Maracaibo ist eine Hafenstadt amLago de Maracaibo im Nordwesten dessüdamerikanischen LandesVenezuela. Sie ist die Hauptstadt des BundesstaatsZulia, ist mit über zwei Millionen Einwohnern nachCaracas das Zentrum des zweitgrößten Ballungsgebiets des Landes und gehört zu den größten Städten derKaribik.
Die Stadt liegt am westlichen Ufer einer 8 km breitenMeerenge,Canal de San Carlos, die den Maracaibosee im Süden mit dem nördlich gelegenenGolf von Venezuela und damit mit der Karibik verbindet. Diese Meerenge wird von der 9 Kilometer langenGeneral-Rafael-Urdaneta-Brücke überquert.Am anderen Ufer, südöstlich von Maracaibo, liegt in 20 km Entfernung die StadtCabimas.Im Norden der Stadt erstreckt sich dieGuajira-Halbinsel, die zum größten Teil zum Nachbarland Kolumbien gehört. Die Grenze Kolumbiens ist im Westen und Norden nur 100 km von Maracaibo entfernt. 250 km östlich liegt die StadtCoro.
DasKlima der Stadt istsemiarid, und die Tageshöchsttemperaturen liegen übers Jahr gesehen recht konstant zwischen 29 und 32 °C. Maracaibo ist die heißeste Stadt Venezuelas und wird von September bis November von Regenfällen heimgesucht.
2006 wurde eine U-Bahn-Linie (dieMetro del Sol Amado) mit 6 Stationen eröffnet. Der weitere Ausbau ist geplant. Den größten Teil des öffentlichen Nahverkehrs bewältigen Busse: neben Linienbussen(Bus) gibt es mittelgroße Busse(Buseta) und Kleinbusse, dieMicrobus oderColectivo genannt werden.
Der internationaleFlughafen Maracaibo (Aeropuerto Internacional La Chinita) (MAR) befindet sich ca. 15 km entfernt von der Stadtgrenze in südwestlicher Richtung. Er bietet Verbindungen mitBogotá,Miami,Panama-Stadt sowie zuCaracas und weiteren venezolanischen Städten.
Die 2001 gegründete FluggesellschaftVenezolana hat ihren Sitz in Maracaibo.
Ein Großteil des venezolanischenÖlhandels wird über den Hafen Maracaibos abgewickelt.
DieMaracuchos sind sehr stolz auf ihre Stadt und ihre Kultur. Indianische Einflüsse sind überall greifbar. Die meisten Einwanderer kamen ausSpanien, besondersAndalusien, daneben aber auch ausItalien undDeutschland. DieGaita Zuliana, eine ursprünglich zu Weihnachten gespielte Musik, verband sich mit anderen Musikstilen.
In der Stadt ist Baseball (Verein:Águilas del Zulia), Fußball (UA Maracaibo undZulia FC) und Basketball(Gaiteros del Zulia) beliebt.
DasEstadio José Encarnación Romero ist ein Multifunktionsstadion für 42.000 Zuschauer, das überwiegend für Fußballspiele genutzt wird.
Die ersten Siedlungen in der Gegend wurden vonArawak undKariben errichtet.
Maracaibo wurde am 8. September 1529 vom damaligen Gouverneur vonKlein-Venedig,Ambrosius Alfinger (oder Ehinger), alsNeu-Nürnberg gegründet.[2][3] Entsprechende Dokumente von 1555, die von dem Priester Juan de Robledo stammen, wurden erst 1938 wiederentdeckt. Die Siedlung wurde aber nicht als Stadt anerkannt, da sie kein Rathaus besaß und politisch-juristisch vonCoro abhängig war. Die teilweise verwendete Bezeichnung „Villa de Maracaibo“ geht auf einen gleichnamigen Coquibacoa-Häuptling zurück. Die Siedlung lag wahrscheinlich weiter nördlich des heutigen Maracaibos, auf derGuajira-Halbinsel, und wurde 1535 aufgrund der zunehmenden Feindseligkeit der indigenen Bevölkerung wieder aufgegeben.
Am 4. August 1569 wurde Maracaibo alsCiudad Rodrigo de Maracaibo zum zweiten Mal gegründet, diesmal vom Trujillo-Gouverneur Alonso Pacheco mit Zustimmung des General-Kapitäns von Venezuela, Don Pedro Ponce de León. Ein Rathaus wurde gebaut und damit der Status einer Stadt erreicht, aber 1573 verließ die Bevölkerung – gerade mal 30 Familien – den Ort wieder.
Ein Jahr später gründete Pedro Maldonado die Stadt mit 35 Menschen zum dritten Mal. Ihr NameNueva Zamora de la Laguna de Maracaibo verweist aufZamora in Spanien, dem Geburtsort von Gouverneur Diego de Mazariego, dem Maldonado unterstand.[4]
1667 überfiel der PiratFrançois l’Olonnais die Stadt. Die Bevölkerung sah sich mehrere Wochen lang massiven Übergriffen ausgesetzt, es kam zu Plünderungen, Vergewaltigungen und anderen Drangsalierungen. Im März 1669 erfolgte ein weiterer Piratenüberfall durchHenry Morgan.
1810 schloss sich die Provinz Maracaibo nicht der ersten Republik von Venezuela an, sondern verhielt sich loyal zu Spanien. 1821 kam es zu Kämpfen zwischen den Royalisten unterFrancisco Tomás Morales und den Anhängern der Unabhängigkeit unterRafael Urdaneta, die 1823 gewannen.
Eine lange Zeit war die Stadt nur per Fähre mit dem Rest von Venezuela verbunden, Kolumbien war einfacher zu erreichen. Diese Isolation förderte Bestrebungen nach einem von Venezuela unabhängigen Staat, genanntLa República Independiente del Zulia, zu dem es jedoch nie kam. Im Juni 1862 kam es in Maracaibo zu Aufständen und am 20. August 1862 übernahmen die föderalistischen PutschistenVenancio Pulgar[5] undJorge Sutherland[5] die Macht. Auch sie hatten zunächst separatistische Ziele. Im März 1863 schlossen sie sich jedoch den Föderalisten vonJuan Crisóstomo Falcón an.
Maracaibo blühte mit der steigenden Nachfrage des damaligen LuxusgutsKaffee aus den Bergregionen Venezuelas auf. Die fünf deutschen Häuser des Kaffeehandels, die sich daraufhin in Maracaibo ansiedelten, zählten bis zum Staatsstreich zu den bedeutendsten Unternehmen Venezuelas. Die wichtigste Person der Stadt war der Chef des Hauses „Montovio Minlos & Unternehmen“.Emil Minlos bekleidete von 1858 bis 1866 das dortige Amt des königlich preußischenKonsuls.[6] Ein schweres Erdbeben imMaracaibo-See erschütterte den dortigen Kaffeehandel 1865 nur kurzfristig.
Die Kirche „La Chinita“ ist ein berühmter Wallfahrtsort, dort soll einer Frau am Platze auf ihrem Waschbrett die heilige Jungfrau Maria erschienen sein. Das Brett dekoriert heute noch den Altar und wird täglich von hunderten Gläubigen besucht.
Die 1891 gegründeteZulia-Universität („La Universidad del Zulia“, LUZ)[7] bildet die größte von fünf staatlichen und privaten Universitäten (z. B. URBE und URU).
Die amerikanischen Unternehmungen der Augsburger Welser, 1525–1547. Nach Vorträgen vonHermann A. Schumacher. In:Deutsche Geographische Blätter, Jg. 12 (1889), S. 5–21 (Digitalisat).
Gustavo Ocando Yamarte:Historia del Zulia. Editorial Arte, Caracas 1986,ISBN 980-6033-71-X.
Heike Härtel:Die deutschen Handelsaktivitäten in Maracaibo in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Thomas Fischer (Hrsg.):Ausländische Unternehmen und einheimische Eliten in Lateinamerika. Historische Erfahrungen und aktuelle Tendenzen. Vervuert, Frankfurt am Main 2001,ISBN 3-89354-744-4, S. 73–92.
Manuel Ortega Navarro:Vanguardia en el interior. La experiencia de Maracaibo en el siglo XX. In: Rodrigo Gutiérrez Viñuales (Hrsg.):Arte latinoamericano del siglo XX. Otras historias de la historia. Prensas Universitarias de Zaragoza, Zaragoza 2005,ISBN 84-7733-792-6, S. 331–344.