John Michael Frankenheimer (*19. Februar1930 inNew York City; †6. Juli2002 inLos Angeles,Kalifornien) war einUS-amerikanischerRegisseur undProduzent.
John Frankenheimer wurde als Sohn eines aus Deutschland stammendenJuden und einer aus Irland stammendenKatholikin geboren und im katholischen Glauben erzogen.[1] Nach seiner Schulzeit trat Frankenheimer in dieUS Air Force ein, wo er unter anderemDokumentar- undLehrfilme drehte und so die technische Seite des Filmemachens kennenlernte, während er gleichzeitig Bücher zuFilmgeschichte undFilmtheorie las.[2]
Nach Beendigung seiner Dienstzeit zog er nachNew York City, wo er eine Anstellung alsRegieassistent beimFernsehsenderCBS fand. AlsSidney Lumet 1953 die dort produzierteFernsehserieYou Are There als Regisseur verließ, übernahm Frankenheimer seine Position und führte fortan auch bei anderen Serien und Fernsehfilmen Regie.
1957 wandte er sich mit demDramaDas nackte Gesicht erstmals demKino zu. Der Film über einen Teenager (gespielt vonJames MacArthur), der sich von seinen Eltern und der Gesellschaft entfremdet fühlt, war recht erfolgreich, aber Frankenheimer zog es zurück zum Fernsehen.
So dauerte es bis 1961, bis er bei einem neuen Kinofilm Regie führte – mit demKriminalfilmDie jungen Wilden begann Frankenheimer auch eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mitBurt Lancaster, der in einigen seiner folgenden Filme die Hauptrolle übernahm (inDer Gefangene von Alcatraz (1962),Sieben Tage im Mai (1962) undDer Zug (1964)).
Mit dem Gefängnis-DramaDer Gefangene von Alcatraz (engl.Birdman of Alcatraz) mit Burt Lancaster,Karl Malden undTelly Savalas begann Frankenheimers Aufstieg; der Film brachte ihm eine Nominierung für denGoldenen Löwen derInternationalen Filmfestspiele von Venedig als bester Regisseur ein. Noch im gleichen Jahr erschien sein Film,Botschafter der Angst (The Manchurian Candidate) mitFrank Sinatra,Laurence Harvey,Angela Lansbury undJanet Leigh in den Hauptrollen. Der zur Zeit desKalten Krieges spielendeThriller über eine Gruppe von Soldaten, die durch eineGehirnwäsche zu Marionetten derSowjetunion werden, wurde schnell zu einemKultfilm. Nach Aussage des DrehbuchautorsGeorge Axelrod entwickelte sich der Film vom Flop zumKultklassiker, ohne vorher ein Erfolg gewesen zu sein (Originalzitat: „It went from failure to cult classic without even being a success“).[3]
Das ThemaParanoia ausBotschafter der Angst griff Frankenheimer auch in seinem nächsten Film auf –Sieben Tage im Mai (Seven Days in May, mit Lancaster,Kirk Douglas undAva Gardner) handelt von der Möglichkeit einesStaatsstreichs in den USA durch einen erzkonservativen General, der die Abrüstungspolitik des US-Präsidenten ablehnt. Mit diesem Film verstärkte Frankenheimer seine Kritik an den konservativen Kräften in den USA und dem einsetzenden Kampf gegen denKommunismus unter SenatorJoseph McCarthy. Drei Wochen vor dem Filmstart erschien allerdingsStanley Kubricks thematisch verwandte KomödieDr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben, aus dessen Schatten Frankenheimers Thriller nicht heraustreten konnte.
1964 übernahm er die Regie des aufwändigenAction-ThrillersDer Zug (The Train, mit Burt Lancaster,Paul Scofield undJeanne Moreau), nachdem der RegisseurArthur Penn von den Produzenten gefeuert worden war. Der Film handelt von einem Kunstraub derWehrmacht imZweiten Weltkrieg, der vomfranzösischen Widerstand verhindert wird. Frankenheimer wollte bei diesem Film soviel Realismus wie möglich erreichen und verzichtete daher auf Modelle und vergleichbare Tricks.[4]
Danach nahm sich Frankenheimer eine Auszeit und ließ sich inFrankreich nieder. Zwei Jahre später (1966) kehrte er in die USA zurück um seinen nächsten Film zu drehen –Der Mann, der zweimal lebte wird oft als Abschluss seiner Paranoia-Trilogie bezeichnet.Rock Hudson spielt darin einen Mann, der gegen seinen Willen eine neue Identität erhält und von einer Geheimgesellschaft zur Einhaltung dieser Identität gezwungen wird. Der Film wurde zwar beimFilmfestival Cannes für eineGoldene Palme als bester Film nominiert, konnte die Kritiker aber nicht überzeugen.[5]
Noch im gleichen Jahr verwirklichte er sein Rennfahrer-DramaGrand Prix mitJames Garner,Eva Marie Saint,Yves Montand undToshirō Mifune in den Hauptrollen. Mit diesem Projekt konnte Frankenheimer seine Vorliebe für schnelle Autos ausleben. Wie zuvor inDer Zug verzichtete er auch hier auf jegliche Tricks, die den Realismus beeinträchtigt hätten. Es sollten keine höheren Geschwindigkeiten als real gefahren bei den Rennwagen vorgetäuscht werden.[6]
Frankenheimer unterstützte Ende der 1960er seinen FreundRobert F. Kennedy bei dessen Präsidentschaftskandidatur und filmte unter anderem dessen Wahlkampfauftritte. Er fuhr Kennedy auch am 6. Juni 1968 zum Ambassador Motel inLos Angeles, wo dieser einem Attentat zum Opfer fiel. Für Frankenheimer wurde dies zum traumatischen Erlebnis, das ihn in denAlkoholismus trieb, den er erst 1980 überwinden konnte.[7] In der Folge drehte er nur noch wenige Filme, die mittelmäßig bis schlecht ausfielen. Sein Renommee als Regisseur sank beständig.
Auch in den 1970er und 1980er Jahren machte er nur durch wenige Filme auf sich aufmerksam. Erwähnenswert sind das DramaThe Iceman Cometh nach der Bühnenvorlage vonEugene O’Neill mitLee Marvin,Fredric March undRobert Ryan, sowie dieFortsetzung vonFrench Connection – Brennpunkt Brooklyn (engl.French Connection II) mitGene Hackman undFernando Rey. Seiner Karriere konnte er damit allerdings keinen neuen Auftrieb geben.
Erst in den 1990er Jahren gelang ihm mit aufwändigen Fernsehfilmen einComeback. Für das Action-DramaAgainst the Wall über einen Gefängnisaufstand mitKyle MacLachlan undSamuel L. Jackson in den Hauptrollen erhielt er 1994 einenEmmy als bester Regisseur; ein Erfolg, den er mit seinen beiden nächsten Filmen,Flammen des Widerstandes (The Burning Season, mitRaúl Juliá undCarmen Argenziano) sowieAndersonville (mitJarrod Emick undFrederic Forrest) wiederholen konnte.
Durch diese drei Emmys in Folge wurde er nach einer langen Durststrecke wieder zum gefragten Regisseur und wandte sich auch wieder verstärkt Kinofilmen zu, wobei er mitDNA – Die Insel des Dr. Moreau (The Island of Dr. Moreau) jedoch zunächst einen enormen Flop drehte. Frankenheimer übernahm die Regie vonRichard Stanley bei einer Produktion, die von Anfang an unter den Starallüren seiner HauptdarstellerMarlon Brando undVal Kilmer litt. Mit letzterem machte Frankenheimer derart schlechte Erfahrungen, dass er öffentlich schwor, nie wieder mit diesem zusammenarbeiten zu wollen. Der Film wurde von Kritikernverrissen und auch vom Publikum gemieden. Frankenheimer wurde sogar mit einer Nominierung für dieGoldene Himbeere als schlechtester Regisseur bedacht.
Frankenheimers wieder aufstrebender Karriere tat dies jedoch keinen Abbruch – er erhielt ein Jahr später für den FernsehfilmGeorge Wallace wiederum einen Emmy. Mit dem Drama über den gleichnamigenGouverneur des US-BundesstaatesAlabama entwickelte sich auch seine Freundschaft zu dem SchauspielerGary Sinise, mit dem er dann noch ein weiteres Mal zusammenarbeiten konnte.
1998 drehte er den ActionthrillerRonin, der trotz Starbesetzung (Robert De Niro,Jean Reno,Sean Bean undNatascha McElhone) ebenfalls nicht das Massenpublikum erreichte. Wie schon beiGrand Prix legte Frankenheimer auch hier großen Wert auf die realistische Darstellung der Verfolgungsfahrten in Südfrankreich und in Paris.[8] Sein nächster Film, der GangsterthrillerReindeer Games mitBen Affleck, Gary Sinise undCharlize Theron, der sein letzter Kinofilm wurde, teilte dieses Schicksal.
Path to War von 2002 war ein Fernsehfilm, den er für denBezahlfernsehsenderHBO drehte. Hierin spieltMichael Gambon den US-PräsidentenLyndon B. Johnson in der Auseinandersetzung mit seinen Beratern (dargestellt vonDonald Sutherland undAlec Baldwin) über die Eskalation desVietnamkriegs. Der Film erhielt viel Kritikerlob und wurde für einen Emmy nominiert.[9]
Frankenheimer war dreimal verheiratet, wobei die beiden ersteren geschieden wurde. Seine dritte Ehe mit der SchauspielerinEvans Evans (1932–2024) schloss er 1963 in Paris, diese hielt bis zu seinem Tod.[10][11] Frankenheimer zog sich im Juni 2002 nach einer Rückenoperation von demPrequel zuDer Exorzist zurück.[12] Er starb an den Folgen einesSchlaganfalls nach besagter Operation im Alter von 72 Jahren.[13]
Frankenheimer war aktives Mitglied der US-amerikanischen Gewerkschaft der Regisseure (DGA) und wurde mehrfach in deren Präsidium gewählt. Nach seinem Tod richtete seine Familie im Jahr 2002 zusammen mit der DGA eine Stiftung zur Förderung und Ausbildung junger Filmemacher ein. Von der Stiftung wird seit 2003 ein mit 5000 US-Dollar dotierter Förderpreis namens John Frankenheimer Memorial Fellowship vergeben, den seine Witwe, Evans Frankenheimer initiierte.[14]
Darüber hinaus wurde er zehn weitere Male für einen Emmy nominiert.[15]
Personendaten | |
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NAME | Frankenheimer, John |
ALTERNATIVNAMEN | Frankenheimer, John Michael (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Regisseur und Produzent |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1930 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 6. Juli 2002 |
STERBEORT | Los Angeles,Kalifornien |