AlsKüstenlinie wird die Linie bezeichnet, die das Land vom Meer trennt. Sie liegt an derMittleren Hochwasserlinie.
Die Küstenlinie darf nicht verwechselt werden mit derBasislinie, die Grundlage für die Festlegung derHoheitsgewässer ist. Sie darf auch nicht verwechselt werden mit demSeekartennull, das das Meer von dentrockenfallenden Gebieten trennt. Sie ist auch nicht identisch mit internationalenGrenzen, diese beziehen sich auf die Basislinie.
AlsKüste bezeichnet man das Gebiet zwischen der obersten und äußerstenlandwärtigen und der untersten und äußerstenseewärtigenBrandungseinwirkung.
Die Küstenlinie wird durch den Küstenstaat festgelegt. In Deutschland übernimmt diese Aufgabe dasBundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH). Maßgeblich ist allein der tatsächliche geografisch-hydrografische Verlauf.[1] FürNord- undOstsee ist die Küstenlinie unterschiedlich definiert:
An der Ostsee gilt derMittlere Wasserstand (MW) als Bezugsebene zur Bestimmung der Küstenlinie. Dieser wird als 20-jähriges Mittel berechnet.
BeiGezeitenküsten, beispielsweise an der Nordsee, gilt dasMittlere Hochwasser (MHW). Auch dieser wird als 20-jähriges Mittel berechnet.
In anderen Ländern werden teilweise andere Berechnungsverfahren angewendet. DieIHO drückt sich sehr ungenau aus: „Die Küstenlinie trennt das Land vom Wasser.“ Demzufolge wäre die Küstenlinie veränderlich und würde sich nach dem Wasserstand derGezeiten richten. Um das zu vermeiden, werden von den Ländern genauere Definitionen festgelegt.
Die Küstenlinie trennt das Meer vom Land und dient damit in verschiedenen Gesetzen als Fallunterscheidung, beispielsweise bei der Definition von Eigentum an Gewässern im Tidenbereich.
Die Staaten verwenden unterschiedlicheHöhenmodelle undBezugsebenen. Deutschland verwendet seit 1991 das europäischeETRS-89. Gegenüber dem weltweitenWGS 84 ergibt sich eine Höhen-Abweichung von maximal 10 cm, wenn man einfach denaktuellen Shiftvon ca. 50 cm Richtung 41 Grad den ETRS lat/lon Werten zuschlägt[2].
Die Länge der Küstenlinie ist abhängig von der Genauigkeit der Erfassung. Je kleiner die Radien sind, desto länger wird die Linie (Fraktal). Sie ist auch abhängig davon, wie vieleInseln erfasst werden und ab welcher Größe. Die CIA gibt die Länge der weltweiten Küstenlinie (Kontinente und Inseln) mit 356.000 km an.[3]
Die Küstenlinie wird heute von georeferenziertenLuftbildern abgezeichnet, die an der Ostsee zum Zeitpunkt des Mittelwassers oder an der durchGezeiten (Tide) beeinflussten Nordsee des MHW aufgenommen wurden. Der Einfachheit halber wird oft die untere Bewuchsgrenze als Anhaltspunkt für die Küstenlinie genommen.
In Übersichtskarten und an der Ostsee wird die Küstenlinie als einfache Linie dargestellt.
An Gezeitengewässern wird die Küste von zwei Linien begrenzt: Unten bzw. seewärts ist die Linie des niedrigst möglichen Gezeitenwasserstandes (LAT = Seekartennull). Oben bzw. landwärts ist die Linie des mittleren Tidenhochwassers (MTHW). Dazwischen befindet sich der trockenfallende Bereich des Gezeitengewässers, derWatt genannt wird. Er wird als besonderer Küstenstreifen dargestellt, mit seinenPrielen undSandbänken. Als Küstenlinie wird die Linie des mittleren Hochwassers dargestellt. Ggf. wird (weiter seewärts) zusätzlich dieBasislinie dargestellt.
In geologischer Zeit gesehen stellt eine Küste nur eine Momentaufnahme dar und ist ständig im Wandel begriffen.Der Küstenverlauf ändert sich in erster Linie durch die Wirkung von Meeresströmungen und Gezeiten (Tide) sowie durch dieerosive Kraft derBrandung.Daneben spielen aucheustatische Meeresspiegelschwankungen sowie Landhebungen und -senkungen durchisostatische undtektonische Prozesse eine Rolle.
Neben der genannten morphologischen Arbeit des Wassers an den Küsten werden diese heute ebenfalls starkanthropogen durch Bebauung (z. B. Häfen, Siedlungen, Küstenschutz), Nutzung für Seeverkehr (z. B. Transport von Gütern) sowie die wirtschaftliche Nutzung (z. B. Fischfang, Fremdenverkehr) beeinflusst.
DerTidenhub nimmt an der Nordsee stetig zu. Dies führt zu stärkeren Wellenbewegungen (Orbitalbewegung, Fließgeschwindigkeit vonTidenstrom undBrandungsrückstrom) und dadurch erhöhter Bewegung von Sand und verstärkterKüstenerosion.[4]
Die Küstenlinie dient als Grundlage zur Konstruktion derBasislinie, die zur Bestimmung derLandesgrenze herangezogen wird. Die Basislinie ist eine durch die Länder administrativ festgelegte Vereinfachung der Küstenlinie. Dabei werden Krümmungen und Einschnitte begradigt und Flussmündungen und Buchten durch gerade Linien von Küstenlinie zu Küstenlinie verbunden. Die Landesgrenze liegt dann 12 Seemeilen seewärts von der Basislinie.