John Gordon Hargrave (Pseudonym:White Fox; *6. Juni1894 inMidhurst,West Sussex,England; †21. Dezember1982 inLondon) war ein britischerZeichner,Autor undPolitiker. Während seines Lebens übte er verschiedene Berufe aus, unter anderem war er auch alsErfinder undGeistheiler tätig.
Die stärksten Nachwirkungen hatten aber die von Hargrave gegründeten Bewegungen: 1920 verließ er mit derKindred ofKibbo Kift die englischePfadfinderbewegung. Aus Kibbo Kift entstanden Anfang der 1930er Jahre zunächst dieGreen Shirts, die wenig später ihren Namen inSocial Credit Party of Great Britain and Northern Ireland änderten.
John Hargrave wurde am 6. Juni 1894 in Midhurst, Sussex geboren. Schon früh zeigte er großes künstlerisches Talent. Bereits mit zwölf Jahren arbeitete er als Zeichner und illustrierte unter anderem Bücher vonJohn Buchan. 1911 erhielt er mit siebzehn Jahren einen Vertrag alsChefkarikaturist bei der London Evening Times.
Bereits 1908 war Hargrave der gerade entstehendenPfadfinderbewegung beigetreten. In deren Zeitschriften veröffentlichte er zahlreiche Artikel über das Waldläufertum, die auf seinen Jugenderfahrungen imLake District und der Lektüre von Büchern des nordamerikanischenWoodcraft-Gründers und AutorsErnest Thompson Seton aufbauten. Seine Artikel zeichnete er mit dem PseudonymWhite Fox (Weißer Fuchs). Er stieg schnell innerhalb der Pfadfinderhierarchie auf und wurde, nachdem er als Invalide aus demErsten Weltkrieg zurückgekehrt war, 1916 vonRobert Baden-Powell zumCommissioner for Woodcraft and Camping (Beauftragter für Waldläufertum undZeltlager) ernannt. Zeitweise wurde er als möglicher Nachfolger Baden-Powells an der Spitze der britischen Pfadfinder gehandelt.
Die erlebten Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges (Hargrave war Teilnehmer derSchlacht von Gallipoli) hatten denPazifismus Hargraves, der aus eineQuäkerfamilie kam, noch deutlich verstärkt. Als Antwort auf den zunehmendenMilitarismus undNationalismus der Industriegesellschaft wie der britischen Pfadfinder veröffentlichte er 1919 das BuchThe Great War Brings It Home, das sehr zwiespältig aufgenommen wurde. 1920 kam es deshalb zum Bruch: Hargrave wurde aus der Pfadfinderbewegung ausgeschlossen und gründete die Kindred ofKibbo Kift. Zeitgleich wurden seine Bücher ins Deutsche und Tschechische übersetzt und breit von Jugendlichen rezipiert. So erschien etwaThe Wigwam Papers, englisch 1916, acht Jahre später auf Tschechisch (Listy z wigwamu, ins Tschechische vonMilos Seifert, Prag 1924).
Kibbo Kift war im Gegensatz zur Pfadfinderbewegung keinJugendverband, sondern hatte Mitglieder aus allen Altersgruppen. Hargrave war der charismatische und autokratische Führer der Bewegung. Er sah in der Organisation ein geeignetes Werkzeug, um eine „neue Zivilisation“ zu schaffen und denWeltfrieden zu erreichen. Dazu beitragen sollten das gemeinschaftliche Leben in der Natur, sportliches und kreatives Tun, Naturkunde und das Erlernen von handwerklichen Fertigkeiten. Ein Schwerpunkt lag für Hargrave in der Wiedereinführung vonSymbol undRitual in das Alltagsleben. Auf phantasievolle Weise ließ Hargrave Vor- und Frühgeschichte in Zeltlagern und Wanderungen nacherleben, auch unter Verwendung von Setons Indianer-Pädagogik.
Nachdem Hargrave 1920 geheiratet hatte, veröffentlichte er mehrereRomane, um den Lebensunterhalt seiner Familie sicherzustellen. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Büchern, die sich hauptsächlich mit dem Waldläufertum beschäftigten, waren diese Bücher sehr erfolgreich und wurden zuBestsellern.
1923 traf Hargrave mitClifford Hugh Douglas zusammen. Von der Idee desSocial Credit war er schnell begeistert und integrierte sie in das Programm von Kibbo Kift. Sein endgültiges Weltbild und Programm veröffentlichte er 1927 inThe Confession of the Kibbo Kift.
Schließlich wandelte Hargrave Kibbo Kift in eine uniformierte paramilitärische Organisation um, dasGreen Shirt Movement for Social Credit. Daraus entstand 1935 dieSocial Credit Party of Great Britain and Northern Ireland. Trotz einiger regionaler Erfolge konnte die Partei keinen wesentlichen Einfluss erlangen. Hargrave selbst kandidierte 1950 für dasUnterhaus, erhielt aber nur 551 Stimmen.
Gegen Ende der 1930er Jahre wandte Hargrave sich zeitweise der Technik zu. Angeregt durch einen Traum entwickelte er ein automatischesNavigationssystem fürFlugzeuge, dessen Entwurf die Fachleute zwar überzeugte, aber wegen der mit demZweiten Weltkrieg verbundenen Einschränkungen nicht ausgeführt wurde. Erst 1967 erinnerte sich Hargrave wieder an sein Patent, als er einen Zeitungsbericht über das Navigationssystem derConcorde las. Ein neunjähriger Rechtsstreit um die Urheberschaft begann, an dessen Ende 1976 zwar die Anerkennung Hargraves als Erfinder stand, er aber keine finanzielle Entschädigung für die Nutzung erhielt.
1940 schuf Hargrave mitWords Win Wars ein Auftragswerk für dasInformationsministerium. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte Hargrave dieSocial Credit Party wieder zu beleben, hatte damit aber wenig Erfolg; sie wurde 1951 aufgelöst. Hargrave betätigte sich weiterhin als Schriftsteller und stellte 1952 dasLexikonThe Paragon Dictionary zusammen. Er wurde zu einer anerkannten Autorität zu Leben und Werk des Wissenschaftlers und MystikersParacelsus. Einige Jahre praktizierte Hargrave alsGeistheiler.
Noch geschwächt von den Nachwirkungen des langen Prozesses starb Hargrave am 21. Dezember 1982 in London.
In deutscher Sprache erschienen sind:
Personendaten | |
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NAME | Hargrave, John |
ALTERNATIVNAMEN | Hargrave, John Gordon (vollständiger Name); White Fox (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Zeichner, Autor und Politiker |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1894 |
GEBURTSORT | Midhurst |
STERBEDATUM | 21. Dezember 1982 |
STERBEORT | London |