Konrad von Hochstaden, auchKonrad von Are-Hochstaden (* um1205; †28. September1261) war alsKonrad I. von 1238 bis 1261Erzbischof von Köln.
Konrad war der Sohn des Grafen Lothar I. vonAre-Hochstaden und dessen FrauMathilde von Vianden und mit dem Kaisergeschlecht derStaufer blutsverwandt. Er hatte noch zwei Brüder, von denen der ältere, Lothar II. (* 1216; † 1246), die Grafschaft Hochstaden erhielt. Diese wurde – nach seinem Tod und dem seines Sohnes Theodorich am 16. April 1246 – von Konrads Bruder Friedrich an das Erzstift Köln zwecks Einverleibung geschenkt.[1] Der jüngere Bruder Friedrich warPropst vonSt. Maria ad Gradus in Köln, danach Propst in Xanten. Unter ihm wurde mit dem Neubau der dortigen StiftskircheSt. Viktor begonnen. Von Konrads vier Schwestern (unter anderemMargarete von Hochstaden) waren zwei Ordensfrauen.
Möglicherweise studierte Konrad in Paris. Jedenfalls machte ihn sein Bruder Lothar zum Pfarrer vonWevelinghoven. Zunächst Propst von St. Maria ad Gradus in Köln, wohl seit 1226 auch Kölner Domherr, versuchte er seit 1234 dem Kölner Dompropst Konrad von Bueren die Dompropstei streitig zu machen, wobei er auch nicht vor Gewalt zurückschreckte.
Konrad wurde am 30. April 1238 als Nachfolger vonHeinrich I. von Müllenark zumErzbischof gewählt. Bis zu seiner Wahl hatte Konrad von Hochstaden das Amt des Dompropstesusurpiert. Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, ließ er den rechtmäßigen Dompropstbannen. Dieser strengte einen Prozess vor derrömischen Kurie an, die Konrad nach Rom zitierte, ohne dass Konrad der Aufforderung nachkam. Daraufhin wurde Konrad von Rom exkommuniziert und dasInterdikt über alle Orte verhängt, an denen sich Konrad aufhielt. Nach seiner Wahl legte Konrad seinen Streit mit dem Dompropst bei und beließ ihn im Amt.
Anfang August wurde er im Lager zuBrescia durch KaiserFriedrich II. mit den Regalien des Reiches belehnt und zeigte sich durch sein Eintreten für die Wahl des Aachener PropstesOtto von Eberstein zum Bischof von Lüttich sogleich als stauferfreundlich. Doch bereits im Frühjahr des Folgejahres trat er zur päpstlichen Partei über, wofür sicherlich nicht nur das finanzielle Entgegenkommen PapstGregor IX. verantwortlich war, denn mit dem Erzbistum übernahm Konrad zugleich enorme Schulden seines Vorgängers bei italienischen Bankiers. In seinen Territorialkriegen mitBrabant,Jülich,Sayn,Limburg undBerg zwischen 1239 und 1244 vermischten sich entsprechend handfeste Eigeninteressen und Reichsinteressen. Einen Tiefpunkt erreichten diese mit der Niederlage in der Schlacht beiLechenich, welche ihn von Februar bis November 1242 in die Gefangenschaft auf der JülicherBurg Nideggen brachte, die er trotzdem siegreich und mit Machtzuwachs bestanden hatte.
Nachdem ihn derBischof von Münster,Ludolf von Holte, zumPriester geweiht hatte, wurde er von diesem kurz darauf am 28. Oktober 1239 auch zum Bischof geweiht und erhielt durch den Papst im Februar 1244 dasPallium verliehen.
Mitte der 1240er Jahre war Konrad von Hochstaden fraglos der mächtigsteReichsfürst und konnte sich die Etablierung eines antistaufischenGegenkönigtums erlauben, ohne dass die Auswahl der Kandidaten in jedem Fall sein Verdienst gewesen wäre. Das trifft allenfalls fürWilhelm von Holland, kaum aber fürHeinrich Raspe undRichard von Cornwall zu. Entscheidend aber war, dass er sich mit seinem Standpunkt, ohne Zustimmung und Krönung durch den Erzbischof von Köln gebe es keine gültige Königserhebung, Gehör verschaffen konnte. Im März 1249 wurde er durch Klerus und Volk vonMainz eindeutig zum Nachfolger des verstorbenen Mainzer ErzbischofsSiegfried III. von Eppstein gewählt. Dieses Amt lehnte er auf päpstliches Verlangen hin ab, wofür er mit derLegatenwürde für Deutschland belohnt wurde. Diese wurde ihm jedoch nach Jahresfrist von PapstInnozenz IV. nicht weiter verlängert.
In den Jahren 1254 und 1255 kam es zu Spannungen zwischen ihm und König Wilhelm, der sich immer mehr der Leitung und Bevormundung durch seinen Protektor zu entziehen und hierzu den eben begründetenRheinischen Städtebund als Instrumentarium seiner realen Königsherrschaft zu nutzen suchte. Besorgte päpstliche Mahnungen lassen eine geplante Absetzung des Königs durch den Erzbischof vermuten. Das sich anbahnende Zerwürfnis mit König und Kurie hatte die mit dem Machtübergewicht des Kölner Erzbischofs-Herzogs unzufriedenen rheinischen und westfälischen Territorialherren, nämlich denGrafen von Jülich und denBischof von Paderborn, zur Bildung einer antikölnischen Koalition angeregt, welcher Konrad jedoch rasch Herr werden konnte. Im Oktober 1243 vermochte er den Grafen von Jülich wie auch im August 1256 den Bischof von Paderborn zur Anerkennung seiner überlegenen und herausgehobenen Stellung zu zwingen. Hierbei nutzte Konrad von Hochstaden seine Herzogsgewalt jedoch nicht im Sinne einer bloßen Machtrestauration, sondern zum Ausbau einer unbestrittenen und wirkungsvollen Oberherrschaft über eigen- und selbständige Landesherrschaften, welche denLandfrieden sichern sollte.
In diesem Zusammenhang ist auch der sog. „Kleine Schied“ zu sehen, welcher den Streit zwischen dem Erzbischof und der Stadt 1252 um das Recht einer neuen, minderwertigen Münze beendete. Als Schiedsrichter wurde unter anderenAlbertus Magnus eingesetzt. 1258 kam es erneut zu einem Schiedsspruch Albertus Magnus’ im Streit mit den Kölner Patriziern im „Großen Schied“, bei dem Albertus Magnus dem Erzbischof zwar die höchste geistliche und weltliche Macht, der Stadt aber eine gewisse eigene Gerichtsbarkeit mit Schöffen (= Richtern) und Amtleuten zusprach. Doch konnte Konrad bereits 1259 die Macht des städtischenPatriziates brechen, indem er statt der Schöffen aus dem Patriziat neue Schöffen aus den Zünften einsetzte. Damit spielte er geschickt die Zünfte gegen die Patrizier aus und erlangte auf diese Weise erneut die Stadtherrschaft. Einen Aufstand der Patrizier 1260 schlug er brutal nieder und sperrte die Beteiligten, sofern er sie nicht zum Tode verurteilen ließ, in derGodesburg ein.
Am 7. Mai 1259 verlieh er der Stadt dasStapelrecht. Jeder auswärtigeKaufmann, der seine Waren über denRhein transportierte, musste diese nun für eine festgelegte Zeit in Köln anbieten.
Eine enorme Erweiterung des Erzstifts verschaffte ihm der Tod des letztenGrafen von Are-Hochstaden, seines Neffen. Nach einer Einigung mit seinem jüngeren Bruder Friedrich und den Verwandten konnte er so im Jahre 1246 die genannte Grafschaft dem Erzstift hinzufügen. Auch der Erwerb weiterer Gebiete der Grafschaft Sayn ab 1248 gelang ihm. Durch Städtegründungen und -erhebungen, wie auch die Einführung moderner Territorialverwaltungen, gelang ihm eine Absicherung dieses in wenigen Jahren enorm erweiterten Besitzkomplexes.
Konrad von Hochstaden starb 1261 und wurde an exponierter Stelle im Chorumgang des Kölner Domes beigesetzt, dessen Grundstein er 1248 gelegt hatte,sein Grabmal in der Johanneskapelle gehört zu den bedeutendsten Bronzewerken des 13. Jahrhunderts.
Als Symbol für seinen ausgreifenden Machtwillen verlangte Konrad von Hochstaden einen Neubau desKölner Doms. Die Entscheidung dazu hat er vermutlich um 1245 getroffen, als er seine Unterstützung für KaiserFriedrich II. aufkündigte und dazu beitrug, dass der Kaiser vom Papst zum Ketzer erklärt wurde.[2] Beispielgebend für das Bauprogramm des Kölner Fürsten wurden die Baumaßnahmen des Französischen KönigsLudwig des Heiligen, der für dieDornenkrone dieSainte-Chapelle in Paris errichtet hatte, um die Reliquie zum Reichsheiligtum zu stilisieren und damit ein spirituelles Zentrum für das französische Königtum schuf. Ludwig sandte dem Kölner Erzbischof eine Dorne der Dornenkrone, um damit den Suprematie der französischen Herrschaft zu signalisieren.[3]
Konrad von Hochstaden ließ daher den Bau der Kölner Kathedrale im damals hochaktuellen Stil der französischen Gotik bauen, weil dieser als der königliche Baustil rezipiert wurde. Bewusst verzichteten die Baumeister auf den Stil der lothringischen Gotik, der ansonsten im Alten Reich vorherrschte und über die Kirchen in Metz und Straßburg vermittelt worden war.[4] Mit der hochbauenden, gotischen Kathedrale wollte der Erzbischof alle anderen romanischen Kirchen und Institute der Stadt Köln deutlich „erniedrigen“.[5] Zentrum des Bauwerks sollten die Reliquien der Heiligen Drei Könige sein, derenSchrein in der Vierung aufgestellt werden sollte. Damit suchte der Erzbischof seine Rolle als Koronator, der die Deutschen Könige nicht nur krönen und salben, sondern darum sogar auswählen durfte, zu untermauern.[6] Die Überwachung der Baumaßnahmen, die von der Domfabrik durchgeführt wurden, übernahm das Domkapitel, das auch denDombaumeisterGerhard anstellte.
Um die Finanzierung des Bauwerkes zu sichern, begann der Erzbischof mit einem intensivenAblasshandel und nutzte auch seine Beziehungen zum englischen Hof, um selbst in England für den Dombau sammeln zu lassen.[7] Konrad von Hochstaden legte 1248 den Grundstein für den Dom. 1261 wurde der Erzbischof in derAchskapelle begraben, wie es für einen Stifter üblich war. Zu Lebzeiten hatte der Fürst sich für seineTumba einen Bronzegisant bestellt, der zu den qualitätsvollsten Güssen des 13. Jahrhunderts gerechnet wird.[8]
Lange war in der Domforschung umstritten, ob Konrad von Hochstaden als „Bauherr“ verstanden werden dürfe.[9] Die aktive Rolle des Domkapitels bei der Bausteuerung wurde dahingehend interpretiert, dass es auch die eigentliche Bauplanung initiiert habe.[10]
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Heinrich I. von Müllenark | Erzbischof von Köln 1238–1261 | Engelbert II. von Falkenburg |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Konrad von Hochstaden |
ALTERNATIVNAMEN | Konrad I. von Köln; Konrad von Are-Hochstaden |
KURZBESCHREIBUNG | Erzbischof von Köln (1238–1261) |
GEBURTSDATUM | um 1205 |
STERBEDATUM | 28. September 1261 |