Nach seinem Abitur 1842 inGleiwitz studierte Raschdorff von 1845 bis 1853 an derBerliner Bauakademie. Ab seiner Ernennung zum 2. Stadtbaumeister am 1. November 1854 wirkte er bis 1878 in Köln. Dort nahm er wesentlichen Einfluss auf dieStadtentwicklung und renovierte u. a. denGürzenich (1854–1859) und dasRathaus. Ab 1864 war er 1. Stadtbaumeister, schied aber mit dem Jahr 1872 aus dem Amt, um sich als Privatarchitekt niederzulassen. 1856 referierte Raschdorff auf der Pariser Weltausstellung über neue Bautechniken. Zwischen 1876 und 1880 wurde nach seinen Plänen dasStändehaus inDüsseldorf, das denrheinischenProvinziallandtag und später dennordrhein-westfälischen Landtag beherbergte, errichtet. Raschdorff wurde 1878Professor für Baukunst an derTechnischen Hochschule Charlottenburg. 1914 wurde er emeritiert. Raschdorff entwarf über 220 Bauwerke in Deutschland und im benachbarten Ausland, von denen an 40 verschiedenen Orten auch etwa 100 ausgeführt wurden. Ein Bronzeporträt Raschdorffs schufAdolf Brütt 1895 für denBerliner Dom, an dem Brütt genauso beteiligt war wie amKaiser-Friedrich-Mausoleum (1888/1890) für Potsdam. 1896 erhielt er auf derInternationalen Kunstausstellung in Berlin eine große Goldmedaille. DieKönigliche Akademie von Belgien nahm ihn 1882 als assoziiertes Mitglied auf.[1]
Sein SohnOtto wurde ebenfalls Architekt und sein engster Mitarbeiter.
In Düsseldorf wurde in den 1960er Jahren eine neue Straße im StadtteilGarath nach ihm benannt.
1870–1872: Herrenhaus und GutshofEtzweiler in Elsdorf (Kreis Bergheim/Erft) (unter Denkmalschutz, jedoch nach 2006 abgebrochen für den Tagebau Hambach)
1878:–9999 Amtsgericht in Langenberg (Rheinland), Hauptstraße 122
1878:–9999 Entwurf einer Villa für Andreas Colsman in Langenberg (Rheinland); die Ausführung erfolgte 1884 in abgewandelter Form nach Plänen vonHermann Otto Pflaume
Insgesamt sind bislang von Raschdorff sechs Kirchen, eine Synagoge, 17 Schulgebäude, vier Hochschulgebäude, zwei Museen, zwei Bibliotheken, vier Krankenhäuser, ein Theater, zwei Rathäuser, sieben Bahnhöfe, sieben Schlösser oder Burgen, 23 Villen sowie zehn Wohn- und Geschäftshäuser bekannt.
1884 wurde sein Wettbewerbsentwurf für die Bebauung derBerliner Museumsinsel mit einem 4. Preis neben seinem SohnOtto Raschdorff (1854–1915) ausgezeichnet.[5]
Abbildung deutscher Schmiedewerke. Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1882.[6]
Palastarchitektur von Oberitalien und Toskana. Berlin 1883–88 (2. Teil: Toskana, 3. Teil: Venedig; als Fortsetzung des vonRobert von Reinhardt begonnenen Werks).[2]
Ein Entwurf Kaiser Friedrichs zum Neubau des Doms und zur Vollendung des königlichen Schlosses in Berlin. Berlin 1888.
Baukunst der Renaissance. 4 Bände, Berlin 1880–90.[2]
Rheinische Holz- und Fachwerksbauten des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin 1895.[2]
Klaus Peters:Leben und Werk des Architekten Julius Carl Raschdorff. (1823–1914). Universität Hannover – Institut für Geschichte und Theorie im FB Architektur, Hannover 2004,ISBN 3-931585-13-1. (=Schriften des Institutes für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover, Band 14.)
Uwe Kieling:Berlin. Bauten und Baumeister. Von der Gotik bis 1945. Berlin-Edition, Berlin 2003,ISBN 3-8148-0095-8.
Julius Carl Raschdorff:Aufzeichnungen aus dem Leben und Schaffen des Architekten Professor J. C. Raschdorff. Vaterländische Verlagsanstalt, Berlin 1903.
↑Albert Ruppersberg:Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann 1815–1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914. Band III, Teilband 2, 2. Auflage, Saarbrücken 1914, S. 99.
↑Olga Sonntag:Villen am Bonner Rheinufer 1819–1914. Bouvier, Bonn 1998,ISBN 3-416-02618-7, Band 3, Katalog (2), S. 126–131 (zugleich Dissertation, Universität Bonn, 1994).