Hildegard Zadek war eine Tochter des Bromberger Kaufmanns Alex Zadek und der Kauffrau Elisabeth Freundlich. Sie hatte vier Schwestern. Als die Stadt 1920 polnisch wurde, emigrierte sie mit ihrer Familie nachStettin, wo sie auch zur Schule ging. Ihr Vater besaß bis 1938 ein Schuhgeschäft.[2] 1935 verließ sie Deutschland wegen der nationalsozialistischen Verfolgung, der sie durch ihrejüdische Herkunft ausgesetzt war, und emigrierte nachPalästina. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Säuglingsschwester und arbeitete unter anderem imHadassah-Spital in Jerusalem. 1939 flohen auch ihre Eltern und ihre beiden jüngeren Schwestern nach Palästina, für deren Nachzug sie sich unermüdlich eingesetzt hatte. Der Vater war bereits imKZ Sachsenhausen inhaftiert gewesen. Mit dem im elterlichen Schuhgeschäft zuverdienten Geld konnte die junge Frau ein Gesangsstudium am Jerusalemer Konservatorium bei der ungarischen OpernsängerinRose Pauly absolvieren. Dies schloss sie 1945 mit Auszeichnung ab. Bei einem Stipendiatenaufenthalt 1945 in Zürich, wo sie Unterricht bei der Lied- und KonzertsängerinRia Ginster nahm, wurde Zadek vom Direktor der Wiener StaatsoperFranz Salmhofer entdeckt. Nachdem er sie in der Wohnung seiner Patentochter hatte singen hören, lud er sie zur „Vorstellung auf Engagement“. Es dauerte noch bis Anfang 1947, ehe Zadek nach Österreich einreisen konnte. Dort arbeitete sie mitElisabeth Höngen an der Vervollkommnung ihrer Stimme und ihres Repertoires. Obwohl ihre Familie nach dem Krieg in die USA auswanderte, blieb sie in Wien.
Gastspielreisen führten die Sopranistin an Opernhäuser in New York,[6] Moskau, London,[7] Rom, Berlin, München, Paris, Lissabon, San Francisco, Amsterdam. Sie war Gast bei den Festspielen in Salzburg,[8] Edinburgh,Glyndebourne[9] und beim Holland Festival. Ein besonderer Markstein ihres künstlerischen Wirkens war ihre Mitwirkung als Eurydice bei denSalzburger Festspielen in der Uraufführung (6. August 1949) vonCarl OrffsAntigonae.[10] Hilde Zadek gab außerdem Liederabende im In- und Ausland und wirkte solistisch bei Chor- und Orchesterkonzerten mit.
Von 1964 bis 1978 leitete Zadek die Gesangsabteilung amKonservatorium der Stadt Wien und arbeitete nach wie vor als Gesangspädagogin. Meisterkurse führten Zadek nach Karlsruhe und Jerusalem, in die Schweiz und nach Italien.
(chronologische Anordnung, Verzeichnis nach Maria Venuti:"Musik muss aus dem Herzen kommen". Hilde Zadek zum 100. Geburtstag. In:Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2017/18 24 [2018], S. 256–258)
Titelpartie inAida vonGiuseppe Verdi (1947–1965 in Wien, Berlin, Zürich, Florenz, London, Liverpool, Rhodesien, Riga und Düsseldorf)
Donna Anna und manchmal auch Donna Elvira inDon Giovanni vonWolfgang Amadeus Mozart (1947–1965 in Wien, Florenz, St. Gallen, Glyndebourne, Edinburgh, Berlin, Mainz, Düsseldorf, Tunis, Lissabon, Genf, Brüssel, Paris, Rio de Janeiro und beim Holland Festival)
Flora Bervoix inLa traviata von Giuseppe Verdi (1947–1948 in Wien)
Elisabetta inDon Carlo von Giuseppe Verdi (1948–1964 in Wien, Graz, Berlin, Düsseldorf und Genf)
Erste Dame inDie Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart (1948–1966 in Wien, Florenz und Brüssel)
Contessa Almaviva inLe nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart (1949–1965 in Wien, Wiener Neustadt, London, Lissabon, Bern, Düsseldorf, Hagen, Kopenhagen, Genf, Barcelona, Lausanne und beim Holland Festival)
Desdemona inOtello von Giuseppe Verdi (1949–1955 in Wien u. 1957–1958 in Berlin)
Nadja inIwan Sergejewitsch Tarassenko vonFranz Salmhofer (1949–1954 in Wien)
Vitellia inLa clemenza di Tito von Wolfgang Amadeus Mozart (1949–1961 in Salzburg, Düsseldorf und München)
Titelpartie inAriadne auf Naxos vonRichard Strauss (1950–1964 in Edinburgh, Glyndebourne, Wien, Berlin, Salzburg, Düsseldorf, St. Gallen, Frankfurt und Wiesbaden)
Chrysothemis inElektra von Richard Strauss (1953–1964 in Wien, Paris, Düsseldorf, Monte Carlo, Rom, Graz, Berlin und Straßburg)
Christine inIntermezzo von Richard Strauss (1954–1955 in Wien)
Sopransolo im BallettDer Totentanz von Arthur Honegger (1954 in Salzburg, Felsenreitschule)
Feldmarschallin inDer Rosenkavalier von Richard Strauss (1955–1967 in Wien, Graz, Frankfurt, Düsseldorf, Turin, Monte Carlo, Nizza, Berlin, Genf, Rio de Janeiro, Linz und Zürich)
Barbara von der Lühe:Die Emigration deutschsprachiger Musikschaffender in das britische Mandatsgebiet Palästina. Ihr Beitrag zur Entwicklung des israelischen Rundfunks, der Oper und Musikpädagogik seit 1933, Frankfurt am Main u. a. 1999.
Lexikon der Frau in zwei Bänden. Band II, I–Z. Zürich 1954, Sp. 1669.
Zadek, Hilde, in: Werner Röder;Herbert A. Strauss (Hrsg.):International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1272f.