Julius Krautz (*11. September1843 inZehden; †24. April1921 inRüdersdorf bei Berlin) war ein preußischerScharfrichter.
Julius Krautz gilt als bekanntester Scharfrichter der deutschen Geschichte. Auf ihn geht die Kleidung zurück, die man gemeinhin mit dem Amt verbindet: Frack, weiße Handschuhe und Zylinder.[1]
Als 16. Kind eines ZehdenerAbdeckers begann er zunächst eineLehre alsKonditor, die er nicht beendete. Er verließ seine Heimatstadt und ging 1857 im Alter von 14 Jahren nachJerichow beiTangermünde, um beim dortigen Abdecker sein Handwerk zu lernen.[2] Anschließend arbeitete Krautz in verschiedenen Abdeckereien. Er leistete seinen Militärdienst impreußischen Heer, nahm an denKriegen von 1866 und1870/1871 teil, wurde zumUnteroffizier befördert und mit demEisernen Kreuz ausgezeichnet. Er ging nach Berlin und wurde Werkführer der großen Berliner fiskalischen Abdeckerei auf dem Wedding. Später nahm er die Stelle des Scharfrichters an.
Seine erste Hinrichtung am 16. August 1878 war die desAnarchistenMax Hödel, der am 12. Mai 1878 ein Revolverattentat aufKaiserWilhelm I. verübt hatte. In Berlin wurdenEnthauptungen zu dieser Zeit mit einem Handbeil, dem so genanntenRichtbeil, durchgeführt. Da Krautz zu diesem Zeitpunkt noch kein eigenes Richtbeil besaß, lieh er sich aus demMärkischen Provinzial-Museum in Berlin die Kopie eines Richtbeiles. Dieses hatte der inMagdeburg tätige ScharfrichterFriedrich Reindel im März 1876 dorthin für Ausstellungszwecke ausgeliehen. Das Beil und derRichtblock sind noch heute im Berliner Märkischen Museum zu sehen. Wenig später erhielt Krautz dann sein eigenes Richtbeil.
Bis zum April 1889 enthauptete Krautz 53 Männer und eine Frau, davon acht in Berlin und der Mark Brandenburg, 36 in preußischen Provinzen und zehn in nichtpreußischen Ländern. Pro Hinrichtung erhielt Krautz als Scharfrichter 300 bis 500 Mark, musste davon jedoch seine notwendigen Auslagen für sich und seine drei Gehilfen tragen, sodass der Reingewinn rund 150 Mark pro Hinrichtung betrug.
Bei einer Schlägerei in einem Wirtshaus erschlug Krautz im April 1889 inNotwehr seinen ehemaligen Gehilfen Gummich, wurde verhaftet, vor Gericht gestellt und freigesprochen. Die BerlinerJustiz verzichtete jedoch in Folge auf die Dienste von Krautz als Scharfrichter.[3]
Zu fast legendärer Berühmtheit gelangte der über 3000-seitige KolportageromanDer Scharfrichter von Berlin, Roman nach Acten, Aufzeichnungen und Mittheilungen des Scharfrichters Julius Krautz. Trotz seines hohen Preises von 13 Goldmark fand das 1889 publizierte Werk eine Viertelmillion Käufer. Das in 130 Heften à zehn Pfennige wöchentlich herausgegebene Werk hatte 260.000 Abonnenten. Der Roman soll unter Berliner Dienstmädchen weite Verbreitung gefunden haben.[4] Kompositorisch baut er sich aus einer Kettelung von Sensationen auf, wobei die Höhepunkte wie imBänkelsang auf einer wenig ausgearbeiteten Handlungsfolge aufgetragen sind. Die ersten Kapitel bieten unter anderem folgende Aktionen: „Hinrichtung eines unschuldigen Mädchens, Sturz einer Artistin vom Trapez, Racheschwur, Kindsraub, Verbrecherjagd, Flucht der Hingerichteten, Vorbereitungen für Kindsmord, Flucht mit Kind, Eisenbahnunfall, Ehebruch“ etc.
Krautz pachtete danach eine Rossschlächterei und war auch als Gastwirt tätig. Sein Richtbeil verkaufte er anCastans Panoptikum an der Friedrichstraße in Berlin, wo es nach 1920 verloren ging. Später zog er nachBurig beiNeu Zittau östlich von Berlin. Um die Jahrhundertwende war Krautz der bekannteste Vertreter seiner Zunft. Der Arzt und Gehirnphysiologe Ernst Below berichtete in seinen ErinnerungenEin Sonntagmorgen inDalldorf[5] von einem Scharfrichter Krautz, der in einer alten Abdeckerei hauste.
Das Volksfest anlässlich des 10. Deutschen Bundesschießens in Berlin-Pankow verzeichnete 1890 unter den Attraktionen: „Eppmann, Vertr. Reiber, Richtwerkzeuge des Scharfrichters Krautz“.[6]
Personendaten | |
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NAME | Krautz, Julius |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Scharfrichter |
GEBURTSDATUM | 11. September 1843 |
GEBURTSORT | Zehden |
STERBEDATUM | 24. April 1921 |
STERBEORT | Rüdersdorf bei Berlin |