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Hochchinesisch

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Standardchinesisch
標準漢語 /标准汉语
Hochchinesisch
普通話 /普通话 – Pǔtōnghuà
國語 /国语 – Guóyǔ
華語 /华语 – Huáyǔ

Gesprochen in

Volksrepublik China,Republik China (Taiwan),Singapur
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache inChina Volksrepublik Volksrepublik China
Hongkong Hongkong
Macau Macau
TaiwanRepublik China (Taiwan)
Singapur Singapur
Vereinte Nationen Vereinte Nationen (UN)
Weltgesundheitsorganisation Weltgesundheitsorganisation (WHO)
UNESCO Organisation der Vereinten Nationen für
Erziehung, Wissenschaft und Kultur
(UNESCO)
Welttourismusorganisation (UNWTO)
SOZ Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)
Sprachcodes
ISO 639-1

zh (Chinesische Sprachen)

ISO 639-2(B) chi (Chinesische Sprachen)(T) zho (Chinesische Sprachen)
ISO 639-3

cmn,zho (Makrosprache, Chinesische Sprachen)

Hochchinesisch oder (Modernes)Standardchinesisch (fachsprachlich:chinesisch (現代)標準漢語 / (现代)标准汉语,Pinyin(Xiàndài) Biāozhǔn Hànyǔ)[1][2] ist dieStandardvarietät desChinesischen, dieAmtssprache der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) sowie eine der vier AmtssprachenSingapurs.

Die Standardsprache basiert in ihrer Form auf demPeking-Dialekt desMandarin (Nordchinesisch). Die offizielle Definition ist: „Die Pekinger Aussprache als Standardaussprache, das Nordchinesische als Grunddialekt, die maßgeblichen modernenbáihuàwén-Werke als Standardgrammatik.“[3]

Es gibt eine zunehmende Zahl von jüngerenChinesen und Bewohnern größerer Städte, die ausschließlich oder überwiegend die Standardsprache und keinen der chinesischen Dialekte sprechen.[4][5] Dies ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Anstrengungen der Regierungen der Volksrepublik und Taiwans, das Hochchinesische als allgemein genutzte Umgangssprache durchzusetzen. Nach einer Erhebung des Bildungsministeriums sprachen im Jahr 2014 allerdings nur 7 % der Bevölkerung der VR China klares und flüssiges Hochchinesisch, 30 % sind überhaupt nicht in der Lage, in dieser Sprache zu kommunizieren.[6]

Auch dieSchreibung des Chinesischen ist weitgehend normiert. Die chinesische Schriftsprachebáihuàwén (白話文 / 白话文 – „etwa: Alltagsschrift“) basiert – anders als die klassische Schriftsprachewényánwén (文言文 – „etwa: Literaturschrift“) – auf der modernen Umgangssprache. Davor hatten Texte in klassischer Schriftsprache, von der sich die gesprochene Sprache völlig entfernt hatte, das höchste Prestige in der Gesellschaft. Die Beseitigung dieserDiglossie-Situation in der chinesischen Gesellschaft, das heißt die Durchsetzung der báihuàwén als der primären Schriftsprache, erfolgte erst nach dem Sturz derQing-Dynastie Anfang des 20. Jahrhunderts infolge gesellschaftlicher Umwälzungen in derBewegung des vierten Mai.

Neben dem Standardchinesischen gibt es noch weiterechinesische Sprachen, die oft als Dialekte des Chinesischen bezeichnet werden. Diese Bezeichnung spiegelt vor allem den niedrigen Status wider, der diesen Sprachen beigemessen wird, aber auch die Tatsache, dass sie (außer demKantonesischen) keine allgemein akzeptierte Schriftsprache haben. Linguistisch unterscheidet man mindestens sechs Sprachen bzw. Dialektgruppen des Chinesischen, die ihrerseits wiederum keineswegs einheitlich sind. Spätestens seit der Gründung derVolksrepublik China wird jedoch das Erlernen der Standardsprache alsZweitsprache propagiert und diese in den Schulen unterrichtet.

Bezeichnungen

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Im Chinesischen selbst gibt es bereits mehrere, in der Bedeutung verschiedene Bezeichnungen für die Standardsprache:Pǔtōnghuà (普通话 bzw.普通話, wörtl. „normale Verkehrssprache“, „allgemeine Verkehrssprache“) ist der in derVolksrepublik China gebräuchliche Name für die Standardsprache, wie sie in den Schulen gelehrt wird und in offiziellen Texten Anwendung findet. In Taiwan wird die BezeichnungGuóyǔ verwendet (国语 bzw.國語 „Nationalsprache“). Unter denÜberseechinesen, besonders in Südostasien, ist Standardchinesisch alsHuáyǔ bekannt (华语 bzw.華語 „chinesische Sprache“).

Běifānghuàanhören/? (北方话 bzw.北方話, wörtl. 'Dialekte des Nordens') dagegen ist der Sammelbegriff für dieDialekte des Nordens, auf denen die Standardsprache basiert. Einzelne Dialekte der Nordregion weisen regionale Unterschiede zur Standardsprache auf, die jedoch geringer sind als bei südlichen Dialekten.

Die in der chinesischen Umgangssprache gebräuchliche BezeichnungHànyǔ (汉语 bzw.漢語, wörtl. „Sprache derHàn“) wird oft mit „Chinesisch“ bzw. „Standardchinesisch“ synonym verwendet. Allerdings sprechen nicht alle Han-Chinesen den Standard-Dialekt als Muttersprache. Stattdessen bezeichnetHànyǔ alle han-chinesischenDialekte. So betonenHakka-Sprecher, dass ihr Dialekt ebenfalls alsHànyǔ bezeichnet werden solle, da dieGrammatik derHakka-Sprache klassischen chinesischen Texten am nächsten ist.

Die BezeichnungenPeking-Dialekt (北京话 bzw.北京話Běijīnghuà oder北京方言Běijīng fāngyán) oder auchPeking-Chinesisch sind ebenfalls ungenau. Sie werden unter anderem inTaiwan als abwertender Begriff von jenen verwendet, die die Unabhängigkeit Taiwans befürworten und der Meinung sind, dassTaiwanisch die nationale Sprache Taiwans sein sollte.

Die BezeichnungMandarin[Fn. 1] für die chinesische Sprache ist in älteren deutschsprachigen Publikationen gebräuchlich und wird unter dem Einfluss des Englischen auch heute wieder häufiger gebraucht. Dieses Wort ist abgeleitet vomportugiesischen Wortmandarim (aus demMalaiischenmenteri[7][8] und demSanskrit-Wortmantrin-), das „Ratgeber“, „Minister“ bedeutet. Das ist die Übersetzung des chinesischen WortesGuānhuà (官话 bzw.官話), das wörtlich als „Sprache derMandarine“ (der kaiserlichenBeamten) zu übersetzen ist.Guānhuà wird von den Chinesen heute alsarchaisch empfunden, aber es wird von Sprachwissenschaftlern manchmal als Terminus benutzt, der alle Dialekte und Variationen des Nordchinesischen (also nicht nur Pǔtōnghuà und Guóyǔ) einschließt.

Standardisierung

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Die standardisierten Formen des Chinesischen, Pǔtōnghuà und Guóyǔ, verwenden als Basis die Aussprache des Peking-Dialektes ohne seine regionalen Spezifika. Trotzdem gibt es regionale Variationen in derAussprache, und das aus zwei Gründen:

  • In dem riesigen geographischen Gebiet, in dem Standardchinesisch Muttersprache ist, zeigen sich Unterschiede, wenn man sich von einem Ort zu einem anderen bewegt. Die Unterschiede lassen sich mit den Dialekten undAkzenten der deutschen Sprache vergleichen.
  • Menschen, für die Standardchinesisch Zweitsprache ist (d. h. ihre Muttersprache ist eine andere der chinesischen Sprachen), geben ihrer Aussprache einen sehr starken regionalen Akzent. So haben die Einwohner Taiwans und Südchinesen häufig eine stärkere und konsistente Abweichung von dem Standardchinesisch, das dieBildungsbehörden alsStandardsprache definiert haben. Beispiele sind die Anlaute zh und sh imHanyu Pinyin (z. B. si statt shi, zong statt zhong).

Aus offizieller Sicht gibt es zwei chinesische Standardsprachen: Die der Volksrepublik China (Pǔtōnghuà, „Standardsprache“) und die in Taiwan (Guóyǔ „Nationalsprache“). Offiziell beinhaltet Pǔtōnghuà Aussprachen aus verschiedenen Regionen, während Guóyǔ zumindest theoretisch nur auf der Pekinger Aussprache beruht. Prinzipiell gab es in den 50er Jahren zwischen Pǔtōnghuà und Guóyǔ keinen großen Unterschied. Aber im Laufe der Zeit sind manche entstanden. Zum Beispiel werden,,, auf Pǔtōnghuà im 1. Ton, auf Guóyǔ im 2. Ton ausgesprochen. wird auf Pǔtōnghuàals yè, auf Guóyǔ als yì ausgesprochen. Interessant ist, dass die Aussprache mancher Zeichen auf Guóyǔ gleich wie im Pekinger Dialekt ist, auf Pǔtōnghuà aber nicht. Zum Beispiel wird mit der Bedeutung „und“ auf Pǔtōnghuà als hé, auf Guóyǔ als hàn ausgesprochen. Die spätere Pekinger Aussprache wird wegen der Durchsetzung von Pǔtōnghuà nicht mehr von der jungen Generation in Peking und anderen Teilen des Festlandes Chinas verwendet, in Taiwan aber doch.

Nicht alle Varianten des gesprochenen Standardchinesisch sind überall verständlich.SIL International schreibt:

„Die Versionen des Hochchinesischen der Tiefebene vonShaanxi sind für Putonghua-Muttersprachler nicht verständlich. Ebenso ist das Chinesisch vonGuilin,Kunming und vielen anderen Regionen für Putonghua-Muttersprachler schwer zu verstehen.“[9]

Entstehungsgeschichte

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Es herrscht in China das Bewusstsein, dass die gemeinsame Nationalsprache und die einzelnen Dialekte beziehungsweise Regionalsprachen in China von der Sprache derHan-Chinesen aus der vorgeschichtlichen Zeit abstammen und damit denselben Ursprung haben.

Die meisten Chinesen, die in Nordchina,Sichuan und in einem breiten Band von derMandschurei im Nordosten Chinas bis in den Südwesten (Yunnan) leben, haben verschiedene nordchinesische Dialekte als Muttersprache. Die Vorherrschaft dieser Dialekte in Nordchina ist auf die großen Ebenen dieser Region zurückzuführen. Im Süden hingegen hat das von Flüssen zerklüftete Bergland die linguistische Diversität gefördert. Dass im bergigen Sichuan ein nordchinesischer Dialekt gesprochen wird, liegt an einer Pestepidemie, die im 12. Jahrhundert die Region entvölkerte. Später wurde sie von Nordchinesen neu besiedelt.

Trotz der auch heute noch herrschenden Sprachenvielfalt in China kann man in jederchinesischen Dynastie eine überregionale Sprache benennen, die Sprache der jeweiligen Hauptstadt. Es lässt sich jedoch vermuten, dass der Verbreitungsgrad in den einzelnen Gesellschaftsschichten nicht besonders hoch war, und es gab keine systematischeSprachplanung.

Nur eine verhältnismäßig kleine Menge an Beamten, Händlern und herumreisenden Gelehrten benutzte die Standardsprache. Die Gründe für den Anstieg der Nachfrage der einfachen Bevölkerung nach einer gemeinsamen Nationalsprache werden in dem Anstieg der überregionalen Kommunikation und Mobilisierung nach dem Beginn derIndustrialisierung mit dem Einbruch der Westmächte in denOpiumkriegen erst Ende des 19. Jahrhunderts vermutet.

In derMing-Dynastie und derQing-Dynastie tauchte der BegriffGuanhua (官話,guānhuà – „Sprache der Beamten, Mandarin“) für die allgemeine Standardsprache auf (aus heutiger Sicht „Alt-Mandarin“古官話,Gǔ guānhuà oder „Früh-Mandarin“早期官話,zǎoqí guānhuà genannt). Zu dieser Zeit wurde die Hauptstadt nach Peking verlagert, und deshalb gewannen die nördlichen chinesischen Sprachen an Prestige. Deshalb basiert die Guanhua auf dennördlichen Regionalsprachen.

Am Ende derQing-Dynastie, mit einem Erstarken des Nationalbewusstseins nach der Demütigung durch die verlorenenOpiumkriege 1840 und1856 und den verlorenenKrieg gegen Japan 1894, wurden Forderungen nach einer gemeinsamen Sprache für das Volk laut, die von allen Teilen der Bevölkerung gesprochen und im ganzen Land einheitlich sein sollte.

Einer der ersten Chinesen, die den BegriffPutonghua (zu Deutsch: „Allgemeinsprache“) prägten, war der LinguistZhu Wenxiong im Jahre 1906. Die Idee einer gemeinsamen Nationalsprache wurden auch vonLi Jinxi,Qu Qiubai undLu Xun unterstützt und nahm konkrete Ausmaße 1913 nach dem Sturz der kaiserlichen Regierung in der von derBeiyang-Regierung abgehaltenen „Nationalen Konferenz zur Vereinheitlichung der Aussprache“ an, auf der der Aussprachestandard für eine einheitliche Nationalsprache detailliert festgelegt wurde.Wegen eines Streits zwischen nördlichen und südlichen Linguisten entschied man sich zunächst demokratisch für die Pekinger Aussprache noch mit südlicher phonetischer Eigenart, aber 1924 wurde dann entschieden, dass die Pekinger Aussprache die Standardaussprache werden sollte.

Die BezeichnungGuoyu (zu Deutsch: „Nationalsprache“) für eine Nationalsprache wurde ebenfalls am Ende derQing-Dynastie eingeführt. Sie wurde von der Beiyang-Regierung und der Regierung derGuomindang verwendet,Taiwan verwendet diese Bezeichnung heute immer noch.

Nach der Gründung derVolksrepublik China wurde auf der „Nationalen Konferenz über Schriftreform“ 1955 weiter über die Verbreitung der chinesischen Allgemeinsprache gesprochen. Unter anderem wurde beschlossen, dass die BezeichnungGuoyu aus Respekt vor den anderen in China lebendennationalen Minderheiten vermieden und stattdessen die BezeichnungPutonghua verwendet werden sollte.

Die Sprachenvielfalt wird insgesamt gefördert, es sollen keine Dialekte ausgemerzt werden. Die Standardsprache wurde aber in Verbindung mit der Hilfs-LautumschriftPinyin aus lateinischen Buchstaben auf die Tagesordnung der nationalen Pflichterziehung gehoben.1982 wurde die Verbreitung der „national gebräuchlichen Allgemeinsprache“ durch den Staat in der chinesischen Verfassung festgesetzt, und die Standardsprache setzt sich damit in weiten Teilen Chinas mehr und mehr durch.

Auch die Binnenmigration trägt zur Verbreitung der Standardsprache bei. So ist zum Beispiel in derSonderwirtschaftszoneShenzhen die Standardsprache dominant und die heimischekantonesische Sprache zurückgedrängt.

Standardchinesisch und Peking-Dialekt

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Es ist ein häufiges Missverständnis, dass Standarddialekt und derPeking-Dialekt das Gleiche seien. Es stimmt zwar, dass Standardaussprache undGrammatik der Unterrichtssprache Standardchinesisch auf dem Peking-Dialekt aufbauen, jedoch ist der Standarddialekt ein künstliches Idiom, ähnlich wie die deutsche Schriftsprache. In dem riesigen Gebiet von der Mandschurei im Nordosten Chinas bis nach Yunnan im Südwesten ist es die Muttersprache im weiteren Sinne, aber diese Muttersprachen weichen vom Standard-Chinesisch in Aussprache, Vokabular,Semantik und Grammatik mehr oder weniger stark ab.

Was den eigentlichen Peking-Dialekt angeht, so werden dieretroflexen Anlaute (zh-, ch-, sh-, r-) konform zum Standardchinesisch ausgesprochen, aber es wird an die Silbe häufig einer ( / ) angehängt, häufig alsDiminutiv, oder einfach, umNomina zu kennzeichnen. In anderen Regionen Chinas wird das nicht gemacht, weshalb der Peking-Dialekt alséryīn (兒音 / 儿音) bezeichnet wird. Daneben gibt es eine große Anzahl an Wörtern, die außerhalb Pekings nicht benutzt oder nicht verstanden werden. Darüber hinaus gibt es in Peking, wie auch in deutschen Großstädten, mehr als einen lokalen Akzent.

Mit Ausnahme dieser Beispiele entspricht die Pekinger Aussprache weitgehend der des Standard-Chinesischen. Man kann allgemein sagen, dass die Unterschiede in der Aussprache zunehmen, je weiter man sich von Peking entfernt. So haben die Einwohner der StadtTianjin, die nur 120 km südöstlich von Peking liegt, ebenfalls eine Aussprache, die dem Standardchinesischen entspricht.

Im Nordosten Chinas hingegen werden diej-Anlaute häufig zug-Anlauten oderk-Anlauten; ebenso sprechen die Leute dier-Anlaute anders aus.In den südlichen Teilen Chinas werden die retroflexen Anlaute des Standard-Dialekts nicht ausgesprochen. So wirdzh- zuz-, ch- zuc-, sh- zus- undr- klingt mehr wiez-, dies insbesondere bei Sprechern, deren MutterspracheMin (z. B. Taiwan, Fujian),Wu (z. B. Shanghai, Suzhou) oderKantonesisch (z. B. Guangdong, Hongkong) ist. In anderen Gebieten wird nicht zwischenl undn unterschieden, während in wieder anderen Gegenden dieng-Auslaute wien-Auslaute gesprochen werden.

Der Standard-Dialekt kennt den neutralen „leichtenTon“ für Silben, die zu kurz und unbetont ausgesprochen werden, um einen erkennbaren Ton zu haben. Besonders im Süden werden jedoch alle Silben mit ihren Tönen klar und differenziert ausgesprochen.

Phonetik/Phonologie

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Beispiel für gesprochenes Hochchinesisch: der malaysische FilmemacherEdmund Yeo stellt sich vor

Konsonanten

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Standard-Chinesisch (sowohl Putonghua als auch Guoyu) verwendet die folgendenKonsonanten (IPA nach Lee & Zee 2003, Pinyin in Klammern):

 bilabiallabio-
dental
dental/
alveolar
postalveolar/retroflexalveopalatal/
palatal
velar
naspaspnaspaspnaspaspnaspaspnaspaspnaspasp
Plosivep (b) (p)  t (d) (t)    k (g) (k)
Affrikate    ts (z)tsʰ (c) (zh)tʂʰ (ch) (j)tɕʰ (q)  
Nasalem (m)   n (n)     ŋ (ng) 
Frikative  f (f) s (s) ʂ (sh) ɕ (x) x (h) 
Approximantenw (w)     ɹ̺ (r) j (y)   
Lateral    l (l)       
  • asp =aspiriert; nasp = nicht aspiriert
  • postalveolar, genauer:apiko-postalveolar (<lat.apex „[Zungen-]Spitze“) = retroflex
  • Die beiden Nasale/n/ und/ŋ/ sind die einzigen Konsonanten, die Silben schließen können (anders als imKantonesischen und anderen chinesischen Sprachen).
  • /ŋ/ kommt nicht als Silbenanlaut vor.
  • Der in Pinyin als „r“ geschriebene Laut wird im Anlaut auch als/ʐ/, also das stimmhafte Pendant zu „sh“, angesehen.

Vokale

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Standard-Chinesisch hat 21Vokale:

Monophthonge

/i, y, a, ə, u/

Der mittelhohe Vokal /ə/ erscheint je nach lautlicher Umgebung auch als [e], [o], [ɔ] oder [ɤ].[10]

Diphthonge

ai, au, ou, uo, ei (nur in offener Silbe, also CV)
ye, ie, ia, ua (in offener und geschlossener Silbe, CV/CVN)
uə, iu (nur in geschlossener Silbe, also CVN)
(C: Konsonant, V: Vokal(e), N: Nasallaut)

Triphthonge

iau, uai, iou, uei (nur CV)

Eine Tabelle mit allen phonotaktischen Möglichkeiten findet sich in ArtikelPinyin.

Töne

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Die vier Töne des Standardchinesischen

Standardchinesisch ist, wie alle anderen chinesischen Sprachen auch, einetonale Sprache. Eine Silbe kann einen der vier Töne oder auch gar keinen haben. Ein anderer Ton bedeutet dabei in der Regel einen anderen Sinn, aber eine Silbe kann jeweils nur einen Ton haben, unabhängig von der Gemütsverfassung des Sprechers oder der Stellung des Wortes im Satz; so ist eine ansteigende Tonhöhe nicht mit einer Frage und eine abfallende Tonhöhe nicht mit einer Aussage gleichzusetzen. Die verschiedenen Töne sind:

  1. Erster Ton (hoher Ton):
    Die Tonhöhe ist konstant und hoch. Beispiel: (Mutter).
  2. Zweiter Ton (steigender Ton):
    Die Tonhöhe steigt von der unteren bis mittleren in die hohe Tonlage, ähnlich der Intonation einer Frage im Deutschen. Beispiel: (Hanf).
  3. Dritter Ton (niedriger oderniedrig-fallend-steigender Ton):
    Die Tonhöhe sinkt aus mittlerem Niveau nach unten und kann wieder in das mittlere Niveau ansteigen. Der Anstieg findet sich aber nur, wenn die tontragende Silbe am Satzende oder vor einer Pause steht, also z. B. auch bei einem isolierten Beispielwort, wie im Beispiel (Pferd). Ansonsten ist der dritte Ton ein insgesamt tiefer Ton.
  4. Vierter Ton (fallender Ton):
    Die Tonhöhe fällt scharf nach unten und die Silbe wird kürzer mit mehr Affekt ausgesprochen, vergleichbar mit der deutschen Betonung eines Befehls (z. B. „geh!“). Beispiel: (schimpfen).

Derleichte Ton, neutrale Ton, nullte Ton oderfünfte Ton (輕聲 / 轻声,qīng shēng – „leichter Ton“) wird häufig extra behandelt: Er klingt kurz und leicht und wird deshalb häufig nicht als ein eigener Ton betrachtet. In den meisten nordchinesischen Dialekten gibt es mehrsilbige Wörter, bei denen die zweite Silbe weniger stark ausgesprochen wird als die erste; siehe oben. Im Pinyin wird dieser Ton durch einen Punkt oder gar nicht markiert. Beispiele:媽媽 / 妈妈māma = Mama und爸爸bàba = Papa.

Die Aussprachen der vier Töne mit der Silbe „ma“ zum Anhören/?

Die Aussprache der Töne ändert sich nach den Regeln desTonsandhi. Das häufigste Auftreten des Tonsandhi ist, wenn von zwei aufeinanderfolgenden Silben im dritten Ton die erste Silbe im zweiten Ton ausgesprochen wird. Folgen drei Silben im dritten Ton aufeinander, so liegt es an den regionalen Gewohnheiten und den persönlichen Präferenzen, ob die erste Silbe einen dritten oder zweiten Ton bekommt.

Mit einer Anzahl von unter 450 ist im Standardchinesischen die Silbenzahl ohne Berücksichtigung des Tons verhältnismäßig klein. JedeSilbe wird nach dem Muster(optionaler)Anlaut +Vokal + (optionaler)nasalerAuslaut gebildet. Nicht jede Silbe, die nach diesem Muster gebildet werden könnte, wird tatsächlich benutzt. So gibt es im Standardchinesisch kein-m im Auslaut (wohl aber in anderen „Dialekten“, z. B. imHakka). Deshalb gibt es ohne Berücksichtigung des Tons nur einige hundert Silben – ein Inventar, das ohne die Töne wegen übermäßigerHomophonie nicht genügend Möglichkeiten zur Differenzierung der Morpheme und zur Wortbildung böte.

Grammatik

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Hauptartikel:Chinesische Grammatik

Lehnwörter im Standardchinesischen

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Erscheinungsformen

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Bei einer Entlehnung werden die Phoneme des Vorbildes durch Phoneme der entlehnenden Sprache ersetzt. Das Chinesische verfügt dabei im Prinzip über eine etwa ebenso große Anzahl an Phonemen wie beispielsweise dasEnglische. Charakteristisch ist jedoch zum Beispiel, dass Konsonantencluster aus anderen Sprachen bei der Entlehnung in das Chinesische aufgrund bestehender phonetischer Differenzen mit anderen Phonemfolgen ersetzt werden müssen; die betroffene Silbe muss im Chinesischen segmentiert werden. Will man die Lehnwörter im Chinesischen zusätzlich schriftlich fixieren, so werden dafür im Normalfall die Zeichen seiner eigenen Schrift verwendet. Da die chinesische Schrift eine Silben- bzw. Morphemschrift ist, können oft nicht einzelne Laute in der Schrift wiedergegeben werden, sondern nur Silben. Diese Art der Entlehnung aus zumeist europäischen Sprachen wird häufig als yinyi音譯 / 音译 (Lautentlehnung) bezeichnet. Beispiele:

  • 幽默youmo < englischhumour
  • 邏輯 / 逻辑luoji < englischlogic

Eine weitere Besonderheit ist, dass bei Entlehnungen aus anderen asiatischen Sprachen wie demJapanischen eine dersuperstraten Sprache differierende Aussprache bei konstanter Graphemik geschaffen wird, und zwar aufgrund des Vorhandenseins der japanischen Zeichen, die selbst auf einen chinesischen Ursprung zurückgehen (Kanji). Diese Schriftzeichen werden in das chinesische Zeichensystem integriert, aber nach chinesischer Lautung gesprochen. Diese Art der Entlehnung wird manchmal als xingyi形譯 / 形译 (Formübertragung) bezeichnet. Die Besonderheit ist, dass diese Entlehnung über den schriftlichen, also visuellen, nicht über den auditiven Weg erfolgte. Beispiele:

  • 手續 / 手续shouxu <japanisch手続きte-tsuzuki (Formalität)
  • 場合 / 场合changhe <japanisch場合baai (Sachlage, Umstände)
  • 服務 / 服务fuwu <japanisch服務fukumu (Dienst)

Gerade die japanischen Gelehrten der frühenMeiji-Zeit gaben zu, sich vonkonfuzianischem undbuddhistischem Schriftentum aus China sowie Nachschlagewerken zur klassischen chinesischen Literatur inspirieren lassen und auf deren Basis japanische Wortprägungen erschaffen zu haben. So wurden also bestimmte Wörter zwischen Japan und China hin- und insbesondere nach dem verlorenenchinesisch-japanischen Krieg (1894/95) wieder in die andere Richtung entlehnt, so dass bei der Bestimmung der genauen Wortherkunft gründliche Recherche gefordert ist.

Da die chinesische Schrift aus Morphemen besteht, hat im Prinzip jede fixierte Silbe wiederum eine eigene Bedeutung. Wurde die phonetische Sequenz deshalb mit chinesischen Silben (=Morphemen) fixiert, so kann es sein, dass die Bedeutung dieser Sequenz sich nicht über die Übersetzung der einzelnen Morpheme erschließen lässt. Um ein Lehnwort in der chinesischen Sprache schneller als solches erkennen zu können, werden deshalb einerseits oft Grapheme benutzt, die sonst nur selten in der chinesischen Schrift auftreten. Es gibt im Chinesischen in diesem Zusammenhang auch phonetische Entlehnungen mit Schriftzeichenneubildung. Beispiele:

  • 咖啡kafei < englischcoffee
  • 檸檬 / 柠檬ningmeng < englischlemon
  • 乒乓pingpang < englischping-pong

Schriftzeichenneubildungen findet man insbesondere auch bei der Bezeichnung chemischer Elemente. Man versucht in China aber andererseits infolge des Bedeutungsgehaltes der Morpheme entsprechende Grapheme zu finden, die auch mit der Bedeutung des Lehnwortes in Verbindung stehen. So entstehen auch so genannte Hybridbildungen (混合詞 / 混合词hunheci), eine (oft auf zwei oder drei Silben reduzierte) Mischung aus Laut- und Bedeutungsübertragung, z. B.

  • 維他命 / 维他命weitaming (Vitamin, wörtl. „eines Anderen Leben erhaltend“)
  • 可口可樂 / 可口可乐kekoukele (Coca-Cola, wörtl. „durstlöschend und erfrischend“)
  • 啤酒pi-jiu (Bier, wörtl. „Bier-Alkohol“)
  • 芭蕾舞balei-wu (Ballett, wörtl. „Ballett-Tanz“)

Rein semantische Entlehnungen werden oben angedeuteter Klassifikation folgend als yiyi意譯 / 意译 (Bedeutungsübertragung) bezeichnet. Beispiel:

  • 熱狗 / 热狗regou < englischhotdog (wörtl. „heißer Hund“)

Oft existieren Lautübertragungen und Bedeutungsübertragungen bzw. Hybridbildung nebeneinander, z. B. bei因特網 / 因特网yintewangwang=„Netz“ und互聯網絡 / 互联网络hulian wangluohulian=gegenseitig verbunden sein;wangluo=Netzgeflecht (beides steht für „Internet“).

Historische Kategorisierung

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In derHan-Dynastie war der Einfluss von Entlehnungen ausMittelasien und den nördlichen Nomadenstämmen nachweisbar, wie

  •  / ,shī (Löwe) < persischsher/shir
  • 葡萄putao (Weintrauben) <protoiranischbataka, budawa > literarischpersischbada, bade (Wein)
  • 胭脂yanzhi (Rouge, rote Schminke) < ? (entlehnt vom Volk derXiongnu)

Von der Han- bis zurTang-Dynastie schlug sich der Einfluss desBuddhismus in mannigfaltigen Entlehnungen aus demSanskrit nieder. Beispiel:

  • 玻璃boli (Glas) < sanskritsphatika (Bergkristall)
  • 蘋果 / 苹果pingguo (Apfel) <pinpoluo < sanskritbimba(ra)
  • 佛陀fotuo (Buddha) < sanskritBuddha (der Erleuchtete)
  • 刹那chana (Augenblick) < sanskritksana

Aus derYuan-Dynastie sind einige wenigemongolische Lehnwörter erhalten:

  • 衚衕 / 胡同hutong (Gasse) < mongolischgudum (Brunnen)
  • 蘑菇mogu (Pilz) < mongolischmoku
  • 俄羅斯 / 俄罗斯eluosi (russisch) < mongolischoros

Ende der Ming- bis zur mittlerenQing-Dynastie tauchten die ersten christlichen Missionare in China auf. Es wurden Begriffe der abendländischen Wissenschaften, der christlichen Terminologie und politisch-diplomatische Begriffe aus den europäischen Sprachen entlehnt, wie

  • 幾何 / 几何jihe (Geometrie) <italienischgeometria
  • 彌撒 / 弥撒misa (Messe) <spätlateinischmissa
  • 伯理璽天德 / 伯理玺天德[11]bolixitiande (President) < englischpresident

Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts dominiert durch die verlorenenOpiumkriege der Einfluss desEnglischen, durch die Niederlage imChinesisch-Japanischen Krieg 1894/95 bis zu den 1930er Jahren auch der Einfluss desJapanischen. Typische Beispiele aus dieser Epoche sind:

  • 密司特misite < englischmister
  • 古的拜gudebai < englischgood-bye
  • 苦力kuli < englischcoolie/cooly <hindiKuli (Volksstamm inGujarat, dessen Angehörige als Fremdarbeiter dienten)
  • 德謨克拉西 / 德谟克拉西,démókèlāxī < englischdemocracy
  • 德律鳳 / 德律凤,délǜfèng < englischtelephone
  • 工業 / 工业,gōngyè (Industrie)< japanischkogyo
  • 文化,wénhuà (Kultur) < japanischbunka

Die englischen und anderen europäischen Entlehnungen kamen in der Mehrzahl bald wieder aus der Mode, es wurden stattdessen später die schriftlichen Entlehnungen aus dem Japanischen wieder verwendet wie Demokratie =民主,mínzhǔ, Telefon =電話 / 电话,dìanhuà.

Die Entlehnungen aus dem Englischen in die chinesische Standardsprache geschahen teilweise über den Umweg überHongkong, wo sie während der Kolonialzeit entstanden:

  • chocolate (Schokolade) >kantonesisch朱古力 – zyugulik > chinesischqiaokeli巧克力
  • tip (Tipp / Hinweis) > kantonesisch貼士 / 贴士tipsi > chinesischtieshi貼士 / 贴士

Gerade bei Betrachtung der modernen chinesischen Standardsprache darf der Einfluss über den Umweg der chinesischen Regionalsprachen, wie Peking,Guangzhou (Kanton) undShanghai, zum Beispiel über Fernsehserien, nicht vernachlässigt werden. Dabei sollen die Entlehnung des Englischen über den Umweg des Kantonesischen zwar zahlreich, jedoch nur regional einflussreich sein. Die Entlehnungen über den Shanghai-Dialekt sollen sich in der Standardsprache stärker ausprägen. Zum Beispiel sieht man den dominanten Einfluss des Shanghai-Dialekts bei der Entlehnung an der Aussprache von

  • 沙發 / 沙发shafa < Shanghai-Dialektsa-fa < englischsofa, Aussprache eigentlich [ˈsəʊfə] (britisch) bzw. [ˈsoʊfə] (amerikanisch)

Weitere Beispiele für Entlehnungen über den Umweg der Regionalsprachen:

  • 小蜜xiaomi hübsches Mädchen (Peking-Dialekt)
  • 大腕dawan einflussreiche Person, v. a. in der Unterhaltungsbranche (Peking-Dialekt)
  • 減肥 / 减肥jianfei abnehmen, schlank werden (Guangzhou/Kanton)
  • 炒魷魚 / 炒鱿鱼chao youyu jm. kündigen, jn. entlassen (Guangzhou/Kanton)
  • 發燒友 / 发烧友fashaoyou Fan, Anhänger eines Hobbys (Guangzhou/Kanton)
  • 搭脈 / 搭脉damai Macht, etw. über jemanden herauszufinden (Shanghai)
  • 搖張 / 摇张yaozhang durch etw. viel Geld verdienen (Shanghai)

Eine weitere Besonderheit sind Entlehnungen, bei denen auch graphemische Elemente wielateinische Buchstaben Einzug in das Chinesische gehalten haben. Bei Lehnwörtern aus der englischen Sprache werden in diesem Falle aus den Anfangsbuchstaben des englischen Wortes Akronyme gebildet:

  • ATM-機 / ATM-机 (ATM-ji) = Geldautomat
  • T-恤 (T-xu) = T-Shirt
  • X-光 (X-Guang) = Röntgenstrahlen

Umschriftsysteme

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Siehe auch:Chinesische Schrift: Lautumschriften

Seit Reisende aus dem Westen nach China kommen und versuchen, Chinesisch zu lernen, bestand der Bedarf nach einemphonetischen Umschriftsystem (Romanisierungssystem,Transkription), um die Aussprache der chinesischen Zeichen niederzuschreiben. Mehrere solche Systeme sind seitdem entstanden. Das erste, das eine weite Verbreitung fand, war das nach ihren Erfindern benannteWade-Giles-System im 19. Jahrhundert. Dieses System wird bis heute benutzt, jedoch nicht in der Volksrepublik China. Man kann es in alten (oder englischsprachigen) Lehrbüchern und Geschichtsbüchern finden.

Im 20. Jahrhundert wurden von Seiten der Sprachwissenschaftler verschiedene Umschriftsysteme eingeführt. Das erfolgreichste dieser Systeme war dasHànyǔ Pīnyīn, das 1958 von der Volksrepublik China als offizielles Umschriftsystem für die chinesische Sprache anerkannt wurde. Später entschlossen sich auch dieVereinten Nationen und andere internationale Organisationen, Pīnyīn zu übernehmen. In den 1950er Jahren, als der Kampf gegen das Analphabetentum geführt wurde, gab es sogar Überlegungen, die chinesischen Zeichen zugunsten von Pīnyīn abzuschaffen. Dies wurde jedoch aus verschiedenen Gründen wieder verworfen, etwa wegen der hohen Anzahl vonHomonymen im Chinesischen und der Tatsache, dass diechinesische Schrift für alle „Dialekte“ praktisch gleich ist, während ein Alphabet die großen sprachlichen Unterschiede sicht- und spürbar machten und möglicherweise ein Problem für die Einheit des Staates darstellte.

InTaiwan wird eine Reihe von verschiedenen Umschriftssystemen benutzt. Die Regierung der Republik China beschloss 2002 die Verwendung vonTongyong Pinyin und wechselte 2009 zu Hànyǔ Pīnyīn, jedoch dürfen die lokalen Regierungen auch andere Umschriften benutzen. In Schulen wird die Aussprache mit Hilfe vonZhùyīn gelehrt. Bestrebungen, Zhùyīn zugunsten von Pīnyīn abzuschaffen, sind nicht sehr weit gediehen.

Politische Diskussionen

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Zum Missfallen vieler Chinesen, deren Muttersprache nicht Standardchinesisch bzw. der nördliche Dialekt ist, hat die vorherrschende Rolle des Standardchinesischen dazu geführt, dass außerhalb Chinas das Standardchinesische als einzige chinesische Sprache angesehen wird. Obwohl sowohl die Volksrepublik China als auch Taiwan einen standardisierten Pekinger Dialekt zur Amtssprache erklärt haben und sich für die landesweite Verbreitung einsetzen, gibt es Bestrebungen, die örtlichen Sprachen und Dialekte zu erhalten. Das Standardchinesische ist auch weit davon entfernt, diese zu ersetzen, denn besonders im Süden der Volksrepublik und auf Taiwan werden nach wie vor die dort heimischen Sprachen im täglichen Leben verwendet. Jene, die nur Standardchinesisch sprechen, sind in diesen Gegenden sozial benachteiligt, denn viele Menschen sprechen dort nur sehr schlecht oder gar kein Standardchinesisch; dies trifft vor allem auf alte Leute zu, die jüngeren haben die Standardsprache meist in der Schule gelernt.

In den Regionen der Volksrepublik China, wo mehrheitlichHan-Chinesen leben, ist die Koexistenz zwischen Standardchinesisch und den anderen Sprachen und Dialekten im Allgemeinen problemlos. Standardchinesisch wird als gemeinsame Arbeits- und Kommunikationssprache gefördert, gleichzeitig ist die Führung der Volksrepublik China vorsichtig, was den Status der anderen Sprachen angeht, und will deren Benutzung nicht einschränken. Standardchinesisch wird deshalb vor allem aus praktischen Gründen gelernt und gesprochen, weil es häufig die einzige Möglichkeit der Verständigung zwischen Leuten aus verschiedenen Regionen darstellt. Zuweilen kommt es schließlich sogar vor, dass zwei chinesische Sprachen aus sehr nah beieinander gelegenen Gebieten für die Sprecher der jeweils anderen Sprache nicht verständlich sind.

In derRepublik China (Taiwan) ist die Beziehung zwischen Standardchinesisch und den lokalen Sprachen und Dialekten, speziell dem Taiwanischen, bedeutend komplizierter. Nur eine Minderheit der Taiwaner spricht einen nördlichen Dialekt als Muttersprache, selbst unter den nach der Gründung der Volksrepublik nach Taiwan geflohenen Chinesen: Diese sprechen vor allem denMin-Dialekt. Dazu gibt es eine ganze Reihe einheimischer Sprachen und Dialekte. Bis in die 1980er Jahre versuchte die Regierung, die Nutzung desTaiwanischen zu beschränken und gab ihm ein Image des Primitiveren. Das Standardchinesische wurde gefördert, um den Anspruch, der rechtmäßige Nachfolger der 1911 gegründeten Republik China zu sein, aufrechtzuerhalten. Dies hat sich in den 1990er Jahren stark geändert, was sich unter anderem in der vermehrten Benutzung des Taiwanischen in Film, Funk und Fernsehen niederschlägt. Extreme Befürworter der Unabhängigkeit Taiwans lehnen das Standardchinesische zugunsten der taiwanischen Sprache ab, so dass die Verwendung des Taiwanischen zunehmend auch eine Frage der politischen Gesinnung ist. Der Grad ihrer Benutzung ist regional unterschiedlich, es ist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auszumachen mit Norden (Taipeh) als Standardchinesisch- und Süden (Kaohsiung) als Taiwanisch-Hochburg. Bemühungen, Standardchinesisch als Amtssprache durch Taiwanisch oder einen mehrsprachigen Standard abzulösen, haben bisher aber noch keine Fortschritte gezeigt.

Didaktik des Standardchinesischen

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Seit den 1990er Jahren haben sich auch in China beträchtliche Wandlungen im Sprachunterricht für das Chinesische vollzogen. Die früher gängige Methodik, in drei aufeinander folgenden Phasen chinesisch sprechen und schreiben zu vermitteln, nämlich zuerst dieSchriftzeichen lehren, anschließend Lesen üben, dann Aufsätze schreiben, wurde durch neuere Ansätze reformiert, in denen im Unterricht primär das Sprechen in der Standardsprache und die Durchführung speziellen mündlichen Trainings in den Grundschulen betont wird.

Dies wird vor allem damit begründet, dass im Alltag das Sprechen und das Hörverständnis am wichtigsten sei, fast jeder Mensch könne sprechen und zuhören, aber nicht unbedingt lesen und schreiben. Auch in den Sprachkursen für Europäer geht die Tendenz dahin, stärkeres Gewicht auf die mündlichen Fähigkeiten zu legen, man beginnt mit dem Zuhören und mit dem Imitieren einfacher chinesischer Sätze und führt einfache Dialoge durch.

Das mündliche Training wird in der Volksrepublik China und in nicht-chinesischen Sprachkursen durch das Erlernen der UmschriftHanyu Pinyin unterstützt. In China wurde diesbezüglich unter der ParoleZhuyin shi zi, tiqian du xie (注音识字,提前读写, zu Deutsch: „Mit der Lautschrift die Schriftzeichen lernen und damit früher lesen und schreiben lernen“) der Sprachunterricht in Chinas Grundschulen vorangetrieben. Die Parole steht für den 1982 mitHeilongjiang an der Spitze startenden Reformversuch im Unterricht des Standardchinesischen in Grundschulen. Wenn die Kinder fließend die Standardsprache sprechen können, dann können sie diese auch schnell und einfach mit der Umschrift aus lateinischen Buchstaben fixieren. Dabei wird der Wortschatz nicht durch eine etwa zu geringe Menge an gelernten chinesischen Schriftzeichen in Schranken gehalten.

Beim Leseunterricht werden dann diechinesischen Schriftzeichen nach und nach in den Lese- und Schreibprozess miteinbezogen. Erst wenn die sprachlichen Fähigkeiten sich voll entfaltet haben, wird das Lesen größerer Mengen an Schriftzeichen und das Verfassen von Aufsätzen geübt.

Das frühe Erlernen des Hanyu Pinyin hat weiter den Vorteil, dass man diechinesischsprachige Eingabe am Computer später leicht bewältigen kann.

Chinesisch als Fremdsprache

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Weltweit lernen derzeit etwa 40 Millionen Menschen (Standard-)Chinesisch als Fremdsprache[12]. China unterstützt das Erlernen des Chinesischen mit denKonfuzius-Instituten, von denen es insgesamt 322 in 96 Ländern und Regionen gibt (Stand Dez. 2010). Die Zahl der Chinesisch-Lerner nimmt rasch zu, 2005 wurde noch von 30 Millionen gesprochen[13].MitDong bu dong? (懂不懂?) erschien 2008 das erste deutschsprachigeSchulbuch für Standardchinesisch, das für die Sekundarstufe ausgelegt ist.

Siehe auch

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Literatur

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  • Kathrin Reiser-von Loh:Sprachführer Chinesisch, Polyglott Verlag, München 1990,ISBN 3-493-61142-0.
  • Chen, Ping:Modern Chinese. History and Sociolinguistics. Cambridge University Press, Cambridge 1999,ISBN 0-521-64572-7.
  • Hauser, Françoise:Gebrauchsanweisung Chinesisch: So funktioniert die meistgesprochene Sprache der Welt. Reclam, 2015.ISBN 978-3-15-010993-9.
  • Karlgren, Bernhard:Schrift und Sprache der Chinesen. 2. Auflage. Springer 2001,ISBN 3-540-42138-6 (Anm.: Karlgrens Ansichten sind heute größtenteils widerlegt worden)
  • Kneussel, Gregor:Grammatik des modernen Chinesisch. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 2005,ISBN 7-119-04262-9.
  • Lackner, Michael (Hrsg.):New Terms for new Ideas: western knowledge and lexical change in late imperial China. Brill, Leiden 2001,ISBN 90-04-12046-7.
  • Lee, Wai-Sum; Zee, Eric:Standard Chinese (Beijing). Journal of the International Phonetic Association.33 (1): 109–112. Cambridge University Press 2003,doi:10.1017/S0025100303001208.
  • Li, Charles N. und Sandra A. Thompson:Mandarin Chinese. A Functional Reference Grammar. University of California Press, Berkeley 2003,ISBN 0-520-06610-3.
  • Norman, Jerry:Chinese. Cambridge University Press, 1988,ISBN 0-521-29653-6.
  • Mey, Monika:Chinesisch. Lesen – Verstehen – Sprechen Wiesbaden, 2009,ISBN 978-3-89500-635-7.

Weblinks

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Wiktionary: Hochchinesisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Allgemein

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Wörterbücher

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Einzelnachweise

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  1. Bingwen Liu, Lei Xiong (Hrsg.):100 unter 1 Milliarde: Gespräche mit Chinesen über Alltagsleben, Hoffnungen und Ängste. Aus dem Chinesischen von Liangjion Li und Renate Zantis, Westdeutscher Verlag, Opladen, 1989,DOI:10.1007/978-3-322-91586-3_89.
  2. Lin Liu, Hwei Ann:Die Teilung Chinas und ihre sprachlichen Folgen. In:Lebende Sprachen. Band 40, Nr. 1, 2009, S. 5–8,DOI:10.1515/les.1995.40.1.5.
  3. Im Original:「以北京语音为标准音,以北方话为基础方言,以典型的现代白话文著作为语法规范」. Konferenz zur Standardisierung des Modernen Chinesisch, 1956. Zitiert in Ping Chen:Modern Chinese. History and Sociolinguistics. Cambridge University Press, Cambridge 1999, S. 24.
  4. Jerry Norman:Chinese. Cambridge University Press, Cambridge 1988, S. 251.
  5. Sihua Liang:Language Attitudes and Identities in Multilingual China. A Linguistic Ethnography. Springer, Cham u. a. 2015, S. 45.
  6. Chris Luo:One-third of Chinese do not speak Putonghua, says Education Ministry. In:South China Morning Post (online), 22. September 2014.
  7. [1]. Ausgewertet am 12. Januar 2006
  8. [2]. Ausgewertet am 12. Januar 2006.
  9. [3]. Ausgewertet am 12. Januar 2006.
  10. Richard Wiese:Silbische und Lexikalische Phonologie. Studien zum Chinesischen und Deutschen. de Gruyter Verlag, Berlin 1988,ISBN 3-484-30211-9,S. 42 ff. 
  11. 清 薛福成 «出使四国日记·光绪十六年十二月二十九日»:“ 美洲各国及欧洲之瑞士与法国皆民主之国也,其政权全在议院,而伯理璽天德(译作总统)无权焉.”亦省作“ 伯理 ”.
  12. Lautchina.org.cn vom 14. Dezember 2010, abgerufen am 25. Mai 2011
  13. LautChina Radio International, abgerufen am 25. Mai 2011.

Fußnote

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  1. Der FachbegriffMandarin ist üblicherweise ein Oberbegriff für die nordchinesische Sprachgruppe, welche neben dem standardisierten Hochchinesisch weitere Varianten und Dialekte der nordchinesische Sprachen beinhaltet. Die heutige ungenaue umgangssprachliche Nutzung des BegriffsMandarin meint hingegen oft allein das standardisierte Hochchinesisch und ist auf dem Einfluss des Englischen im Deutschen (Anglizismus) zurückzuführen.
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