Diekatalanische Sprache (Eigenschreibweisecatalà [kətəˈɫa] auf Ostkatalanisch, [kataˈɫa] auf Westkatalanisch; veraltet auchKatalonisch[3]) gehört zur Familie derromanischen Sprachen. Katalanisch istAmtssprache inAndorra sowie, neben demSpanischen, regionale Amtssprache inKatalonien, auf denBalearen und inValencia. Es ist außerdem eine der Regionalsprachen Frankreichs (imRoussillon/Département Pyrénées Orientales).
Manche Sprachwissenschaftler rechnen das Katalanische zu dengalloromanischen Sprachen, andere ordnen es derIberoromania zu. Auf der einen Seite besteht eine enge Verwandtschaft mit demOkzitanischen – das Katalanische hat mehr lautliche und lexikalische Gemeinsamkeiten mit dem Okzitanischen als mit den anderen romanischen Sprachen der Iberischen Halbinsel. Auf der anderen Seite stimmt das Katalanische in einigen Merkmalen mit iberoromanischen Sprachen überein, sodass es oft als Brückensprache(llengua-pont) zwischen Galloromanisch und Iberoromanisch bezeichnet wird. Dies mag darin begründet sein, dass der Herrschaftsbereich des iberischenWestgotenreiches bis nachSeptimanien reichte, also mitten insokzitanische Sprachgebiet; umgekehrt ging auch derfränkische Einfluss unterKarl dem Großen über diePyrenäen bis in dieKatalanischen Grafschaften. Die Pyrenäen bildeten also in der Entstehungszeit der romanischen Sprachen keine natürliche Grenze zwischen den politischen und kulturellen Räumen Galliens und der Iberischen Halbinsel.
Sprachgebiet des KatalanischenDialekte der katalanischen Sprache
Katalanisch hat etwa 4 Millionen Muttersprachler, etwa 6 Millionen sprechen Katalanisch als Zweitsprache und weitere 3,4 Millionen Menschen verstehen es.[4][5] Sein Verbreitungsgebiet umfasst folgende Regionen:
Das katalanische Sprachgebiet wird als Ganzes in zwei Dialektgruppen eingeteilt: zum einen Ostkatalanisch, wozu der östliche Teil Kataloniens, der katalanischsprachige Teil Frankreichs, die Balearen und Alguer gehören, und zum anderen die westkatalanischen Dialekte. Hauptkriterium für diese Einteilung ist die Aussprache der unbetonten Vokale /o/, /e/ und /a/. Während man sie im Bereich des Westkatalanischen so ausspricht, wie sie geschrieben sind, werden in der Aussprache des Ostkatalanischen in unbetonter Position /o/ zu /u/, /e/ und /a/ zu kurzen offenen Vokalen oder zu einemSchwa-Laut ([ə]), der sich ähnlich anhört wie deutsche inbitte.
Der Status der Sprache ist je nach Region unterschiedlich. In Andorra ist Katalanisch alleinige Amtssprache, in Spanien regionale Amtssprache. Im „Sprachengesetz von Aragón“(Ley de Lenguas de Aragón), am 9. Mai 2013 durch das aragónesische Regionalparlament unter Führung derPartido Popular beschlossen,[6] wird die Sprache für den eigenen Regierungsbereich mit dem GlottonymLengua aragonesa propia del área oriental (LAPAO) bezeichnet.[7][8] Im französischen Département Pyrénées-Orientales wurde im Dezember 2007 eineCharta zur Förderung der katalanischen Sprache (französisch:Charte en faveur du Catalan) zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Katalanischen in Nordkatalonien beschlossen. In Alguer wird die lokale Sprachvarietät stundenweise in der Schule gelehrt.
Entwicklung der romanischen Sprachen auf der iberischen Halbinsel im Verlauf derReconquista
Katalanisch ist kein Dialekt des Spanischen, sondern eine direkt aus demVulgärlatein hervorgegangene Sprache (also auch kein „Primärer Dialekt“, der lediglich der Standardisierung des Spanischen vorausgegangen wäre; im Falle des Spanischen wären dies nur Asturleonesisch, Kastilisch, Navarroaragonesisch). Historisch greifbar wird die katalanische Sprache ab dem 8. bis 10. Jahrhundert in denGrafschaften derSpanischen Mark, also dem Gebiet deskarolingischen Reichs beiderseits der Pyrenäen. Katalanische Wörter können in lateinischen Texten des 9. Jahrhunderts nachgewiesen werden, erste vollständige schriftliche Zeugnisse wie z. B. die anonyme PredigtsammlungHomilies d'Organyà entstammen dem späten 12. Jahrhundert. Der Schriftsteller und PhilosophRamon Llull, der von 1235 bis 1315 lebte, galt als der „Dante der katalanischen Literatur“ und gab der Sprache Glanz und Ansehen.
Im Mittelalter war das Sprachgebiet des Katalanischen noch recht einheitlich. Während des 12. und 13. Jahrhunderts breitete sich das Katalanische im Zuge der territorialen Eroberungen deraragonesischen Krone nach Süden und Osten aus; die Sprachgrenze wurde trotzdem erst nach der Ausweisung derMorisken 1609–1611 und der darauf folgenden Wiederbevölkerung der verlassenen Orte festgelegt.
Les Homilies d’Organyà, Seite aus dem 1904 aufgefundenen ManuskriptVocabolari: Wörterbuch Katalanisch – Deutsch von Joan Rosembach, 1502 Perpignan
Mit der Ausdehnung des Herrschaftsbereichs derGrafen von Barcelona und des nachfolgendenkatalanisch-aragonesischen Staatenbunds in den Mittelmeerraum gewann auch die katalanische Sprache zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert an Bedeutung. So erschien als eines der ersten in katalanischer Sprache gedruckten Bücher 1502 inPerpignan ein zweisprachigesWörterbuch, dasVocabolari molt profitos per apendre Lo Catalan Alamany y Lo Alamany Catalan („Ein gar nützliches Wörterbuch, wodurch Katalanen Deutsch und Deutsche Katalanisch lernen können“). Das Original dieses Wörterbuches bewahrt dieBiblioteca de Catalunya in Barcelona auf. Der inHeidelberg geborene katalanische BuchdruckerJoan (Johann) Rosembach hatte es hergestellt. Bereits 1415 verarbeitete der deutsche sprachbegabte Dichter und DiplomatOswald von Wolkenstein Katalanismen in seinen Gedichten.[9]
Nach Ende desSpanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) verlor Katalonien seine politische Eigenständigkeit, und dieBourbonenkönige trieben die Entwicklung des spanischen Zentralstaats in seiner heutigen Form voran. Daskastilische Spanisch wurde als spanischeAmtssprache durchgesetzt, und im Jahr 1716 wurde es per Gesetz als Unterrichtssprache verbindlich festgelegt.Von 1779 an waren sogar Theaterstücke auf Katalanisch verboten. Das 18. Jahrhundert gilt als Tiefpunkt der katalanischen Sprachgeschichte, als Zeit derdecadència.
EdiktLudwigs XIV. vom 2. April 1700 über das Verbot des Gebrauchs der katalanischen Sprache in der staatlichen Verwaltung in der GrafschaftRoussillon.
Doch bereits in derRomantik im 19. Jahrhundert erlebte das Katalanische einen erneuten Aufschwung. In der sogenannten Phase der Wiedergeburt, derrenaixença, fand es zunehmend Befürworter und wurde zum Gegenstandsprachwissenschaftlicher Forschung. Die 1930er Jahre gelten als Blütezeit, die durch denSpanischen Bürgerkrieg und den Sieg der nationalistischen, zentralistisch orientiertenFranco-Diktatur unterbrochen wurde.
In den Anfangsjahren der Diktatur wurde das Katalanische von staatlicher Seite unterdrückt. Viele Ortsnamen im katalanischen Sprachgebiet wurdenhispanisiert, auch viele Personennamen wurden insSpanische übertragen. Erst zu Beginn der 1960er Jahre wurde der katalanischen Sprache zögerlich, zuerst im kirchlichen Bereich, wieder Raum gegeben. Eine wichtige Rolle spielte dabei dasKloster Montserrat, in dem auch während der Franco-Diktatur die Messen auf Katalanisch gefeiert wurden, sodass es zum Symbol des Katalanentums aufstieg. Nach Francos Tod 1975 dauerte es drei Jahre, bis alle Beschränkungen fielen. In den Jahrzehnten der Unterdrückung hatte das Katalanische viel Rückhalt verloren. Zudem hatte das wohlhabende Katalonien viele Spanier aus anderen Landesteilen angezogen, deren Mehrheit nicht oder nur zögerlich bereit war, Katalanisch zu lernen.
Dies ist einer der Hauptgründe, warum das Katalanische seitens der Regionalregierung in den vergangenen Jahrzehnten stark gefördert wurde. Dernormalització genannte Prozess verläuft jedoch nicht reibungslos, da viele der Zugewanderten und zentralistisch orientierte Teile desGroßbürgertums die Stärkung des Katalanischen ablehnten. Durch eine geschickte Politik ist es katalanischen Politikern trotzdem gelungen, als unverzichtbareKoalitionspartner der Zentralregierung Zugeständnisse zugunsten der katalanischen Sprache zu erwirken und so die einstige Position des Katalanischen teilweise wiederherzustellen. Dieser Prozess ist noch immer im Gange und soll nach dem Willen der Befürworter des Katalanischen erst abgeschlossen sein, wenn alle, die im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Katalanischen leben, dieses zumindest als Zweitsprache beherrschen. DieHispanisierung von Personennamen wurde nach derDemokratisierung Spaniens rückgängig gemacht; auch die ursprünglichenkatalanischen Ortsnamen werden seither wieder offiziell verwendet.
Die spanisch-katalanischeDiglossie in Katalonien unterscheidet sich heute deutlich von der unter dem Franco-Regime. Zwar können heute mehr als 95 % der in Katalonien Lebenden (also auch Einwohner mit katalanischer Muttersprache) Spanisch schreiben, doch nur 60 % der Bevölkerung Kataloniens beherrschen Katalanisch in schriftlichsprachlicher Form.[10] Das betrifft vor allem Zuwandererfamilien aus anderen Regionen und dem Ausland, aber auch die ältere Generation der Katalanischsprachigen, die aufgrund der restriktiven Sprachpolitik Francos die Schriftform ihrer Muttersprache nicht erlernt hat.
In fast allen öffentlichen Bereichen hat sich dennoch das Katalanische im Zuge dernormalització durchgesetzt; eine breite Mehrheit der Bevölkerung, auch der Spanischsprachigen, befürwortet die katalanische Sprachenpolitik[11]: 90 % des Schulunterrichts wird inzwischen auf Katalanisch abgehalten, ein Großteil der Vorlesungen in den Universitäten ist auf Katalanisch, und im gesamten öffentlichen Dienst müssen Mitarbeiter Katalanischkenntnisse vorweisen. In den vergangenen Jahren haben Sprachschulen, die Katalanischzertifikate ausstellen, einen Boom erlebt.
Im alltäglichen Sprachgebrauch neigen Sprecher mit katalanischer Muttersprache meist dazu, sich der jeweiligen Muttersprache des Gesprächspartners anzupassen. Spanischsprecher hingegen bleiben auch gegenüber Katalanischsprachigen tendenziell bei ihrer eigenen Sprache. Dies führt zu einer im Verhältnis zur demographischen Verteilung stark überproportionalen Präsenz des Spanischen(Castellano) im mündlichen Bereich. Es kommt ebenso vor, dass eine Konversation zweisprachig geführt wird und sich jeder der Gesprächsteilnehmer seiner Muttersprache bedient.
Ostkatalanisch: Am Wortanfang, zwischen Konsonant und Vokal, alsix [ʃ], zwischen Vokalen [k͡s], im Balearischen (insbesondereMallorquinischen undMenorquinischen) auch zwischen zwei Vokalen [ʃ](Caixa ‚Bank, Kasse‘: [kaʃə] („Kasche“), bzw. ugs. auch [kɑʃə])
Westkatalanisch: Am Wortanfang, zwischen Konsonant und Vokal [t͡ʃ], alsix [jʃ], zwischen Vokalen [k͡s]
Y, y
Kommt nur als ny vor, und wird dann [ɲ] ausgesprochen
Die katalanische Schriftsprache bedient sich, ebenso wie die spanische, desTremas, um die Aussprache des Phonems /u/ deutlich zu machen, wenn dieses zwischeng oderq unde bzw.i steht.
Bsp.:llengües ‚Sprachen‘
Bsp.:qüestió ‚Frage‘
Darüber hinaus nutzt das Katalanische (anders als das Spanische) das Trema auch, um anzuzeigen, dassi undu nach Vokal silbisch sind:
Bsp.:països (dreisilbig, ohne Trema wäre es zweisilbig) ‚Länder‘
Bsp.:diürn (zweisilbig, ohne Trema wäre es einsilbig miti als Silbenträger) ‚zum Tag gehörig‘
Außerdem verwendet das Katalanische zwischen zwei „l“ einen so genanntenpunt volat (deutschMittelpunkt, wörtlich ‚geflogener Punkt‘), wenn die Aussprache [l] beibehalten werden soll.
Bsp.:col·lecció ‚Sammlung‘, Aussprache [l], von manchen Sprechern gelängt gesprochen: [l:]
im Gegensatz zucastellà ‚kastilische Sprache‘, Aussprache [ʎ]
Die Verwendung dieses Mittelpunktes ist in ihrer Bedeutung linguistisch gesehen einzigartig. Vergleichbar sind allenfalls die Verwendung des Bindestrichs zur Trennung von „s“ und „ch“ imEngadinischen, despunt interior (deutschMittelpunkt) imGaskognischen oder despunt volat imFranko-Provenzalischen.
Die katalanischeGrammatik weist eine Reihe von Ähnlichkeiten zur spanischen und französischen Grammatik auf, aber auch einige Besonderheiten. Im Bereich der Substantive existiert, wie allgemein in den romanischen Sprachen, auch im Katalanischen eine Unterscheidung zwischen Feminina und Maskulina, Kasusformen bilden nur verbundene,klitische Personalpronomen, die bei der 3. Person auch noch zwischen Akkusativ- und Dativobjekt unterscheiden.[12] Katalanisch ist ebenso wie Spanisch, aber anders als Französisch, einePro-Drop-Sprache, d. h. erlaubt die Weglassung von Subjektpronomen und benutzt unverbundene Subjektpronomen daher vor allem kontrastiv.
Die Konjugation umfasst einfache (synthetische) Zeitbildungen imKonjunktiv,Konditional, Präteritum undFutur (das auch hier, wie z. B. im Französischen, auf der Basis der Infinitivformen gebildet wird). Es gibt hinsichtlich der Konjugationsmuster drei Verbalklassen, die erste Gruppe mit dem Infinitiv auf-ar, die zweite auf-er und-re, und die dritte auf -ir. Auffällig dabei ist aber, dass nicht alle Verben mit derselben Infinitivendung gleich konjugiert werden, es gibt eine große Zahl von Ausnahmen.Els verbs conjugats von Joan Baptista Xuriguera zählt 120 Konjugationstabellen auf.
Bei den zusammengesetzten Zeiten gibt es auch im Katalanischen die häufig anzutreffenden Passivformen mit dem Hilfsverb „sein“ + Partizip und Perfektbildungen mit dem Hilfsverb „haben“. Daneben besitzt das Katalanische auch noch eine weitere und sehr ungewöhnlicheperiphrastische Vergangenheitsform (genanntpretèrit perfet perifràstic), die mit einem Hilfsverbanar ‚gehen‘ gebildet wird, dessen Präsensformen vom lateinischenvadere herrühren (vgl.vaig, vas, va, vam/vàrem, vau/vàreu, van/varen), und dazu dem Infinitiv des Vollverbs. Beispiel:[13]
El teu germà va venir anitDer dein Bruder „geht“ kommen letzte-Nacht (bzw. heute-Nacht)=Dein Bruder kam gestern Nacht
Man vergleiche die äußerlich gleiche französische Konstruktion(il) va venir, die jedoch die Bedeutung eines Futurs hat (ebenso das Westromanische allgemein, so auch span.-port.ir (+a) + Inf.). Das Katalanische ist die einzige romanische Sprache (und vielleicht auch die einzige überhaupt), bei der das Hilfsverb „gehen“ eine Vergangenheitsform bezeichnet. Allerdings ist zu ergänzen, dass einige Formen in der eigentlichen Bedeutung „gehen“ anders lauten als in dieser Funktion als Hilfsverb, etwaanem ‚wir gehen‘ gegenübervàrem venir ‚wir kamen‘.
Besonderheiten finden sich auch in der Wortstellung. Meistens wird die Wortstellung im Satz des Katalanischen (wie bei den anderen romanischen Sprachen) alsSubjekt-Verb-Objekt (SVO) angegeben.[14] Bei näherem Hinsehen findet sich jedoch, dass vor allem die Stellung des Subjekts maßgeblich je nach der Informationsgliederung variiert: Wenn das Subjekt einemTopik entspricht, d. h. bekannte Information aufnimmt, steht es vor dem Verb, wenn es jedoch neuer Information entspricht, muss es am Satzende stehen. Man sieht dies am Verhalten im Kontext von Fragen:[15]
Què va portar en Joan?
En Joan va portar el llibre.
„Was brachte Joan?“
„Joan brachte DAS BUCH“.
Qui va portar el llibre?
El llibre el va portar en Joan.
„Wer brachte das Buch?“
„Das Buch (pron) brachte JOAN“.
Dieses Verhalten unterscheidet sich von dem in strikten SVO-Sprachen wie dem Englischen:What did John bring? —John brought the BOOK. und ebensoWho brought the book? –JOHN brought the book.
Weiterhin findet man bei intransitiven Verben, dass es generell „schwer festzustellen ist, ob die Stellung des Subjekts vor oder nach dem Verb neutraler wirkt“.[16] Diese und andere Eigenschaften nachgestellter Subjekte haben dazu geführt, dass einige Linguisten die Stellung des Subjekts am Satzende (also VOS) für die Grundstellung halten.[17][18][19] Die Möglichkeit eines nachgestellten Subjekts (Inversion) besteht in anderen romanischen Sprachen ebenfalls, ist aber im Katalanischen (ähnlich wie im Spanischen und Portugiesischen) stärker ausgeweitet als z. B. im Französischen oder Italienischen.
Wortschatz im Vergleich zu anderen romanischen Sprachen
Katalanisch ist innerhalb der romanischen Sprachen sehr nahe mit demOkzitanischen verwandt, wie es sich unter anderem am Wortschatz erkennen lässt.
Im Gegensatz zum Spanischen ist es beim Katalanischen nicht zu einer umfangreichen Diphthongierung (von /o/ zu /we/ und von /i/ zu /je/) gekommen. Auch gab es die Entwicklung, mitf anlautende Wörter zu /h/ (heute stumm) zu verschieben, nicht:
Katalanisch
Okzitanisch
Spanisch
Französisch
Portugiesisch
Italienisch
Rumänisch
Deutsch
bo
bon
bueno
bon
bom
buono
bun
gut
corda
còrda
cuerda
corde
corda
corda
coardă
Kordel
farina
farina
harina
farine
farinha
farina
faină
Mehl
fill
filh
hijo
fils
filho
figlio
fiu
Sohn
Es dienen für das Galloromanische auch andereEtyma als Grundlage als im Iberoromanischen. Auch hier wird die Stellung des Katalanischen als Übergangssprache(llengua-pont) deutlich:
Katalanisch
Okzitanisch
Spanisch
Französisch
Portugiesisch
Italienisch
Rumänisch
Deutsch
demà
deman
mañana
demain
amanhã
domani
mâine
morgen
papallona
parpalhon
mariposa
papillon
borboleta/mariposa
farfalla
fluture
Schmetterling
formatge
formatge
queso
fromage
queijo
formaggio (cacio)
brânză
Käse
Andere Wörter wiederum deuten auf keine Verwandtschaft mit dem Spanischen oderFranzösischen:
Katalanisch
Okzitanisch
Spanisch
Französisch
Portugiesisch
Italienisch
Rumänisch
Deutsch
groc
jaune/cròc
amarillo
jaune
amarelo
giallo
galben
gelb
gos/ca
gos/can
perro
chien
cachorro/cão
cane
câine
Hund
Eine Besonderheit des Katalanischen ist, dass das auslautende /n/ bei vielen Wörtern geschwunden ist. Bei der Pluralbildung wird es jedoch wieder beachtet:
Katalanisch
Okzitanisch
Spanisch
Französisch
Portugiesisch
Italienisch
Rumänisch
Deutsch
capità
capitani
capitán
capitaine
capitão
capitano
căpitan
Kapitän
capitans
capitanis
capitanes
capitaines
capitães
capitani
căpitani
Kapitäne
informació
informacion
información
information
informação
informazione
informație
Information
informacions
informacions
informaciones
informations
informações
informazioni
informații
Informationen
Das katalanische Lexikon weist auch germanischstämmige Wörter auf, die in der Zeit derVölkerwanderung ihren Weg in die Sprache gefunden haben. Allerdings machen sie nur einen kleinen Teil des Wortschatzes aus:
„Tots els éssers humans neixen lliures i iguals en dignitat i en drets. Són dotats de raó i de consciència, i han de comportar-se de forma fraternal els uns amb els altres.“
Deutsch: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Es ist üblich, das Katalanische in zwei Dialektgruppen einzuteilen, die sich hauptsächlich durch den Vokalismus in unbetonten Silben unterscheiden: Das Westkatalanische(català occidental) und das Ostkatalanische(català oriental). Diese Ausdrücke können insofern zu Verwechslungen führen, da sie in der Alltagssprache auf die Dialekte innerhalb des eigentlichen Kataloniens bezogen, also im engeren Sinne gebraucht werden.
Das Westkatalanische umfasst:
das Valencianische(valencià) in einem großen Teil des Landes Valencia;
das Nordwestkatalanische(català nord-occidental), im westlichen Katalonien gesprochen und deshalb im Alltag als „Westkatalanisch“ bezeichnet, es reicht bis in die Alta Ribagorça in Aragonien und wird auch in Andorra gesprochen.
Das Ostkatalanische umfasst:
das Nordkatalanische(català septentrional) oder Roussillonesische(rossillonès) auf französischem Staatsgebiet, mit Zentrum in Perpignan(Perpinyà);
das Zentralkatalanische(català central) mit Zentren in Barcelona und Tarragona, auf dem im Wesentlichen die Schriftsprache beruht und das, da im östlichen Katalonien gesprochen, im Alltag als „Ostkatalanisch“ bekannt ist;
das Balearische(balear), bestehend aus Ibizenkisch(eivissenc, auf Ibiza und Formentera), Mallorquinisch(mallorquí) und Menorquinisch(menorquí);
das Algherische(alguerès) in der Stadt Alghero auf Sardinien, dessen Zuordnung zum Ostkatalanischen allerdings von manchen Gelehrten bestritten wird (sieheunten).
Jeder dieser sechs Dialekte mit Ausnahme des Algherischen hat wiederum seine Unterdialekte. Zudem gibt es Übergangsdialekte(parlars de transició), namentlich zwischen Nordwestkatalanisch und Valencianisch (Zentrum: Tortosa) sowie zwischen Roussillonesisch und Zentralkatalanisch.[20]
Das Mallorquinische wie auch das Valencianische verfügen über eine größere Anzahl von sprachlichen Dokumenten und Literatur.[21]
Besonders hervorzuheben sind die bestimmten Artikel in den balearischen Dialekten (Mallorquinisch, Menorquinisch und Ibizenkisch), die anders als in allen anderen romanischen Sprachen und Dialekten (mit Ausnahme des Sardischen) auf lat. IPSE, IPSA und nicht auf lat. ILLE, ILLA zurückgehen:es, s (mask.),sa, s (fem.) < lat. IPSE, IPSA, vgl. auch sard.su,sa „der“, „die“. In der Verbalflexion ist die 1. Ps. Sg. hervorzuheben, die dem Verbstamm entspricht: lat. CANTO > mallork.cant aber kat. (Standard):canto. Im Wortschatz zeigen sich auch einige Nähen zur Galloromania:cercar „suchen“ (vgl. frz.chercher, ital.cercare) aber kat./ span.buscar,qualque „einige“ (vgl. frz.quelque, ital.qualche), aber kat./ span.algun.
Im Valencianischen fällt auf, dass auslautendes -/r/ (auch im Infinitiv) im Gegensatz zum Standardkatalanischen gesprochen wird. Die 1. Ps. Sg. Präsens des Verbs lautet auf -/e/:cante stattcanto „ich singe“.
In geringem Umfang (rund 20.000 Sprecher)[22][23] wird eine katalanische Varietät(L’Alguerés) auch inAlghero (katalanisch:L’Alguer) aufSardinien gesprochen. Im Deutschen findet man auch den Namen Algueresisch.[24] Die Stadt gehörte seit 1354 zumKönigreich Aragón; ihre ursprünglichen Einwohner wurden von katalanischen Siedlern ausCampo de Tarragona, Barcelona, Valencia,Tortosa und Mallorca vertrieben. In dieser Varietät vermischen sich ostkatalanische, valencianische und mallorquinische mit nordkatalanischen Einflüssen aus dem Roussillon und Elementen desSardischen. Schon in der unterschiedlichen Schreibweise des Namens des Dialekts (westkatalanisch:alguerés oder ostkatalanisch:alguerès) drückt sich die mangelnde Übereinstimmung in der Frage der ost- oder westkatalanischen (valencianischen) Herkunft des Dialekts aus. Der spanisch-italienische LinguistEduardo Blasco Ferrer konstatiert die Dominanz valencianischer und balearischer Elemente.[25] Der in Alghero geborene LinguistRafael Caria, der sich für die Anerkennung der Varietät als schulisches Wahlfach einsetzte, hält die älteren Sprachdokumente in lexikalischer, morphologischer und phonetischer Hinsicht für westkatalanisch.[26] Diese Ansicht vertritt auch die Akademie für die valencianische Sprache. Nach dem Abbrechen der Kontakte nach Valencia und den Balearen verstärkten sich jedoch die Einflüsse des Ostkatalanischen (vor allem in phonetischer Hinsicht: kurze offene Vokale) und des Spanischen und Italienischen. Daher wird die Mundart in der von der offiziellen Sprachenpolitik derkatalanischen Regierung dominierten internationalen Katalanistik heute zumeist zumBloc oriental des Katalanischen gezählt, also zu den ostkatalanischen Varietäten gerechnet.[27]Andreu Bosch lässt die Frage offen.[28] Die Varietät ist auf Sardinien als Minderheitensprache anerkannt.[22]
Italienische Lehnwörter im Algherischen sind beispielsweise:esvilupo „Entwicklung“,guiatxo „Eis“,ugual „gleich“; sardischen Ursprungs ist z. B.murendu „Esel“.[29][30]
LaPlataforma per la Llengua ist eine 1993 gegründete zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Anerkennung und Verbreitung der katalanischen Sprache einsetzt.
Gran Enciclopèdia Catalana:Gran Diccionari de la Llengua Catalana (GDLC). 1824 Seiten,ISBN 978-84-412-2790-3. Dieses Werk ist das umfangreichste Wörterbuch der katalanischen Sprache. Es enthält unter anderem alle Einträge des DIEC.
– Diccionari català-valencià-balear (dasDCVB oder auch nach seinem Urheber derAlcover genannt; ein 10-bändiges, einsprachiges, katalanisches Wörterbuch im Netz)
↑In ihrem WerkLexikon der Sprachwissenschaft erwähnt Bußmann, dass man Katalanisch als eine „Übergangszone“ zwischen den galloromanischen und iberoromanischen Sprachen sehen kann.Hadumod Bußmann:Lexikon der Sprachwissenschaft (=Kröners Taschenausgabe. Band 452). 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1990,ISBN 3-520-45202-2.
↑RosseIló, J. (1986):Gramàtica, configuracions i referència: per una alternativa del pro-drop romànic. Dissertation, Universitat de Barcelona.
↑Contreras, H. (1991) 'On the Position of Subjects' in S.D. Rothstein (Hrsg.):Perspectives on Phrase Structure: Heads and Licensing (=Syntax and Semantics, 25), Academic Press, New York.
↑Vallduvì, E. (1993): "Catalan as VOS: evidence from information packaging. In: Perissinotto, G. et al. (Hrsg.):Linguistic Perspectives on the Romance Languages. John Benjamins, Amsterdam/Philadelphia. pp. 335–350.
↑Lluís-Anton Baulenas:Manual de llengua catalana. 3. Auflage. GEA Edicions, Barcelona 1986,S.34–81 (englisch).
↑Karl-Heinz Röntgen:Einführung in die katalanische Sprache. 4. Auflage, Romanistischer Verlag, Bonn 2000, S. 90.
↑Eduardo Blasco Ferrer:Grammatica storica del catalano e dei suoi dialetti con speciale riguardo all’algherese. G. Narr, Tübingen 1984.
↑Rafael Caria:Documents d’història toponímica algueresa: el „Llibre de las lacanas“, in:Revista de l’Alguer, 1992, 3, S. 175–230.
↑Jenny Brumme:Sprachplanung, Sprachlenkung und institutionalisierte Sprachpflege. In: Gerhard Ernst, Martin-Dietrich Gleßgen, Christian Schmitt, Wolfgang Schweickard (Hrsg.):Romanische Sprachgeschichte (=Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 23.2), Walter de Gruyter, Berlin 2006, S. 1487–1510 (hier:S. 1488 in der Google-Buchsuche); Miguel Ángel Pradilla:The Catalan-speaking Communities. In:María Teresa Turell (Hrsg.):Multilingualism in Spain. Multilingual Matters, Clevedon 2001, S. 58–90 (hier:S. 59 in der Google-Buchsuche).
↑Andreu Bosch i Rodoreda:El català de l'Alguer in der Google-Buchsuche. L’Abadia de Montserrat 2002.
↑Lluís-Anton Baulenas:Manual de llengua catalana. 3. Auflage. GEA Edicions, Barcelona 1986,S.65.
↑Angela Cavazzuti:Minidizionario italiano algherese. Editrice Democratica Sarda, Sassari 2010.
Wikipedia-Schwesterprojekte in katalanischer Sprache