Joaquín Rodrigo, als jüngstes von zehn Kindern eines wohlhabenden Weinhändlers geboren, erblindete in seinem vierten Lebensjahr infolge einerDiphtherie-Erkrankung beinahe vollständig. 1906 zog er mit seiner Familie nachValencia um. Bis 1927 studierte er Komposition und Harmonielehre in Valencia und ging anschließend nachParis, wo er seine musikalische Ausbildung in den Fächern Komposition, Klavier und Harmonielehre an derÉcole normale de musique unter anderem beiPaul Dukas bis zum Jahre 1932 vervollkommnete.
In Paris hatte er auch 1928 seine spätere Ehefrau, die türkische PianistinVictoria Kamhi (1905–1997), kennengelernt. Sie entstammte einersephardischen Familie. Das Paar heiratete 1933 in Valencia. Cecilia[1] ist die gemeinsame Tochter.
In den folgenden Jahren unternahm Rodrigo zahlreiche Reisen, die ihn nachDeutschland,Österreich und in dieSchweiz führten, außerdem kehrte er 1934 für ein Jahr nach Paris zurück, um dort Musikgeschichte zu studieren. Am 6. Mai 1936 hielt Rodrigo in Paris einen Vortrag überVihuela-Musiker des 16. Jahrhunderts, bei demEmilio Pujol auf zwei nachgebauten Instrumenten musikalische Beispiele beisteuerte.[2] Im September 1939 ließ Rodrigo sich mit seiner Frau in Madrid nieder, unternahm jedoch weiterhin ausgedehnte Reisen, unter anderem nachEngland,Italien,Griechenland undSüdamerika.
1948 wurde Rodrigo Professor für Musikgeschichte am Konservatorium in Madrid. Daneben beschäftigte er sich als Musikkritiker und war beim Radio als Leiter der Musikabteilung tätig. Trotz mehrerer Augenoperationen erblindete er zu dieser Zeit vollständig.[3] Seine Kompositionen entwarf er in Blindenschrift und diktierte sie anschließend einem Kopisten oder seiner Frau, die auch zunächst Korrektur las.[4]
Prägend war für Rodrigo die Begegnung mitManuel de Falla während seiner Pariser Zeit. Von ihm undPaul Dukas beeinflusst, entwickelte Rodrigo einen Personalstil, derNeoklassizismus mit spanischer Folklore verband. Teilweise übernahm er leicht verändert typische Figuren des 16. bis 18. Jahrhunderts oder bearbeitete Stücke alter spanischer Meister. Gleichzeitig orientierte er sich an der Volksmusik insbesondere tänzerischer Art. Seine Melodik ist sehr einprägsam, die Orchestrierung stets klar und eher kammermusikalisch, aber trotzdem sehr farbig. Rodrigos Werke stehen im Rahmen derTonalität, er reicherte seine Harmonik aber gerne mit leichtenDissonanzen an. Besonders interessierte ihn die Gattung des Konzertes. Sein bekanntestes und ihn seinerzeit weltberühmt machendes Werk ist das fürRegino Sáinz de la Maza geschriebene und von diesem 1940 uraufgeführte[6]Concierto de Aranjuez, dessen langsamer Satz zu den populärsten Musikstücken des 20. Jahrhunderts zählt. Rodrigo gilt als bedeutendster spanischer Komponist seiner Generation.
Fantasía para un gentilhombre für Gitarre und Orchester (1954), eine Bearbeitung von Themen vonGaspar Sanz, auch als Version für Flöte und Orchester vonJames Galway
Concierto para una Fiesta für Gitarre und Orchester (1983)
Concierto andaluz für vier Gitarren und Orchester (1967)
Concierto Serenata für Harfe und Orchester (1952)
Sones en la Giralda für Harfe und Orchester (1963)
Concierto heroico für Klavier und Orchester (1942, rev. 1995)
Concierto de estío für Violine und Orchester (1943)
Concierto en modo galante für Violoncello und Orchester (1949)
Concierto como un Divertimento für Violoncello und Orchester (1981)
Concierto pastoral für Flöte und Orchester (1978)
Klavierwerke (Auswahl)
El Album de Cecilia (María de los Reyes, Jota de las Palomas, Canción del Hada rubia, Canción del Hada morena, El negrito Pepo, Borriquillos a Belén) (1948)
Sarabanda Lejana
Pastorale
Five Pieces of the 16th Century: I. Diferencias sobre el "Canto del Caballero", II. Pavana I, III. Pavana II, IV. Pavana III, V. Fantasia que contrahace la harpa de Ludovico
Tres Evocaciones: I. Tarde en el parque, II. Noche en el guadalquivir, III. Manana en triana
Cuatro piezas para piano: I. Caleseras, II. Fandango del ventorrillo, III. Plegaria de la infanta de Castilla, IV. Danza valenciana
Dos berceuses: I. Berceuse de printemps, II. Berceuse d'automne
Cuatro estampas andaluzas: I. El vendedor de chanquetes, II. Crepusculo sobre el guadalquivir, III. Seguidillas del diablo, IV. Barquitos de Cadiz
↑Peter Päffgen:Joaquín Rodrigo: 85 Jahre. In:Gitarre & Laute. Band 8, Nr. 6, 1986, S. 56 f.
↑Monique Pfister und Marc Seiffge:Das Kurzinterview: Joaquín Rodrigo. In:Gitarre & Laute. Band 5, Nr. 2, 1983, S. 147.
↑Académicien décédé: Joaquín Rodrigo. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 9. Dezember 2023 (französisch).