale Hauptstadt bis hin zu internationaler Bedeutung, etwa als europäische Kulturhauptstadt, oder globaler Bedeutung im Sinne einer Weltstadt.
relational, das wesentliche Definitionsmerkmal ist die relationale Bedeutung einer Stadt.
Diese Bedeutung kann kolonial im Sinne der „Mutterstadt“ definiert werden, oder administrativ im Sinne einer Hauptstadt. Sie kann auch auf einer symbolischen Referenz beruhen: So lässt sich vonSyrakus als dem New York der Antike sprechen. Eine relationale Definition ist offen und fordert dazu auf, die wichtigen Funktionen einer Stadt zu verdeutlichen.
Größen-Klassifikation von Städten ab 100.000 Einwohnern
Die Tabelle zeigt eine gängige aktuelle Klassifikation von Städten nach Anzahl ihrer Einwohner. Großstädte müssen mindestens 100.000 Einwohner aufweisen.[1]
„Metropole“ in Abgrenzung zu „Weltstadt“, „Global City“, „Metropolregion“
Oft wird der Begriff als Synonym zuWeltstadt gebraucht. Im Gegensatz zu einer Weltstadt, die international absolute Bedeutung besitzt, kann eine Metropole allerdings auch nur „relative“ Bedeutung innerhalb einer bestimmten Region oder eines bestimmten Gesellschaftsbereiches besitzen, z. B. alsKunstmetropole oderFinanzmetropole. Metropolen mit vorwiegend wirtschaftlicher Bedeutung werden alsGlobal Cities bezeichnet.
Global Cities sind die „Knotenpunkte“ bzw. Schaltzentralen der Weltwirtschaft, und zwar hauptsächlich aufgrund ihrer Kontroll- und Gateway-Funktion. Die Kontrollfunktion bedeutet: in einer Global City befinden sich die Zentralen von global tätigen Unternehmen und Organisationen. Diese lenken von hier aus die anhängigen Tochterunternehmen und Werke an anderen Standorten. Die Gateway-Funktion bedeutet: die Global City ist ein zentraler Verteiler für den Verkehr von Personen, Geld, Information und Waren. Die Gateway-Funktion ist oft mit einem Hafen oder bedeutenden Flughafen verbunden. Global Cities sind ein Phänomen der Globalisierung von Wirtschaft und Informationsnetzen.[1]
Sind Metropolfunktionen auf eine dichte Ansammlung mehrerer zentraler Orte in einer ganzen Region verteilt, spricht man von einerMetropolregion.
Die steigende Konzentration von Wirtschaft, Verwaltung und Kultur wird alsMetropolisierung bezeichnet.
An derHafenCity Universität Hamburg wurde zum Wintersemester 2009/2010 ein StudiengangKultur der Metropole eingerichtet, der sich mit den kulturellen Aspekten von Metropolen beschäftigt.[3]
Dirk Bronger:Metropolen, Megastädte, Global Cities. Die Metropolisierung der Erde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004,ISBN 3-534-16286-2.
Ben Wilson:Metropolen. Die Weltgeschichte der Menschheit in den Städten. Fischer, Frankfurt am Main 2022,ISBN 978-3-10-397370-9.
↑abcMetropolen: Begriff und Wandel. (PDF) In: Harald A. Mieg, Humboldt-Universität zu Berlin, metropolenforschung.de/. 31. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2019.