Im Jahr 2013 gab es über 7,4 Millionen Übersee-Koreaner, des Weiteren leben etwa 150.000 bis 200.000 als Kinder adoptierte Personen koreanischer Abstammung in etwa 14 Staaten außerhalb Koreas. Sie werden in Südkorea mittlerweile gesetzlich als „Landsleute im Ausland“ (재외동포) bezeichnet.[1]
Diekoreanische Minderheit in Japan wirdZainichi 在日 genannt. Die Koreaner auf dem Gebiet der ehemaligenSowjetunion bezeichnen sich selbst alsKorjo-Saram, in Korea werden sie alsKoryoin고려인 bezeichnet. Die koreanische Minderheit in dem BezirkYanbian, China nennt sichJoseonjok 조선족.
Koreaner sind die Nachfahren der Urkoreaner, dessen Ursprung meist in Südsibirien vermutet wird.[2][3][4][5] Alternativ wird auch eine frühere Ansässigkeit im Norden der koreanischen Halbinsel vermutet.[6]
Die kleinste genetische Distanz weisen sie zu den ansonsten linguistisch unverwandtenJapanern auf.[7][8][9] Weiterhin zeigt sich stärkere Kontinuität zu denneolithischen Vorfahrenmatrilinearer Abstammung.[10] Laut einer Studie kann ein Teil der Abstammung von Koreanern, bedingt durch ihre Verwandtschaft mit Japanern, auf einen Ursprung im heutigenSüdostchina zurückgeführt werden.[11] AufHauptkomponentenanalysen-Charts bilden sie ein isoliertes Cluster, sind jedoch auch nah zu anderen Ostasiaten verwandt. Schädelvermessungen zeigen Ähnlichkeiten zuMongolen undZentralasiaten.
PCA-Chart von Osteurasischen Bevölkerungsgruppen, prähistorische miteingeschlossen (schwarz umrandete Formen). Koreaner abgebildet mit pinken Kreisen, größtenteils Überschneidung mit Japanern (pinke Rechtecke). Mitglieder des südostasiatischen Sprachraums bilden ein Kontinuum vonTibetern (Moosgrün) undProto-Chinesen (schwarz umrandetesInkarnat) bis hin zuTai-Kadai Völkern (grau).
Der genetische Ursprung lässt sich hauptsächlich auf zwei verschiedene Komponenten zurückführen, zum einen eine aus dem örtlichenNordostasien, die mit den archäologischen Skelettbefunden im Devil’s Gate in der RegionPrimorje Sibiriens zusammenhängt und neolithische Bevölkerungsgruppen, welche Landwirtschaft betrieben.[12]
DieY-Chromosom-Haplogruppe O1b2-M176 tritt vorwiegend bei Koreanern, Japanern und bestimmten tungusischen Völkern wie den Ultschen und Udege auf. Hinzu kommen noch die in ganz Ostasien verbreitete Haplogruppen O2-M122 und O2a2a-M188, die in Nord- und Zentralasien und im maritimen Südostasien verbreitete Haplogruppe C-M217, die Haplogruppe N1-L735 als auch die Haplogruppe D1b-M64 als auch weitere. Y-Chromosom-Haplogruppen gelten jedoch allgemein als unzuverlässig bei der Bestimmung der Herkunft von Bevölkerungsgruppen.
Die Verteilung der mütterlicherseits vererbtenmtDNA-Haplogruppen weist eine diversere Verteilung auf. Die am häufigsten vorkommende Haplogruppe ist D4, die am häufigsten in Nordostasien auftritt und häufig beiMongolen,Burjaten undTungusen vorkommt. Es gibt auch eine breite Verteilung der Haplogruppen M7, G1, N9a, Y, M8, M9, B und F, die in verschiedenen Teilen Eurasiens vorkommen.[13] M7, N9 und Y wurden in prähistorischen Skelettfunden in Japan nachgewiesen, während G1 von Osteuropa bis Sibirien vorkommt, jedoch am häufigsten bei denpaläosibirischenChukchi undItelmen ist. B ist im maritimen Südostasien verbreitet, während F häufiger auf dem südostasiatischen Festland auftritt.
Das Koreanische gehört zusammen mit derJeju-Sprache zurKoreanischen Sprachfamilie. Einige Linguisten ordnen es in die altaische Sprachfamilie ein, jedoch hat der ursprüngliche Altaische Sprachfamilienvorschlag weitgehend an Unterstützung verloren.
Die Hypothese, dass das Koreanische mit dem Japanischen verwandt sein könnte, fand einige Unterstützer aufgrund von Überschneidungen im Wortschatz und ähnlichen grammatischen Merkmalen, die von Forschern wie Samuel E. Martin[14] und Roy Andrew Miller[15] näher untersucht wurden.Sergei Starostin (1991) fand etwa 25 % potenzieller Kognaten in der 100-Wort-Swadesh-Liste für Japanisch und Koreanisch.[16] Einige Linguisten, die sich mit der Beziehung zwischen Japanisch und Koreanisch befassen, darunter Alexander Vovin, argumentieren, dass die angegebenen Ähnlichkeiten nicht auf eine genetische Verwandtschaft zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf den Einfluss einesSprachbundes und intensivenSprachkontakts, insbesondere vomAlt-Koreanischen insWestlicheAltjapanisch.[17] Ein gutes Beispiel könnte das mittelkoreanische Wortsàm und das japanischeasá sein, beide bedeuten „Hanf“.[18] Dieses Wort scheint ein Kognat zu sein, jedoch ist es zwar im Westlichen Altjapanisch gut belegt und in den nördlichenRyukyu-Sprachen, kommt aber im Östlichen Altjapanisch nur in zusammengesetzten Wörtern vor und ist nur in drei Dialekten der südlichen Ryukyu-Sprachgruppe nachgewiesen. Zudem ist dieDublettewo, ebenfalls „Hanf“ bedeutend, im Westlichen Altjapanisch und in den südlichen Ryukyu-Sprachen belegt.
Die koreanische Kultur hat sich während der langen Geschichte Koreas entwickeln können und unterscheidet sich in vielem von derjapanischen undchinesischen Kultur. Durch die Teilung des Landes und die unterschiedlichen Staatsideologien entwickelt sich die Kultur in Nord- und Südkorea heute sehr unterschiedlich. Während durch die Abschottung Nordkoreas die Kultur dort noch recht traditionell ist, ist der westliche Einfluss in Südkorea deutlich wahrnehmbar. In Bereichen wie Pop-Musik, Film und Fernsehen gibt es viel Austausch und große Gemeinsamkeiten mit Japan. Trotzdem ist die vor allemkonfuzianische Grundlage der traditionellen Kultur auch im Süden deutlich erkennbar.
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