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Heidemarie Hatheyer

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Heidemarie Hatheyer (*8. April1918 inVillach,Österreich-Ungarn alsHeide Maria Pia Nechansky;[1]11. Mai1990 inZollikon,Schweiz[2]) war eineösterreichischeSchauspielerin.

Leben

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Heidemarie Hatheyer, geboren aus Diskretionsgründen in einem Villacher Sanatorium als Heide Maria Pia Nechansky, das Kind einer außerehelichen Verbindung der inKlagenfurt ansässigen Eltern Maria Helene Nechansky (geborene Feucht; * 9. Juni 1890 inWien) und des Industriellen Paul Hatheyer (* 9. Oktober 1889 in Klagenfurt), wuchs als „Adoptivtochter“ ihrer später miteinander verheirateten Eltern[3] im „Hatheyer-Haus“ am Heuplatz in Klagenfurt neben der vom Großvater Paul Hatheyer gegründeten Seifenfabrik auf. Im Geburtsbuch von Villach-St. Jakob wurde zunächst der am 11. Mai 1877 inOrth geborene Hugo Peter Nechansky,Hauptmann imk.u.k. Infanterieregiment Nr. 17, als Vater eingetragen.[1] Dieser hatte, damals noch im Rang einesOberleutnant imK.u.k. Infanterieregiment Nr. 58, die Maria Feucht am 28. Jänner 1911 in Wien-St. Elisabeth geheiratet.[1][4]

Nach einem Erlass derKärntner Landesregierung vom 15. April 1922 hat das Landesgericht Wien mit Urteil vom 20. Oktober 1919 erkannt, dass das Kind Heide Maria Pia als unehelich geboren anzusehen ist.[1] Paul Hatheyer hat sich daraufhin am 29. August 1921 beim evangelischen Pfarramt in Klagenfurt als Vater der Heide Maria Pia erklärt und die Eintragung seines Namens in die Geburtsmatriken ausdrücklich verlangt.[1] Nach Scheidung von Hugo Nechansky, der während desErsten Weltkriegs in russische Kriegsgefangenschaft geraten war, nachdem er davor bereits als tot gemeldet worden war, hatte die Mutter am 25. Juni 1920 Paul Hatheyer geehelicht.[1] Am 8. April 1921 wurde die spätere Heidemarie in der evangelischen Kirche in Klagenfurt vom damaligen evangelischen Pfarrer Robert Johne auf den Namen Heide Maria Pia getauft.[1]

Statt nach der Reifeprüfung die eigentlich beabsichtigte Journalistenlaufbahn einzuschlagen, nahm sie Schauspielunterricht bei Anna Kainz in Wien[5] und begann, nachdem sie als Kind bereits in einer Zwergenrolle im nahenStadttheater Klagenfurt aufgetreten war, ihre Bühnenlaufbahn an einem WienerKabarett amNaschmarkt. Mit einer kleinen Mohrenrolle an der Seite vonZarah Leander inRalph Benatzkys OperetteAxel an der Himmelstür am nahenTheater an der Wien nahm sodann eine außerordentliche Schauspielkarriere ihren Anfang. Bereits im Jahr darauf brachteOtto Falckenberg sie an dieMünchner Kammerspiele, wo sie großen Erfolg als Anuschka inRichard Billingers StückDer Gigant und als Johanna inGeorge Bernard ShawsHeiliger Johanna hatte. Im Jahr 1942 wurde sie vonGustaf Gründgens an dasPreußische Staatstheater Berlin engagiert.

Für den Film wurde Hatheyer vonLuis Trenker für seinen Film um dieMatterhorn-ErstbesteigungDer Berg ruft (1938) entdeckt. Es folgten dann vor allem 1940Die Geierwally, als die sie berühmt wurde, undDer große Schatten (1942), in dem sie eine schwangere Theaterunschuld verkörperte. Hatheyer stand 1944 auf derListe der unersetzlichen Schauspieler.

Problematisch wurde für Hatheyer die Mitwirkung bei demnationalsozialistischenPropagandafilmIch klage an (1941), in dem sie die Rolle der hoffnungslos kranken Hanna Heyt spielte. Bei dem FilmWolfgang Liebeneiners handelt es sich um ein über zwei Stunden langes, tückisch-infames, weil sehr suggestiv inszeniertes Plädoyer für die als humane Sterbehilfe getarnteEuthanasie, das, versehen mit den Prädikaten „künstlerisch besonders wertvoll“ und „volksbildend“, massenwirksam die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ als nützlich für die „Volksgemeinschaft“ propagierte.[6] Hatheyers Spiel war derart angelegt, dass der Zuschauer, angerührt durch ihr Leid, sich mit ihrem Todeswunsch identifizieren oder ihm doch aus Mitleid zustimmen konnte. Damit wurde auch ihre Tötung durch den Ehemann verständlich gemacht.

Nach 1945 wurde Hatheyer durch dieAlliierte Militärkommission mit einem Drehverbot von 4 Jahren belegt, da man sie der „indirekten Mittäterschaft“ an den Massenmorden desDritten Reichs bezichtigte. Nach ihrer Erklärung, sie sei zu ihrer Rolle der unheilbar Kranken gezwungen worden, erhielt sie kein völliges Berufsverbot: Ihr wurde gestattet, weiterhin am Theater zu arbeiten, und es folgten Hauptrollen imBayerischen Staatsschauspiel und an derKleinen Komödie in München sowie Verpflichtungen ansThalia Theater inHamburg, ansRenaissance-Theater in Berlin und ab 1952 zu Gastspielen amBerliner Schillertheater. Während Liebeneiner, der Regisseur des bis heute nicht allgemein zugänglichen Films, bereits 1947 ohne Auflagen entnazifiziert wurde, erfolgte die Aufhebung von Heidemarie Hatheyers Drehverbot erst zwei Jahre später.

Sie konnte in den 1950er- und 1960er-Jahren dann auch wieder an ihre früheren filmischen Erfolge anknüpfen, etwa inBoleslaw Barlogs Nachkriegs-TrümmerfilmWohin die Züge fahren, als Titelheldin in der Verfilmung vonTheodor Fontanes nachgelassenem RomanMathilde Möhring unter dem TitelMein Herz gehört Dir (1944/50) oder nebenEwald Balser inSauerbruch – Das war mein Leben (1954) und besonders als Anna John inRobert Siodmaks Verfilmung der naturalistischen TragikomödieDie Ratten vonGerhart Hauptmann an der Seite vonCurd Jürgens undMaria Schell.

In erster Linie war Hatheyer jedoch eine große Menschendarstellerin auf der Bühne. Ab 1955 war sie bis 1983 ständiges Mitglied amZürcher Schauspielhaus und brillierte in der Welturaufführung vonWilliam FaulknersRequiem für eine Nonne. Der Roman war vonAlbert Camus alsRequiem pour une nonne dramatisiert worden, und mit der Zürcher Premiere am 20. Oktober 1955 kam das Stück in deutscher Übersetzung früher als in der französischen Originalfassung auf die Bühne.[7] Hatheyer spielte aber auch dieMutter Courage wieder beiGustaf Gründgens, nun in Düsseldorf, wo sie bis 1957 zum Ensemble gehörte, sie wirkte nach 1965 in Hamburg amDeutschen Schauspielhaus beiOscar Fritz Schuh und spielte dieMedea und dieLady Macbeth amWiener Burgtheater, in dem sie 1960 bis 1968 wiederholt spielte und 1984 noch einmal als Gast auftrat.

Heidemarie Hatheyer (1918–1990) Schauspielerin. Curt Riess (1902–1993) Schriftsteller. Grab, Friedhof Enzenbühl, Zürich
Grab,Friedhof Enzenbühl in Zürich.

Ausgezeichnet wurde die Bühnenschauspielerin mit der WienerJosef-Kainz-Medaille und dem österreichischenGrillparzer-Ring sowie mit der Ernennung zur Staatsschauspielerin durch den Berliner Senat; die Filmschauspielerin erhielt 1984 das DeutscheFilmband in Gold desDeutschen Filmpreises („Bundesfilmpreis“) für „langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“ und nochmals 1989 in der Kategorie „Darstellerische Leistungen“ als beste Schauspielerin inMartha Jellneck (1988)[8] nach gut zwanzigjähriger Abwesenheit von der Kinoleinwand, eine Absenz in den Jahren des „neuen deutschen Films“, für die ihr Publikum jedoch nicht nur durch ihre umfangreiche Schauspieltätigkeit auch auf Tourneen und bei Festspielen wie inSalzburg,Bad Hersfeld oderRecklinghausen im Ruhrgebiet, sondern auch durch ihre Arbeit für das Fernsehen entschädigt wurde, wo sie auch in einer Reihe anspruchsvoller TV-Produktionen –GrillparzersMedea in der Regie vonLeopold Lindtberg (1962), derElektra vonSophokles (ORF 1963) wie jener vonJean Giraudoux (ZDF 1964),Max FrischsAndorra (NDR 1964),Carl ZuckmayersKranichtanz (SF 1967) oderTankred DorstsAuf dem Chimborazo (WDR 1976) – zu sehen war.

Heidemarie Hatheyer war in erster Ehe mit dem Regisseur, Redakteur und AutorWilfried Feldhütter (1904–2000) und ab dem 20. Oktober 1952 in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller und JournalistenCurt Riess (1902–1993) verheiratet,[1] der „der Frau mit den hundert Gesichtern“ mit seinem „Requiem für Heidemarie Hatheyer“[9] ein bleibendes Denkmal setzte. Sie hatte zwei Töchter aus erster Ehe, Veronika und Regine Feldhütter (1942–1980), die unter demPseudonymRegine Felden als Schauspielerin arbeitete und mit der sie auch gemeinsam, zum Beispiel als Mutter und Tochter im KinofilmGlücksritter (1957), vor der Kamera stand. Ihre Enkelin ist ebenfalls Schauspielerin.

Sie ruht auf demFriedhof Enzenbühl (FG 81093) in Zürich an der Seite ihres zweiten Gatten.

Filmografie

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Auszeichnungen und Ehrungen

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  • 1961:Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien für ihre Verdienste um das Theater durch ihre Darstellung derMedea in der Grillparzer-TrilogieDas goldene Vlies am Burgtheater
  • 1963: Ernennung zurStaatsschauspielerin durch den Senat von Berlin
  • 1967:Grillparzer-Ring des Österreichischen Bundesministers für Unterricht und Kunst
  • 1984:Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1989: Filmband in Gold (Kategorie: Darstellerische Leistungen) fürMartha Jellneck
  • 2008 schien sie in ihrer Heimatstadt Klagenfurt auf einer Liste von Personen auf, denen von einer Kommission zur Entnazifizierung von Straßennamen bescheinigt wurde, sie seien zwar„mehr als nur Mitläufer des NS-Schreckensregimes“ gewesen, nach ihnen benannte Straßen müssen aber nicht umgetauft werden.[10]

Literatur

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Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. abcdefghGeburtsbuch Villach-St. Jakob, tom. XIII, fol. 191 (Faksimile), abgerufen am 21. Januar 2024
  2. DasHistorische Lexikon der Schweiz gibtZollikon als Sterbeort an, siehe Hansruedi Lerch: Heidemarie Hatheyer. In:Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Oktober 2007, abgerufen am19. Mai 2010.
    Die italienische Version sagt sogar ausdrücklich „Zollikon (e non Scheuren com. Maur)“, d. i.Zollikon (und nicht Scheuren, Gemeinde Maur)
    Auch derEintrag zuHeidemarie Hatheyer imAustria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon) nennt „Zollikon bei Zürich (Schweiz)“
    Ältere Quellen nennen hingegen noch Scheuren beiForch,Zürich
  3. Hansruedi Lerch: Heidemarie Hatheyer. In:Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Oktober 2007, abgerufen am19. Mai 2010.
  4. Trauungsbuch Wien-St. Elisabeth, tom. XXIII, fol. 6 (Faksimile), abgerufen am 21. Januar 2024
  5. steffi-line.de, abgerufen am 19. Mai 2010.
  6. Pressemitteilung der Sächsischen Landesärztekammer vom September 2009 zu einer Filmvorführung mit Diskussion unter dem ThemaICH KLAGE AN (1941) – Euthanasie im nationalsozialistischen Film (abgerufen am 4. April 2016)
  7. chroniknet.de (abgerufen am 20. Mai 2010)
  8. Deutscher Filmpreis-Filmband in Gold
  9. Carl Riess:Die Frau mit den hundert Gesichtern – Requiem für Heidemarie Hatheyer. Droste, Düsseldorf 1991
  10. Weitblick Nr. 85, Juni 2008@1@2Vorlage:Toter Link/volksherrschaft.info (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. April 2016)
Personendaten
NAMEHatheyer, Heidemarie
ALTERNATIVNAMENHatheyer, Heide Maria Pia; Nechansky, Heide Maria Pia (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNGösterreichische Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin
GEBURTSDATUM8. April 1918
GEBURTSORTVillach,Österreich-Ungarn
STERBEDATUM11. Mai 1990
STERBEORTZollikon,Kanton Zürich,Schweiz
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