AlsMaterialkosten (oderWerkstoffkosten;englischcost of materials) bezeichnet man imRechnungswesen allein die durchbetriebszweckbezogenen Verbrauch vonMaterial undEnergien imProduktionsprozess entstandenenKosten.
Materialkosten oder Werkstoffkosten sind ein Sammelbegriff, unter dem verschiedeneKostenarten zusammengefasst werden. Sie entstehen in Wirtschaftsbetrieben jeder Art, nicht nur in den eigentlichen Produktionsbetrieben, sondern auch beiKreditinstituten.[1] Was diese Betriebstypen voneinander unterscheidet, sind die Art und Höhe der Materialkosten an denGesamtkosten oderUmsatzerlösen.Materialkostenintensiv sind jene Betriebe, bei denen der Anteil der Materialkosten an den Gesamtkosten oder Umsatzerlösen über 50 % erreicht. In der Industrie gehören zu den materialkostenintensiven Betrieben etwa die konsumnahen Betriebe derNahrungsmittelindustrie oderAutomobilindustrie. Bei diesen hat eine sorgfältigeMaterialwirtschaft eine hohe Bedeutung,[2] denn eine Reduzierung der Materialkosten um 4 % (bei Umsatzerlösen von 100 Mio. Euro, einemBetriebsergebnis von 6 Mio. Euro und Materialkostenintensität von 50 %) würde zu einem auf 8 Mio. Euro erhöhten Betriebsergebnis führen. Um dieses durch Umsatzsteigerung zu erreichen, müssten die Umsatzerlöse auf 133 Mio. Euro (also 33 %) erhöht werden. Dieser Gewinnbeitrag der Materialwirtschaft kann als Ausgleich für nicht realisierbare Umsatzsteigerungen interpretiert werden.[3] Die hier beschriebene Hebelwirkung ergibt sich aus folgenderbetriebswirtschaftlichen Kennzahl:
Dabei gelten:
Bei materialintensiven Betrieben spielt die Materialaufwandsquote (Materialintensität) eine besondere Rolle:
Die Materialaufwandsquote ist das Verhältnis zwischen dem in derGewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Materialaufwand und derGesamtleistung (oder Umsatzerlöse) eines Unternehmens. Anhand dieser Kennzahl kann ein Unternehmen sich mit anderen Unternehmen seiner Branche vergleichen, um zu erkennen, ob Wettbewerber ihre Leistung mit geringerem Materialaufwand erzielen und kann deshalb auf mögliche Unwirtschaftlichkeiten im Betriebsablauf hinweisen.
Materialkosten werden in derKostenartenrechnung aufgeteilt in:
In derKostenträgerrechnung setzen sich die Materialkosten aus den Materialeinzelkosten sowie den Materialgemeinkosten zusammen. Die Materialgemeinkosten entsprechen einer adäquaten Zuschlüsselung der Materialbeschaffungs- und -lagerkosten:
+Materialeinzelkosten |
+Materialgemeinkosten |
= Materialkosten |
Eine verursachungsgerechte Zurechnungsmöglichkeit auf die Endprodukte stellen die Materialeinzelkosten dar, alle übrigen Materialkosten werden durch einen Verteilungsschlüssel als Materialgemeinkosten auf die Produkte verteilt.[4]
Zur Erfassung des mengenmäßigen Verbrauchs stehen vier Methoden zur Verfügung:[5]
Wo Materialkosten zur Bewertung von Lagerbeständen dienen, sind die entsprechenden derRechnungslegungsvorschriften zu berücksichtigen. ImProduktionscontrolling fließen Materialkosten entsprechend dem verbauten Material als Teil derHerstellkosten in dieKostenträger- bzw.Kosten- und Leistungsrechnung.
Die Bewertung der Materialeinzelkosten erfolgt im einfachen Fall zumEinstandspreis. Wenn ein Lagerbestand jedoch aus mehreren Lieferungen besteht, die jeweils zu unterschiedlichen Einstandspreisen beschafft worden sind, sollte das Material zumgleitenden Durchschnittspreis bewertet werden. Beispiel: Ein Öltank, der befüllt wird, bevor er komplett entleert ist.
Neben der Durchschnittsmethode sind auch verschiedene andere Ansätze denkbar:
Material-Standardkosten werden insbesondere dann verwendet, wennHalbfabrikate inEigenfertigung produziert und zwischengelagert werden. Standardkosten entsprechenden dann dem einmal jährlich ermitteltenZielkostenwert. Die Produktionskosten werden dann an diesem Zielkostenwert gemessen und Abweichungen können inPreisabweichungen und Mengen- bzw.Verbrauchsabweichungen differenziert und analysiert werden.
In derGewinn- und Verlustrechnung gehören die Materialkosten nach§ 255 Abs. 2 Satz 2HGB zu denHerstellungskosten und sind nach§ 275 Abs. 2 Nr. 5 a) HGB als „Materialaufwand“ auszuweisen.