Hattorf am Harz liegt am südwestlichen Rand desHarzes bzw. am nördlichen desRotenbergs und wird in Ost-West-Richtung von derOder durchflossen, in die innerhalb der Ortschaft die von Nordosten kommendeSieber einmündet.
Im Jahre 952 wurde die Gemeinde erstmals in einer Urkunde desKlosters Pöhlde urkundlich erwähnt: KönigOtto I. der Große bestätigte in einer Urkunde die Stiftung des Klosters Pöhlde und schenkte diesem „tertiam partem villae Hattorpp“ („den dritten Teil des Dorfes Hattorpp“). Nach dem Tode des letzten SachsenkaisersLothar III. wurde Konrad, der Herzog von Franken, 1138 zum neuen Deutschen König gewählt, somit wurde die Herrschaftsdynastie der Hohenstaufer begründet. 1157 belehnte KaiserFriedrich I. Barbarossa seinen VetterHeinrich den Löwen mit dem Amt und Schloss Herzberg, damit begann auch für Hattorf die Herrschaft derWelfen, die bis in das Jahr 1866 andauerte. Später gab es ein in Hattorf ansässiges Geschlecht, genannt dieHerren von Hattorf. Viel ist über diese aber nicht bekannt. Bekannt ist nur, dass am 29. November 1312 in einer Urkunde des Jacobi-Klosters zuOsterode ein Ritter namens Gunzelin Letgast den Brüdern Werner und Eckbert von Hattorf für eine Mark eine Wiese namens „Viehtrift“ verkaufte. Diese besagte Wiese befindet sich in der Hattorfer Feldmark. Der Stammvater dieser Herren hieß ebenfalls Eckbert von Hattorf und wurde erstmals 1241 urkundlich genannt. Dieser hatte zwei Söhne, Eckbert und Conrad von Hattorf, genannt werden sie 1263 und 1296. Eckbert war ein Ritter und hielt sich oft bei HerzogHeinrich von Braunschweig auf, sein Bruder Conrad aber war als Advokat auf der Burg Grona beiGöttingen angestellt. Als Söhne Conrads werden Conrad der Jüngere und Eckbert genannt. Conrad hatte den Rang eines „sacerdos“ (Priesters) und sein Bruder Eckbert den eines „miles“ (Ritters) inne. In Erscheinung treten beide als Zeugen bei Beurkundungen 1304 und 1332 auf. Der Wohnsitz der Herren war eine Burg, die sich auf der Anhöhe gegenüber dem Petersberg befand. Bei Grabungen und Ausschachtungen wurden dort mehrmals Brandschutt und andere kleinere Artefakte gefunden. Auch in den frühenKirchenbüchern wird eine „Pipesburgk“ erwähnt, dieses könnte mit demalthochdeutschen und englischen Ausdruck „to peep“ – Ausschau halten – zusammenhängen.
Das Geschlecht der Herren von Hattorf verläuft sich in den späteren Jahrhunderten; erst im 18. und 19. Jahrhundert erscheinen wieder Herren von Hattorf.
Seit dem Zusammenschluss derLandkreise Osterode am Harz und Göttingen am 1. November 2016 gehört Hattorf am Harz zum Landkreis Göttingen.
Die Einwohner Hattorfs gehören überwiegend der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde an. Zu ihr gehört die KircheSt. Pankratius (siehe Kultur und Sehenswürdigkeiten) an der Kirchstraße, der benachbarte Friedhof und der Kindergarten am Gebrüder-Grimm-Platz. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Herzberg.
Die katholische KircheSt. Hildegard wurde nachHildegard von Bingen benannt. 1945/46 ließen sichFlüchtlinge und Heimatvertriebene Katholiken in Hattorf und den umliegenden Orten nieder, und am 12. Oktober 1958 wurde der Grundstein für die Kirche an der Rotenbergstraße gelegt. Am 12. September 1959 wurde die Kirche durchBischofHeinrich Maria Janssen geweiht. Seit dem 1. November 2006 gehört die Kirche zur PfarrgemeindeSt. Josef inHerzberg, die Kirchengemeinde Hattorf wurdeaufgelöst.
DerRat der Gemeinde Hattorf am Harz setzt sich aus 15 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 3001 und 5000 Einwohnern, die einer Samtgemeinde angehört.[4] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
EhrenamtlicherBürgermeister der Gemeinde Hattorf am Harz ist Frank Kaiser (SPD). Seine Stellvertreter sind Georg Wipke und Peter Lakemann (beide SPD).[5]
Blasonierung: „Auf silbernem Grund einen rechts dahinstreichenden Roten Milan (Gabelweihe) mit goldener Bewehrung, ein blaues Zahnrad mit zwei hindurchgesteckten grünen Ähren in den Fängen haltend.“
Das von Hans-G. Orlovius entworfene Wappen wurde am 28. Mai 1952 vom Niedersächsischen Minister des Innern genehmigt. Aus Anlass der Tausendjahrfeier wurde ein komplett neuesWappen erstellt und in diesem sollte das dörfliche Leben sowie die örtliche Wirtschaftsstruktur bildlich vereint sein. Nach den strengen heraldischen Regeln sind nur bestimmte Formen und Farben erlaubt. Die erlaubten Farben sind Rot, Blau, Grün und Schwarz sowie die beiden „Metalle“ Gold und Silber (als Farben Gelb und Weiß). Um ein neues Wappen zu bekommen, wurde ein Preisausschreiben beschlossen, mit dem Ziel, neue Entwürfe zu sammeln. Dies führte aber zu wenig Erfolg, so begab sich der Rat des Dorfes nachAlfeld zu demHeraldiker Orlovius, wo schließlich diese Symbole des Wappens gewählt wurden:
Mit seinen sieben Metern Durchmesser und einer Höhe von 10,5 Metern war der Kirchturm von Hattorf höchstwahrscheinlich Teil der einstigen Burganlage der Herren von Hattorf, welche im 13. und 14. Jahrhundert bezeugt ist und unter dem NamenPipesborg erwähnt wird. Auch eine Spornanlage über der Siebermündung in die Oder weist auf die alte Burg hin. Der stellt sich als ein wehrhafter Rundbau dar, besitzt Mauern, die bis zu 1,5 m dick sind und aus groben Schotter aufgemauert wurden, sowie Lichtschlitze, welche an frühereSchießscharten erinnern. DasKirchenschiff ist inFachwerk an den Turm angebaut und mit Schieferplatten behängt. Es stammt aus den Jahren 1755/1756 und hatte einen älteren Vorläufer, der auf das 15. Jahrhundert datiert wird.
Wilhelm-Busch-Stätte in HattorfLager für das Rote Kreuz in Hattorf
Friedrich Busse (1794–1862), Eisenbahndirektor in Leipzig und Erfinder diverser Verbesserungen im Eisenbahnverkehr; gilt alsVater der deutschen Eisenbahn
Norbert Janetzke:Dorf und Moderne. Ländliche Welt zwischen Tradition und Umbruch seit dem 18. Jahrhundert. Zur Geschichte der Gemeinde Hattorf am Harz. Jacobs, Lage 2004,ISBN 3-89918-132-8.
Hermann Böttcher:Hattorf am Harz. Beiträge zur Ortsgeschichte. Mecke, Duderstadt 2002,ISBN 3-932752-88-0.