Lindbergit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 2003-029[1] |
IMA-Symbol | Ldb[2] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | MnC2O4·2H2O |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Organische Verbindungen – Oxalate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | IX/A.01 IX/A.01-055 10.AB.05 50.01.03.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse;Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[4][5] |
Gitterparameter | a = 11,995 Å;b = 5,632 Å;c = 9,967 Å β = 128,33°[4][5] |
Formeleinheiten | Z = 4[4][5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 2,1 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach (010) |
Bruch;Tenazität | uneben, bröckelig |
Farbe | weiß bis grau |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | schwer in Wasser löslich |
Lindbergit ist ein selten vorkommendesMineral aus derMineralklasse der „Organischen Verbindungen“. Es kristallisiert immonoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung MnC2O4·2H2O, ist also chemisch gesehen einwasserhaltigesMangan(II)-oxalat bzw. das Mangan-Salz derOxalsäure.
Lindbergit ist durchsichtig bis undurchsichtig und entwickelt nur selten gut ausgebildeteKristalle mit tafeligem bis prismatischemHabitus. Meist findet er sich in Form von traubigen oder faserigen bis erdigenAggregaten und krustigen Überzügen von gelber bis bräunlichgelber bzw.bernsteingelber Farbe.
Mit einerMohshärte von 2,5 steht Lindbergit zwischen den ReferenzmineralienGips undCalcit. Er gehört somit zu den weichen Mineralen, die sich gut mit einer Kupfermünze ritzen lassen.
Das Mineral wurde nachMarie Louise Lindberg vomUSGS benannt. Lindbergit wird seit 2003 von der IMA als offiziell anerkanntes Mineral unter der Nummer 2003-029 geführt. Als Erstbeschreiber gelten: Daniel Atencio, José M.V. Coutinho, Stefan Graeser, Paulo A. Matioli und Luiz A.D. Menezes Filho.[6][7]
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lindbergit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mitCaoxit,Coskrenit-(Ce),Glushinskit,Humboldtin,Levinsonit-(Y),Minguzzit,Moolooit,Natroxalat,Novgorodovait,Oxammit,Stepanovit,Weddellit,Wheatleyit,Whewellit,Zhemchuzhnikovit undZugshunstit-(Ce) die „Gruppe derOxalate [C2O4]2−“ mit der System-Nr.IX/A.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von derInternational Mineralogical Association (IMA) verwendete9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lindbergit ebenfalls in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der salzbildendenSäure, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Oxalate“ zu finden ist, wo er nur noch zusammen mitHumboldtin die unbenannte Gruppe10.AB.05 bildet.
Auch dieSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Lindbergit in die Klasse der „Organische Minerale“ und dort in die gleichnamige Abteilung ein. Hier ist er mit Glushinskit und Humboldtin in der „Humboldtingruppe“ mit der System-Nr.50.01.03 innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Oxalate)“ zu finden.
Lindbergit kristallisiert monoklin in derRaumgruppeC2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit denGitterparameterna = 11,995 Å;b = 5,632 Å;c = 9,967 Å und β = 128,33°, sowie vierFormeleinheiten proElementarzelle.[4][5]
Wie alle Oxalate zersetzt sich auch Lindbergit beim Erhitzen. Zunächst wird dasKristallwasser abgegeben und bei Temperaturen oberhalb von 190 °C zerfällt er unter Bildung vonMangan(II)-carbonat undKohlenmonoxid.[8]
Bisher wurden vom Lindbergit noch keine weiterenModifikationen bzw.Varietäten gefunden (Stand Februar 2013). Allerdings sind vom Lindbergit orthorhombische, prismatische Kristalle bekannt, von denen angenommen wird, dass es sich um Pseudomorphosen nach einem orthorhombischen Trihydrat des Manganoxalates handelt.[9] Das Trihydrat selber ist als Mineral noch nicht beschrieben worden (Stand November 2013). Von diesen Eigenschaften her ähnelt Lindbergit stark den hypothetischenVarietäten des Humboldtin.[4][10]
Lindbergit tritt überwiegend als sekundäres Mineral inPegmatiten auf. Erstmals beschrieben wurde er für den brasilianischen Fundort Lavra da Boca im BundesstaatMinas Gerais. Lindbergit kommt assoziiert mitTriphylin,Phosphosiderit,Frondelit,Strengit,Cyrilovit,Bermanit,Rockbridgeit,Hureaulith,Tavorit,Reddingit,Heterosit undLaueit vor.
Mittlerweile ist er für viele Fundorte beschrieben worden. Einer der bekanntesten in Deutschland ist dieGrube Clara imSchwarzwald. Hier wurde schon vor der Erstbeschreibung des Lindbergits ein bis dato unbekanntes Manganoxalat beschrieben. Erst später stellte sich heraus, dass es sich hierbei im Lindbergit handelte.
Häufig ist bei der Entstehung von Lindbergit Fledermauskot oder der Eintrag von Düngern beteiligt. Diese Stoffe können mit manganhaltigen Mineralien wiePyrolusit reagieren und Lindbergit bilden. Die Bildung von Lindbergit durch Düngereintrag ist für den Fundort Triberg im Schwarzwald belegt worden.
Auch wenn es sich bei Lindbergit um das Salz einer organischen Säure handelt, so müssen bei der Bildung keine biologischen Prozesse beteiligt sein. Für den FundortGrube Clara imSchwarzwald wird die Bildung kontrovers diskutiert. Anthropogene Einflüsse können jedoch ausgeschlossen werden.
Aufgrund der Seltenheit von Lindbergit gibt es keine praktischen Anwendungen für dieses Mineral. Das in der chemischen Industrie verwendeteMangan(II)-oxalat wird ausschließlich synthetisch hergestellt.