Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum deutschen Comedian, Schauspieler, Moderator und Podcaster sieheSerdar Karibik.
Karibik, südlich das Karibische Meer, nordwestlich der Golf von Mexiko, östlich der offene NordatlantikInseln und Festlandanteile der Karibik im kulturell-historischen Sinn
Die Karibik ist nach dem Volk derKariben benannt, das die spanischen Eroberer auf denKleinen Antillen (lat.ante ilium, „vorgelagerte Inseln“) vorgefunden haben. Sie wurde bzw. wird auchWestindien genannt, da man sich bei ihrer Entdeckung auf direktemSeeweg nach Indien glaubte.
Nach der Abgrenzung derInternationalen Hydrographischen Organisation liegen die bogenförmig angeordneten Inseln der Karibik innerhalb des Karibischen Meeres.[1]Dieses bildet von der HalbinselYucatán bis zum nördlichenSüdamerika quasi ein Rechteck. Höchste Erhebung in der Karibik ist derPico Duarte mit 3.098 m in derDominikanischen Republik. Größter Wasserfall ist der Wasserfall El Limon auf der Halbinsel Samana in der Dominikanischen Republik mit rund 40 m, gefolgt von denMt. Carmel Falls.
Im Karibikraum leben etwa 40 Mio. Menschen unterschiedlicher Herkunft auf einer Gesamtfläche von ungefähr 220.000 km² (siehe unten). Neben den sehr wenigen verbliebenenindigenen Bewohnern leben vor allem Menschenafrikanischer undeuropäischer Herkunft,Kreolen sowieInder (vor allem auf Trinidad und Tobago) undChinesen auf den verschiedenen Inseln der Karibik.Spanisch mit ca. 70 % undEnglisch mit ca. 24 % sind die Hauptsprachen der Karibik, daneben werdenFranzösisch (vor allem inHaiti),Niederländisch und verschiedene Formen desKreolischen oderCaribischen gesprochen (insbesondereim Alltag).
DieLebenserwartung lag 2013 durchschnittlich bei 72 Jahren und 26 % der Bevölkerung gehörten zu den unter 15-Jährigen, während 9 % über 65 Jahre alt waren. Eswanderten zwar mehr Menschen ab als zuwanderten, dennoch ist dieBevölkerungsdichte von 180 Einwohnern pro km² global verglichen relativ hoch.[2]
Wichtige karibische Bildungseinrichtungen sind die „University of the West Indies“ und das „Centre for Hotel and Tourism Management“. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für die karibischen Staaten. Daneben existieren im Finanzdienstleistungsbereich vieleSteueroasen, allen voran auf denKaimaninseln.
Das Karibische Meer ist wiederum Teil desAmerikanischen Mittelmeers und erreicht imKaimangraben eine Tiefe von 7680 m. Es befindet sich überwiegend auf derKaribischen Platte, nur der Nordwestteil jenseits desTiefseegrabens liegt auf derNordamerikanischen Platte. Durch tektonische Aktivitäten an den Plattengrenzen kommt es immer wieder zuErdbeben und gelegentlich zuVulkanausbrüchen. So musste 1995 nach mehreren Eruptionen desSoufrière die HauptstadtMontserrats,Plymouth, aufgegeben werden, nachdem bereits etwa 8.000 Menschen geflohen waren. Das letzte größere Beben ereignete sich2010 in Haiti; es kostete schätzungsweise 300.000 Menschen das Leben.
Generell herrschttropisches Regenwaldklima und somit einTageszeitenklima mit Durchschnittstemperaturen über 20 °C vor. In den Sommermonaten von Juni bis September liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei ca. 30–50 %. Die Wintermonate zwischen November und April hingegen sind mit fünf bis neun Regentagen die trockensten Monate im Jahr.[4] Darüber hinaus hat der nachEuropa driftendeGolfstrom seinen Ursprung in denBahamas. Die Bezeichnungüber/unter dem Winde der Antillen deutet auf den Einfluss desNordostpassates hin. Eine weitere Naturerscheinung sind entstehende oder vorbeiziehendeHurrikane, die regelmäßig Schäden z. B. durch Überschwemmungen verursachen.
Zu den ansässigen Tierarten zählen unter anderem derKaribik-Manati, dieKaribik-Languste oderLeguane. Andere Arten wie dieKaribischen Spitzmäuse oder dieAntillenaffen sind insbesondere aufgrundanthropogenen Einflusses bereits ausgestorben. In der Karibik leben eigentlich nicht heimische Tierarten, welche alsNeozoen in die Karibik gelangten. Beispielsweise existiert auf der InselGrenada oder der InselgruppeSt. Kitts und Nevis mit derMonameerkatze eine Primatenart, welche durch den Menschen aus Westafrika in die Karibik gebracht wurde und heute dort auch frei lebt.
Vor den Entdeckungen im 1. Jahrtausend v. Chr. kamenArawak-Indianer aus Richtung Venezuela auf die karibischen Inseln. ÜberTrinidad breiteten sie sich nach Norden aus. Ihnen folgten rund 1500 Jahre später die kriegerischenKariben, die die Arawak langsam von denkleinen Antillen vertrieben. Zur Zeit der Entdeckungsreisen vonChristoph Kolumbus besiedelten die Arawak die InselnKuba,Hispaniola sowie dieBahamas, während die Kariben die kleinen Antillen bewohnten.
Als Kolumbus im Auftrag der Krone von Kastilien im Jahr 1492 aufSan Salvador (Bahamas) landete, war er vor allem auf der Suche nachGold und anderen Reichtümern. Aber die Arawak legten keinen Wert auf das, was Europäer als Reichtum ansahen. So wurde die Karibik zwar besiedelt, aber dieKonquistadoren zog es schon bald auf denamerikanischen Kontinent. Nach den Spaniern ließen sichBriten,Niederländer undFranzosen nieder und machten die Karibik auch zum Schauplatz ihrer Kriege; im Besitz kleinerer Kolonien warenDänemark,Schweden undKurland. St. Barthélemy war z. B. knapp ein Jahrhundert unterschwedischer Herrschaft. Ein Großteil der ursprünglich beheimateten Indianer fiel schließlich eingeschleppten Krankheiten oderSklaverei zum Opfer.
Die Karibik war besonders im 17. und frühen 18. Jahrhundert Betätigungsfeld vonBukaniern undPiraten (sog.Goldenes Zeitalter der Piraterie). Die kleinen Inseln boten den Seeräubern, die zum Teil als Freibeuter im Auftrag eines Königs unterwegs waren, zahlreiche Unterschlupfmöglichkeiten und die spanischen Schatzflotten waren ein gutes und lohnendes Angriffsziel.Port Royal aufJamaika sowie die französische Siedlung aufTortuga waren regelrechte Piratensiedlungen.
Folgende Staaten gehören zwargeographisch zumamerikanischen Festland, werden aber aufgrund ihrer Kolonialgeschichte sowie ihrer Wirtschafts-, Verkehrs- und sprachlichen Beziehungen häufig zur Karibik hinzugezählt:
Ottmar Ette:Von Inseln, Grenzen und Vektoren. Versuch über die fraktale Inselwelt der Karibik. In:Marianne Braig u. a. (Hrsg.):Grenzen der Macht – Macht der Grenzen. Lateinamerika im globalen Kontext. Vervuert, Frankfurt am Main 2005, S. 135–180.
Ulrich Fanger, Robert Furtak (Hrsg.):Problems of Caribbean development. International relations, regional interaction, and the constraints of small size. Fink, München 1982,ISBN 3-7705-2076-9.
Carrie Gibson:Empire's Crossroads: A History of the Caribbean from Columbus to the Present Day. Black Cat, New York 2015,ISBN 978-0-8021-2431-9.
Heinrich Hasebeck,Andreas Venzke (Hrsg.):Gasparan oder die letzte Fahrt des Francis Drake, Benziger-Verlag, Zürich 1996,ISBN 3-545-36531-X.
Bernd Hausberger, Gerhard Pfeisinger (Hrsg.):Die Karibik. Geschichte und Gesellschaft 1492–2000. Promedia, Wien 2005,ISBN 3-85371-236-3.
Holger Henke:Modern Political Culture in the Caribbean. The University of the West Indies Press, Kingston 2003,ISBN 976-640-135-7.
Holger Henke:Between Self-Determination and Dependency: Jamaica’s Foreign Relations, 1972–1989. The University of the West Indies Press, Kingston 2000.
Barry William Higman:A concise history of the Caribbean. Cambridge University Press, Cambridge 2011,ISBN 978-0-521-88854-7.
Gabriele Knauer, Ineke Phaf-Rheinberger (Hrsg.):Caribbean worlds – Mundos caribeños – Mondes caribéens. Vervuert, Frankfurt am Main 2020,ISBN 978-84-9192-106-6.
Franklin W. Knight (Hrsg.):General history of the Caribbean. Macmillan, London 1997–2011.
Bd. 1:Indigenous societies. 2003.
Bd. 2:New societies: The Caribbean in the XVI century. 1999.
Bd. 3:Slave societies. 1997.
Bd. 4:The evolution of the Caribbean society in the XIX century. 2011.
Bd. 5:The Caribbean in the XX century. 2004.
Bd. 6:A methodological and historical approach to the Caribbean situation. 1999.
Gordon Lewis:The Growth of the modern West Indies. MacGibbon & Kee, London 1968.
Robert E. Looney:Handbook of Caribbean Economies. Routledge, London 2020,ISBN 978-0-367-21048-9.
Matthew Mulcahy:Hurricanes and society in the British Greater Caribbean, 1624–1783. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, 257 S.,ISBN 0-8018-8223-0.
Edith Oppens:Karibik. Mittelmeer der Neuen Welt. Prestel, München, 2., durchges. Aufl. 1981,ISBN 3-7913-0431-3.
John Horace Parry, Philip Manderson Sherlock:A Short History of the West Indies. Macmillan, London, 2. Aufl. 1963.
Lowell Ragatz:The fall of the planter class in the British Caribbean, 1763–1833. The Century Co., New York und London 1928 (und mehrere Nachdrucke).
Reinhard Sander (Hrsg.):Der karibische Raum zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Zur karibischen Literatur, Kultur und Gesellschaft. Lang, Frankfurt am Main 1984,ISBN 3-8204-8078-1.
David Watts:The West Indies. Patterns of development, culture and environmental change since 1492. Cambridge University Press, Cambridge 1987,ISBN 0-521-24555-9.