Der Kreis liegt im südöstlichenHarzvorland. Er ist geprägt durch große landwirtschaftliche Flächen in den breiten Auen, die durch das kleinsteMittelgebirge Europas, denKyffhäuser, sowie dieWindleite und dieHainleite, weiter östlich durchSchmücke,Hohe Schrecke undFinne unterbrochen werden. Diese Mittelgebirge sind auch ein beliebtes Wandergebiet. Die Höhenlage des Kreises beträgt zwischen 114 und522 m ü. NN. Im Süden reicht der Kreis insThüringer Becken hinein.
Der Kreis Artern dagegen bildete sich überhaupt erst mit der großen DDR-Verwaltungsreform von 1952 und wurde demBezirk Halle zugeordnet. Er bestand aus verschiedenen ehemaligen Verwaltungseinheiten:
Am 6. Mai 1990 wurden im Kreis Artern die ersten freien Kreistagswahlen und gleichzeitig einVolksentscheid zur Bundesländerzugehörigkeit, entwederSachsen-Anhalt oder Thüringen, durchgeführt. Das Ergebnis war etwa 88 % für Thüringen, bei einer Wahlbeteiligung von 78 %.[2] Hätte man den Volksentscheid nach der Kreistagswahl durchgeführt, wäre auch der Kreis Artern nach Sachsen-Anhalt gekommen, wie die restlichen benachbarten Thüringer Kreise des Bezirkes Halle (Sangerhausen,Nebra undNaumburg). Für diese waren ebenso ursprünglich Volksentscheide vorgesehen, welche aber zu spät reagierten. Volksentscheide wurden nach den Kreistagswahlen nicht mehr anerkannt, und deren möglichen Resultate flossen nicht mehr in dasLändereinführungsgesetz ein.[3] Die Zeit war zu kurz, da die Länder schnellstens gebildet werden mussten, um dieWiedervereinigung durchführen zu können. Michail Gorbatschow hätte jeden Moment verdrängt werden oder sein Einverständnis rückgängig machen können.
Bei der Landratswahl 2012 setzte sichAntje Hochwind-Schneider gegen ihren Vorgänger,Peter Hengstermann, in der Stichwahl durch. Hengstermann war zuvor (seit 1990) Landrat imKreis Sondershausen und seit 1994 im Kyffhäuserkreis. Antje Hochwind-Schneider wurde bei der Landratswahl 2018 wiedergewählt und 2024 ebenfalls, als Siegerin in der Stichwahl gegen den AfD-Kandidaten Andreas Hartung-Schettler.[7]
Das Wappen wurde am 26. Oktober 1994 durch das Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt.
Blasonierung: „In Blau ein aufgerichteter goldener, rot bewehrter und gezungter Löwe, der sich auf einen Schild stützt, auf einem grünen, oben silbern eingefassten Dreiberg. Der Schild ist geviert; Feld 1 und 4: sind fünfmal von Rot und Silber geteilt; Feld 2 und 3: in Silber sechs rote Wecken in zwei Reihen. Der Dreiberg ist mit einer silbernen Wellenleiste und einem silbernen Wellenfaden belegt.“
Der goldene Löwe im blauen Feld, der sogenannte Käfernburger Löwe, ist das Stammwappen des Grafen-, später Fürstenhauses Schwarzburg, zu dessen Territorien der überwiegende Teil des Landkreises gehörte. Der gevierte Schild zeigt das Wappen der Grafen von Mansfeld, zu deren Gebiet Artern noch im 18. Jh. gehörte, bis es zunächst an Kursachsen und dann 1815 an Preußen (Provinz Sachsen) kam. Der grüne Dreiberg versinnbildlicht die bergige, waldreiche Landschaft, insbesondere die drei Höhenzüge Hainleite, Windleite und das dem Landkreis den Namen gebende Kyffhäusergebirge. Die silberne Wellenleiste ist Symbol der den ostwärtigen Kreisteil durchströmenden Unstrut, der silberne Wellenfaden Sinnbild der das westliche Kreisgebiet durchfließenden Wipper.[8]
Der Kyffhäuserkreis ist noch immer durch traditionsreiche Industrie- und Handwerksunternehmen geprägt, wobei klein- und mittelständische Betriebe, besonders im Bereich der Elektroindustrie und im Maschinenbau, vorherrschen. Die Kali- und Elektroindustrie bestimmten fast ein Jahrhundert lang die Region um die heutige KreisstadtSondershausen und hatte auch rund umRoßleben eine große Bedeutung. In der StadtArtern begründete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tradition in der Eisenverarbeitung und im Maschinenbau. Der Kyffhäuserkreis erreichte, nachJena, Platz 2 im 1. Quartal 2020 mit einer Exportquote von etwa 51,0 %.[9] Die hohe Exportquote ist eine Stärke und deutet auf den hohen Anteil Beschäftigter in der exportorientierten Wirtschaft sowie deren Bedeutung für den Kreis hin.
Während derKupferschiefer-, Braunkohlen-,Schwerspat- und Lesebergbau nie nennenswerte Bedeutung erlangten, brachte es derKalibergbau an den StandortenSondershausen undRoßleben zu hoher Blüte. Nach der Wiedervereinigung wurden die Kalistandorte wegen fehlender Wirtschaftlichkeit geschlossen. Seit dem 8. Dezember 2004 wird am Standort Sondershausen wieder in geringem MaßeIndustriesalz gefördert. Eine Besonderheit ist dabei das dortigeErlebnisbergwerk, in der ältesten befahrbaren Kaligrube der Welt.
Aus der Forschung in der Kali-Industrie derDDR und der Revitalisierung der Kalibergbaustandorte heraus hat sich der noch junge Bereich der Umwelt- und Entsorgungstechnik entwickelt (z. B. FirmaK-UTEC AG Salt Technologies). Mit derHochschule Nordhausen, Studiengang Flächen- und Stoffrecycling, befindet sich seit 2002 auch eine wissenschaftliche Forschungs- und Ausbildungsinstitution in unmittelbarer Nähe.
DasBusiness and Innovation Centre (BIC) Nordthüringen am StandortSondershausen unterstützt Gründer und junge Unternehmen, vor allem aus den Branchen Elektrotechnik, Metall-, Maschinen- und Anlagenbau sowie Umwelttechnik. In unmittelbarer Nähe zum BIC haben mehrere Elektrotechnik-Unternehmen und Industriedienstleister in den Gewerbegebieten Hainleite und Jecha ihren Standort gefunden.
Aktuell besitzt der Kyffhäuserkreis eine Arbeitslosenquote von 8,4 % (Stand Juli 2020, Thüringen: 6,3 %)[10]. Damit sind die Arbeitslosenzahlen seit 2007 (Arbeitslosenquote damals: 20,4 %[11]), um fast 60 % gesunken. In keinem anderen Thüringer Landkreis, in keiner kreisfreien Stadt in Thüringen, war ein Rückgang in dieser Höhe zu verzeichnen. Damit konnte – erstmals seit vielen Jahren – die „rote Laterne“ abgegeben werden.
Größter Arbeitgeber im Kyffhäuserkreis (Januar 2010) ist dieWAGO Kontakttechnik GmbH inSondershausen – gleichzeitig größter Arbeitgeber in Nordthüringen und viertgrößter im gesamten Freistaat (Thüringer Staatsanzeiger 10/2010).
Zwischen der Landesgrenze beiArtern/Unstrut (Autobahndreieck Südharz in Sachsen-Anhalt A 71/A 38) und der Landesgrenze im Süden (Richtung Schweinfurt mit Anbindung an die A 70) verläuft die größtenteils fertiggestellteA 71, die am „Erfurter Kreuz“ die wichtige West-Ost-VerbindungA 4 quert. DieA 38 bindet die Ballungsräume Göttingen/Kassel (A 7) und Halle/Leipzig (A 9) an. Durch das Kreisgebiet führen die Bundesstraßen4,84,85,86 und249.
Abgesehen von einem Sonderlandeplatz inBad Frankenhausen-Udersleben, auf dem Flugzeuge bis 5,7 t Startgewicht verkehren können, gibt es im Kyffhäuserkreis keine größeren Flughäfen. Die nächsten Flughäfen sind:
Die Landschaft des Kyffhäuserkreises wird durch weite Wälder (viele Buchen) in den Bergrücken der Hainleite, der Windleite und des Kyffhäusers bestimmt. Dabei entwickelte sich eine artenreiche Flora, insbesondere Orchideen, wieGelber Frauenschuh,Weißes Waldvöglein,Helm-Knabenkraut oderFuchs’ Knabenkraut. Der Südhang des Kyffhäusergebirges weist eine typische Trockenflora auf, da dort sehr wenige Niederschläge fallen. DieHohe Schrecke im Südosten ist das größte Thüringer Naturschutzgebiet.
Auflösung derVerwaltungsgemeinschaft Kyffhäuser – Bildung der Gemeinde Kyffhäuserland aus den Mitgliedsgemeinden mit Ausnahme der GemeindeOberbösa, diese wechselt in die Verwaltungsgemeinschaft Greußen (31. Dezember 2012)
Am 1. Juli 1994 wurden dem Landkreis die Kfz-UnterscheidungszeichenART (Artern) undSDH (Sondershausen) zugewiesen. Diese wurden am 1. Februar 1995 vomKYF abgelöst. Seit dem 24. November 2012 sind aufgrund derKennzeichenliberalisierung die KürzelART undSDH wieder erhältlich.
Horst Müller:Streifzüge durch das Kyffhäuserland. Bildband mit zahlreichen Farbfotos von Tosca Werner, Herausgeber: Peter Michel. Mit Geleitwort vonBernhard Vogel, dem damaligen Ministerpräsidenten Thüringens. 128 Seiten, Format 27 cm Breite × 36 cm Höhe, limitierte Auflage, Solingen 2001.
Kulturelle Entdeckungen THÜRINGEN. Landkreis Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis. Band 1, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2009,ISBN 978-3-7954-2249-3.
Mario Küßner, Diethard Walter:Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung und Archäologische Denkmalpflege im Kyffhäuserkreis, in:Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Thüringen, Bd. 5.1:Kyffhäuserkreis, Altenburg 2014, S. 32–69. (academia.edu)
↑Bericht der Thüringer Allgemeinen über die Bürgerbefragung im Kreis Artern am 6. Mai 1990; in: Thüringer Allgemeine, Jahrgang 1, Nummer 95, vom 9. Mai 1990
↑DokumentarfilmMachtpower um Mitteldeutschland von Katja Herr; enthält Interviews von wichtigen Zeitzeugen und Kartenmaterial
↑Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 21; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998,ISBN 3-9804487-2-X
↑Thüringer Landesamt für Statistik:Rangfolge der Thüringer Industrie im 1. Quartal 2020 nach Kreisen. (thueringen.de [PDF; abgerufen am 10. August 2020]).
↑Bundesagentur für Arbeit:Arbeitsmarkt im Überblick - Berichtsmonat Juli 2020 - Kyffhäuserkreis. (arbeitsagentur.de [abgerufen am 10. August 2020]).
↑Thüringer Landesamt für Statistik:Landkreis: Kyffhäuserkreis, Arbeitslose und Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt. (thueringen.de [abgerufen am 10. August 2020]).