Mit etwa 127 Mio. Sprechern und einem Sprecheranteil von 2,4 % an der Weltbevölkerung steht Japanisch in derListe der meistgesprochenen Sprachen auf Rang 13. Außerhalb Japans wird es hauptsächlich im Einwanderungsland USA (ca. 200.000 Sprecher auf demnordamerikanischen Festland, ca. 220.000 Sprecher aufHawaii) und inSüdamerika (ca. 380.000 Sprecher, vor allem in Brasilien) gesprochen. Dies ist vor allem auf die drei großen Auswanderungswellen am Ende des19. Jahrhunderts bis Mitte des20. Jahrhunderts zurückzuführen.
Nach einer Berechnung sind 5,1 % allerWebsites auf Japanisch verfasst (Stand 2025).[1] Trotz dieses hohen Anteils an Sprechern gilt Japanisch nicht als eineWeltsprache, da deren 127 Mio. Sprecher nahezu ausnahmslos Muttersprachler sind (Vergleich: Deutsche Muttersprachler 105 Millionen, Zweitsprachler aber bis zu 80 Millionen), die japanische Sprache also relativ zu den Weltsprachen nur wenigeZweitsprachler hat und damit lokal aufJapan und die Japaner begrenzt bleibt. Diejapanische Minderheit inMikronesien stammt von Einwanderern während der Kolonialzeit ab, welche allerdings auch nur noch teilweise das Japanische ihrer Vorfahren beherrscht.
Karte der japanischen Dialekte und Akzentschemata (blau: Tokio-Akzent (Standardakzentmuster), orange: Kyōto-Ōsaka-Akzent, weiß: akzentlos)
Das Japanische besteht auch aus einer Vielzahl von Dialekten, die aufgrund der Besiedelung abgelegener Landstriche in der gebirgigen Landschaft des Archipels, der politischen Zersplitterung und damit des begrenzten sprachlichen Austausches der Menschen aus verschiedenen Regionen entstanden sind. Die lange Geschichte der inneren und äußeren Abschottung Japans trugen ebenfalls zur Entstehung dieser sprachlichen Diversität bei. Dialekte unterscheiden sich in ihrem Akzent, ihrerFlexion, im Vokabular und auch im Gebrauch von Partikeln. In einigen wenigen Dialekten weicht auch das Inventar an Vokalen und Konsonanten von der Standardsprache ab.
Bei japanischen Dialekten wird grob zwischen den östlichen Dialekten des Tokio-Typs (東京式Tōkyō-shiki) und den westlichen Dialekten des Kyoto-Osaka-Typs (京阪式Keihan-shiki) unterschieden. Letztere werden hauptsächlich in der Zentralregion gesprochen, die sich grob aus der RegionKansai, der InselShikoku und dem WestenHokurikus zusammensetzt. In jeder dieser beiden Hauptgruppen gibt es zahlreiche Untergruppierungen.
Die Dialekte aus den Randgebieten, beispielsweise ausTōhoku oderKagoshima, können für Sprecher aus anderen Landesteilen unverständlich sein. Darüber hinaus existieren in Bergdörfern und auf isolierten Inseln auch Sprachinseln wie auf der InselHachijō-jima, deren Dialekt sich auf die östliche Variante desAltjapanischen zurückführen lässt. Hingegen werden die Dialekte derKansai-Region von vielen Japanern gesprochen oder verstanden, und speziell der Dialekt ausŌsaka wird mit Unterhaltung assoziiert (sieheKansai-Dialekt). Im Gegensatz dazu werden die Dialekte aus Tōhoku und der nördlichenKantō Region als typische Bauerndialekte angesehen.
DieRyūkyū-Sprachen, die in der PräfekturOkinawa und auf den Amami-Inseln der PräfekturKagoshima gesprochen werden, sind derart verschieden, dass sie als eigener Zweig derjaponischen Sprachen betrachtet werden: Sie sind nicht nur für Muttersprachler des Japanischen, sondern auch untereinander unverständlich. Aus politischen Gründen werden sie aber entgegen der linguistischen Meinung oft als Dialekte des Japanischen betrachtet.
Historisch wurde auch auf derKoreanischen Halbinsel eine japonische Sprache gesprochen, die ebenfalls als eigene Sprache und nicht als Dialekt des heutigen Japanisch gilt.[2]
Die japanische Hochsprache, welche sich aus dem in Tokio gesprochenen Dialekt ableitet, ist aufgrund der Verbreitung durch das Bildungssystem, des Gebrauchs in denMassenmedien, einer zunehmenden Durchmischung der japanischen Bevölkerung und der wirtschaftlichen Eingliederung im ganzen Land verbreitet.
Die Sprachen der Japanisch-Ryūkyū-Familie werden auf ein hypothetisches Proto-Japonisch zurückgeführt, auf dem die heutigen Sprachen (oder Dialekte) basieren. Das Proto-Japonische soll seinen linguistischen Ursprung im südöstlichen China beziehungsweise östlichen China haben. Spätestens seit 1500 v. Chr. soll das Japonische in der heutigen Koreanischen Halbinsel präsent gewesen sein, wo es von den Menschen derMumun-Kultur gesprochen wurde. Ab 300 v. Chr. wanderten Proto-Koreaner von der Mandschurei aus in die Halbinsel ein und lösten dieYayoi-Migration nach Japan aus. Die verbliebenen Proto-Japaner lebten parallel zu den neu angekommenen Proto-Koreanern und wurden langsam assimiliert.[3][4][5][6][7][8]
Die japonischen Sprachen werden allgemein als eigene Sprachfamilie ohne weitere Verwandte angesehen. Dennoch gibt es einige Hypothesen bezüglich einer weiterenVerwandtschaft. Keine davon wird von heutigen Experten anerkannt.[2]
Das erste Problem ist, dass das älteste erhaltene japanische Schriftzeugnis, dasKojiki, erst aus dem 8. Jahrhundert nach Christus stammt, d. h. etwa aus der Zeit der frühesten altaischen Schriftzeugnisse (Orchon-Runen,Kitan-Schrift). Alle Erkenntnisse über die japanische Sprachgeschichte vor diesem Zeitpunkt sind daher linguistische Rekonstruktionen oder Übertragungen aus archäologischen oder genetischen Untersuchungen.
Das zweite Problem ist, dass das Japanische zwar morphologisch und syntaktisch auffallende Ähnlichkeiten mit demKoreanischen und denaltaischen Sprachen besitzt (einzig die nordtungusischen Sprachen verhalten sich syntaktisch anders), aber keine lexikalen Übereinstimmungen existieren. Dies lässt viele Linguisten grundsätzlich an der genetischen Verwandtschaft zweifeln, allerdings werden von den meisten Altaizisten die koreanische und japanische Sprache als frühere Abspaltungen von einer gemeinsamen Protosprache (Makro-Altaisch) aufgefasst als die spätere Aufspaltung des Altaischen in die türkischen, mongolischen und tungusischen Sprachen. Alle diese Sprachen haben als wichtigstes gemeinsames Merkmal, dass sieagglutinierende Sprachen sind.
Einige Forscher unterstützen die Verwandtschaft zu denaustronesischen Sprachen, mit denen das Japanische starke Ähnlichkeiten im Lautsystem (der Phonologie) aufweist. Dabei weistAltjapanisch aber auf dem Gebiet der Morphologie und Phonetik auch Ähnlichkeiten mit anderen südostasiatischen Sprachen auf.[11][12]
Neuere Erkenntnisse unterstützen den Ursprung des Japanischen im südlichen China, jedoch werden Ähnlichkeiten mit den Austronesischen oderTai-Kadai-Sprachen auf Sprachkontakt zurückgeführt.[3]
Die japanische Sprache ist weitgehend eigenständig entstanden. Zwar entspricht ihregrammatische Strukturtypologisch demAltaischen und dem Dravidischen (Agglutination, Wortstellung), die Lautstruktur ist jedoch eher mit typischenaustronesischen Sprachen zu vergleichen (wenige Konsonantenverdoppelungen, nur ein stimmhafter Endkonsonant „-n“). Eine Besonderheit stellen die zahlreichen strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen dem Koreanischen und dem Japanischen dar. Diese beiden Sprachen haben oft bis ins Detail Übereinstimmungen in der Bildung einer grammatischen Struktur oder Folge von Partikeln etc., jedoch so gut wie keine Gemeinsamkeiten im Wortschatz, von einigen landwirtschaftlichen Begriffen oder chinesischen Lehnwörtern abgesehen. Gerade dies verdeutlicht noch einmal die Schwierigkeit, das Japanische einer größeren Sprachfamilie zuzuordnen.
Dasjapanische Schriftsystem verwendet diechinesischen Schriftzeichen (Kanji) sowie zwei davon abgeleitete Silbenschriften (Kana),Hiragana (für den indigenen Wortschatz) undKatakana (für neuere Lehnwörter). Mit der Schrift wurden auch viele chinesische Begriffe ins Japanische übernommen. Doch in Aussprache und Grammatik unterscheiden sich Japanisch und Chinesisch grundlegend: Anders als die chinesischen Sprachen ist das Japanische keineTonsprache und kennt auch weniger Konsonanten. Daher ist sein Silbenvorrat mit rund 150 Silben im Vergleich zu den (unter Berücksichtigung der Töne) rund 1600 des Chinesischen viel geringer. In der Grammatik ist Japanisch, im Gegensatz zu denisolierenden chinesischen Sprachen, eineagglutinierende Sprache, besitzt also eine Vielzahl von grammatischenSuffixen – so genanntenPartikeln und Funktionalnomina –, die eine vergleichbare Funktion wie dieFlexionen,Präpositionen undKonjunktionen der europäischen Sprachen haben.
Noch im heutigen Japanisch werden „altjapanische“ und chinesische Elemente voneinander abgegrenzt. Bei den Schriftzeichen wird zwischen音読み(On-yomi) und訓読み(Kun-yomi) unterschieden.On-yomi ist die sinojapanische Lesung, eine Übertragung der chinesischen Lesung (meist aus derSong- oderTang-Zeit) in den Lautvorrat des Japanischen, bei derKun-yomi wurde ein „urjapanisches“ Wort mit der Bedeutung des Schriftzeichens verbunden. Einige Lautfiguren finden sich nur in jeweils einem der beiden Bereiche. Aus dem Chinesischen stammende japanischeVerben undAdjektive, die wie alle chinesischen Wörter nicht flektierbar sind, funktionieren auch grammatikalisch anders als ihre flektierbaren „urjapanischen“ Gegenstücke.
Im Japanischen werden die fünfvokalischenPhoneme /a, i, u, e, o/ unterschieden. /a/ wird als[a] oder[ɑ], /e/ als[e] oder[ɛ], /o/ als[o] oder[ɔ], /u/ als[ɯ] und /i/ als[i] realisiert. Das japanische /u/,[ɯ], ist dieungerundete Entsprechung des („langen“) deutschen /u/[u]. /e/ und /o/ werden tendenziell als kurze Vokale offen, als lange geschlossen ausgesprochen.
Langvokale undDiphthonge können als zwei aufeinander folgende Vokale betrachtet werden. Bei vorangehendem Vokal tendieren /i/ und /u/ dazu, schwächer als[j] und[w] artikuliert zu werden. Diese beiden Phoneme werden zwischen stimmlosen Konsonanten oder am Wortende oft völlig abgeschwächt und dann als devokalisierte (stumme) Vokale[i̥] und[ɯ̥] realisiert, beispielsweiseしています (shite imasu: „tut gerade“) als[ɕi̥teimasɯ̥].
Die beiden Halbvokale[j] und[ɰ] sind in ihrer Verteilung eingeschränkt.[j] kommt nur vor /a,u,o/ vor,[ɰ] nur vor /a/, weshalb es im heutigen Japanischen auch nur noch für diese Halbvokal-Vokalverbindungen entsprechende Kanazeichen gibt:や/ja/,ゆ/ju/,よ/jo/ undわ/wa/. Die Kanaを, die ursprünglich für/wo/ stand, wird im modernen Standardjapanisch immer als/o/ realisiert und nur noch für die Akkusativpartikel benutzt. Nur in modernen, meist aus dem Englischen entlehnten Fremdwörtern kann/j/ auch vor/e/ und/w/ auch vor/e, i/ (nicht vor/u/) vorkommen.
vor /i/ oder mit folgendem /j/; am Wortanfang auch [ʥ]
時期 /ziki/ = [ʑiki] oder [ʥiki] „Periode“
[z]
sonst; am Wortanfang auch [ʣ]
蔵相 /zoosyoo/ = [zoːɕoː] oder [ʣoːɕoː] „Finanzminister“
/t/
[ʨ]
vor /i/ oder mit folgendem /j/
地中 /tityuu/ = [ʨiʨɯː] „in der Erde“
[ʦ]
vor /u/
つつ /tutu/ = [ʦɯʦɯ] „Rohr“
[t]
sonst
多々 /tata/ = [tata] „viel“
/d/
[ʑ]
vor /i/ oder mit folgendem /j/
ぢゃ /dya/ = [ʑa] „Tja!“
[z]
vor /u/
続く /tuzuku/ = [ʦɯzɯkɯ] „dauern“
[d]
sonst
同大 /doodai/ = [doːdaj] „selbe Größe“
/h/
[ç]
vor /i/ oder mit folgendem /j/
表皮 /hyoohi/ = [çɔːçi] „Oberhaut“
[ɸ]
vor /u/
夫婦 /huuhu/ = [ɸɯːɸɯ] „Ehepaar“
[h]
sonst
方法 /hoohoo/ = [hoːhoː] „Methode“
/ɴ/
[m]
vor /m, b, p/
散歩 /saɴpo/ = [sampɔ] „Spaziergang“
[ŋ]
vor /k,g/
参加 /saɴka/ = [sɑŋka] „Teilnahme“
[ɴ]
im Auslaut
自然 /sizeɴ/ = [ɕizɛɴ] „Natur“
[~]
vor /s, h, j, w/ und Vokalen, Nasalisierung des vorangehenden Vokals
繊維 /sen'i/ = [sɛ̃i] „Faser“
[n]
sonst
洗濯 /sentaku/ = [sɛntakɯ] „Wäsche“
Die Allophone zum Phonem /ɴ/ (auch als /N/ oder /ñ/ geschrieben) beziehen sich auf den mit derKanaん geschriebenenSilbenschlussnasal. Dieses Phonem steht in Opposition zu dem mit den Kana aus der n-Reihe geschriebenen /n/, das immer als [n] realisiert wird: /tani/ [tani] ‘Tal’ vs. /taɴi/ [tãi] ‚(Maß)einheit‘.
Japanische Wörter lassen sich in jeweils gleich lange Einheiten, sogenannteMoren, aufteilen. Jede Mora besteht aus einem Vokal, einem Halbvokal (=y oderw) + Vokal, einem Konsonanten + Vokal oder einempalatalisierten Konsonanten (ky,sh,ch usw.) + Vokal (sieheyōon). Darüber hinaus bilden der Silbenschlussnasalん (der als einzelne Mora zählt), die Längung eines Vokals und die silbenschließenden Konsonanten eine Mora. Das WortNissan besteht damit aus zwei Silben, aber vier Moren: Ni-s-sa-n. In den japanischen Silbenschriften (Hiragana undKatakana) wird jede Mora durch ein Zeichen dargestellt:
Vokale
yōon
あa
いi
うu
えe
おo
(ya)
(yu)
(yo)
かka
きki
くku
けke
こko
きゃkya
きゅkyu
きょkyo
さsa
しshi
すsu
せse
そso
しゃsha
しゅshu
しょsho
たta
ちchi
つtsu
てte
とto
ちゃcha
ちゅchu
ちょcho
なna
にni
ぬnu
ねne
のno
にゃnya
にゅnyu
にょnyo
はha
ひhi
ふfu
へhe
ほho
ひゃhya
ひゅhyu
ひょhyo
まma
みmi
むmu
めme
もmo
みゃmya
みゅmyu
みょmyo
やya
ゆyu
よyo
らra
りri
るru
れre
ろro
りゃrya
りゅryu
りょryo
わwa
(ゐwi)
(ゑwe)
をo (wo)
んn
がga
ぎgi
ぐgu
げge
ごgo
ぎゃgya
ぎゅgyu
ぎょgyo
ざza
じji
ずzu
ぜze
ぞzo
じゃja
じゅju
じょjo
だda
ぢ(ji)
づ(zu)
でde
どdo
ぢゃ(ja)
ぢゅ(ju)
ぢょ(jo)
ばba
びbi
ぶbu
べbe
ぼbo
びゃbya
びゅbyu
びょbyo
ぱpa
ぴpi
ぷpu
ぺpe
ぽpo
ぴゃpya
ぴゅpyu
ぴょpyo
In der Tabelle sind die Moren einer Reihe immer mit demselben Konsonanten bzw. Halbvokal gebildet, die Moren einer Spalte mit demselben Vokal.
Zudem verdeutlicht die Tabelle gut die Allophone der jeweiligen Konsonanten.
Das Japanische besitzt einen melodischenAkzent (vgl.Wortakzent), bei dem die Betonung nicht wie im Deutschen durch eine größere Lautstärke und Intensität, sondern durch eine Veränderung der Tonhöhe erfolgt. Das Japanische ist jedoch keineTonsprache, da Wörter keinen festgelegten, bedeutungstragenden Ton besitzen, wie in typischen Tonsprachen üblich (z. B.Chinesisch,Vietnamesisch,Thai).Der Akzent variiert allerdings von Dialekt zu Dialekt und teilweise innerhalb eines Dialekts regional, wobei die Dialekte von Nordost-Kantō, Süd-Tōhoku und Zentral-Kyūshū eine akzentlose Aussprache (mu-akusento) verwenden. Im Folgenden wird daher, sofern nicht anderes angegeben, der Akzent der japanischen Hochsprache betrachtet.
Die Tonhöhe ist im Japanischen nicht einzelnen Silben zugeordnet, sondern den oben beschriebenenMoren, die gleichmäßige metrische Maßeinheiten darstellen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass jedes Kana auch eine einzelne More darstellt, wobei nur die kleinenゃ,ゅ undょ keine eigene More bilden, sondern mit dem vorangehenden Kana eine More bilden.
Der (hier nur in Kana geschriebene) Satzはじめにそういってくれればだれもしんぱいしないのに (InHepburn transkribiert:Hajime ni sō itte kurereba dare mo shinpai shinai noni, „Hättest du das gleich zu Anfang gesagt, hätte sich keiner Sorgen zu machen brauchen“) lässt sich demnach wie folgt in Moren einteilen:
ha | ji | me | ni | so | o | i | t | te | ku | re | re | ba | da | re | mo | shi | n | pa | i | shi | na | i | no | ni
Jede dieser Moren ist entweder hoch oder tief.
In der Standardsprache werden zwei Akzenttypen unterschieden, der unmarkierte und der markierte.
Dieletzte hochtonige More innerhalb des Satzgliedes gilt als markiert, alle folgenden Moren sind tieftonig. Wenn nicht die erste More auch die letzte (einzige) hohe More ist, ist auch sie im markierten Akzent immer tief. Alle Moren von der zweiten bis zur markierten sind auf jeden Fall hochtonig.
Man unterscheidet wiederum drei Markierungstypen:
fallender Akzent: Die erste More ist markiert. 命がínochi=ga „das Leben“: H-T-T=T
steigender Akzent: Die letzte More desWortes (nicht des Satzgliedes) ist markiert. お正月にoshōgatsú=ni „an Neujahr“: T-H-H-H-H=T
steigend-fallender Akzent: weder die erste noch die letzte More sind markiert, also alle verbleibenden Möglichkeiten お巡りさんがomáwarisan=ga = „der Schutzmann“: T-H-T-T-T-T=T
Bestimmte, ansonstenhomophone Wörter kann man so durchaus anhand ihrer Akzentmarkierung unterscheiden. Ein Beispiel hierfür wären日が („der Tag“) und火が („das Feuer“). Beide werdenhi=ga ausgesprochen, im ersten Fall ist der Akzent T=H (unmarkiert), im zweiten H=T (fallend).
Da aberFlexion, Betonung, Sprechgeschwindigkeit oder auch dialektale Varianzen (einige Dialekte, wie der inKumamoto, sind gar akzentlos) ohnehin zu Verschiebungen der Akzentmarkierung führen, wird im Japanischunterricht der Akzent in der Regel nicht unterrichtet, er ist keinnotwendiges Mittel zur Bedeutungsunterscheidung.
Korrekte Akzentuierung ergibt sich für Ausländer am ehesten durch die Nachahmung der typischen Sprachmelodie.
Das Japanische ist eineagglutinierende Sprache. Grammatische Formen werden gebildet, indem die Endung der Verben erweitert oder verändert wird; andere Satzteile werden durch Partikeln modifiziert.
Nomina sind im Japanischen nicht veränderbar; ihre Funktion im Satz wird mit Hilfe von angehängten Partikeln markiert. Japanisch kennt im Gegensatz zum Deutschen kein grammatischesGenus (Geschlecht), keineArtikel und keinenPlural (Mehrzahl).
In der japanischen Sprache werdenKasus (Fälle) und Präpositionen durchPartikeln ausgedrückt, die an das Nomen angefügt werden. Angegeben sind in etwa die deutschen Entsprechungen:
eki ga
der/ein Bahnhof (Subjekt, den Bahnhof betreffend, wenn nichtSatzthema)
eki wa
der/ein Bahnhof (Subjekt, den Bahnhof betreffend oder direktes Objekt, wenn Satzthema)
eki no
des/eines Bahnhofes (oder den Bahnhof betreffend, besitzanzeigend für Bahnhof)
eki ni
dem/einem Bahnhof oder (zu dem/einem, auf dem/einem, in dem/einem) und in Richtung (ähnlich he). Ort eines Gegenstandes.
eki (w)o
den/einen Bahnhof (direktes Objekt, wenn nicht Satzthema)
eki (h)e
in Richtung des/eines Bahnhofs
eki de
in dem/einem Bahnhof (Instrumental oder Lokativ: Ort einer Handlung)
Seit dem3. Jahrhundert übernahm das Japanische zusammen mit derchinesischen Schrift zahlreiche chinesischeLehnwörter, die an die japanische Aussprache angepasst wurden. Ein großer Teil des heutigen japanischenWortschatzes besteht aus diesen angeglichenen Begriffen.
Mit der Ankunft desJesuitenFrancisco de Xavier 1549 begannen die direkten europäisch-japanischen Kulturkontakte. Bis 1639 fand der Austausch vorwiegend über portugiesische Missionare und Kaufleute statt, was zur Übernahme einiger portugiesischer Vokabeln führte. Dazu gehören beispielsweisepan (パン, vonpão, dt. „Brot“),botan (ボタン, vonbotão, dt. „Knopf“) odertempura (テンプラ, in Backteig frittiertes Gemüse und Fisch, von lateinischtempora, [Fasten]zeiten).
Seit 1609 unterhielt dieNiederländische Ostindien-Kompanie eine Handelsniederlassung in Japan – zunächst inHirado. Nach der Vertreibung aller anderen Europäer wurde die Station dann 1641 nachNagasaki verlegt. Bis ins 19. Jahrhundert fand der Austausch mit dem Westen durch das Medium der niederländischen Sprache statt, was auch sprachliche Auswirkungen hatte:kōhī (vonkoffie, dt. „Kaffee“).
Wie in China gab man diese fremden Termini phonetisch mithilfe chinesischer Schriftzeichen wieder, z. B.珈琲(kōhī), doch findet sich schon in Handschriften des 17. Jahrhunderts die heute dominierende Verwendung der SilbenschriftKatakana.
Mit der Öffnung des Landes 1853 und dem Beginn derMeiji-Zeit 1868 strömte eine Fülle neuer Konzepte und Termini ins Land, die teils in der Form von Lehnwörtern, teils aber auch in der Form vonLehnübersetzungen in den Wortschatz eingegliedert wurden: z. B.minshushugi (民主主義, Demokratie),jidōsha (自動車, Automobil),tetsudō (鉄道, Eisenbahn). Einige dieser mit chinesischen Zeichen geschriebenen Lehnübersetzungen fanden auch Eingang in die chinesische Sprache.
Andere Wörter wurden phonetisch übertragen. Ihr Anteil an der japanischen Sprache beträgt mittlerweile ca. 10–15 % und variiert je nach Sachgebiet. Zur Wiedergabe nutzt man heute nahezu ausschließlich dieSilbenschriftKatakana, die sich mit Ausnahme von 'n' allerdings nicht dazu eignet, einzelne Konsonanten darzustellen. So wird 'k' stets als 'ka', 'ki', 'ku', 'ke' oder 'ko' geschrieben, z. B. im Falle des deutschen Wortes „Kranke“ alskuranke. Dazu kommen Unterschiede im Phonemsystem, die beispielsweise dazu führen, dass 'l' und 'r' mit denselben Silbenzeichen ('ra', 'ri', 'ru', 're', 'ro') dargestellt werden, weil das Japanische keine Trennung dieser Phoneme kennt. Zuweilen findet man auch andere Lösungen. So wird „tower“ (Turm) alsタワーtawā, „towel“, Handtuch dagegen alsタオルtaoru geschrieben und gesprochen.
Lange Fremdwörter werden gerne verkürzt. So ist aus dem englischenpersonal computer das Wortpasokonパソコン geworden,rabuhoラブホ steht fürLove Hotel.
Auchdeutsche Lehnwörter sind im Japanischen zu finden (z. B.arubaitoアルバイト vonArbeit, im Sinne vonTeilzeitjob). Von Mitte des 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein orientierte sich die japanische Medizin an der deutschen. In der Ärzteausbildung und der klinischen Praxis wimmelte es daher von deutschen Vokabeln, von denen sich einige in der Alltagssprache festgesetzt haben, und die Krankenberichte wurden auf Deutsch in lateinischer Schrift geschrieben. Daher haben sich vor allem in der Medizin viele Begriffe erhalten (z. B.karuteカルテ, Patientenkarte). Auch in der Philosophie (z. B.geshutarutoゲシュタルト, Gestalt;idēイデー, Idee) und beim Bergsteigen (z. B.shutaikuaizenシュタイクアイゼン, Steigeisen,ēderuwaisuエーデルワイス, Edelweiß) finden sich deutsche Lehnwörter; Recht und Militärwesen sind weitere Bereiche.[13]
Seit Mitte des19. Jahrhunderts übernimmt das Japanische große Mengen von Wörtern aus demEnglischen, die meisten Begriffe des „modernen Lebens“ fallen im heutigen Japanisch in diese Kategorie. Insbesondere sind dabei die Bereiche Wirtschaft, Technik, Computer, Popkultur, Medien und Werbung zu nennen.
Wie in allen Sprachen beobachtet man auch im Japanischen oft einen Bedeutungswandel der übernommenen Termini. Darüber hinaus gibt es im Japanischen zahlreicheScheinanglizismen (z. B.naitā(nighter), Baseballspiel spätabends).
subete no ningen wa, umarenagara ni shite jiyū de ari, katsu, songen to kenri to ni tsuite byōdō de aru. ningen wa, risei to ryōshin to o sazukerarete ori, tagai ni dōhō no seishin o motte kōdō shinakereba naranai.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
大野晋 日本語の起源 (Ōno Susumu: Nihongo no kigen = Die Entstehung der japanischen Sprache), Tokyo 1957.
Association for Japanese-Language Teaching:Japanisch im Sauseschritt 1 Universitätsausgabe mit Kana und Kanji. Doitsu Center Ltd., Tokyo 2002,ISBN 4-9900384-5-2 (offiziell an den deutschen Volkshochschulen verwendetes Lehrbuch).
Jonathan Bunt:The Oxford Japanese Grammar and Verbs. Oxford University Press, Oxford 2003,ISBN 0-19-860382-7.
Detlef Foljanty, Hiroomi Fukuzawa:Japanisch intensiv. (3 Bände). 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1998,ISBN 978-3-87548-137-2.
Bruno Lewin:Abriß der japanischen Grammatik auf der Grundlage der klassischen Schriftsprache. Harrassowitz, Wiesbaden 1959.
Roy Andrew Miller:Die japanische Sprache. 2., unveränderte Auflage. Iudicium Verlag, München 2000,ISBN 3-89129-484-0.
Keiichiro Okutsu, Akio Tanaka:Japanisch. Eine Einführung in Grammatik und Wortschatz. (日本語への招待) In:TheJapan Foundation,国際交流基金Kokusai Kōryū Kikin (Hrsg.) 1., Auflage. Julius Groos Verlag, Tübingen 2013,ISBN 978-3-87276-883-4 (übersetzt und bearbeitet v. Hansbert Bertsch).
Jens Rickmeyer:Japanische Morphosyntax. Julius Groos Verlag, 1995 Heidelberg,ISBN 3-87276-718-6.
Eriko Sato:Japanese Demystified. 2. Auflage. McGraw Hill, New York 2013,ISBN 978-0-07-179771-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, gute Einführung in die japanische Sprache und Schrift für Anfänger).
Japanisch und Koreanisch:
Barbara E. Riley:Aspects of the Genetic Relationship of the Korean and Japanese Languages. Ph. D. Thesis, University of Hawaii, 2003.
Japanisch und die Sprache von Koguryo:
Christopher I. Beckwith:Koguryo – The Language of Japan’s Continental Relatives. 2. Auflage. Brill, Leiden u. Boston 2007,ISBN 978-90-474-2028-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑abAlexander Vovin:Origins of the Japanese Language. In:Oxford Research Encyclopedia of Linguistics. 26. September 2017,doi:10.1093/acrefore/9780199384655.013.277 (englisch).
↑abAlexander Vovin:Out of Southern China? (academia.edu [abgerufen am 21. Juli 2019]).
↑RECONSTRUCTING THE LANGUAGE MAP OF PREHISTORICAL NORTHEAST ASIA - Juha Janhunen Studia Orientalia 108 (2010)
↑Sean Lee, Toshikazu Hasegawa:Bayesian phylogenetic analysis supports an agricultural origin of Japonic languages. In:Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.Band278,Nr.1725, 22. Dezember 2011,ISSN0962-8452,S.3662–3669,doi:10.1098/rspb.2011.0518,PMID 21543358,PMC 3203502 (freier Volltext).
↑Alexander Vovin:From Koguryo to Tamna: Slowly riding to the South with speakers of Proto-Korean Korean Linguistics. 15 (2), 2013, S. 222–240.
↑John Whitman:Northeast Asian Linguistic Ecology and the Advent of Rice Agriculture in Korea and Japan. In:Rice.Band4,Nr.3, 1. Dezember 2011,ISSN1939-8433,S.149–158,doi:10.1007/s12284-011-9080-0.
↑J. Marshall Unger:The role of contact in the origins of the Japanese and Korean languages. University of Hawaii, Honolulu 2009
↑Alexander Vovin:Proto-Japanese beyond the accent system. In:Current Issues in Linguistic Theory. 2009 (academia.edu [abgerufen am 7. Februar 2017]).
↑Ian Joo:Phonological Areas in Eurasia. Hrsg.: The Hong Kong Polytechnic University. Februar 2024,S.67.
↑Javanese influence on Japanese – Languages of the World. In:Languages of the World. 9. Mai 2011 (languagesoftheworld.info [abgerufen am 25. Juli 2018]).
↑Alexander Vovin:Is Japanese Related to Austronesian? In:Oceanic Linguistics.Band33,Nr.2, 1994,S.369–390,doi:10.2307/3623134,JSTOR:3623134.