Jean-Charles Pichegru (*16. Februar1761 inArbois,Franche-Comté; †5. April1804 inParis) war einfranzösischerGénéral de division derRevolutionskriege, der eine führende Rolle bei der Eroberung derösterreichischen Niederlande und derniederländischen Republik spielte, später mit den Gegenrevolutionären konspirierte und einAttentat gegenNapoleon Bonaparte plante.
Jean-Charles Pichegru war der Sohn von Pierre Pichegru und Françoise Romain und hatte mehrere Brüder und Schwestern. Seine Eltern arbeiteten als Winzer und Landarbeiter und ließen sich in Arbois nieder. Gefördert vom Vater eines adligen Spielkameraden trat Pichegru im Alter von acht Jahren in das vonMinoriten geführte Collège von Arbois ein, wo er ausgebildet wurde.[1] Im Alter von 18 Jahren wurde er alsRepetent für Philosophie und Mathematik an die ebenfalls von Minoriten geführteKönigliche Militärschule inBrienne-le-Château geschickt.[2][3] Napoleon, der dort ab 1779 unterrichtet wurde, zählte nicht zu seinen Schülern.
1783 trat er als Soldat in das Artillerieregiment vonAuxerre ein, stand beim Ausbruch derfranzösischen Revolution, der er sich aus Ehrgeiz mit Eifer anschloss, inBesançon und erhielt als Präsident eines politischen Klubs das Kommando eines BataillonsNationalgarde, das er zurArmée du Rhin führte. Hier zeichnete er sich so aus, dass er 1792 in denGeneralstab kam und 1793 zumGénéral de division befördert wurde.
Im Oktober mit dem Kommando über dieArmée du Rhin betraut, warf er gemeinsam[4] mitHoche im Dezember die Österreicher zurück, bemächtigte sich derWeißenburger Linien, entsetzteLandau und nahmLauterburg ein. Im Februar 1794 erhielt er denOberbefehl über sämtliche Streitkräfte in denNiederlanden, erkämpfte am 26.–29. April die Siege von Montcastel undMenen, schlug die Österreicher unterFriedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld undFriedrich August, Herzog von York und Albany am 18. Mai beiCourtrai und im Juni beiRoeselare undHooglede. NachJean-Baptiste de Jourdans Sieg beiFleurus überschritt Pichegru dieSchelde, nahmBrügge,Ostende,Gent undOudenaarde, ging am 18. Oktober mit 40.000 Mann über dieMaas, eroberte am 27. Dezember, durch den Frost unterstützt, die Insel Bommel und drang, von den holländischen Patrioten als Befreier begrüßt, Anfang 1795 siegreich in die Niederlande ein.
Im März 1795 als Stadtkommandant nachParis berufen, unterdrückte er hier am 1. April den Volksaufstand der Vorstädte, kehrte aber dann zur „Armée du Rhin“ zurück und eroberteMannheim. Hier traf er auf Vermittlung des Emigranten de Montgaillard aufLouis Fauche-Borel, einen Buchhändler ausNeufchâtel in der Schweiz und Agenten derBourbonen, der Pichegru im Namen desPrinzen Condé große Versprechungen machte, wenn er dieBourbonen auf den französischen Thron zurückführe.
Adolphe Thiers (1797–1877), französischer Historiker, liberal-konservativer Minister und Staatspräsident, beschrieb um 1820 die Hintergründe so: Condé, dessenArmee der Emigranten von der britischen Regierung finanziell unterhalten wurde, wurde von den Engländern aufgefordert, Pichegru mit seiner Armee zu einem Fahnenwechsel zu veranlassen. Pichegrus allgemein bekannte Neigung zu einem üppigen Lebensstil – der mit der kargen republikanischen Bezahlung nicht möglich war[5] – sollte mit 1 Million Francs, demSchloss Chambord samt dessen Park, der Marschallwürde und dem Gouvernement des Elsass belohnt werden. Seine Frau und seine Kinder sollten eine fortwährende Jahresrente von 200.000 Francs erhalten. In der Rheinarmee sollten alle Offiziere ihre Dienstgrade behalten. Den sich ergebenden Platzkommandanten wurden Pensionen und ihren Städten die Abgabenfreiheit auf fünfzehn Jahre zugesichert. Als Gegenleistung sollte Pichegru dafür dieFestung Hüningen am Rhein öffnen, den Österreichern übergeben und den Prince de Condé mit seiner und der Rheinarmee nach Paris führen.
Nach Thiers wollte Pichegru weder eine Übergabe der Festung Hüningen noch die der Rheinarmee verhandeln, sondern nur eine Beteiligung ausgewählter Offiziere seines Stabes. Möglicherweise hatte Pichegru nicht ernstlich vor, auf das Angebot einzugehen, und verzögerte mit Änderungswünschen und Gegenforderungen die Verhandlungen, bis sie am Ende abgebrochenen wurden.[6]
Von nun an betrieb Pichegru die Operationen so nachlässig, dass er den Ertrag aus den französischen Siegen zu mindern schien und dadurch der Regierung verdächtig wurde. Das neueDirektorium übertrug ihm daher einenGesandtschaftsposten inSchweden. Pichegru nahm diesen Posten aber nicht an, sondern zog sich in das ehemaligeKloster Bellevaux etwa 70 km nördlich seiner Geburtsstadt Arbois zurück. 1797 wurde er nach demStaatsstreich des 18. Fructidor (4. September) als Mitglied und Präsident desRats der Fünfhundert verhaftet und zurDeportation nachCayenne verurteilt. Von hier entkam er im Juni 1798 mit sieben Gefährten nachParamaribo, ging nachEngland, schloss sich 1799 dem österreichisch-russischen Heer unterAlexander Michailowitsch Rimski-Korsakow an, lebte einige Zeit in Deutschland und kehrte dann nach England zurück.
Nachdem er seine früheren Verbindungen mit den Bourbonen wieder aufgenommen hatte, entwarf er mitGeorges Cadoudal den Plan, denErsten Konsul zu ermorden. Verkleidet begaben sich beide 1804 nach Paris, wo Pichegru mitJean-Victor Moreau Verbindungen anknüpfte. Am 28. Februar wurde er jedoch verhaftet.
Bevor sein Prozess zur Entscheidung kam, fand man ihn am 5. April 1804 in seinem Kerker imTemple an seinem Halstucherhängt. Ob durch eigene Hand oder auf Befehl Bonapartes blieb ungeklärt.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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François Lamarque | Präsident des Rates der 500 20. Mai1797–18. Juni1797 | Pierre-François Henry La Rivière |
Personendaten | |
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NAME | Pichegru, Jean-Charles |
KURZBESCHREIBUNG | französischer General der Revolutionskriege |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1761 |
GEBURTSORT | Arbois,Franche-Comté |
STERBEDATUM | 5. April 1804 |
STERBEORT | Paris |