James Arthur „Jim“ Lovell, Jr. (*25. März1928 inCleveland,Ohio) ist ein ehemaligerUS-amerikanischerNASA-Astronaut. Er gehörte zur Besatzung vonApollo 8, dem ersten bemannten Raumflug zum Mond, und war Kommandant des FlugsApollo 13, der wegen einer Explosion auf dem Weg zum Mond abgebrochen werden musste.
Lovell studierte an derUniversity of Wisconsin Maschinenbau und an derUnited States Naval Academy Naturwissenschaften und Ingenieurwesen und schloss diese Studien 1952 mit einemBachelor of Science ab. Seine Abschlussarbeit befasste sich mit dem Thema des Raketenfluges im interplanetaren Raum. Er diente bei derUS-Marine als Pilot, bevor er die Testpilotenschule inPatuxent River,Maryland, besuchte. Von 1958 bis 1962 diente er bei der amerikanischen Marine als Testpilot.
Während dieser Zeit nahm er auch an den NASA-Tests für zukünftigeAstronauten teil. Er kam in die engere Wahl, schaffte es aber nicht zu denMercury Seven, die für dasMercury-Programm ausgewählt wurden.
1952 heiratete erMarilyn Lilli Gerlach (1930–2023), deren Vater in Milwaukee einen Süßwarenladen betrieb. Später benannte er einen Gipfel derMontes Secchi nach ihr. Das Paar blieb bis zu ihrem Tod zusammen. Sie hatten zwei Söhne und zwei Töchter, 11 Enkel, und sieben Urenkel.[1] Seit dem Tod seines Apollo-8-KollegenFrank Borman am 7. November 2023 ist Lovell der älteste lebende Raumfahrer der Welt, seit dem Tod vonBill Anders am 7. Juni 2024 zudem das letzte lebende Mitglied der Apollo-8-Besatzung.
Als die NASA eine zweite Astronautengruppe suchte, bewarb sich Lovell erneut und wurde dieses Mal akzeptiert. Am 17. September 1962 wurde er mit der zweiten Astronautengruppe der Öffentlichkeit vorgestellt. Als Spezialgebiet während der Ausbildung wurde ihm die Bergung der Landekapsel nach derWasserung übertragen.
Seine erste Einteilung zu einem Raumflug erhielt er im Juni 1965: Er wurde als Ersatzpilot fürGemini 4 eingeteilt. WäreEdward White ausgefallen, hätte Lovell als erster Amerikaner sein Raumschiff in der Erdumlaufbahn für einenWeltraumausstieg verlassen.
Am 1. Juli 1965 wurde er als Pilot fürGemini 7 nominiert. Am 4. Dezember 1965 startete er zusammen mitFrank Borman zu diesem Langzeitflug. Mit 14 Tagen Aufenthalt im All stellten die beiden einen neuen Rekord auf, der erst im Juni 1970 mit 17 Tagen von der Besatzung dessowjetischen RaumschiffesSojus 9 gebrochen wurde.
Als nach dem tödlichen Flugzeugabsturz der AstronautenElliot See undCharles Bassett im März 1966 die Mannschaftszuteilungen der Gemini-Flüge neu geplant wurden, erhielt Lovell den Posten als Ersatzkommandant vonGemini 9. BeiGemini 8 im März und bei Gemini 9 im Juni 1966 arbeitete Lovell als Verbindungssprecher (Capcom) in der Flugleitzentrale inHouston.
Kurz nach der Landung von Gemini 9, am 17. Juni 1966, erhielt Lovell dann die Nominierung für seinen zweiten Weltraumflug und sein erstes eigenes Kommando. Zusammen mitBuzz Aldrin sollte er den letzten Geminiflug durchführen.Gemini 12 wurde im November 1966 durchgeführt.
Lovell war innerhalb von weniger als einem Jahr zu einem der erfahrensten Astronauten der NASA geworden.
Im Rahmen desApollo-Programms wurde er im November 1967 zuerst in die Ersatzmannschaft des dritten bemannten Apolloflugs, der Mission E eingeteilt. Während der Vorbereitungen der Apolloflüge führte Lovell vom 5. April bis zum 7. April 1968 zusammen mitStuart Roosa undCharles Duke eine simulierte Notwasserung durch, bei der sie zwei Tage lang in einer Apollo-Landekapsel imGolf von Mexiko trieben.
Aufgrund von gesundheitlichen Problemen musste sichMichael Collins aus der Hauptmannschaft der Mission E einer Operation unterziehen, sodass Lovell im Sommer 1968 in die Hauptmannschaft nachrückte. Weil aber die Mondlandefähre noch nicht verfügbar war, wurden Missionen und Mannschaften neu geplant. Die Mission E wurde als Mission C′ (C prime) vor Mission D gezogen, alsApollo 8 nummeriert und bekam ein neues Ziel: ein Flug zum Mond ohne Mondlandefähre. Die Öffentlichkeit wurde aber erst nach dem erfolgreichen Ende vonApollo 7 von diesen Plänen informiert.
Der Flug von Apollo 8 fand vom 21. Dezember bis zum 27. Dezember 1968 statt. Es war der erste bemannte Start der RaketeSaturn V und der erste Flug zum Mond.
Kurz danach wurde Lovell als Ersatzkommandant vonApollo 11 nominiert. WäreNeil Armstrong ausgefallen, hätte Lovell die Chance gehabt, als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond zu setzen.
Lovell war zuerst als Kommandant fürApollo 14 vorgesehen, währendAlan Shepard, der lange Zeit aus gesundheitlichen Gründen gefehlt hatte,Apollo 13 leiten sollte. Das Management der NASA wollte Shepard jedoch mehr Zeit geben, deswegen übernahm Shepard Apollo 14, und Lovell wurde am 6. August 1969 als Kommandant von Apollo 13 nominiert. Er war somit vorgesehen, als fünfter Mensch den Mond zu betreten. Mit dem Flug von Apollo 13 wurde Lovell auch der erste Mensch, der vier Raumflüge absolvierte.
Der Start erfolgte am 11. April 1970. Eine Explosion an Bord des Raumschiffes zwang die Besatzung jedoch, den Mond nur zu umrunden, ohne zu landen. Lovell und seine Mannschaft (Fred Haise undJack Swigert) entgingen nur knapp dem Tod. Lovell hat deshalb nie den Mond betreten. Er ist somit der einzige Mensch, der zweimal zum Mond geflogen, aber nicht auf ihm gelandet ist.
Lange Zeit hielt Lovell mit 715 Stunden den Dauerrekord für bemannte Weltraumflüge, der erst 1973 von der BesatzungSkylab 2 gebrochen wurde. Ein Rekord, den er heute noch zusammen mit Haise und Swigert hält, ist die größte Entfernung eines Menschen von der Erde: 401.056 km.
Lovell verließ die NASA und die Marine zum 1. März 1973 und trat in die Bay-Houston Towing Company ein, wo er am 1. März 1975 zum Geschäftsführer ernannt wurde. Am 1. Januar 1977 wechselte er zu Fisk Telephone Systems. Als Fisk 1981 von Centel übernommen wurde, bekam er dort eine Stelle als Bereichsleiter für Firmen-Kommunikationssysteme. 1991 setzte Lovell sich zur Ruhe.
Zusammen mitJeffrey Kluger verfasste Lovell das BuchApollo 13 (im Original:Lost Moon). Noch bevor das Buch fertig geschrieben war, wurden die Filmrechte an Imagine Entertainment verkauft, eine Firma des RegisseursRon Howard. DieUniversal Studios produzierten den FilmApollo 13 mitTom Hanks in der Rolle von Jim Lovell. Er selbst hat einenCameo-Auftritt als Kapitän des Schiffes, das die Landekapsel birgt.
1999 eröffnete Lovell inLake Forest, einem Vorort vonChicago, das Feinschmecker-Restaurant „Lovell’s“, in dem einige Artefakte aus seiner NASA-Zeit und dem FilmApollo 13 ausgestellt waren. Zeitweise war sein Sohn „Jay“ Lovell III dort Chefkoch. 2015 wurde das Restaurant geschlossen.[2]
Unmittelbar nach der Landung wurde Lovell wie die anderen beiden Astronauten von Apollo 13 durchPräsidentRichard Nixon mit derPresidential Medal of Freedom ausgezeichnet, eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
↑Alex Traub:Marilyn Lovell, Astronaut’s Wife in the Spotlight, Is Dead at 93. In:The New York Times. 4. September 2023,ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 5. September 2023]).