DieThrombolyse (v. griech.thrombus „Blutpfropf“,lyse „Auflösung“) – im medizinischen JargonLysetherapie oder kurzLyse genannt – ist einemedizinischeTherapie, um neu durchGerinnsel aufgetretene Verschlüsse von Blutgefäßen aufzulösen.
Das Verfahren kann zur Behandlung desHerzinfarkts (Myokardinfarkt), derLungenembolie, desischämischen Schlaganfalls und auch schon bei einer festgestellten, diese potentiell verursachendenThrombose eingesetzt werden. Die eingesetzten Stoffe werden alsThrombolytika (Einzahl: Thrombolytikum) bezeichnet und aktivierenPlasmin, ein Enzym der körpereigenen Fibrinspaltung (Fibrinolyse).
Herzinfarkt, Lungenembolie und ischämischer Schlaganfall können durch Blutgerinnsel (Thromben oderEmbolien) ausgelöst werden, die die Blutgefäße der betroffenen Organe (Herz oder Gehirn) verschließen. Folge dieses Verschlusses ist, dass das von dem Gefäß versorgte Gebiet nicht mehr von Blut durchströmt werden kann und damit von einemInfarkt bedroht ist. Eine relevante Lungenembolie führt darüber hinaus aufgrund mangelnden Rückstroms von Blut zum Herzen zu einem akuten Herzversagen.
Zur Lyse eingesetzte Medikamente bestehen ausEnzymen, die diesen Thrombus bzw. Embolus abbauen können, oder aus Stoffen, die ein körpereigenes Abbauenzym (Plasminogen) aktivieren und somit die Blutbahn wieder frei halten. Es kannintravenös als systemische Lyse und in speziellen Fällen über einenKatheterintraarteriell als lokale Lyse verabreicht werden. Je früher lysiert wird, desto größer die Erfolgschancen. Bei kreislaufinstabilen Patienten mit Lungenembolien kann bereits derNotarzt mit der Thrombolyse beginnen. Dies ist ebenfalls beiHerzinfarkten der Fall, falls einHerzkatheterzentrum nicht zeitnah (binnen 90 bis 120 Minuten) erreichbar ist. Neue Studien verkürzen die Zeit noch weiter, die Fibrinolyse ist eine gute Alternative zurperkutanen transluminalen koronaren Intervention (PCI), wenn die Symptome des Herzinfarktes (STEMI) vor maximal drei Stunden begonnen haben und der Transport in ein Krankenhaus länger als eine Stunde dauern würde.[1]
Wird ein bestimmter Zeitraum überschritten, überwiegen die Gefahren den Nutzen, da das Gewebe bereitsnekrotisiert sein kann. Der Einsatz von rt-PA beim akuten ischämischen Schlaganfall ist bis 4,5 Stunden nach Symptombeginn zugelassen, unter bestimmten Voraussetzungen kann die Therapie bis zu 9 Stunden nach Erkrankungsbeginn zum Einsatz kommen.[2] Bei Patienten mit Herzinfarkt sind es sechs Stunden, nach deren Ablauf eine Thrombolyse meist keinen Nutzen mehr erzielt.
Da mit der Therapie auch nützlicheBlutgerinnungen aufgelöst bzw. verhindert werden, besteht für den Patienten die Gefahr von ernsten Komplikationen durch Blutungen. Als eine der schwersten Nebenwirkungen kann mit einer Häufigkeit von etwa 1 % eine Hirnblutung auftreten.
Beim Herzinfarkt kann es auch nach einer erfolgreich durchgeführten Thrombolysetherapie zu Rhythmusstörungen kommen. Aus diesen Gründen muss ein Patient auch nach der Lysetherapie engmaschig überwacht werden.
Zur Anwendung gelangen entweder als sogenannte unspezifische Thrombolytika die (älteren) EnzymeStreptokinase oderUrokinase oder die gentechnologisch hergestellten sogenannten „modernen fibrinspezifischen Thrombolytika“ wieAlteplase (rt-PA),Reteplase (r-PA) oderTenecteplase (TNK-tPA).
DieKontraindikationen zur Lysetherapie müssen im Rahmen einer Nutzen-Risiko-Abwägung und im Hinblick auf alternative therapeutische Methoden (interventionelle Verfahren) betrachtet werden.
Generell gelten eine akuteBlutung oder Gerinnungsstörung mitThrombozytopenie oder unter oraler Antikoagulation, eine größere Verletzung oder Operation in den letzten drei Monaten,Tumoren, dissezierendeAortenaneurysmen sowie frühere oder der Verdacht auf akuteHirnblutungen und Schlaganfälle sowie die Punktion einer großen Arterie oder Lumbalpunktion als Kontraindikationen. Bei Verdacht auf Schlaganfall soll deshalb sofort eineComputertomographie oderKernspintomographie des Schädels durchgeführt werden, um eine Blutung auszuschließen.[2]