Lewis and Clark on the Lower Columbia, Gemälde vonCharles M. Russell (1905)
DieLewis-und-Clark-Expedition vom 14. Mai 1804 bis zum 23. September 1806 war die erste amerikanische Überlandexpedition derVereinigten Staaten zurPazifikküste und zurück. Expeditionsleiter warenMeriwether Lewis undWilliam Clark. DerLouisiana-Landkauf im Jahre 1803 weckte Interesse an einer Erweiterung der Vereinigten Staaten bis zurWestküste. Einige Wochen nach dem Landkauf ließUS-PräsidentThomas Jefferson, ein Befürworter der Expansion nach Westen, denUS-Kongress 2500 Dollar bereitstellen, um „intelligenteOffiziere mit zehn bis zwölf Männern auszusenden, um das Land bis zum westlichen Ozean zu erkunden“. Wichtigstes Ziel der Expedition, neben der Suche nach einem schiffbaren Wasserweg zum Pazifik, war die Gründung einer mächtigen Nation zwischen Atlantik und Pazifik. Außerdem sollten die TeilnehmerIndianer, Tiere und Pflanzen sowie dieGeologie der Region studieren.
Jefferson wählte seinen einstigen PrivatsekretärCaptainMeriwether Lewis, um die Expedition (bekannt alsCorps of Discovery) anzuführen; Lewis wählteWilliam Clark als seinen Partner. Obwohl Clark offiziell den Rang einesLeutnants bekleidete, nannte Lewis ihn stets Captain. Die beiden gleichberechtigten Leiter stammten aus angesehenen Pflanzerfamilien im US-BundesstaatVirginia. Der „Praktiker“ Clark und der „melancholische Denker“ Lewis ergänzten und verstanden einander gut.
Lewis bereitete im Jahr 1803 dieExpedition vor und wurde inPhiladelphia von den besten Wissenschaftlern des Landes ausgebildet. Er ließ inPittsburgh ein 18 Meter langesKeelboat und zweiPirogen bauen. Mannschaft und Ausrüstung wurden im folgenden Winter zusammengestellt und imCamp Wood (Camp Dubois, heute beiWood River) auf die Expedition vorbereitet. Das Basislager befand sich an der Mündung desMissouri in denMississippi, in der Nähe vonSt. Louis.
Interessenten für die Expedition wurden eingehend getestet. Bevorzugt wurden unverheiratete, gesunde, ausdauernde und stämmige Männer, die gute Jäger waren. Neben den Soldaten wurden auch Zivilisten als Dolmetscher und Hilfskräfte eingestellt. Clark hatte den SklavenYork an seiner Seite.
Eine Gruppe aus 33 Männern begann ihre historische Reise auf den drei Booten unter der Führung von William Clark am 14. Mai 1804 vonCamp Dubois aus. Sie traf sich bald mit dem aus St. Louis anreisenden Meriwether Lewis inSaint Charles in der Nähe der Mündung des Missouri in den Mississippi. Dort befand sich dieFrontier, der letzte Außenposten derweißen Siedler.
Der Weg von St. Louis zum Pazifischen Ozean und zurückKarte von Lewis und Clark, 1814
Mehr als 40 Mann folgten demMissouri River westwärts durch das Gebiet der heutigen StädteKansas City undOmaha. Lewis ging tagsüber oft zu Fuß und studierte die Pflanzen und Tiere, während Clark die Mannschaft auf den Booten kommandierte undLandkarten anfertigte. Bereits seit ihrem Zusammentreffen im Vorjahr führten die beidenTagebücher über die wichtigen Ereignisse der Expedition. Ab jetzt kamen wissenschaftliche Beschreibungen, Berichte von Entdeckungen und Karten hinzu.
Am 20. August 1804 erlitt die Gruppe ihren einzigen Verlust, als SergeantCharles Floyd starb, wahrscheinlich an einerBlinddarmentzündung.
Anfang September erreichten die Reisenden dieGreat Plains im heutigenSouth Dakota. Sie entdeckten bis dahin für die weißen Amerikaner unbekannte Pflanzen und Tiere und trafen auf für sie unbekannteIndianerstämme. Die weite Landschaft kam ihnen vor wie der Eintritt in das Paradies mit unerschöpflich erscheinenden Nahrungsquellen in Gestalt vonBisons,Hirschen undBibern. Ende September gab es ein angespanntes Zusammentreffen mitSioux-Indianern. Ein Blutvergießen wurde im letzten Moment vermieden, aber das Ziel, freundschaftliche Beziehungen mit den Indianern aufzubauen und Handelsverbindungen vorzubereiten, wurde bei den Sioux verfehlt.
Karte des Missouri, dieJohn Evans 1795–1796 angefertigt hatte
Die Expeditionsteilnehmer überwinterten 1804/1805 in dem von ihnen gegründetenFort Mandan, bei den Dörfern derMandan undHidatsa, in der Nähe der heutigen StadtBismarck inNorth Dakota. Die Dörfer wurden bereits regelmäßig vonfranko-kanadischen Pelzhändlern aus dem Norden besucht. Lewis und Clark holtenToussaint Charbonneau, einen französischen Pelzhändler, und seine Frau, dieNördliche-Shoshone-IndianerinSacajawea, als Übersetzer und Führer in ihre Mannschaft. Außerdem konnten sich Lewis und Clark auf Kartenmaterial vonJohn Evans stützen, der 1795–1796 das Gebiet erkundet hatte.
Am 7. April 1805 setzte die Expedition ihre Reise fort. Einige Expeditionsteilnehmer machten sich auf den Heimweg, um wichtige Schriftstücke sowie Pflanzen- und Tierproben zu Präsident Jefferson zu bringen.
Die Hauptgruppe mit 33 Leuten fuhr in mehreren Kanus weiter flussaufwärts bis zu den großen Wasserfällen des Missouri (heuteGreat Falls). Die Boote und die schwere Ausrüstung mussten über einen beschwerlichen Landweg transportiert werden. Für diesen Weg von etwa 40 Kilometern benötigte die Gruppe einen Monat.
Im Sommer 1805 erreichte die Expedition die Berge derRocky Mountains, die sich als weitaus höher und breiter als erwartet herausstellten. Am Zusammenfluss der drei Quellflüsse des Missouri, beim heutigenThree Forks inMontana, begann die Suche nach einer einfachen Überquerung der Berge. Von der Mündung des Missouri bis zurkontinentalen Wasserscheide in den Rocky Mountains amLolo Pass hatte die Expedition inzwischen über 6.500 km entlang des Flusses zurückgelegt.
Von denShoshone-Indianern konnten Lewis und Clark durch Tauschhandel Pferde erhalten, die dringend für die Überquerung der Berge benötigt wurden. Die Nahrungsmittel wurden knapp. Die Vorräte gingen zur Neige, und die Jäger umGeorge Drouillard waren oft tagelang auf der Suche nach Nahrung. Mit letzter Kraft schleppte sich die Expedition über die schneebedeckten Rocky Mountains.
Nach der mühsamen Überquerung der Rocky Mountains folgten sie demClearwater River durch das heutige Idaho, wobei die Entdecker auf den Stamm derNez-Percé-Indianer trafen. Anschließend folgten sie demSnake River im heutigenWashington und demColumbia River mit seinen vielenStromschnellen im Bereich desKaskadengebirges, der heute auf seinen letzten etwa 480 Kilometern die Grenze zwischen Washington und Oregon bildet. Am 7. November 1805 erreichten sie denPazifik. Clark schrieb in sein Tagebuch: „Ocian [sic] in view. O! The Joy.“ („Ozean in Sicht. Oh, welche Freude!“)
Aber sie hatten noch einen zweiten harten Winter zu überstehen. Die Gruppe beschloss, per Abstimmung zu entscheiden, bei welchem indianischen Stamm sie überwintern würde. Die Tatsache, dass York, der Sklave, und Sacajawea, die Indianerin, gleichberechtigt an der Abstimmung teilnehmen durften, war für diese Zeit bemerkenswert und wird heute gern als ein „wahrhaft amerikanischer Moment“ dargestellt. Die Mitglieder der Expedition bauten an der Mündung desColumbia River, südlich der heutigen OrtschaftAstoria, ein weiteresFort (Fort Clatsop) und überwinterten dort in der Nähe derClatsop-Indianer.
Die Entdecker begannen ihre Heimreise am 23. März 1806. In Kanus fuhren sie den Columbia flussaufwärts. Dabei versuchtenChinook-Indianer, an den schwierigen Passagen mehrfach Ausrüstungsgegenstände zu entwenden. DieRocky Mountains konnten aufgrund der Schneeverhältnisse erst Ende Juni überquert werden. Deshalb hielt sich die Expedition für mehrere Wochen beim freundlichen Volk derNez Percé auf. Einige Indianer konnten als Führer über die Berge angeworben werden.
Bei der Überquerung der Rocky Mountains trennten sich Lewis und Clark, um einfachere Wege über die Berge zu erforschen. Während Clark einen südlichen Pfad entlang desYellowstone suchte, verfolgte Lewis einen direkten Weg zum Missouri.
Mit nur drei Männern wagte Lewis anschließend die Erforschung desMarias River in Richtung des heutigenGlacier-Nationalparks inMontana, obwohl er vor den kriegerischenBlackfoot-Indianern gewarnt worden war, die in dieser Gegend umherzogen. Nach einem Zusammentreffen mit einer kleinen Gruppe von Blackfoot kam es am 27. Juli zu einem Kampf, als die Indianer versuchten, Gewehre und Pferde zu stehlen; mindestens ein Indianer wurde dabei getötet.Kurz darauf wurde Lewis während einerJagd vermutlich von Crewmitglied Pierre Cruzatte versehentlich angeschossen und konnte in den folgenden Wochen nicht laufen.
Am 12. August 1806 trafen sich alle Männer am Missouri wieder und setzten den Rest der Heimreise gemeinsam fort. Kurz darauf batJohn Colter um Entlassung aus dem Corps, um sich Fallenstellern anzuschließen, die den Yellowstone River hinauf fuhren. Er soll später als erster Weißer das Gebiet des heutigenYellowstone-Nationalparks entdeckt haben.
Auf dem Missouri begegnete die rückkehrende Expedition den ersten privatenTrappern undHändlern, die in das bisher von Weißen unbesiedelte Gebiet westlich des Mississippi vordrangen. Am 23. September 1806 erreichte die Gruppe um Lewis und Clark wieder die ihnen vertraute Zivilisation in St. Louis.
DasKeelboat von Lewis und Clark auf einer US-Münze
Die erfolgreiche Expedition von Lewis und Clark ermutigte zu verschiedenen privaten und staatlichen Expeditionen in den Westen, die das Gebiet nach und nach zugänglich machten. Von der Lewis-und-Clark-Expedition beeinflusst, gründete der New YorkerPelzhändlerJohn Jacob Astor bereits wenige Jahre später diePacific Fur Company und rüstete mit der Unterstützung von Präsident Jefferson eine neue Überlandexpedition in denpazifischen Nordwesten aus. Die Männer der Pacific Fur Company gründeten die erste amerikanische Siedlung am Pazifik:Astoria. Mit diesen Expeditionen erlangten die USA umfassendes Wissen über dieGeographie des Westens in Form von Landkarten von großen Flüssen und Gebirgsketten. Alleine bei der Reise von Lewis und Clark wurden mehrere hundert bislang unbekannter Tier- und Pflanzenarten entdeckt und benannt; von vielen Pflanzen wurden Proben zur wissenschaftlichen Analyse mitgebracht.
Die Expedition zog die Aufmerksamkeit der USA und der Medien auf den Westen und stärkte den Anspruch auf die Gebiete im Westen des amerikanischen Kontinents, deren Aufteilung erst 1846 imOregon-Kompromiss endgültig geklärt wurde. Die Berichte von Lewis und Clark ermutigten Pelzhändler zur Erschließung des Gebietes, so wurden ab 1810 die ersten Handelsposten im heutigen Washington eingerichtet. Die Unterwerfung weiterer Indianervölker nahm damit ihren Anfang.
Die Tagebücher von Lewis und Clark bilden die ersteLiteratur über den Westen Nordamerikas. Sie blieben nicht ohne literarische Nachwirkung.James Fenimore Coopers letzter LederstrumpfromanDie Prärie (1827) spielt im Jahr 1804 in einem Gebiet westlich des Mississippi, das Cooper persönlich fremd war. In den Tagebüchern von Lewis und Clark fand er Beschreibungen der Prärie und verschiedener Indianerstämme und bediente sich freiweg. Er übernahm die Beschreibung eines Grizzlybären, die exponierte Lage eines Adlernestes „an den Fällen des endlosen Stromes“, und wie ein Indianer ein Präriefeuer überlebt, indem er sich unter einem Büffelfell versteckt („Das Haar ist unten, das Feuer ist darüberhingelaufen, doch da, wie ihr seht, die Haut frisch abgezogen ist, so hat die Flamme nicht haften können“). Ein großer Fan der Tagebücher war auch der deutsche AutorArno Schmidt. Er sprach von „1 der Großen Reisen der Menschheit“ und das Tagebuch, das dabei entstand, ist ihm sogar „ein Buch wie HOMER!“.[1]
Etliche Ortschaften wieLewiston undClark Fork, aber auchCountys, Flüsse und Wege sind heute nach den beiden Entdeckern benannt; so gibt es in den nördlichen Staaten des Westens Wegenetze für Wanderer, dieLewis and Clark Trails heißen. Ebenso tragen heute zahlreiche Bildungseinrichtungen die Namen der beiden Entdecker, zum Beispiel ein College inPortland, Oregon. DieUnited States Navy benannte nach der Expedition ein Atom-U-Boot, dieUSSLewis and Clark, sowie eine Klasse von Transportschiffen, dieLewis-and-Clark-Klasse mit ihrem TypschiffUSNSLewis and Clark. Die PflanzengattungenLewisia undClarkia sind ebenfalls nach den Entdeckern benannt.
Von allen beteiligten Personen zählen 33 zu den festen Teilnehmern der Expedition, die 1805 vomFort Mandan zum Pazifischen Ozean aufbrachen. Neben Lewis und Clark gehörten 3Sergeants und 23Soldaten sowie 5Zivilisten zu dieser Gruppe. Sacajawea hatte ihren 1805 geborenen Sohn dabei und Lewis einenNeufundländer mit dem NamenSeaman.
Weitere Teilnehmer gehörten nur in der ersten Phase zur Expedition. FranzösischeWaldläufer halfen mit, die Ausrüstungsgegenstände zum Fort Mandan zu bringen. Soldaten um Korporal Warfington brachten das Kielboot und erste Berichte zurück nach St. Louis. Sergeant Floyd ist 1804 gestorben, und die Soldaten Newman und Reed wurden wegenMeuterei bzw.Fahnenflucht von der Expedition ausgeschlossen.
The Travels of Captains Lewis and Clarke, from St. Louis, by way of the Missouri and Columbia Rivers, to the Pacific Ocean; performed in the Years 1804, 1805, and 1806. By Order of the Government of the United States; containing Delineations of the Manners, Customs, Religion, &c. of the Indians; compiled from various authentic Sources and original Documents; and a summary of the Statistical View of the Indian Nations, from the official communication of Meriwether Lewis. In 8vo. illustrated with a Map of the Country inhabited by the Tribes of Western Indians. (Kurzrezension: "This is an interesting volume, and exhibits not only some valuable geographical notices, but very copious and amusing details respecting the manners, habits, and divisions of the India North America Tribes.")[2]
Stephen E. Ambrose:Undaunted Courage. Meriwether Lewis, Thomas Jefferson, and the Opening of the American West. Simon & Schuster, New York NY 1997,ISBN 0-684-82697-6.
Thomas Schmidt:National Geographic Guide to the Lewis & Clark Trail. National Geographic Society u. a., Washington DC u. a. 2002,ISBN 0-7922-6471-1.
Gary E. Moulton (Hrsg.):The Journals of the Lewis and Clark Expedition. 13 Bände. University of Nebraska Press u. a., Lincoln NE u. a. 2002,ISBN 0-8032-2948-8.
Gary E. Moulton (Hrsg.):The Lewis and Clark Journals. An American Epic of Discovery. University of Nebraska Press, Lincoln NE u. a. 2003,ISBN 0-8032-2950-X.
Meriwether Lewis, William Clark:Tagebuch der ersten Expedition zu den Quellen des Missouri, sodann über die Rocky Mountains zur Mündung des Columbia in den Pazifik und zurück, vollbracht in den Jahren 1804–1806. Ausgewählt und übersetzt vonFriedhelm Rathjen. Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2003,ISBN 3-86150-619-X.
Reinhold Krüger:Die Lewis und Clark-Expedition. Das wegbereitende Unternehmen zur Erschließung und Besiedelung des „Wilden Westens“. In:Magazin für Amerikanistik. Jg. 28, Heft 2, 2004,ISSN0170-2513, S. 5–8, Heft 3, S. 5–10.
Richard Stinshoff (Hrsg.):„Mit dem Boot über die Rocky Mountains - unter Wölfen, Büffeln, Bären und Indianern“. Die Reise von Lewis und Clark (=Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch Oldenburg. Bd. 40). Isensee, Oldenburg 2005,ISBN 3-89995-261-8 (Katalog zur Ausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg).
The Lewis and Clark Fort Mandan Foundation:Lewis & Clark Website vom Betreiber des Lewis & Clark-Besucherzentrums in Washburn, North Dakota, mit vielen Hintergrundinformationen zur Expedition (englisch)
↑Meriwether William Lewis & Clark:Tagebuch der ersten Expedition zu den Quellen des Missouri sodann über die Rocky Mountains zur Mündung des Columbia in den Pazifik und zurück, vollbracht in den Jahren 1804 - 1806. ZWEITAUSENDEINS,S.Anhang.