Karmeliten sind die Mitglieder desOrdens der Brüder der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel (lat.Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo), der um das Jahr 1150 amKarmelgebirge imHeiligen Land gegründet wurde und der Tradition desEremitentums entspringt. Die Karmeliten sind einMendikantenorden, somit sind sie keineMönche. Die Mitglieder des in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegründeten Ordenszweiges für Frauen werdenKarmelitinnen genannt.
DerOrden spaltete sich im Zuge der Reformbewegung des 16. Jahrhunderts (sieheTeresianischer Karmel) in Karmeliten und Karmelitinnen von der alten Observanz (auchCalzeaten oder zuweilenBeschuhte genannt, lat.Ordo Carmelitarum Calceatarum,Ordenskürzel OCarm oder OCC) undUnbeschuhte Karmeliten undUnbeschuhte Karmelitinnen (auchBarfüßer oderDiscalceaten, lat.Ordo Carmelitarum Discalceatarum, Ordenskürzel OCD oder OCarmD).
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand eine Niederlassung vonKreuzfahrern oderPilgern in der Nähe des Eliasbrunnens auf dem BergeKarmel in Palästina. Nach Berichten mancher Historiker wird der heiligeBerthold von Kalabrien als Gründer angesehen. Die Gemeinschaft nannte sichOrden der Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel.[1][2]
Die ersten Brüder lebten noch ohneOrdensregel inasketischer Lebensweise alsEremiten, aber in einer lockeren Gemeinschaft. DerProphetElija war für die Brüder Vorbild. Etwa 1206 oder 1214 wandten sie sich anAlbert, denlateinischen Patriarchen von Jerusalem, damit er ihnen eine Regel gebe. Diese Regel war auf eine reinkontemplative Lebensweise zugeschnitten. Sie wohnten in einer Klosteranlage, in der jeder sich in einerZelle allein dem Gebet und der Arbeit widmete.
Das Vorrücken derMuslime im 13. Jahrhundert erzwang 1238 die Auswanderung der Karmeliten nach Europa. PapstInnozenz IV. änderte 1247/53 die Regel so, dass einBettelorden entstand, der den Brüdern neben dem immer noch als Ideal verfolgten Eremitentum auch die Tätigkeit alsSeelsorger und wissenschaftliches Studium ermöglichte.
Schon im 13. Jahrhundert schlossen sich auch Frauen dem Orden an: Einige zogen alsKlausnerinnen in bestehende Männerklöster, andere lebten inBeginenkonventen, beispielsweise in Nordfrankreich, in Italien und Spanien. PapstNikolaus V. bestätigte 1452 einen eigenen Ordenszweig.Johannes Soreth, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts Generalprior des Ordens war, sammelte zunächst in den Niederlanden Beginengruppen zu den erstenKonventen der Karmelitinnen.
Der Orden breitete sich im 14. Jahrhundert über ganz Europa aus. In der Folge gab es mehrere Ansätze zu Reformen, um den Orden wieder dem eremitischen Ideal anzunähern, die jedoch meist scheiterten. ImSpätmittelalter verfiel der Orden wie viele andere durch Vernachlässigung des Gebets, Lockerung des Armutsgebots sowie durch Vernachlässigung des Gemeinschaftslebens. Während desAbendländischen Schismas kam es zur Parteienbildung unter einem je eigenenGeneralprior. Generalprioren wieNikolaus Audet,Johann Baptist Rossi undJohann Baptist Caffardo bemühten sich um Reformen, doch hatten sie in der Zeit desHumanismus und derReformation keinen durchgreifenden Erfolg.
Die einzige durchgreifende Reform war die der hl. Teresa von Ávila und des hl. Johannes vom Kreuz. Diese kehrten zur eremitischen Lebensweise des Ordens zurück. Vorbild und Ratgeber war für Teresa dabei auchPetrus von Alcantara, der in ähnlicher Weise denFranziskanerorden zu seinen Ursprüngen zurückführte. Teresa nahm die ältere Regel des hl.Albert von 1247 zur Grundlage ihrer Neugründung und ergänzte diese durch eigene Vorschriften, beispielsweise zuBußübungen und dem Abhalten einer gemeinsamenRekreation zweimal am Tage. Den erstenKonvent, den sie demPatrozinium des hl.Josef unterstellte, gründete Teresa 1562 inÁvila. InDuruelo de la Sierra wurde 1568 mit Hilfe des hl. Johannes vom Kreuz auch ein Kloster für Brüder gegründet. 1565 bestätigte der Papst die Regel Teresas, doch brachen heftige Spannungen zwischen den Unbeschuhten (Discalceaten) und den Karmeliten der alten Observanz aus. Die Reformgegner gingen so weit, den hl. Johannes monatelang einzukerkern. 1580 wurde eine eigene Provinz der Unbeschuhten gegründet, 1593 trennten sich die Discalceaten endgültig von den Beschuhten.
In derReformationszeit und durch dieTürkenkriege verloren die Karmeliten ihre nordeuropäischen Provinzen. Viele Häuser erhielten keineAlmosen mehr und gerieten in existentielle Not. Die Häuser der oberdeutschen Provinz inSachsen konnten nur mit Mühe erhalten werden, wobei die ProvinzialeAndreas Stoß undEberhard Billick heftige Auseinandersetzungen mit den Reformatoren führten.
Mit der Eroberung Südamerikas kamen auch Karmeliten alsMissionare nachPanama,Kolumbien undBrasilien. In Rom eröffneten die Karmeliten ein Missionsseminar. Auch nachPersien, demFernen Osten und nachAfrika wurden beschuhte und unbeschuhte Karmeliten entsandt.
DieFranzösische Revolution und dieSäkularisation führten zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa zur Aufhebung zahlreicher Klöster sowohl des männlichen als auch des weiblichen Ordenszweiges. BruderJohannes von Frascati konnte den Orden 1827 inPalästina wiedererrichten.
Zum Karmelitenorden der alten Observanz gehören heute weltweit etwa 2000Ordenspriester und Brüder, zu den Karmelitinnen alter Observanz etwa 900Nonnen. Dem Orden sind außerdem etwa 3000 Schwestern in selbständigenKongregationen angeschlossen.Die erste Niederlassung in Deutschland bestand 1249 inKöln. Bis Ende 2012 gab es in Deutschland zwei Provinzen, in denen es insgesamt dreizehn Männer- und zwei Frauenklöster gab. Am 28. Dezember 2012 wurde die Vereinigung der Ober- und der Niederdeutschen zur Deutschen Provinz vollzogen.[3] Sitz der neuen Provinz ist Bamberg. Aktuell (Stand: 2024) existieren in der deutschen Provinz sieben Standorte:Bamberg (Provinzialatssitz),Mainz,Springiersbach beiBengel,Marienthal,Erlangen undDuisburg. Den sieben Klöstern gehören 70 Patres an. Derzeitiger Provinzial ist Pater Klaus Rudolf Schenkelberger O.Carm.
Die Leitung der bisherigen Oberdeutschen Provinz befand sich inBamberg (Niederlassung 1273–1802 und seit 1903). Dazu gehörten Niederlassungen inStraubing (seit 1368),Ohrdruf (1991–2007), Kloster Springiersbach (seit 1922),Beilstein (Mosel) (1636–1803),Bad Reichenhall (1934–2009),Fürth (1951–2010),Erlangen (seit 1967) undMainz (1285–1802 und seit 1924); das Mainzer Kloster ist zugleich das gesamtdeutsche Ausbildungshaus. Außerdem waren die Karmelitinnen in Erlangen an diese Provinz angeschlossen.
Die Niederdeutsche Provinz hatte bis zur Vereinigung mit der Oberdeutschen Provinz ihr Provinzialat inDuisburg. Neben dem Ausbildungshaus in Mainz gehörten zur Provinz die Konvente in Köln,Wegberg,Kamp-Lintfort,Essen undMarienthal bei Hamminkeln. Das dortige aufgelöste Augustiner-Eremiten-Kloster wurde 1986 von den Karmeliten wieder besiedelt, war zeitweise ab 1986 Provinzialatssitz und Ausbildungshaus, bis Anfang der 2000er Jahre die Ausbildung nach Mainz verlegt wurde. Die Karmelitinnen vom Karmel „Mutter vom guten Rat“ inEssen-Schuir (vormals in Duisburg) waren an die Niederdeutsche Provinz angeschlossen.
Die Reformbewegung des Karmelitenordens wurde vonTeresa von Avila undJohannes vom Kreuz im Jahr 1568 inDuruelo inSpanien begründet und ist seit 1593 eine selbstständige Ordensgemeinschaftpäpstlichen Rechts. Zu den unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen, auchTeresianischer Karmel genannt, gehören weltweit etwa 4000 Patres und Brüder sowie etwa 13.000 Nonnen, dazu kommen zahlreiche angeschlossene Institute desdritten Ordens.
Der Teresianische Karmel verbreitete sich in Deutschland erst im 17. Jahrhundert. Die Provinz mit Sitz inMünchen besteht aus 50 Brüdern in sieben Konventen und etwa 300 Schwestern in 21 Klöstern. Siehe auchUnbeschuhte Karmeliten undUnbeschuhte Karmelitinnen.
AmKarmelgebirge bestehen noch zwei Klöster der Karmeliten. Das Kloster Muhraqa am südöstlichen Karmel soll an der Stelle liegen, an welcher der ProphetElija einen Gottesbeweis gegen die Priester desBaal geführt und sie anschließend getötet hat (1 Kön 18 EU). Das Karmelitenkloster am Karmelkap liegt am Nordende des Gebirges inHaifa. Unterhalb der Kirche befindet sich eine Grotte, die nach der Überlieferung Elija als Wohnung diente.
Der Missionarische Säkularkarmel (CMS) ist eine internationaleVereinigung von Gläubigen. Die Vereinigung wurde 1988 inMedellín (Kolumbien) gegründet und 1996 vom Heiligen Stuhl anerkannt. Der CMS ist den Karmelitinnen verbunden und weltweit in zwölf Ländern vertreten, er hat etwa 500 Mitglieder.
DerKarmelitergeist ist ein Melissengeist: mit Alkohol ausgezogeneMelissenblätter werden mit Zimt und anderen Ingredienzen versetzt. Er wird als äußerliches Heilmittel verwendet oder getrunken.
Edeltraud Klueting, Stephan Panzer, Andreas H. Scholten (Hrsg.):Monasticon Carmelitanum. Klöster des Karmelitenordens (O.Carm.) von den Anfängen bis in die Gegenwart. Aschendorff Verlag, Münster 2012,ISBN 978-3-402-12954-8 (Inhaltsverzeichnis). Wichtigste aktuelle Darstellung mit Artikeln zu jedem Kloster in Deutschland.
Max Heimbucher:Der Karmelitenorden. In:Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche. Band 2. München/Paderborn/Wien 1965.
Gondulf Mesters:Der Orden der Karmeliten. Mainz 1958.
Joachim Smet, Ulrich Dobhan OCD:Die Karmeliten. Eine Geschichte der Brüder U. L. Frau vom Berge Karmel. Von den Anfängen (ca. 1200) bis zum Konzil von Trient. Freiburg/Basel/Wien 1980.
Ulrich Dobhan OCD:Die Spiritualität des Karmel. Leutersdorf am Rhein 1990,ISBN 3-7794-1180-6.
Veronika Elisabeth Schmitt OCD:Die vergessenen Wurzeln des Karmel. Echter, Würzburg 2008.
Einzelne Klöster
Chronik des Barfüßer-Karmelitenkloster zu Heidelberg. Ein Beytrag zur Pfälzischen Kirchengeschichte. Die deutsche Fassung des P. Gregor Hertwig, hrsg. und komm. von Markus A. Maesel. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1998,ISBN 978-3-929366-94-5.