Jiangxi ist eine Binnenprovinz und grenzt im Norden anHubei undAnhui. Im Osten liegenZhejiang undFujian. Im Süden grenzt Jiangxi anGuangdong, im Westen anHunan.
Bedeutende Teile der Provinz sind Süßwasserflächen, darunter derPoyang-See, der größte Süßwassersee Chinas. Seine Fläche von 3.600 km² kann sich bei Hochwasser auf 4.700 km² ausdehnen. Der wichtigste Fluss ist der 751 Kilometer langeGan-Fluss (赣江), der der Provinz ihre Abkürzung gegeben hat. Er durchschneidet Jiangxi von Süden nach Norden, wo er in den Poyang-See mündet. Weitere kleinere Flüsse, wie der Fuhe (撫河,Fŭhé), Xinjiang (信江,Xìnjiāng), Pojiang (鄱江,Pójiāng) und Xiushui (修水,Xiūshuĭ) münden ebenfalls in den Poyang-See.[2] Der See entwässert seinerseits in denJangtsekiang, der die Provinz nur an ihrer Nordgrenze berührt.
Die Oberflächengestalt ist eben im Norden. In Richtung Süden steigt das Land an, es bildet hier das Tal des Gan-Flusses. Im Osten, Süden und Westen ist das Territorium der Provinz von Bergen umgeben. Im Osten grenzenWuyi Shan undHuaiyu Shan Jiangxi von Fujian ab. Im Westen liegen dasMufu-Gebirge, dasJiuling-Gebirge und dasLuoxiao-Gebirge; in letzterem befindet sich mit demJinggangshan ein bedeutendes Rückzugsgebiet der Kommunisten während desBürgerkrieges. Östlich der StadtPingxiang befindet sich der 2301 m hoheWugong Shan. Der südliche Teil Jiangxis ist generell bergig, hier befinden sich dasJiulian-Gebirge und dasDayu-Gebirge.
Das Klima von Jiangxi ist feucht und subtropisch. Die Januartemperaturen liegen im Durchschnitt zwischen 3 °C und 9 °C, während die durchschnittlichen Julitemperaturen zwischen 27 °C und 31 °C liegen. Die ProvinzhauptstadtNanchang gehört zu den heißesten Städten in China. Der jährliche Niederschlag mit 1200 bis 1900 mm relativ hoch, davon fällt das meiste zwischen April und Juli. Der Nordosten gehört zu den feuchtesten Gebieten der Provinz.
Höhle von Xianrendong mit Modellen früher Besiedelung vor 20.000 Jahren
Südostchina wurde bereits vor einer Million Jahren vomHomo erectus und seit mindestens 80.000 Jahren von neuzeitlichenMenschen besiedelt.[3] Frühe Spuren menschlicher Besiedlung sind in den Höhlen vonXianrendong und Diaotonghuan, wo die ältesten Keramiken der Menschheit gefunden wurden, die auf ein Alter von 20.000 Jahren datiert wurden.[4]
Im Jahr 1989 wurden im KreisXingan ausgedehnteBronze- und Jade-Artefakte aus der Shang-Zeit (ca. 1200 v. Chr.) gefunden. Zusammen mit anderen Funden, wie denen vonSanxingdui inSichuan (1986) stellten diese die bisher dominierende Vorstellung von einer zentral in den Ebenen Nordchinas (z. B. Henan) entstandenen chinesischen Kultur in Frage und führten zu einer mehr plurizentrischen Sicht des Ursprungs der chinesischen Zivilisation.[2]
Geschichtliche Informationen über die Zeit vor der Eingliederung Jiangxis in das chinesische Stammterritorium sind sehr dünn. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dasYue-Volk, welches vor allem im heutigenZhejiang undFujian siedelte, auch in Jiangxi heimisch war. Während derFrühlings- und Herbstperiode war der Norden des heutigen Jiangxi Teil desWu-Reiches, während der Süden unter dem Einfluss der Yue geblieben sein dürfte.Yue wurde 333 v. Chr. durch denStaat Chu zerstört, der 221 v. Chr. durchQin vernichtet wurde.
Während der folgendenQin-Dynastie wurde Jiangxi Teil des ersten vereinigten chinesischen Reiches. Die Qin richteten eine Anzahl von Kommandanturen und Bezirken ein, um das neu gewonnene Land zu verwalten und um die Verkehrswege in Richtung Süden abzusichern. Unter der folgendenHan-Dynastie hatte sichNanchang etwa schon zu einem bedeutenden Verwaltungszentrum entwickelt.
Das Tal des Gan-Flusses war zunächst jedoch noch nicht vonHan besiedelt. Diese strömten erst langsam von Norden her nachHunan und in die Ebene um denPoyang-See. Es dauerte bis ins 13. Jahrhundert, bis auch der Süden durch die Han besiedelt wurde. Gleichzeitig kam der Nordteil Jiangxis in den Einfluss der Region umHangzhou undNanjing, wo Handwerk, Handel und Innovation florierten; im Süden blühte der Abbau von Edelmetallen.
Während derTang-Dynastie war Jiangxi Teil vonJiangnan (südlich des (Jangtsekiang)-Flusses), welche 733 in einen westlichen und einen östlichen Teil gespalten wurde. Jiangxi gehörte zum westlichen Teil, genanntJiangnanxi (südwestlich des Flusses), welches sich im Laufe der Zeit zuJiangxi verkürzte. Es dauerte jedoch noch bis in dieMing-Zeit, bis die Provinz annähernd ihre heutigen Ausdehnungen bekam.
Während desTaiping-Aufstandes wurde als erste GroßstadtNanchang von den Taiping eingenommen. Nachdem die Taiping von den kaiserlichen Truppen zurückgedrängt worden waren, waren Regionen im Osten und Süden Jiangxis unter den Landesteilen, die von den Taiping-Truppen am längsten gehalten wurden. Während der Jahre 1853–1873 nahm die Bevölkerung der Provinz aufgrund der Kriegswirren um etwa sieben Millionen ab.[2] Etwa zur gleichen Zeit erzwingen die ausländischen Mächte im Ergebnis desOpiumkrieges die Öffnung vonJiujiang.
Nach dem Sturz derQing-Dynastie (1911) erklärte Jiangxi seine Unabhängigkeit vomchinesischen Kaiserhaus. Es blieb danach (1920er Jahre) im Einflussgebiet der Kriegsherren aus derZhili-Fraktion. Während derNordexpedition derKuomintang-Truppen unterstützte Jiangxi zwar die Idee der Vereinigung Chinas, am 1. August 1927 war Jiangxi Schauplatz desNanchang-Aufstandes, welcher eine Vergeltungsaktion derKommunisten für dasMassaker von Shanghai der Kuomintang im April 1927 war. In diesem Aufstand besetzten 30.000 Soldaten unterZhou Enlai undZhu De die ProvinzhauptstadtNanchang, konnten diese aber nur wenige Tage halten. Dieser Aufstand bedeutete eine Änderung der Strategie der Kommunisten, denn es war klar geworden, dass eine Revolution in den Städten nicht zum kommunistischen Sieg führen konnte. Die meisten kommunistischen Truppen zogen sich unter Zhu De in RichtungGuangdong zurück, andere blieben in Westjiangxi, in und um dasJinggangshan-Gebirge, wo sie sich mit den BauerntruppenMao Zedongs vereinigten und sich den Angriffen der Kuomintang widersetzten.
Diese Entwicklung führte zur Ausrufung derChinesischen Sowjetrepublik (November 1929) mit der HauptstadtRuijin (瑞金), die deshalb heute nochAlte Rote Hauptstadt (红色故都) oder einfachRote Hauptstadt genannt wird. Die Region um Ruijin wurde zum Experimentierfeld für kommunistische Politik, die später, während des Bürgerkrieges, in den kommunistisch besetzten Gebieten implementiert wurde. Ruijin musste im Herbst 1934 geräumt werden, was der Anfang desLangen Marsches war. Die Machtbasen der Kommunisten mussten aufgegeben werden und kamen erst wieder im Mai 1949 unter deren Kontrolle.
Seitdem teilte die Provinz weitgehend die Geschicke derVolksrepublik China und trat vor allem durch bedeutende Kongresse der Kommunisten (speziell inLushan) in Erscheinung.
Jiangxi setzt sich aus elfbezirksfreien Städten zusammen, die direkt der Provinzregierung unterstehen. Diese bestehen auf Kreisebene aus 61 Kreisen, 27 Stadtbezirken und 11 kreisfreien Städten.
Die Volkszählung 2000 ergab eine Bevölkerung von 41,4 Millionen Personen, womit Jiangxi die am wenigsten dicht besiedelte Provinz Ostchinas ist (251 Ew./km²). Jiangxi hat einen Männerüberschuss. Nur 0,27 % der Bevölkerung zählten sich zu einer dernationalen Minderheiten, wobei die wichtigste Minderheit dieShe sind. Daneben gibt esHui,Miao,Yao,Bai undYi.
Die städtische Bevölkerung für 2000 wird nach der Volkszählung mit 27,7 % angegeben, wobei die größte StadtNanchang ist, mit etwa 5 Millionen Einwohnern im Großraum.
Die zehn größten Städte der Provinz mit Einwohnerzahlen der eigentlichen städtischen Siedlung auf dem Stand der Volkszählung 2020 sind die folgenden:[7]
Jiangxi gehört innerhalb Chinas zu den ärmeren Provinzen. Im Jahr 2000 lag das Pro-Kopf-BIP bei nur 4800Yuan; auch das Wachstum hinkt hinter anderen Provinzen her. Dies führt zu hoher Abwanderung in die viel wohlhabenderen NachbarprovinzenGuangdong,Zhejiang undFujian, wodurch der Provinz viele gut ausgebildete Arbeitskräfte und Kapital verloren gehen.
Die Landwirtschaft beschäftigt etwa die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung Jiangxis und erwirtschaftet etwa ein Viertel desBIP. Etwa die Hälfte des zur Verfügung stehenden Landes wird mitReis bepflanzt; Jiangxi ist traditionell ein wichtiger Reislieferant für China, die Reisernte der Provinz gehört zu den höchsten des Landes. Andere wichtige landwirtschaftliche Produkte sindBaumwolle,Ölpflanzen (v. a.Raps),Zuckerrohr,Tee und Früchte. Die Forstwirtschaft hat im relativ waldreichen Süden eine hohe Bedeutung, während im Norden die Fischzucht sehr wichtig ist, 82 % des gesamten Fischfanges stammen aus Zuchtbetrieben. Bei der Viehzucht dominieren Schweine (17,5 Millionen im Jahr 2000) und Rinder (3,7 Millionen).
Die Industrie hat einen sehr geringen Anteil amBIP, im Jahr 2000 nur etwa 35 %. Nur 14,4 % der Arbeitnehmer sind in der Industrie beschäftigt. Trotzdem hat die Industrie eine lange Tradition in der Provinz, vor allem die Herstellung von Keramik, welche seit derSong-Zeit in Jingdezhen ansässig ist und von den Vorkommen desGaoling-Tons profitiert. Neben dem Ton ist Jiangxi reich an anderen natürlichen Ressourcen. Es zählt zu Chinas Hauptlieferanten von Nichteisenmetallen. Bei Uran, Kupfer, Silber und Tantal-Niob verfügt Jiangxi über die größten Vorkommen, daneben fördert es beträchtliche Mengen anKohle,Zink undMolybdän. Es dominiert die Schwerindustrie: bedeutend sind Nichteisenmetall-Verarbeitung, Eisen- und Stahlindustrie, Keramik, Maschinenbau und Textilherstellung. Im Jahr 2000 produzierten Staatsunternehmen fast 80 % des gesamten Ausstoßes. Jingdezhen gilt nach wie vor als Welthauptstadt desPorzellans.
Der Dienstleistungssektor trägt mit über 40 % einen außergewöhnlich hohen Anteil zum BIP bei, wobei er 34 % der Arbeitnehmer beschäftigt. Der Transport und Kommunikation sowie Handel und Gastgewerbe sind die mit Abstand wichtigsten Sektoren.
Der internationale Tourismus hat jedoch eine noch relativ geringe Bedeutung, die wichtigsten Anziehungspunkte für den Tourismus sind derLushan-Nationalpark (庐山), der seit 1996Weltkulturerbe derUNESCO ist. Er ist bekannt für seine atemberaubende Landschaft; in der Nähe befinden sich mit demDonglin-Tempel (东林寺) und demTiefo-Tempel (铁佛寺) zwei wichtigebuddhistische Tempel.
In der Nähe der kleinen StadtYingtan (鹰潭) befindet sich mitLonghushan (龙虎山) der Geburtsort desTaoismus. Dort gibt es viele interessante Tempel, Höhlenkomplexe, Berge und Dörfer. Weiters haben die HauptstadtNanchang und derPoyang-See eine touristische Bedeutung.
Wegen der hohen Niederschlagsmenge und der gebirgigen Oberflächengestalt hat Jiangxi ein hohes Potential für die Energiegewinnung ausWasserkraft. Sie wird jedoch nur teilweise genutzt; nur etwas mehr als ein Viertel der produzierten Energie stammt ausWasserkraftwerken.
Jiangxi stellt schon seit dem chinesischen Altertum eine wichtige Verbindung zwischen der Nordchinesischen Ebene und den Niederungen am Unterlauf desJangtsekiang und dem südlich gelegenenGuangdong dar. Die Provinz ist deshalb relativ gut an das Verkehrssystem der Volksrepublik angebunden. Es gab im Jahr 2000 2.150 km Eisenbahnlinie, die bedeutendste davon die 947 Kilometer langeZhejiang-Jiangxi Eisenbahn, dieHangzhou (杭州) undZhuzhou (株洲) inHunan verbindet. Von den 37.000 km Straße sind 650 km in einer Qualität, die man Autobahn nennen könnte. Daneben gibt es schiffbare Wasserstraßen mit einer Länge von insgesamt 5.500 km. Die beiden wichtigsten Häfen sindJiujiang (am Jangtsekiang) undHuangshi.
Jiangxi ist die Heimat desGan-Dialekts, eine der sieben Dialektgruppen derChinesischen Sprache. Der Gan-Dialekt wird auf zwei Dritteln des Provinzterritoriums gesprochen und er zerfällt wiederum in Unterdialekte, etwa denNanchang-Dialekt, denYichun-Dialekt oder denJi'an-Dialekt.Putonghua, die Standardsprache der Volksrepublik China, wird jedoch fast überall verstanden. Im Süden gibt es Regionen, woHakka siedeln, die ihre eigene Sprache erhalten haben. In den nördlichen Grenzgebieten werden derHui-Dialekt oder derWu-Dialekt gesprochen.
Die Küche von Jiangxi ist außerhalb der Provinz nur wenig bekannt. Sie zeichnet sich durch Geschmacksextreme aus, die sich auf den starken Einsatz vonChili und eingelegten oder fermentierten Nahrungsmitteln zurückführen lassen.
↑abcEric Croddy:China’s Provinces and Populations – A Chronological and Geographical Survey. Springer-Verlag, 2022,ISBN 978-3-03109164-3, 19 Jiangxi Province,S.453–474,doi:10.1007/978-3-031-09165-0 (englisch).
↑Ofer Bar-Yosef, Youping Wang:Paleolithic archaeology in China. In:Annual Review of Anthropology, Bd. 41, 2012, S. 319–335,doi:10.1146/annurev-anthro-092611-145832.
↑Xiaohong Wu, Chi Zhang, Paul Goldberg, David Cohen, Yan Pan, Trina Arpin, Ofer Bar-Yosef:Early pottery at 20,000 years ago in Xianrendong Cave, China. In:Science Bd. 336, Nr. 6089, Juni 2012, S. 1696–1700,doi:10.1126/science.1218643.