RufendeSilbermöweMöwenküken, Zählung auf NorderoogRotschnabelmöwen warten auf Futter, Brighton Beach, NeuseelandMöwengewölle enthalten oft Muschel- oder Krebsschalen sowieFischgrätenManche Möwen haben eine sehr geringeFluchtdistanzMöwe und Fischernetz im Wappen vonKarlshagen auf Usedom
DieMöwen (Larinae), bis 1901 auchMöven, bilden eineUnterfamilie innerhalb derOrdnung derRegenpfeiferartigen beziehungsweise Wat- und Möwenvögel (Charadriiformes).
Möwen sind mittelgroße bis große Vögel. Sie besitzen relativ lange und schmale, spitzeFlügel und kräftige, schlankeSchnäbel mit leicht nach unten gekrümmtem Oberschnabel. Die drei nach vorn gerichteten Zehen sind durch Schwimmhäute verbunden, eine vierte, sehr kurze, Zehe zeigt nach hinten oder fehlt bei einigen Arten.
Möwen sind meist weiß-grau gefiedert, oft mit schwarzer Färbung am Kopf, am Rücken und auf den Flügeln. Die Geschlechter unterscheiden sich farblich nicht, Männchen sind aber etwas größer. Bei vielen Arten sind die Jungvögel bräunlich gefärbt. Die größeren Möwenarten brauchen bis zu vier Jahre zur vollen Ausfärbung, bei den kleineren sind zwei Jahre dafür normal. Viele Arten haben unterschiedliche Brut- und Ruhekleider. Arten mit imBrutkleid dunkler Kopffärbung verlieren diese imRuhekleid und haben dann nur einige dunkle Flecken an den Kopfseiten und im Nacken.
Die meisten Möwenarten leben an den Küsten. Einige Arten, wie dieLachmöwe,brüten auch im Binnenland, vor allem an größeren Gewässern. Nur wenige, wie dieDreizehenmöwe, leben den Großteil des Jahres auf hoher See. Manche Arten, beispielsweise dieSilbermöwe, sind zum Kulturfolger geworden und bevölkern besonders im Winter Müllhalden, Klärteiche und fischverwertende Betriebe.
Möwen sind ausgezeichnete Segelflieger, insbesondere auch bei starkem Wind. Sie suchen vor allem den Strand nach Nahrung ab und jagen manchmal anderen Vögeln die Beute ab. Wenn sie nach Nahrung tauchen, dann sind nur der Kopf und ein Teil des Körpers unter Wasser.
Die meisten Möwenarten sind Allesfresser, die je nach Gelegenheit lebende Nahrung oder Abfälle und Aas zu sich nehmen. Es überwiegt aber tierische Nahrung wieFische,Krebstiere,Weichtiere oderStachelhäuter, gelegentlich auch kleineNagetiere. Die großen Arten, wie beispielsweise dieMantelmöwe (Larus marinus), rauben auchNester aus und erbeuten sogar Vögel bis zur Größe vonEnten, wobei ihnen hauptsächlich kranke Tiere zum Opfer fallen. Dagegen halten sich die kleineren Arten, etwa dieLachmöwe, vorzugsweise anInsekten undWürmer.
Unverdauliche Nahrungsbestandteile wie Muschelschalen,Krebspanzer oderFischgräten werden alsGewölle hochgewürgt und ausgeschieden. So müssen die Vögel nicht das Risiko eingehen, Magen oder Darmtrakt durch spitze Ecken oder Kanten zu verletzen.[1]
Möwen decken ihren Flüssigkeitsbedarf zum Teil, indem sieMeerwasser trinken. Sie sammeln das überflüssige Salz mittels paarig im Bereich der oberen vorderen Schädelfront angelegten Salzdrüsen[2] und scheiden es über die Nasenlöcher wieder aus. Arten, die an extrem salzhaltigen Gewässern vorkommen wie dieKaliforniermöwe, suchen in der Nähe gelegene Süßwasserquellen zum Trinken auf und bevorzugen Nahrung mit einem hohen Wassergehalt. Bei manchen Arten wie derPräriemöwe, die an Binnenseen brütet, sind die Salzdrüsen zurückgebildet und erlangen erst vor der Zugzeit ihre Funktionstüchtigkeit, wenn sich die Vögel in maritime Lebensräume begeben.[3]
Die Möwen sind Bodenbrüter. Einige Arten sind auf das Nisten in Felsnischen spezialisiert. Möwen brüten meist in Kolonien. Sie legen in der Regel 2–4Eier in Nester, die sie aggressiv verteidigen, auch gegen Menschen. Die Eier werden abwechselnd von beiden Eltern 3–5 Wochen lang bebrütet. DieKüken können von Anfang an laufen und schwimmen, bleiben aber als Nesthocker meist im Nest sitzen und werden von beiden Eltern gefüttert. Bis zum Flüggewerden vergehen 3–9 Wochen, wobei das bei kleinen Arten, wie derZwergmöwe (L. minutus), deutlich kürzer dauert als bei großen, wie der Mantelmöwe.
Bei enger Umgrenzung bzw. nach herkömmlicher Auffassung umfasst die Unterfamilie etwa 55Arten. Bislang wurden sie in 7Gattungen eingeteilt, die meisten Arten jedoch in die GattungLarus gestellt. Neueren Untersuchungen dermitochondrialen DNA zufolge[4] ist diesesTaxon aberparaphyletisch. Nach Empfehlung der Autoren müssten daher entweder alle Arten in die vorgenannte Gattung gestellt werden, oder aber diese in verschiedene andere aufgeteilt werden, sodass sich für die genannten 55 Arten zwischen 10 und 11 Gattungen ergeben.
DieTaxonomie der Verwandtschaftsgruppe um Silber- undHeringsmöwe (Larus fuscus) ist sehr schwierig. Diese Gruppe besteht je nach Auffassung aus 2–8 Arten und weist eine ringförmige Verbreitung um dieNordhalbkugel auf. Räumlich aneinandergrenzende Sippen sind zum Teil nur unvollständig genetisch isoliert, sodass es zwischen ihnen zu einem gewissen Genfluss kommt.
Die folgende Aufzählung folgt derWorld Bird List desInternational Ornithological Congress.[5] Diese bezieht Befunde bezüglich der mitochondrialen DNA ein, die 2005 veröffentlicht wurden. Den Empfehlungen der Autoren wurde weitgehend gefolgt.
Ursprünglich hatten die Möwen den Rang einer eigenständigen Familie (Laridae) innerhalb der Ordnung derRegenpfeiferartigen (Charadriiformes). Gemäß molekulargenetischen Daten sind die nah verwandten Seeschwalben in ihrer alten Zusammensetzung jedoch keinmonophyletisches Taxon, sondern gliedern sich in dreiKladen und bilden zusammen mit den Möwen undScherenschnäbeln eine größere Klade.[6]Noddiseeschwalben (Anoinae) undFeenseeschwalben (Gyginae) wurden deshalb aus den Seeschwalben ausgegliedert und die drei Gruppen zusammen mit den Möwen und Scherenschnäbeln (Rhynchopinae) alle als Unterfamilien in eine erweiterte FamilieLaridae gestellt, sodass die Möwen heute nur den Status einer Unterfamilie haben.[7][8]
InDe Panne, Belgien wird seit 2021 eine Europameisterschaft imMöwenkreischen ausgetragen. Menschen imitieren die Stimmen der Vögel, häufig kostümiert.[9]
Jean Marc Pons, Alexandre Hassanin, Pierre-André Crochet:Phylogenetic relationships within the Laridae (Charadriiformes: Aves) inferred from mitochondrial markers. In:Molecular Phylogenetics and Evolution. Volume 37, Issue 3, Dezember 2005, S. 686–699,doi:10.1016/j.ympev.2005.05.011.
Klaus Malling Olsen, Hans Larsson:Gulls of Europe, Asia and North America. Helm Identification Guides, Christopher Helm, London 2003 (korrigierte Neuauflage von 2004),ISBN 978-0-7136-7087-5.
↑Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal (Hrsg.):Handbook of the Birds of the World. Band 3:Hoatzin to Auks. Lynx Edicions, Barcelona 1996,ISBN 84-87334-20-2, S. 575 f.
↑A. J. Baker, S. L. Pereira, T. A. Paton (2007).Phylogenetic relationships and divergence times of Charadriiformes genera: multigene evidence for the Cretaceous origin of at least 14 clades of shorebirds. Biology Letters. 3: 205–209.doi:10.1098/rsbl.2006.0606
↑David W. Winkler, Shawn M. Billerman, Irby J. Lovette:Bird Families of the World: A Guide to the Spectacular Diversity of Birds. Lynx Edicions (2015),ISBN 978-8494189203. Seite 149–151.