Selbstporträt, 1902/1903,Musée Picasso, ParisLa Muse inspirant le poète, 1909, abgebildet sind Apollinaire und Marie Laurencin.
Henri Rousseau war Sohn des Klempnermeisters und Eisenwarenhändlers Julien Rousseau und seiner Frau Eleonore. Früh begann er sich für Dichtung und Musik zu interessieren. Nach der Schulzeit diente er alsKlarinettist in einemInfanterieregiment. Nach dem Militärdienst wurde er beim Zoll angestellt. Daher sein NameLe Douanier („der Zöllner“).
Portrait de femme, um 1895, Musée Picasso, Paris. Picasso erwarb das Bild 1908 für fünf Franc. Der Kauf war der Anlass zu einem bekannten Bankett imBateau-Lavoir, Paris, das Picasso zu Ehren Rousseaus gab.
1869 heiratete er die 18-jährige Schneiderin Clémence Boitard. Mit ihr hatte er neun Kinder. Von diesen überlebte ihn nur Tochter Julia. Nach dem Tod seiner Frau 1888 ließ sich Rousseau im Jahre 1893 frühpensionieren. Schon vorher hatte er zu malen begonnen.
Gelegentlich geriet Rousseau mit dem Gesetz in Konflikt. Als der Richter ihn wegen Scheckbetruges zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte, diese aber zur Bewährung aussetzte, versprach er dem Richter, dessen Gattin zu porträtieren.
Henri Rousseau starb am 2. September 1910 im Hospital Necker in Paris nach einerBlutvergiftung. Sieben Menschen waren bei seinem Begräbnis anwesend: Robert Delaunay und dessen FrauSonja Terk, die MalerPaul Signac undJulio Ortiz de Zárate, der rumänische Bildhauer Brâncuși, Rousseaus Hauswirt Armand Queval und der Schriftsteller Apollinaire.
Apollinaire schrieb dasEpitaph, dessen Zeilen Brâncuși in den Grabstein meißelte:
Freundlicher Rousseau, du hörst uns. Wir grüßen dich, Delaunay, seine Frau, Monsieur Queval und ich. Lass unsere Koffer zollfrei durch die Pforte des Himmels, Wir bringen dir Pinsel, Farben und Leinwand, Damit du malest in der geheiligten Muße des wahren Lichts Wie einst mein Bildnis: Das Angesicht der Sterne
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Die Realität ist bei Rousseau nicht abbildhaft, sie ist vielmehr ein Traum. Die einzelnen Elemente seiner Bilder sind idealisiert und dennoch vereinfacht. Sie treten unverbunden und überraschend nebeneinander. Der Hintergrund ist genauso scharf gesehen wie der Vordergrund. Die Figuren erscheinen in frontaler Sicht oder in strengem Profil.Rousseau liebte klare Konturen und harte Kontraste ohne Übergänge. Er verwendete leuchtendeKontaktfarben ohne Schatten, doch war seine Palette reich an farblichenNuancen. In seinem BildDer Traum (der Yadwiga) schimmert der Urwald in mehr als fünfzig Grüntönen.
Schließlich war noch ein anderer Moment der Farbgebung Rousseaus sowohl für die neusachliche wie für die surrealistische MalereiRené Magrittes oderYves Tanguys wichtig: Der sparsame, überlegte, beinahe anonyme Farbauftrag, der sorgfältig die Pinselspuren verbarg und keine Handschrift verriet. Jede Eitelkeit des Machens war Rousseau fremd. Es ging ihm nicht um die Herstellung malerischer Texturen, sondern um seine Gegenstände.
Rousseaus Motive wurden teilweise vom botanischen Garten in Paris und Weltausstellungen inspiriert. Er besuchte die Weltausstellungen von1878,1889 und1900 in Paris. Sein erstes DschungelbildÜberrascht! soll aus den Eindrücken der Weltausstellung 1889 entstanden sein. Außerdem erhielt er 1884 auf Empfehlung des MalersFélix Auguste Clément eine Kopiererlaubnis für die französischen Nationalmuseen. Hier beeindruckte ihn besonders die TeppichserieDie Dame mit dem Einhorn. Diese soll seine Dschungelbilder inspiriert haben.[1]
Apollinaire hat Henri Rousseau den „Uccello unseres Jahrhunderts“ genannt. Er sah in ihm den Primitiven eines neuen Zeitalters (der zu sein übrigens auchCézanne für sich in Anspruch genommen hatte), in dessen Bildern mit ihren poetischen Chiffren zugleich naiv und in großer Klarheit viel von dem vorweggenommen schien, was Kunst der Moderne – wie sie sich rund um Apollinaire entfaltete – zu leisten aufgetragen war. Aus dem gleichen Grunde faszinierte erKandinsky. Sein Aufsatz „Über die Formfrage“ im „Almanach desBlauen Reiters“ von 1912, mit nicht weniger als sieben Reproduktionen nach Bildern Rousseaus illustriert, enthält die oft aufgenommene Unterscheidung der „vom Geist aus den Vorratskammern der Materie herausgerissenen Verkörperungsformen“ nach zwei Polen hin, der großen Abstraktion und der großen Realistik. „Diese zwei Pole eröffnen zwei Wege, die schließlich zu einem Ziel führen.“ Während Kandinsky sich berufen fühlte, den ersten Weg einzuschlagen, sah er als seinen Widerpart Rousseau den Weg der neuen großen Realistik gehen, beide Revolutionäre am Anfang eines je neuen Weges.
Tristan Tzara huldigte in Rousseau einem Künstler, der nicht nur einen neuen Stil der Malerei, sondern auch einen eigenen Lebensstil begründet hatte. Die von dem in seiner Naivität unbeirrbaren und unverführbaren Rousseau gelebte Einheit von Kunst und Leben musste gerade den so wenig naivenDadaisten beeindrucken.
Lise undOto Bihalji-Merin schreiben über ihn: „Aus der Perspektive seiner weltuntauglichen Armut projizierte Rousseau kindliche Wachträume voller Schönheit und Ruhm. So bildhaft und intensiv empfand er seine Traumwelt, dass er im Zwielicht von Zuversicht und Ahnung die Grenzen des Wirklichen überschritt und selbst davon überzeugt war, dass ihn der Präsident der Republik zu einer Soirée eingeladen, der grobe Portier ihn jedoch seiner ärmlichen Kleidung wegen zurückgewiesen habe.“ Und Apollinaire: „Wenige Maler sind zu ihren Lebzeiten so verhöhnt worden wie der Zöllner, und wenige Menschen traten den Spöttereien, den Grobheiten, mit denen man ihn überschüttete, mit ruhigerer Stirn entgegen.“[2]
Otto Pankok schuf das GemäldeHenri Rousseau, Maler und Zöllner. Im Hintergrund, an der Wand hängend, sind zwei klein- und ein großformatiges Rousseau-Werke dupliziert.[3]
Franz Marc porträtierte ihn postum im Jahr 1911; das mitStanniol hinterlegteHinterglasbild gehört zum Bestand der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.
1911:Wilhelm Uhde, ein in Paris lebender deutscher Kunsthändler, organisierte ein Jahr nach dem Tod Rousseaus eine Gedenkausstellung im Salon des Indépendants. Er veröffentlichte auch die erste Biographie des Künstlers.
Der Schatten der Avantgarde. Rousseau und die vergessenen Meister.Museum Folkwang in Essen,Kuratoren:Kasper König und Falk Wolf, 2. Oktober 2015 – 10. Januar 2016.[6]
Le Douanier Rousseau. L’innocence archaïque. (Henri „Le Douanier“ Rousseau. Die archaische Unschuld.)Musée d’Orsay, 22. März – 17. Juli 2016.[7] Katalog.
Douanier Rousseau: Painter’s Paradise Lost.(Douanier Rousseau: Verlorenes Paradies des Malers.)Nationalgalerie Prag, 15. September 2016 – 15. Januar 2017.[8]
Emil Schwarz:Kunst ist die Kunst der Entscheidung. Hommage à Henri Rousseau. Eine dichterische Justierung mit dem EssayDer Garten der Sehnsucht. NAP Verlag, Zürich 2010,ISBN 978-3-9523615-3-5.
Der Maler Henri Rousseau oder Die Geburt der Moderne. (OT:Le douanier Rousseau, ou l’éclosion moderne.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2015, 52:26 Min., Buch und Regie: Nicolas Autheman, Produktion:arte France, Les Films du Tambour de Soie, Musée d’Orsay, Erstsendung: 3. April 2016 bei arte,Inhaltsangabe von arte. Dokumentation anlässlich einer Rousseau-Ausstellung imMusée d’Orsay vom 22. März bis 17. Juli 2016.
Always on Sunday. Dokumentarfilm, England, 1965, 45:11 Min., Buch und Regie: Ken Russell, mit Oliver Reed als Sprecher. Produktion: BBC.
↑Lise und Oto Bihalji-Merin:Leben und Werk des Malers Henri Rousseau. Verlag der Kunst, Dresden 1971.
↑AlsFrontispiz bei Lise und Oto Bihalji-Merin (1971) in s/w reproduziert, Vermerk „Kriegsverlust“. Das Bild gilt als verschollen, es ist bisher auch nicht datierbar.
↑Liquid Design s.r.o.: Národní galerie v Praze. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Januar 2018; abgerufen am 23. Januar 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ngprague.cz