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Jakob I. von Sierck

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Wappen der Familie von Sierck, heute als Wappen der Gemeinde Sierck-les-Bains weitergeführt
DieBurg Malbrouck, auch Burg Meinsberg genannt, hatte Jakobs Vater ab 1419 errichten lassen. Hier erhielt Jakob von Sierck 1439 seine Weihe zum Erzbischof
Wappen des Erzbischofs Jakob I. von Sierck auf dem Haus der ehemaligen Kellerei inMünstermaifeld

Jakob von Sierck, frz.Jacques de Sierck, (* um 1398 inSierck; †28. Mai1456 inPfalzel) war alsJakob I. von 1439 bis zu seinem Tod 1456Erzbischof undKurfürst vonTrier und seit 1441Reichskanzler KaiserFriedrichs III.

Leben

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Jakob von Sierck entstammte dem alten Rittergeschlechtvon Sierck, benannt nach der Stammburg Sierck über demMoselort Sierck (frz.Sierck-les-Bains) inLothringen nahe der deutsch-luxemburgischen Grenze, das seit 1661 (Vertrag von Vincennes) zuFrankreich gehört. Sein Vater warRitter Arnold von Sierck. Das Wappen der Familie zeigt in Gold einen roten Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernenJakobsmuscheln.

Jakob war ein intelligenter, sehr fleißiger, strebsamer Mensch mit dem Zeug zumStaatsmann und knüpfte schon frühzeitig nützliche Beziehungen. Um 1414 als Domizellar (Kanonikatsanwärter) in das TriererDomkapitel aufgenommen, hatte er auch inMetz dasselbe Amt inne. InHeidelberg,Florenz undRom studierte er von 1415 bis 1418Kanonisches Recht, wurde 1418Domkapitular und 1423 Domscholaster zuTrier. Nach seinerWeihe zum Erzbischof am 30. August 1439 in der Kapelle der seiner Familie gehörendenBurg Malbrouck trat er ein schweres Erbe an. Bereits 1430 war er vom Trierer Domkapitel zum Erzbischof gegen den KölnerDomdechantenUlrich von Manderscheid gewählt worden, gab aber dem von PapstMartin V. wegen der unklaren Wahlverhältnisse (Doppelwahl) ernanntenRaban von Helmstatt, Bischof zuSpeyer, gegen eine Vergütung den Vortritt. Dieser unterstützte dann nach Rücktritt die Wahl 1439 (am 19. Mai 1439 von PapstEugen IV. bestätigt).

Die Jahre zwischen den beiden Wahlen belasteten das Erzstift sehr, allein durch die aufgrund des Wahlausganges gegen Ulrich von Manderscheid ausgelöste ManderscheiderFehde (1432–1436). DasErzbistum war überschuldet, quasi bankrott. Durch Steuererhöhungen für den Klerus gelang es ihm, die Finanzen etwas zu stabilisieren. Er erließ 1441 (Ernennung zumReichskanzler) Reformstatuten für die TriererKollegiatstifteSt. Simeon undSt. Paulin, 1451 fürSt. Kastor zuKoblenz und das eigeneDomkapitel zuTrier, dazu erbat er sich 1450 von PapstNikolaus V. die Reformerlaubnis für dieFranziskanerklöster seinesBistums. Er förderte die in den 1440er Jahren einsetzende Wallfahrt zur Muttergottes vonKlausen und gründete dasdortige Regularkanonikerstift. Auch die Gründung einerTrierer Universität hatte er bereits erwogen und 1455 die Bestätigung des Papstes erhalten, konnte den Plan aus finanziellen Gründen nicht umsetzen, so dass sie erst 1473 erfolgte. Er besaß einen ungeheuren Arbeitseifer und nahm starken Anteil an der Reichs- und Kirchenpolitik (Konzil von Basel), die ihn in der Politik der Papstwahl den letzten GegenpapstFelix V. unterstützen ließ, weswegen er für ein Jahr durch PapstEugen IV. des Amtes enthoben wurde, was faktisch jedoch keine Auswirkungen hatte – es gab keinen Gegenerzbischof. Nach langen Verhandlungen wurde er wieder durch Papst Nikolaus V. am 9. September 1447 in sein Amt eingesetzt.

Jacob von Sierck war in den 1450er Jahren Wortführer einer Gruppe von deutschen Fürsten, darunter der Pfälzer KurfürstFriedrich der Siegreiche, die sich um eine Reform der Kirchenpolitik und der Regierungsverhältnisse im Reich bemühten und so in Opposition zu dem Habsburger König bzw. KaiserFriedrich III. standen.

Nach langer Krankheit, die Gerüchte um eine vorsätzliche Vergiftung hervorbrachte, starb Sierck am 28. Mai 1456 inPfalzel beiTrier und wurde auf seinen Wunsch im Chor derTrierer Liebfrauenkirche beigesetzt. Sein Grab führte in Deutschland den Typus des Doppeldecker-Grabes mitTransi ein und gehört zu den herausragenden Werke der Skulptur in Deutschland dieser Jahre. Das Grab geriet durch Umbauten in Vergessenheit und wurde erst 1949 teilweise wieder aufgefunden. Die heute allein erhalteneSarkophagplatte ist das erste datierte Werk (1462) des bedeutenden und später künstlerisch einflussreichen niederländischen BildhauersNikolaus Gerhaert van Leyden († 1473). Ob es noch von Sierck selbst in Auftrag gegeben wurde, ist unklar, aber angesichts der außerordentlichen künstlerischen Individualität der Ausführung wahrscheinlich.

Bedeutung

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Jakob von Sierck wird in der neueren Forschung als ausgesprochen „moderne“ Persönlichkeit angesprochen, die eine bedeutende Rolle in den frühen Bemühungen um eineReform des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gespielt hat: „Mit Jakob von Sierck trat ein ausgesprochen „moderner“ Mann an die Spitze des Erzstifts, dem schon viele Merkmale eines frühneuzeitlichen Staatsmannes annhaften. [...] Eine in den eher biederen Gefilden des Mosellandes fremde, zumindest völlig ungewohnte, Dynamik und intellektuelle Überlegenheit begleitete sein Handeln, das letztlich zwei großen Zielen untergeordnet war: Rekonsolidierung des durch die Manderscheider Fehde praktisch ruinierten Stifts und Ausbau der kurfürstlichen Stellung innert des Reichsverbandes, um dann langfristig von einer destruktiven Reichspolitik gegenseitigen Blockierens zu einer konstruktiven Politik übergehen zu können, in der die Kurfürsten die Akzente setzten.“[1]

Literatur

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  • Hartmut BoockmannJakob I. von Sirck. In:Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974,ISBN 3-428-00191-5, S. 315 (Digitalisat).
  • Ignaz Miller:Jakob von Sierck : 1398/99 – 1456 Selbstverlag derGesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1983Online-Ausgabedilibri Rheinland-Pfalz.
  • Ignaz Miller:Der Trierer Erzbischof Jakob v. Sierck und seine Reichspolitik. In:Rheinische Vierteljahrsblätter (RhVjBll). Band 48, 1984, S. 86–101.
  • Bernhard EndrulatJakob I., Kurfürst von Trier. In:Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 546–548.
  • Helmut Weigel:Kaiser, Kurfürst und Jurist. Friedrich III., Erzbischof Jakob von Trier und Dr. Johannes von Lysura im Vorspiel zum Regensburger Reichstag vom April 1454. In:Aus Reichstagen des 15. und 16. Jahrhunderts. Göttingen 1958, S. 80–115.
  • Jules Florange:Histoire des seigneurs et comtes de Sirk en Lorraine. Paris 1895, S. 105–130; Nachdruck 2002,ISBN 2-84373-235-2.
  • Adam Goerz:Regesten der Erzbischöfe zu Trier von Hetti bis Johann II. 814–1503. 1. Abt., 1859, S. 171–204.
  • Friedrich Grimme:Der Trierer Erzbischof Jakob v. Sierck und seine Beziehungen zur Metzer Kirche. In:Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde. Trier, 1909, Band 21, S. 108–131.
  • Rudolf Holbach:Jakob von Sierck, Erzbischof von Trier. In:Lexikon des Mittelalters(LexMA).Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991,ISBN 3-7608-8905-0,Sp. 289 f. 
  • Johann Christian Lager:Jakob v. Sierck, Erzbischof und Kurfürst von Trier. In:Trierisches Archiv. Band 2, S. 1–40, 1899; Band 3, S. 1–38, 1899; Band 5, S. 1–36, 1900.
  • Ferdinand Pauly:Aus der Geschichte des Bistums Trier. Band 2:Die Bischöfe bis zum Ende des Mittelalters. Trier, 1969, S. 129–131.
  • Carl Stenz (Hrsg.):Die Trierer Kurfürsten. Mainz 1937.
  • Emil Zenz (Hrsg.):Die Taten der Trierer. Gesta Treverorum. Band 6, 1962, S. 28–31.

Grabmal

  • Annette Schommers:Das Grabmal des Trierer Erzbischofs Jakob von Sierck († 1465). Deutungs- und Rekonstruktionsversuch von Inschrift und Grabaufbau. In:Trierer Zeitschrift 53 (1990), S. 311–333.
  • Christof Metzger:Vnser lester Wille Meynunge vnd Begirde. Das Grabmal für Erzbischof Jakob I. von Sierck. In:Andreas Tacke,Stefan Heinz (Hrsg.):Liebfrauen in Trier (=Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. Band 131). Imhof Verlag, Petersberg 2016, S. 306–317.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Ignaz Miller 1983:Jakob von Sierck 1398/99 – 1456, hier S. 284.
VorgängerAmtNachfolger
Raban von HelmstattKurfürst-Erzbischof von Trier
1439–1456
Johann II. von Baden
Personendaten
NAMESierck, Jakob I. von
ALTERNATIVNAMENSierck, Jakob von; Siirk, Jakob von (lothringisch); Sierck, Jacques de (französisch)
KURZBESCHREIBUNGErzbischof und Kurfürst von Trier (1439–1456)
GEBURTSDATUMum 1398
GEBURTSORTBurg Sierck,Sierck,Frankreich
STERBEDATUM28. Mai 1456
STERBEORTPfalzel
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