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Leopold I. (Belgien)

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Leopold I. (Foto um 1865)
König Leopold I. (Gemälde vonFranz Xaver Winterhalter im Roten Empfangszimmer von Schloss Ehrenburg in Coburg)

Leopold I., geboren alsPrinz Leopold Georg Christian Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Herzog in Sachsen[1] (* 16. Dezember1790 aufSchloss Ehrenburg inCoburg; † 10. Dezember1865 inSchloss Laken,Laken), war ein Prinz vonSachsen-Coburg-Saalfeld (seit 1826Sachsen-Coburg und Gotha) und von 1831 bis 1865 der ersteKönig der Belgier.

Leben

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Prinz von Sachsen-Coburg

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Leopold war der jüngste Sohn des HerzogsFranz Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806) aus dessen Ehe mitAuguste (1757–1831), einer Tochter von GrafHeinrich XXIV. Reuß zu Ebersdorf. Sein ältester BruderErnst folgte 1806 dem Vater als Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Gemeinsam mit diesem versuchte er 1807, vonNapoleon eine Entschädigung für die Kriegsschäden, die im neutralen Herzogtum angerichtet worden waren, zu erwirken.

Leopold mit seiner ersten GemahlinCharlotte Augusta von Wales (nach einem Gemälde vonGeorge Dawe, 1817)

Aufgrund der Hochzeit seiner SchwesterJuliane mit dem russischen GroßfürstenKonstantin Pawlowitsch erhielt er 1797 im Alter von sechs Jahren den nominellen Rang eines Hauptmanns in einem russischenGarderegiment und wurde 1801 zumObersten in derrussischen Armee ernannt. Als das HerzogtumSachsen-Coburg-Saalfeld 1806 durch napoleonische Truppen erobert wurde, ging er nachParis. Dort wurde ihm von Napoleon die Position einesAdjutanten angeboten, doch er lehnte ab. 1812 schloss er sich der russischen Armee an und wurde dem Stab seines Schwagers Konstantin zugeteilt. Im Jahr 1816 erreichte er den Rang eines russischen Generalleutnants.[2]

Leopold nahm amWiener Kongress teil,[3] woFürst Metternich einen tiefen Eindruck auf ihn machte. Im Gefolge des ZarenAlexander I. von Russland hielt sich Leopold im Sommer 1814 inLondon auf, wo er seine künftige Gemahlin kennenlernte.[4] Im Januar 1816 verlobte er sich und am 2. Mai 1816 fand inCarlton House die Hochzeit mit der britischen Thronanwärterin PrinzessinCharlotte Auguste (1796–1817), Tochter des späteren KönigsGeorg IV. statt. Zeitzeugen beurteilten die Ehe als sehr glücklich.[5]

Am 5. November 1817 erlitt Charlotte eineTotgeburt und starb am darauffolgenden Tag.[6] Damit war die Frage der britischen und hannoverschen Thronfolge wieder völlig offen und die jüngeren Brüder desPrince of Wales begannen hastig, Ehefrauen zu suchen. Leopold arrangierte die Heirat seiner SchwesterVictoire mitEduard August, dem Herzog von Kent und Strathearn,[7] diese Ehe brachte die künftige KöniginVictoria hervor. Hätte seine Gemahlin überlebt, wäre Leopold die Rolle zugefallen, die später sein NeffeAlbert alsPrinzgemahl einnahm. Leopold blieb in beratender Funktion am britischen Hof. Er unterstützte seine Schwester Victoire finanziell und war einer der Erzieher seiner Nichte Victoria, zu der er ein sehr enges Verhältnis entwickelte. Victoria bezeichnete ihn in Briefen stets alsgeliebten Onkel und Vater.[8] Leopold arrangierte 1840 auch die Ehe zwischen seiner Nichte und seinem Neffen.

Am 2. Juli 1829 heiratete Leopold die SchauspielerinKaroline Bauer, eine Cousine seines BeratersChristian Friedrich von Stockmar. Die Hochzeit wurde jedoch ohne religiöse oder öffentliche Zeremonie begangen[9] und ist deswegen zweifelhaft. Diese Ehe endete laut Aufzeichnungen 1831.

1830 sollte Leopold nach dem dortigen Unabhängigkeitskrieg diegriechische Krone verliehen werden. Obwohl dieses Projekt durch dieWhigs unterstützt wurde und Leopold bereits über diese Frage mitIoannis Kapodistrias undKarl Wilhelm von Heideck korrespondierte, lehnte er im Mai 1830 ab. Das Angebot der belgischen Krone erschien Leopold lukrativer.[10]

König der Belgier

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Feierliche Vereidigung von Leopold I. in Brüssel am 21. Juli 1831, Illustration vonJean-Baptiste Madou nach einem Gemälde vonGustave Wappers

Nachdem Belgien am 4. Oktober 1830 die Unabhängigkeit von denNiederlanden verkündete, wurde Leopold vombelgischen Nationalkongress gefragt, ob er König der Belgier werden wolle. Der ursprüngliche KandidatLouis d’Orléans, duc de Nemours wurde fallengelassen, nachdem London heftig interveniert hatte.[11]

Am Strand vonDe Panne betrat Leopold am 17. Juli 1831 das Land, das sein Königreich sein sollte. Am 21. Juli 1831 legte Leopold denEid auf dieVerfassung ab; seit 1890 ist dieses Datum derbelgische Nationalfeiertag.[12] Nur knapp zwei Wochen später überfielen niederländische Truppen Belgien imZehn-Tage-Feldzug. Zu einer weiteren kriegerischen Auseinandersetzung kam es Ende 1832 bei derBelagerung von Antwerpen, bevor schließlich 1839 mit demVertrag von London die belgische Unabhängigkeit von beiden Staaten sowie den europäischen Großmächten vertraglich festgelegt wurde.

Die sehr liberale Verfassung Belgiens empfand der Metternich-Anhänger und Monarchist Leopold als Unsinn. Innenpolitisch konnte Leopold den katholisch-liberalen Unionismus im Laufe der Jahre nicht aufrechterhalten.[13] Zu den einflussreichsten Männern im neuen Königreich gehörteChristian Friedrich von Stockmar, den Leopold aus Coburg mitgebracht hatte.[14]

In der Außenpolitik setzte sich Leopold in derDeutschen Frage für eine Verständigung Österreichs und Preußens ein. Er förderte das Eheprojekt der britischen PrinzessinVictoria mit dem preußischen ThronfolgerFriedrich Wilhelm und hielt an der unbedingten Neutralitätspolitik Belgiens fest. Ausdruck seiner ausgleichenden Politik mit Frankreich war seine offiziell zweite Ehe mit PrinzessinLouise von Orléans (1812–1850), einer Tochter von KönigLudwig Philipp von Frankreich, die er am 9. August 1832 inCompiègne ehelichte. Leopold bliebProtestant, seine Frau Louise war jedoch wie die große Mehrheit der Belgier Katholikin, weshalb auch die Kinder im katholischen Glauben erzogen wurden.[15]

Grabstätte König Leopolds I.

Leopold veranlasste den Bau der ersten rein dampfbetriebenenEisenbahnlinie auf dem europäischen Festland zwischen Brüssel undMechelen, die am 5. Mai 1835 eröffnet wurde.[16]

König Leopold I. wird allgemein als bau- und modernisierungswütig beschrieben. Doch durch die andauernden Streitigkeiten mit den Niederlanden nach dem belgisch-niederländischen Scheidungsvertrag – wodurch die Schelde als Zugang zum Antwerpener Hafen und zu den belgischen Binnenwasserwegen zeitweise blockiert war – brauchte Belgien dringend Verkehrswege, um eine weiter fortschreitende Industrialisierung in Gang zu halten. Der später – im Vergleich zum übrigen Festland des europäischen Kontinents – rasch fortschreitende Bahnausbau im Königreich stand im direkten Zusammenhang mit der belgischen Unabhängigkeit 1830. Es konnte vermieden werden, dass der Waren- und Gütertransport zwischen dem heute noch wichtigen Hafen von Antwerpen und dem Nachbarland Deutschland stagnierte und von Umwegen über die Wasserwege und die unkooperativen Niederlande abgesehen werden.[17]

20 Francs Goldmünze von 1865 mit dem Konterfei von Leopold I.

1841 gründete Leopold dieCompagnie Belge de Colonisation; Koloniegründungen inSanto Tomás de Castilla (Guatemala) undRio Nunez (Guinea) oder die Übernahme derRepublik Texas und desKönigreichs Hawaiʻi (durch dieLadd Company) scheiterten jedoch, spätestens 1855 wurden alle Kolonialpläne aufgegeben.

1842 versuchte er ein Gesetz durchzusetzen, das die Arbeit von Frauen und Kindern regeln sollte, doch fand er keine parlamentarische Mehrheit dafür.[18] Durch seine konsequent nationale Politik erwarb sich Leopold den Ruf einesPater patriae. Leopold I. wurde in derKrypta derLiebfrauenkirche in Laeken bestattet.[19]

Freimaurer

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Leopold I. war aktiver und bekennenderFreimaurer. 1813 war er in die LogeHoffnung in Bern aufgenommen worden. In Belgien war er maßgeblich an der Schaffung der GroßlogeGrand Orient de Belgique (1833) beteiligt und legte die Basis für das spätere Logenwesen. ImAntwerpener Hauptbahnhof ist zum Andenken an sein freimaurerisches Wirken die Bahnhofsuhr wie eine Logenuhr gestaltet.

Nachkommen

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Leopold I. im Kreise seiner Familie

Aus der Verbindung Leopolds mit Louise d’Orléans gingen vier Kinder hervor:

Aus der Verbindung mit Arcadie geb. Claret, seit 1863 Baronin von Eppinghoven (* 30. Mai 1826 in Brüssel; † 13. Januar 1897 in Langenfeld (Rheinland), Schloss Katzberg), seit 1844 die Geliebte des Königs, gingen zwei Kinder hervor.

  • Georges-Frédéric von Eppinghoven (* 14. November 1849 in Lüttich; † 3. Februar 1904 in Langenfeld (Rheinland))
  • Arthur von Eppinghoven (* 25. September 1852 in Laeken; † 9. November 1940 in Etterbeek)

Anrede, Titel und Wappen

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  • 16. Dezember 1790 – 12. November 1826:SeineDurchlaucht Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Herzog in Sachsen
  • 12. November 1826 – 4. Juni 1831:Seine Durchlaucht Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, Herzog in Sachsen
  • 4. Juni 1831 – 10. Dezember 1865:SeineMajestät der König der Belgier
König der Belgier (1830)König der Belgier(vereinfacht)Wappen Leopolds I.

Ehrungen

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Leopoldmonument inDe Panne

Literatur

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  • Gita Deneckere:Leopold I. De eerste koning van Europa. De Bezige Bij, Antwerpen 2011,ISBN 978-90-8542-317-1.
  • Horst LademacherLeopold I. In:Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985,ISBN 3-428-00195-8, S. 272–274 (Digitalisat).
  • Egon Caesar Corti:Leopold I. von Belgien. Sein Weltgebäude Koburger Familienmacht. Rikola Verlag, 1922.
  • Hendrik Conscience:Geschichte von Belgien. Mit einem Anhange. Belgien von 1797–1863 und dem Porträt des Königs Leopold I. Lorck, 1863.
  • H. Bartling:Belgien von 1857 bis 1872. Belgien seit der Thronbesteigung König Leopold's II. In: August Kurtzel, Rudolf von Gottschall, Friedrich Bienemann (Hrsg.):Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Band 11, Teil 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1875, S. 116–137.
  • Théodore Juste, Johann Jakob Balmer-Rinck:Leopold I., König der Belgier. F. A. Perthes, 1869.
  • Théodore Juste:Memoirs of Leopold I., King of the Belgians. S. Low, son & Marston, 1868.

Weblinks

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Commons: Leopold I. König der Belgier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. franz. Léopold Georges Chrétien Frédéric; ndl. Leopold George Christiaan Frederik
  2. Generalleutnant (Memento vom 23. September 2015 imInternet Archive)
  3. Hans-Joachim Netzer:Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Ein deutscher Prinz in England. C. H. Beck, München 1988, S. 72.
  4. Theodor Fontane (†), Jutta Neuendorff-Fürstenau:Unterwegs und wieder daheim. Nymphenburger, München 1972, S. 887.
  5. Elisabeth Wesselhöft:Denkwürdigkeiten aus dem öffentlichen und Privat-Leben der verewigten Charlotte Auguste, Prinzessin von Wales und Sachsen-Coburg: zum Theil nach Aneckdoten und Charackterzügen dargestellt. Hoffmann & Campe, 1818, S. 81.
  6. Marion Schmitz-Reiners:Belgien für Deutsche. Einblicke in ein unauffälliges Land. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, S. 75.
  7. E. J. Feuchtwanger, Christian Müller:Königin Viktoria und ihre Zeit. Muster-Schmidt, 2004, S. 25.
  8. Sigrid Ehrich:Die persönlichen und politischen Beziehungen der Königin Victoria. Riemann’sche Hofbuchhandlung, 1935, S. 11.
  9. Marion Schmitz-Reiners:Belgien für Deutsche. Einblicke in ein unauffälliges Land. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, S. 76.
  10. Berthold Seewald:Karl Wilhelm von Heideck. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1994, S. 77.
  11. E.-A Schmidt:Grundriss der Weltgeschichte, für Gymnasien und andere höhere Lehranstalten. 1835, S. 136.
  12. Jeroen Janssens:De Belgische natie viert. De Belgische nationale feesten 1830-1914. Universitaire Pers Leuven, 2001, Kap. VII.
  13. belvue.be (Memento vom 20. Oktober 2006 imInternet Archive)
  14. pbs.org
  15. Johann Karl Ludwig Gieseler, Ernst Rudolf Redepenning:Lehrbuch der Kirchengeschichte. Band 5, A. Marcus, 1855, S. 178.
  16. gr-atlas.uni.lu
  17. vrt.be
  18. monarchie.be.
  19. werbeka.com.
  20. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2017; abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  21. Lotte Burkhardt:Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II.Botanic Garden and Botanical Museum Berlin,Freie Universität Berlin, Berlin 2018,ISBN 978-3-946292-26-5doi:10.3372/epolist2018.
VorgängerAmtNachfolger
König der Belgier
1831–1865
Leopold II.
Personendaten
NAMELeopold I.
KURZBESCHREIBUNGerster König der Belgier
GEBURTSDATUM16. Dezember 1790
GEBURTSORTCoburg
STERBEDATUM10. Dezember 1865
STERBEORTLaeken
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