Hier ist die Geschichte der Gemeinde Langerwehe dargestellt. Die Geschichte der einzelnen Ortsteile, die teils erst seit der Neuzeit zur Gemeinde gehören, ist in deren Artikeln dargestellt.
Der Zentralort Langerwehe selbst ist aus drei Ortsteilen zusammengewachsen. Der älteste DorfteilRymelsberg geht vermutlich in diefränkische Zeit zurück. Um 1000 entstanden dort die erstenTöpfereien und danach hangabwärts an der Aachen-Frankfurter Straße (alteB 264) weitere Werkstätten und schließlich als zweiter Ortsteil eine Töpfersiedlung, derUles (vom lateinischen olla =Topf). Der StraßennameUlhaus erinnert noch heute an diese alte Bezeichnung. An der Kreuzung vonHauptstraße und Wehebach bildete sich der dritte OrtsteilZu Wehe. Er wuchs allmählich mit dem Ules zu einem langenStraßendorf zusammen. 1664 tauchte zum ersten Mal in einerUrkunde die BezeichnungZu der langen Wehe auf, aus der sich später der heutige Ortsname entwickelte.
Die Töpferei, insbesondere die Herstellung desLangerweher Steinzeugs, war über Jahrhunderte die wirtschaftlich tragende Kraft des Dorfes. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden in Langerwehe dieAachhörner, eine bestimmte Art von Pilgerhörnern, hergestellt. Bereits dasSchöffensiegel von 1543 enthält neben demJülicher Löwen drei schlankeBecher. Das 16. und das 17. Jahrhundert war die Blütezeit der Töpferei und damit auch des Ortes.[5][6]
Ebenso herrschte seit derFrühen Neuzeit im Tal des Wehebaches eine rege Kleinindustrie bestehend aus Blei- und Kupferhütten, Eisen- und Hammerwerke, wovon die historischenWassermühlen am Wehebach ein Beleg sind, von denen einige erhalten gebliebene Bauten heutzutage unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Nach demErsten Weltkrieg war Langerwehe, wie alle linksrheinischen Gebiete, von denAlliierten besetzt und wurde erst 1929 wieder geräumt. Die vier Orte Wenau, Schönthal, Heistern und Hamich kamen 1932 zum Verwaltungsbereich Langerwehe. Mit ihren weit verstreuten Hofanlagen und anderen Siedlungsplätzen bildeten sie zuvor die eigenständige Gemeinde Wenau.
Bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts lebtenJuden in Langerwehe und bereits vor 1865 bestand in der Hauptstraße 123 einBetsaal. Hinter diesem Haus wurde dann 1874 eineSynagoge errichtet. Zu dieser Zeit lebten etwa 50 Juden im Ort. Die Synagoge wurde in derReichspogromnacht am 10. November 1938 zerstört.[8] Seit 1999 befindet sich an der Wand des erhaltenen Wohnhauses eineGedenktafel.
Am Ortsausgang RichtungWeisweiler rechts von der Bundesstraße 264 liegt derjüdische Friedhof, der von 1870 bis 1936 belegt wurde. In Sichtweite befindet sich auch der Vorgängerfriedhof, der bis 1870 benutzt wurde.
Zum Bürgermeister von Langerwehe gewählt wurde 2020Peter Münstermann (SPD).[10] Sein Vorgänger Heinrich Göbbels (CDU) war im September 2015 wiedergewählt worden.[11] 2024 gab Münstermann bekannt, dass er bei derKommunalwahl 2025 aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Wiederwahl stehen wird.[12]
Die Gemeinde führt ein Wappen, ein Siegel und eine Flagge (Banner) gemäß Genehmigungsurkunde des Regierungspräsidenten Köln vom 18. August 1972.
Wappen
Wappen von Langerwehe
Blasonierung: „Gespalten – vorn in Gold (Gelb) ein rotbewehrter und -bezungter schwarzer Löwe, hinten in Grün drei (2:1) gestellte schlanke silberne (weiße) Henkelkrüge.“[13]
Wappenbegründung: Das Wappen basiert auf dem Schöffensiegel aus dem Jahre 1543. Der schwarze Löwe steht für die frühere Zugehörigkeit zum Herzogtum Jülich; die Henkelkrüge stehen für die drei ursprünglichen Ortsteile der alten Gemeinde Langerwehe Rymelsberg, Ules und Zu Wehe und die Töpferindustrie.
Banner Beschreibung des Banners: „Gelb-Grün im Verhältnis 1:1 längs gestreift mit Wappen der Gemeinde ohne Schild in der Mitte der oberen Hälfte.“
Die Musikschule Langerwehe ist eine gemeinnützige Einrichtung, die für 300 Schüler eine umfassende musikalische Schulung bietet. Ehrenamtlicher Träger ist dieBläservereinigung 1974 Merode e. V.
Langerwehe ist weltbekannt für seine Töpferwaren und unterhält in einem altenPfarrhaus ein Töpfereimuseum, das die Entwicklung der keramischen Formen vom frühenMittelalter bis zur Gegenwart zeigt. Es führt viele Kunst- und Fachausstellungen durch und enthält eine Töpferlehrwerkstätte.[14] Im Museumsplan desLandschaftsverbandes Rheinland ist es als förderungswürdiges Spezialmuseum anerkannt.
Im waldreichen Gebiet südlich der Ortschaft Jüngersdorf auf dem östlichen Höhenzug des Wehebachtales erhebt sich auf einer Bergkuppe die Laufenburg. Die geschlossene Anlage mit ihren wuchtigen Ecktürmen stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie beherbergt einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einerGaststätte und ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel.
Das Schloss Merode wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Es befindet sich heute im Besitz vonCharles-Louis Prinz von Merode und wird privat als Wohngebäude genutzt. Durch einen Großbrand am 19. Juni 2000 wurde das Schloss erheblich beschädigt, so dass langjährige Renovierungsarbeiten nötig waren. Es heißt, „Schloss Merode hat so viele Fenster wie das Jahr Tage hat“.
Ende des 19. Jahrhunderts wütete im Kreis Düren wie auch in anderen Regionen dieCholera. Deshalb trafen sich im September 1884 die Bürgermeister aus dem Kreis, um über ein Kreiskrankenhaus zur Abwehr der Gefahr zu beraten. 1892 wurde Langerwehe als Standort ausgewählt, auch deshalb, weil Richard Schleicher, der Besitzer der Nadelfabrik in Schönthal, aus demTestament seines Bruders Felix 100.000 Mark zur Verfügung stellte.
Die Leitung übernahm dieGenossenschaft der Cellitinnen, die heute noch in Düren tätig ist. Im Juli 1894 wurde der Krankenhausneubau eingeweiht. Das Haus umfasste 70 Betten, eine Epidemiebaracke, ein integriertesAltenpflegeheim und ein Wirtschaftsgebäude einschließlich Viehbestand und Nutzgarten, es stand in der Luchemer Straße.
Da das Krankenhaus nicht mehr rentabel arbeiten konnte, wurde es zum 31. Dezember 1975 geschlossen. Das Pflegeheim wurde ein halbes Jahr später aufgelöst und 1978 abgerissen. Dort steht heute das 1981 erbauteSenioren-Wohnheim.[21]
Langerwehe liegt verkehrsgünstig zwischen denMittelzentren Düren und Eschweiler und denOberzentrenAachen undKöln und ist seit Dezember 2015 über eine eigeneAnschlussstelle von derBundesautobahn 4 Köln–Eindhoven aus erreichbar. Von der Anschlussstelle aus verläuft dieLandesstraße 12, von Inden im Norden kommend, südwärts durch das Gemeindegebiet bis nachSchevenhütte. Mit Eschweiler im Westen und Düren im Osten ist Langerwehe durch dieBundesstraße 264 Köln–Aachen verbunden. Eine wichtige Anbindung vieler kleinerer Dörfer im Umkreis bildet dieKreisstraße 27 nachKreuzau.
Innerorts wurde die umgestaltete Hauptstraße im Juli 2002 offiziell eingeweiht und bildet die zentrale Einkaufsstraße der Gemeinde.
Langerwehe gehört zumAachener Verkehrsverbund und ist per Bus der Linien 28 und 96 (ASEAG) sowie 237, 261, 296 und 297 (Rurtalbus) mit Düren,Lucherberg,Nothberg, Weisweiler,Schevenhütte und den Nachbarorten verbunden. Zusätzlich verkehrt zu bestimmten Zeiten ein Rufbus, am Wochenende ein Nachtbus. Hauptumsteigehaltestelle ist der Bahnhof Langerwehe.
Größter Arbeitgeber in Langerwehe ist die Firmaalesco GmbH & Co. KG (früher:Schoeller-Aldo), die am Ortsrand und inAlsdorf mit insgesamt 250 Mitarbeitern Verpackungsmaterialien herstellt.
In Langerwehe gibt es zweiGrundschulen, dieKatholische Grundschule Langerwehe (Wehebachschule) und dieMartinusschule in Schlich. Mit derEuropaschuleGesamtschule Langerwehe ist auch ein weiterführendes Schulangebot bis hin zumAbitur vorhanden. Hier werden aktuell etwa 1400 Schülern/-innen, zum Teil in einembilingual englischen Ausbildungszweig, unterrichtet.[22] In der Gemeinde gibt es sechs Kindergärten (St.-Martin-Kindergarten, St. Martinus D'Horn, Kindergarten Heistern, Kindergarten Langerwehe-Schlich, Kindergarten Langerwehe-Süd und Kindergarten Jüngersdorf mit Zweigstelle Pier).
↑Töpfereimuseum. Gemeinde Langerwehe, abgerufen am 30. April 2019.
↑Website der I.V.PRO Langerwehe e. V. Interessenvereinigung der Einzelhändler, Handwerker und Freiberufler in Langerwehe e. V., abgerufen am 21. Februar 2025.