Dieser Artikel erläutert die Illustration als Veranschaulichung. Zur Fachzeitschrift sieheIllustration 63, zur Wochenzeitung sieheL’Illustration, für den Walzer von Johann Strauss Sohn sieheIllustrationen (Walzer).
EineIllustration (vonlateinischillustrare „erleuchten, erklären, preisen“) ist „das einem Text erläuternd beigegebene Bild“, genannt auchSchaubild, unabhängig von dessen Form oder spezifischer Funktion.
Mit Illustration wirdmetaphorisch aber auch der Vorgang der sprachlichen Erläuterung, also das Veranschaulichen und Verständlichmachen eines Sachverhalts, bezeichnet.
Einfach gesagt: Illustrationen sind Bilder in Büchern oder zu verschiedenen Texten. Sie ermitteln oder zeigen an, was der Autor sich vorgestellt hat.
ImMittelalter, d. h. vor der Erfindung derBuchdruckerkunst und der damit möglichen technischen Vervielfältigung, inHandschriften also, wurden als Illustrationen – man spricht dann von „Illumination“ bzw. „Buchmalerei“ – gemalteBuchminiaturen verwendet, zum Beispiel in Form vonInitialen. NachGutenberg wurden in der Regel – analog zum Druck des Textes in beweglichenLettern –Holzschnitte verwendet, die in einzelnen Fällen auch handkoloriert wurden.
Eine für die Illustrationskunst wichtige historische Phase war dieReformationszeit. Sie führte zu einem Höhepunkt in der weiten Verbreitung vonFlugblättern, die bei Massenherstellung oft sogar auf Text weitgehend verzichteten; dasPublikum war in der Regel analphabetisch.
Das Holzschnitt-Verfahren wurde etwa um 1600 vomKupferstich verdrängt, dieser dann in den kommenden Jahrhunderten durch zahlreiche andere Techniken ersetzt – bis hin zum perfekten modernenFarbdruck. Vor allem dieXylografie (=Holzstich im Unterschied zumHolzschnitt) wurde im 19. Jahrhundert zur beherrschenden Illustrationstechnik in Büchern. Später trat die vonAlois Senefelder in München entwickelte Technik derLithographie (=Steindruck) hinzu.
Mit dem Aufkommen derFotografie rückte die graphische Illustration in den Hintergrund. Die erklärende Illustration entwickelte sich dagegen zurInformationsgrafik.
Illustrationen in wissenschaftlichen Lehrwerken sind seit der frühenNeuzeit Texten beigegeben, die sicheindeutig nur mit Bildern vermitteln lassen, zum Beispiel beianatomischen Abbildungen, bei sogenanntenKräuterbüchern oder bei technischen Beschreibungen.[1]Eine besondere Bedeutung erlangte die Illustration hier durch die Forschungen derAcadémie unterColbert. Aus dieser Tradition heraus stützen sich dieEnzyklopädisten unterDiderot undd’Alembert auf die didaktische Wirkung der Abbildung und setzten sie erstmals in großem Maßstab ein (Technik:Radierung).
Eine Form der wissenschaftlichen Illustration ist die „Paläokunst“ (der englische Begriff wurde vonMark Hallett geprägt).[2] Paleoart kann allerdings nicht nur als zweidimensionale Illustration, sondern auch als dreidimensionale Plastik oder Skulptur ausgeführt werden, beispielsweise durchHeinrich Harder (1858–1935;Iguanodon-Skulptur Berlin). DieSociety of Vertebrate Paleontology verleiht seit 1999 denJohn J. Lanzendorf PaleoArt Prize für besonders würdige Paleoart.[3]
Kulturgeschichtlich wichtiger ist die Entwicklung der Literaturillustration seit dem 18. Jahrhundert. Zunehmend bestand die Leserschaft des bürgerlichen Zeitalters auf Beigabe von Bildern, und so haben eine große Anzahl von Künstlern auf diesem Sektor derKunstgeschichte wichtige Werke geschaffen.
Besondere Bedeutung gewann die Literaturillustration dann in der Bewegung des „Arts and Crafts“ in England ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine grundsätzliche Neubesinnung auf handwerkliche Gediegenheit und gleichzeitige Schönheit aller Gebrauchsgegenstände, also in besonderem Maße auch des Buches, regte zwischenWilliam Morris undAubrey Beardsley eine förmliche Renaissance der Buchillustration in der frühenModerne an – d. h. vor allem im sog. „Art Nouveau“ und seiner deutschen Variante, dem „Jugendstil“, bzw. derWiener Secession.
Die seit der frühen Moderne auch heute noch nach wie vor interessanteste und innovativste Sparte der Literaturillustration ist die imBilderbuch und imKinderbuch. Dort spielt sie eine immer größere Rolle.
Wie keine andere Geisteswissenschaft ist dieKunstgeschichte gezwungen, sich in Forschung und der Vermittlung des eigenen Lehrgegenstandes auf Abbildungen zu stützen. Schon in ihren Anfängen setzte sie in Handbüchern und Übersichtswerken auf dieses didaktische Mittel. Zwar werden die Neuerungen wiePhotographie,Diapositiv und die „neuen Medien“ in ihrem Einfluss auf das Fach kontrovers diskutiert. Die mediale Vermittlung aber, der dieses Fachgebiet überhaupt unterliegt, wird dennoch meist außen vor gelassen.
In den letzten 50 Jahren nahm die „gewerbliche Illustration“ stark an Bedeutung zu, und zwar vor allem in derWerbung und derVerpackung von Produkten. Hier wird Illustration eingesetzt, um dem Betrachter eine schnell erfassbare Visualisierung von Informationen zugänglich zu machen, die ergänzend zum Text im klassischen Sinne „illustrieren“ („erleuchten“ im Sinne von „nicht-textliche Informationen verfügbar machen“) sollen. Beispiele hierfür sindGebrauchsanleitungen undExplosionszeichnungen. Gern werden Illustrationen auch zur Vermittlung von „Moods“ (Stimmungen) eingesetzt, welche dem beworbenen Produkt eine durch textliche Informationen nur unzureichend vermittelbare Konnotation oder emotional aufgeladene Stimmung verleihen (zum Beispiel eine „nostalgische“, „moderne“ oder „aggressive“ Stimmung).
Illustration wurde und wird auch eingesetzt in der (Werbe-)Filmherstellung und zum Skizzieren von sogenannten „Layouts“, damit in der ersten Phase der Präsentation einerKampagne bei einem Auftraggeber durch zeichnerische Visualisierungen keine Fotografien eingesetzt werden müssen, da bei deren Herstellung durch die einzusetzenden Mittel, die anfallenden Kosten recht viel höher wären, als sie durch ein paar Zeichnungen sind. Diese Formen der Illustration gelangen nicht an die Öffentlichkeit (sogenannte „Below the Line“-Illustration). Öffentlich sind Werbeillustrationen, die im Druck erscheinen, sei es alsPlakat, als Anzeigenmotiv oder als bewegtes Bild in derAnimation.
Die Technische Illustration wird imMaschinenbau eingesetzt und unterscheidet sich von derTechnischen Zeichnung in ihrer Funktion und Darstellung. Während dieTechnische Zeichnung durch die Normung stark reglementiert und häufig durch ihre Detailtreue und Komplexität nur Experten vom Fach verständlich ist, lässt die Technische Illustration Raum für Kreativität und leichte Verständlichkeit. Technische Illustrationen werden fürErsatzteilkataloge,Montage-,Betriebs-,Gebrauchs- und Umbauanleitungen verwendet.
Die Farbgebung und Art der Illustrationen bleibt dem Technischen Illustrator überlassen, so können zum Beispiel auch fotorealistische Renderings verwendet werden.
In einer Abbildungslegende wird mit kurzenBildunterschriften der Bildinhalt kommentiert sowie der Verfasser genannt. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Bilder, auch Grafiken, durchnummeriert. Evtl. geschieht dies nur kapitelweise. In einer einzelnen Arbeit sollte die Reihenfolge wiederkehrender Informationen in den Legenden identisch sein; z. B. Abbildungsnummer, Autor, Jahr, Originalgröße (Breite mal Höhe in SI-Einheiten), Titel. Eine weitere Beschreibung folgt in einer nächsten, eingerückten Zeile, einzeiliger Abstand. Für das Textverständnis wäre es besser, wenn dies im laufenden Text geschieht. Abbildungen sollten einen Zugewinn an Informationen darstellen und durch Hinweise bereits im Text verankert sein. Verlage haben sehr oft eigene Richtlinien für Autoren, in denen weitere Hinweise zur Bildqualität, -größe, -beschriftung und -übermittlung enthalten sein können.
↑Vgl. auchWolfgang Eckart:Zur Funktion der Abbildung als Medium der Wissenschaftsvermittlung in der medizinischen Literatur des 17. Jahrhunderts. In:Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Band 3, 1980, S. 35–52.
↑Catherine Thimmesh:Scaly Spotted Feathered Frilled: How Do We Know What Dinosaurs Really Looked Like? Houghton Mifflin Harcourt, 2013, mit Illustrationsbeispielen vonJohn Sibbick,Greg Paul,Mark Hallett und anderenISBN 978-0-547-99134-4.