Das höchste Massiv der Karpaten ist dieHohe Tatra (mit demGerlachovský štít,2655 m n.m., zugleich der höchste Berg der Slowakei). Gefolgt wird es vomFăgăraș-Massiv (Fogarascher Gebirge) in denSüdkarpaten (mit derMoldoveanu-Spitze, 2544 m, höchster Berg Rumäniens). Neben den Alpen bilden die Karpaten das bestimmende Gebirgssystem inMitteleuropa.
Insgesamt acht Staaten haben Anteil an den Karpaten. Die größten Anteile entfallen auf dieSlowakei undRumänien.
Die Form Karpaten wird ingriechischen (Καρπάτης ὄροςKarpátēs óros [so beiPtolemäus,2. Jahrhundert n. Chr.],[1]Καρπάτον ὄροςKarpáton óros; beideSingular),römischen (Carpates montes, Carpatae; beidePlural) undmittellateinischen Texten (Carpati montes, Alpes Bastarnicae [Tabula Peutingeriana]; beidePlural) erwähnt. Sie entspricht der Bezeichnung für das Volk derKarpen im 2. Jahrhundert n. Chr., die östlich der rumänischen Ostkarpaten siedelten. In derrömischen Zeit wurden die Karpaten nach denSarmaten auch alsMontes Sarmatici bezeichnet. In Dokumenten desKönigreichs Ungarn aus dem 13. und 14. Jahrhundert wurden die Berge alsThorchal, Tarczal oderMontes Nivium („Schneeberge“) bezeichnet.
Die Herkunft der Bezeichnung Karpaten ist unklar. Zu den Vorschlägen gehören dasindogermanische*kar- „loben“ oderalbanischkarpe („Fels“) aus indogermanisch*(s)ker- („schneiden“; vergleiche deutschKerbe undKar sowie lateinischcarpere [„rupfen, abreißen“]). Möglich scheint auch eine Abkunft aus demslawischen Wortchrebet („Rückgrat, Gebirgskamm“).
Der Karpatenbogen ist abschnittsweise ein Teil derEuropäischen Hauptwasserscheide und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 220.000 km². Er hat eine durchschnittliche Breite von 150 km und ist entlang seiner Krümmung mehr als 1300 km lang. Es ist aus ähnlich vielfältigenGesteinen aufgebaut wie die Alpen. Die einst bestehende Verbindung zwischen denOstalpen und denWestkarpaten ist bei der Bildung desWiener Beckens einige Kilometer in die Tiefe gesunken, ähnlich wie Teile desPannonischen Beckens.
Die Karpaten weisen eine hohe landschaftliche Vielfalt auf.Morphologisch umfassen sie mehrereHochgebirgsregionen mit Höhen von mehr als 2000 m (Hohe und Niedere Tatra, Ost- und Südkarpaten), sowie zahlreiche Gebiete mitMittelgebirgscharakter (Kleine und Weiße Karpaten, Slowakisches Erzgebirge, West- und Ostbeskiden, Siebenbürgisches Becken). Die Westkarpaten weisen einige großeLängstäler sowie Quer- undDurchbruchstäler auf (siehe z. B.Waag,Hron). Die höchsten Gipfel liegen im Norden (Hohe Tatra, Gerlachspitze, 2655 m) und im Südosten (Moldoveanu, 2544 m).
Diese beruht auf geologisch-tektonischen, physiografischen und groben morphografischen Kriterien:
Westkarpaten: Diese entsprechen weitgehend dem Gebiet derSlowakei und den angrenzenden GebietenÖsterreichs (nordöstlichstes Österreich ab demWiener Becken),Tschechiens (östlichesMähren),Polens (südliches Polen, LandesteilKleinpolen) sowieUngarns (nördliches Ungarn). Die Grenze zu den Waldkarpaten (Ostkarpaten im weiteren Sinne) verläuft im Nordosten der Slowakei etwa entlang der LinieBardejov–Michalovce. Der höchste Teil der Westkarpaten und zugleich der gesamten Karpaten ist dieTatra (Gerlsdorfer Spitze mit2655 m). Die (Äußeren) Westkarpaten umfassen auch eine Serie von Gebirgen, die traditionell den NamenBeskiden tragen. Die Niederen Beskiden (sk: Nízke Beskydy, pl:Beskid Niski) in der Ostslowakei und in Polen gehören jedoch bereits zu den (Äußeren) Ostkarpaten.
Ostkarpaten im weiteren Sinne: Diese bestehen geomorphologisch aus denOstbeskiden (Gruppe ausNiedere Beskiden,Bieszczady,Bukovské vrchy, dasukrainische Galizien), den Ukrainischen Karpaten (sk: Ukrajinské Karpaty, ua: Ukrajins’ki Karpaty) und den Ostkarpaten im engeren Sinne. Die Bezeichnungen der einzelnen Hauptteile der Ostkarpaten sind recht umstritten. Die Ostbeskiden und die Ukrainischen Karpaten werden im deutschen Sprachraum eher frei auch als Waldkarpaten (sk:Poloniny, ua: Lisysti Karpaty) bezeichnet. Manchmal werden aber die Waldkarpaten auch mit den Ukrainischen Karpaten oder aber mit den Ostbeskiden gleichgesetzt, wobei bei den Ostbeskiden das zusätzliche Problem entsteht, dass diese selbst nicht genau abgegrenzt sind (siehe unterBeskiden). Früher, aber häufig auch heute noch, werden sogar die gesamten Ostkarpaten im weiteren Sinne als Waldkarpaten bezeichnet. Folgt man – wie in der heutigen Geografie verbreitet – der ersten vorstehend genannten Unterteilung, so ergibt sich die folgende Einteilung der Ostkarpaten im weiteren Sinne:
Waldkarpaten: Die Waldkarpaten liegen in der Ostslowakei (siehe oben), in Polen, derUkraine sowie ein kleines Stück inRumänien. Sie enden amPrisloppass in Rumänien. Ihre höchste Erhebung ist dieHowerla (2060 m) in der Ukraine, zugleich der höchste Berg des Landes.
Ostkarpaten im engeren Sinne: Diese liegen vollständig auf dem Gebiet Rumäniens, zwischen demPrislop-Pass und demPredeal-Pass. Mit demPietros erreichen sie2305 m. Viele Gebirgszüge sind vulkanisch (siehe oben unter Innere Karpaten).
Südkarpaten (auch:Transsilvanische Alpen,Siebenbürger Alpen): Sie folgen vom Predealpass aus nach Westen. Sie befinden sich in Rumänien und zum kleineren Teil inSerbien. Sie erreichen mit demMoldoveanu 2544 Meter Höhe. Wichtigste Gebirge sind das Fogarascher Gebirge und das an Bergseen besonders reicheRetezatgebirge. DasBanater Gebirge ist der letzte Gebirgszug im Westen. Rumänien bezeichnet das Banater Gebirge und dasApuseni-Gebirge alsWestkarpaten (Carpații Occidentali).
Wichtigste Karpatenflüsse mit den jeweiligen Ländern ihrer Quelle
Die niedrigeren Lagen der Karpaten sind bewaldet. DieWaldgrenze schwankt zwischen1150 m und1900 m. DieVegetation und dieTierwelt ähnelt im Wesentlichen den Alpen, ist jedoch reich anendemischen Arten, die nur in bestimmten Karpatenregionen vorkommen.
Die Karpaten überzieht das größte noch bestehende, geschlosseneLaubwaldgebiet Europas. Mehr als ein Drittel aller in Zentraleuropa noch wildlebenden Großraubtiere – Braunbären,Wölfe undLuchse – ist hier beheimatet. Im Oberlauf desArgeș und in seinen Zuflüssen kommt (oder kam) endemisch der extrem selteneGroppenbarsch vor.
Alpine Höhenstufe: 2150/2350 – 2300/2500 m mit verschiedenen Bergwiesen-Gesellschaften
Im westlichen und östlichen Bereich der Karpaten entwickelte sich während derletzten Kaltzeit teilweise keinPermafrostboden, daher konnte sich in 300 bzw.600 m Höhe ein waldreicherRefugialraum für viele heute in Europa heimische Tier- und Pflanzenarten bewahren.[3] Der Erhalt vieler Unterarten spielte neben den beiden anderen großen Refugialräumen auf der Iberischen Halbinsel und in Italien für die Wiederbesiedelung Europas zu Beginn desHolozäns und dessenBiodiversität eine bedeutende Rolle.
Im Gegensatz zu den Alpen sind – mit Ausnahme derTatra und derPrahova-Region – die Karpaten noch nicht sehr stark vomTourismus geprägt. Verschiedene Regionen (u. a.Poiana Brașov,Predeal) sind dabei, sich zu touristischen Zentren auch für ausländische Gäste zu entwickeln.
Im Jahr 2003 schlossen sich sieben Karpatenländer zusammen und verabschiedeten dieKarpatenkonvention, in deren Rahmen eine Koordination von Maßnahmen zum Schutz von Landschaft und Natur des Gebirges erfolgt.
Am 24. Mai 2010 wurde in fünf Ländern unter Teilnahme von etwa 30 Nationalparks und Schutzgebieten der „Tag der Nationalparks in den Karpaten“ gefeiert, um das Gebiet einerseits bekannter zu machen, andererseits die Schutzwürdigkeit herauszustellen.[4]
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mitBelegen (beispielsweiseEinzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst undgute Belege einfügst.
Für den deutschen Sprachraum hat der Karpatenbogen eine spezielle Bedeutung. Seit 800 Jahren leben deutsche und österreichische Siedler in seinem Norden (Slowakei, Polen) und vor allem im Osten und Süden (Siebenbürgen, Banat, Ungarn). Auch wenn deren Zahl nach 1918 und der Wende von 1989 viel geringer geworden ist, tragen sie zur kulturellen Vielfalt der betreffenden Staaten wesentlich bei. Die ethnische und sprachliche Vielfalt umfasst einige Dutzend Sprachgruppen (u. a. Tschechisch, Slowakisch, altdeutsche Dialekte, Polnisch, Wolhynisch, Ukrainisch, Ungarisch, Rumänisch, Serbisch, Bulgarisch). Allein das „offizielle“ Rumänien kennt 13 Nationalitäten – Fachleute sprechen sogar von 19. Nach mancher Unterdrückung in kommunistischer Zeit, die neben Juden und Roma auch Deutsche betraf, wurden einzelne lokale Autonomien errungen (Polen, Slowakei, Ungarn, zum Teil Rumänien). Einen bedeutenden Einfluss deutscher Kultur gibt es inOberschlesien undMähren, imBanat, inSiebenbürgen und der RegionSathmar. Diese Vielfalt und die bisherigen und künftigenEU-Erweiterungen lösen zahlreiche Wirtschaftsaktivitäten und Investitionen von Österreich, Deutschland und anderen wirtschaftlich stärkeren Staaten aus, die die europäische Integration befördern. Unter anderem hatSibiu (Hermannstadt) 2007 alsEuropäische Kulturhauptstadt die Aufmerksamkeit der „alten“ EU-Länder auf sich gezogen.
Urs-Beat Brändli, Jaroslaw Dowhanytsch (Red.):Urwälder im Zentrum Europas. Ein Naturführer durch das Karpaten-Biosphärenreservat in der Ukraine. Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf. Karpaten-BiosphärenreservatRachiw. Verlag Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2003.ISBN 3-258-06695-7.
Bernhard Hänsel:Die Steppe und das Karpatenbecken im Spannungsfeld zwischen nomadischen und seßhaften Lebensformen. In:Prähistorische Archäologie Südosteuropa. Das Karpatenbecken und die osteuropäische Steppe. Bad Bramstedt 12.1998, S. 7–18.ISSN0723-1725.
F. V. Ruffini, P. Ptáček (Hrsg.):Atlas of the Carpathian Macroregion. EURAC Research und Department of Geography, Faculty of Science, Palacký University.ISBN 978-80-244-2354-8.
Kurt Scharr (Hrsg.):Die Karpaten.Balthasar Hacquet und das „vergessene“ Gebirge in Europa. Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2005.ISBN 3-7065-1952-6.
Michael Schneeberger, Frank-Michael Lange:Die rumänischenWaldkarpaten. Maramures, Viseu de Sus und ein Abstecher in dieBukowina. Schelzky & Jeep, Berlin 1998.ISBN 3-89541-139-6.
↑Conradin Burga, Frank Klötzli und Georg Grabherr (Hrsg.):Gebirge der Erde – Landschaft, Klima, Pflanzenwelt. Ulmer, Stuttgart 2004,ISBN 3-8001-4165-5. S. 109–111.