DasHerzogtum Guastalla (italienischDucato di Guastalla) war ein kleines Territorium in Norditalien. Es ging aus der StadtGuastalla hervor. Seit 1428 kamen umliegende Gebiete hinzu und es kam zur Erhebung zur Grafschaft. Seine größte Bedeutung hatte das Gebiet unter der Herrschaft derGonzaga. Im Jahr 1621 wurde es zum Herzogtum erhoben. Es war zu dieser Zeit etwa 1,5Quadratmeilen groß. ImFrieden von Aachen fiel es 1748 zusammen mit den HerzogtümernParma undPiacenza an denBourbonenPhilipp und spielte keine eigenständige Rolle mehr. Es bestand unter verschiedenen Besitzern offiziell bis zur Bildung desKönigreichs Italien (1861) weiter.
Der Ort Guastalla amPo wurde im 8. Jahrhundert erstmals schriftlich genannt.Ludwig II. schenkte ihn 864 seiner EhefrauAngilberga. Im 11. Jahrhundert gehörte der Ort zum Besitz derCanossa. Im 12. Jahrhundert erlangte die Stadt vom Konvent vonSan Sisto in Piacenza Privilegien und Garantien. In der Folge stritten mehrere Städte wieCremona und Piacenza um den Besitz der Stadt. Offiziell blieb sie ein Teil vonReichsitalien.Karl IV. belehnte 1347 die Correggio mit dem Besitz. Allerdings war er zu schwach, um dies auch durchzusetzen. Guastalla fiel daher in den Einflussbereich derVisconti. Zusammen mit den umgebenden Gebieten wurde Guastalla 1406 von den Visconti als Lehen zurSignorie der Torelli. Die Herrschaft wurde 1428 zur Grafschaft erhoben, gleichzeitig wurde das Territorium aus dem Cremonas gelöst.
Ferrante I. Gonzaga, als FeldherrKarl V., eroberte die Grafschaft und stellte 1541 die volle Reichsunmittelbarkeit wieder her. Seither war sie im Besitz derGonzaga. Der neue Herrscher begann 1549 damit, die Residenzstadt in eine Planstadt mit fünfeckigem Grundriss umzuwandeln.[1]
Im Jahr 1567 richteteCesare I. Gonzaga dort einen festen Hofstaat ein. Noch als Kleinkind tratFerrante II. Gonzaga 1575 das Erbe des Vaters an und herrschte allein seit seinem siebzehnten Lebensjahr bis 1630. Er stand in der Gunst der spanischen und österreichischenHabsburger und heiratete vorteilhaft eine Nichte vonAndrea Doria. Er bemühte sich um den baulichen Ausbau von Guastalla. Auch spielte er eine gewisse Rolle unter den kleinen oberitalienischen Fürsten. KaiserFerdinand II. verlieh ihm 1621 Herzogstitel.
Zusammen mit seinem Sohn Cesare II. Gonzaga wurde er Generalkommissar für Reichsitalien. Dadurch konnte die Stellung unter den Fürsten ausgebaut werden. Auch vergrößerte sich die Aussicht, nach dem Aussterben der LinieMantua die Konkurrenz mit der Linie Gonzaga-Nevers für Guastalla zu entscheiden. Dies misslang. In den frühen 1630er Jahren kamen die LehenLuzzara undReggiolo hinzu, die ursprünglich im Besitz der Linie Mantua waren. Ferrante II. und Cesare II. starben kurz hintereinander 1630 und 1632. Unter anderem wegen der guten Beziehungen zu den Höfen in Wien und Madrid überstand das Land die Krise.
Ferrante III. Gonzaga hatte sich davon abgekehrt und übernahm keine Hofämter. Er versuchte das Land betont unabhängig zu führen. Er hatte etwa Gesandte in wichtigen Hauptstädten. Durch den Verkauf überkommenen Besitzes in Süditalien konnte er die Finanzen sanieren und Guastalla weiter ausbauen. Allerdings spielte er für die Habsburger politisch eine Rolle, als er 1659 den Herzog von Modena ins spanische Lager führte. Nach dem Tod von Ferrante III. gab es keine direkten Erben. Nach einer Übergangsphase übernahm 1692Vincenzo Gonzaga den Herzogstitel. In den folgenden Jahrzehnten kam es, unterbrochen vomSpanischen- undpolnischen Erbfolgekrieges, zu einer Konsolidierung des Herzogtums.
Nach dem Tod vonFerdinando Carlo von Gonzaga-Nevers hatte Österreich das Herzogtum Mantua in Besitz genommen. Allerdings bestand ein starker Anspruch der Linie Guastalla auf das Erbe. Es kam zu Ergebenheitsadressen von Vertretern Mantuas für den Herzog von Guastalla. Auch wurde er von verschiedenen europäischen Staaten als Herzog von Mantua anerkannt. Im Streit mit Wien konnte sich Guastalla nicht durchsetzen, gewann aber das FürstentumBozzolo und das HerzogtumSabbioneta hinzu. Weitere Verhandlungen über Entschädigungen blieben erfolglos.
AlsGiuseppe Gonzaga 1746 ohne Erben starb, zogFranz I. das Land als erledigtes Lehen ein. Im Vertrag von Aachen fiel es zusammen mit den Herzogtümern Parma und Piacenza an denBourbonenPhilipp. In den folgenden Jahrzehnten spielte das Herzogtum keine eigenständige Rolle.
Im Jahr 1797 wurde Guastalla Teil derCisalpinischen Republik.Napoleon übergab 1806 seiner SchwesterPauline das Land. Kurz danach kam es an dasKönigreich Italien. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurde Guastalla mit Parma und PiacenzaMarie Louise, der Frau Napoleons, übergeben. Nach deren Tod 1847 kam es vorübergehend anKarl von Bourbon, ehe es 1848 an dasHerzogtum Modena fiel. Mit diesem kam Guastella 1860 an das Königreich Italien.
Gotthold Ephraim Lessing verlegt die Handlung seines TrauerspielsEmilia Galotti in denDuodezstaat Guastalla, der mit dem realen Guastalla allerdings nichts zu tun hat. Eine der Hauptfiguren ist ein fiktiver Prinz von Guastalla namens Hettore Gonzaga.