Kantabrien (spanischCantabria) ist eine am kantabrischen Meer (Golf vonBiskaya) gelegeneautonome Gemeinschaft im NordenSpaniens. Sie grenzt im Westen anAsturien, im Süden anKastilien-León und im Osten anBaskenland. Die autonome Gemeinschaft besteht lediglich aus der gleichnamigenProvinz (früherProvinz Santander). Hauptstadt Kantabriens ist die Hafen- und IndustriestadtSantander.
Mit 5321 km² hat Kantabrien lediglich einen Anteil von 1 % an der Landesfläche Spaniens, kann dabei jedoch eine verhältnismäßig große Vielfalt an Landschaftsräumen vorweisen. Dabei werden geographisch und klimatisch drei Hauptregionen unterschieden:
Die Atlantikküste beinhaltet auf einer Länge von 284 km mehrere Flussmündungen, felsige Steilküsten und weitläufige Sandstrände (z. B. bei Laredo, Santander und San Vicente de la Baquera). Das Küstenklima ist ozeanisch geprägt feucht-mild.
DasKantabrische Gebirge, mit der höchsten Erhebung innerhalb der Provinz von 2619 m ü. NN (Torre Blanca, im MassivPicos de Europa) und einem der Höhenlage entsprechend kühleren und niederschlagsreichen Klima.
Die südlich des kantabrischen Gebirges gelegene HochebeneCampoo, wo u. a. auch der FlussEbro entspringt. Hier herrscht ein deutlich trockeneres, mediterran-kontinentales Klima vor.
Kantabrien gliedert sich administrativ in 102Municipios (dt. Gemeinden), die nach dem Autonomiestatut zu Comarcas (entspricht in etwa Regierungsbezirken oder Landkreisen) zusammengefasst werden. Unter den 102 Municipios befindet sich mitValle de Villaverde auch eine kantabrischeEnklave innerhalb des Baskenlandes.
Der Fund desKessels von Cabárceno datiert in die Bronzezeit. In der Antike wurde das Gebiet vom Stamm derKantabrer (Cantabri) besiedelt, von denen diese Region ihren Namen hat.
Die Kantabrer wurden im5. Jahrhundert von denWestgoten verdrängt, als diese im Zuge derVölkerwanderung die Iberische Halbinsel eroberten und ein kantabrisches Herzogtum mit dem HauptortAmaya gründeten. Doch schon im 8. Jahrhundert fiel Iberien fast vollständig unter die Herrschaft derMauren, außer Kantabrien und Asturien. Ausgehend von hier begann dieReconquista, und bald schon waren Teile des Kantabrischen Gebirges wieder in christlicher Hand.
Alfons II. besiegte den maurischen HerrscherHischam I. nördlich von Los Barrios de Luna in einer der letzten Schlachten um Kantabrien und vertrieb dieMauren in dieMeseta.Alfons III. gründete schließlich das Königreich Asturien-León.Ferdinand I. eroberte die Region und so fiel sie im 13. Jahrhundert dem Königreich Kastilien zu.
Im frühen 19. Jahrhundert besetzten die Franzosen den Norden Spaniens und das Kantabrische Gebirge wurde erneut zum Ausgangspunkt des Widerstandes. Die Guerrilleros führten einen erfolgreichen Krieg gegen die französischen Besatzer.
Die mit der Krone von Kastilien assoziierten Königreiche wurden 1833 im Zuge einer durch den MinisterJavier de Burgos durchgeführten territorialen Neugliederung Spaniens in historische Regionen eingeteilt, die wiederum in Provinzen gegliedert wurden. Die Provinz Santander zählte zur RegionAltkastilien.
In der Phase des Übergangs zur Demokratie (transición) nach dem TodFrancisco Francos war das Thema der Regionalisierung eine der drängendsten und am meisten umstrittenen Fragen. Man bildete 1981 schließlich die Autonome Gemeinschaft Kantabrien, die lediglich aus der gleichnamigenProvinz (früherProvinz Santander) besteht.
Die Autonome Gemeinschaft Kantabrien besteht seit dem 11. Januar 1981. Sie verfügt über folgendepolitische Organe: diegesetzgebende Versammlung, die Regierung und den Präsidenten der Autonomen Gemeinschaft, der dieser vorsteht:
Größere Industriegebiete befinden sich in der Hauptstadt Santander und den umliegenden Ortschaften sowie in der Stadt Torrelavega, wo sich u. a. größere Chemiewerke der FirmenSolvay,Sniace undFirestone befinden. Der Schwerpunkt des industriellen Sektors liegt in diesen beiden Oberzentren in der Veredelung von Rohstoffen aus der Region sowie dem benachbarten Asturien. In der Bucht von Santander befinden sich Fabriken der herstellenden Industrie.
Die Stadt Castro Urdiales im Osten ist Teil des Großraumes Bilbao im benachbarten Baskenland.
Die übrige Region ist dünn besiedelt und eher landwirtschaftlich geprägt. Die dortige Industrie beschäftigt sich überwiegend mit der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Neben der Viehhaltung ist der Fischfang und der vornehmlich inländischeTourismus in Kantabrien von wirtschaftlicher Bedeutung.
Im Vergleich mit dem durchschnittlichenBIP derEU erreicht Kantabrien 2019 einen Index von 78 (EU-28: 100).[3] Im Jahr 2019 betrug dieArbeitslosenquote 10,3 %.[4]
Die Autobahn A8 verbindet Kantabrien mit demBaskenland undFrankreich im Osten undAsturien im Westen. Im Endausbaustadium wird sie Frankreich und Portugal verbinden. Eine Nationalstraße geht überReinosa nachBurgos inKastilien-León. Es befindet sich im Moment eine weitere Autobahn mit der Bezeichnung „A67“ im Bau, die in Torrelavega von der A8 abzweigt und durch ein Hochtal über Reinosa nach Palencia führen wird und stückweise schon befahrbar ist.
Eine Bahnlinie der staatlichenRENFE verläuft nachMadrid, die Schmalspurbahn der GesellschaftFEVE durchkreuzt die Region vonBilbao aus bis nachAsturien undGalicien. Da sämtliche Fernstrecken nur eingleisig ausgebaut sind und häufig von Güterzügen benutzt werden, gibt es nur wenige tägliche Zugverbindungen mit langen Fahrzeiten. Lediglich im Großraum Santander gibt es einS-Bahn-Netz mit dichter Taktung. EineHochgeschwindigkeitsstrecke entlang der Küste des kantabrischen Meeres ist vorgesehen.
Fernbuslinien der FirmaALSA dienen als Ergänzung für die dünn getakteten Fahrpläne der beiden Bahnbetreiber.
Die wichtigste Hafenstadt istSantander. Dort befindet sich auch einFlughafen (IATA-Code: SDR) mit Flügen nach Amsterdam, Brüssel, Dublin, Düsseldorf, Frankfurt, Liverpool, London, Mailand, Paris, Rom, Alicante, Barcelona, den Kanarischen Inseln, Madrid, Málaga, Mallorca, Sevilla und Valencia.