DieHasidäer (vonaltgriechischἉσιδαῖοιHasidaioi nachhebräischחָסִידḥāsîd, deutsch‚Frommer‘, Plural חֲסִידיִםḥǎsîdîm, ‚Fromme‘ (‚Chassidim‘)), auchAsidäer (vgl.Asidaioi, die griechische Aussprache ohneSpiritus, sowielateinischAsidei) oderChassidim (nicht zu verwechseln mit denChassidim anderer Zeitperioden), bildeten eine Gemeinschaft im Judentum des 2. Jh. v. Chr., die sich vom hellenophilen Zeitgeist distanzierte und durch ihre besondere Frömmigkeit auszeichnete.
Die Hasidäer werden dreimal im1. und2. Buch der Makkabäer erwähnt. In1 Makk 2,42 EU ist von der „Gemeinschaft der Hasidäer“ (altgriechischσυναγωγὴ Ἁσιδαίωνsynagogē hasidaíōn) die Rede, die sich zur Zeit desAntiochos IV. der Aufstandsbewegung desMattatias anschlossen. Sie werden als „tapfere Männer aus Israel“ und derTora treu ergeben bezeichnet. In1 Makk 7,13 EU, wo die Hasidäer mit „Schriftgelehrten“ in enge Verbindung gebracht werden (1 Makk 7,12 EU), wird berichtet, dass sie während der erneuten Kämpfe zu Beginn der Herrschaft desDemetrios (161 v. Chr.) auf ein Friedensangebot des Hohenpriesters Alkimos eingingen und sich damit von denMakkabäern distanzierten. Allerdings erwies sich das als gravierender Fehler, da Alkimos daraufhin 60 Hasidäer festnehmen und hinrichten ließ (1 Makk 7,16 EU). Das wird vom Autor des 1. Makkabäerbuches als Erfüllung vonPs 79,2–3 EU gedeutet, durch das Zitat (1 Makk 7,17 EU): „Die Leichen deiner Frommen haben sie rings um Jerusalem zerstreut und ihr Blut haben sie vergossen und keiner hat sie begraben.“ Im hebräischen Text des Psalms wird an dieser Stelle für die Frommen der Begriffḥāsîd gebraucht, von dem die Bezeichnung ‚Hasidäer‘ abgeleitet ist. In der verlorenen hebräischen Originalfassung des 1. Makkabäerbuches dürfte diese Anspielung unmittelbar verständlich gewesen sein.
Während im 1. Makkabäerbuch die Hasidäer von den Makkabäern unterschieden werden, erscheint in2 Makk 14,6 EUJudas Makkabäus – im Munde des Alkimos – als Anführer der Hasidäer; diese bildeten demnach „das geistige Zentrum und den eigentlichen Motor der makkabäischen Erhebung, deren politisch-militärischer Anführer Judas, der Makkabäer, war“.[1] Möglicherweise hat der Autor des 2. Makkabäerbuches diese Darstellung dem Werk desJason von Kyrene (vgl.2 Makk 2,19–32 EU) entnommen.[2]
In der Forschung ist umstritten, in welcher Beziehung die Hasidäer zu anderen jüdischen Gruppierungen des 3.–1. Jh. v. Chr. standen. Ernst Haag zieht eine Verbindung zu den „Verständigen“ (hebräischמַסכִּילִיםmaskîlîm), die inDan 11,33 EU u.ö. erwähnt werden und in denen er die „Träger der biblischenDanieltradition“ sieht. Die Hasidäer seien aber mit diesen nicht identisch, sondern „die Nachkommen dieser weisheitlich gebildetenSchriftgelehrten“.[3] Andererseits legt sich eine Beziehung zu denen nahe, die sich nach1 Makk 2,29–38 EU in die Wüste zurückgezogen hatten, um den religionspolitischen Zwangsmaßnahmen des Antiochos zu entgehen. Werner Dommershausen sieht in den Hasidäern eine fest umrissene Gemeinschaft, die er als direkte „Vorläufer derEssener samt derQumrangemeinde und der Partei derPharisäer“ bezeichnet.[4] John Kampen ist zurückhaltender in der Einordnung. Weder im Danielbuch noch in den Qumrantexten tritt eine Gruppierung vonḤǎsîdîm (oderḤǎsîdajja, wie diearamäische Entsprechung heißen müsste) hervor, und auch zu den alsḤǎsîd bezeichneten Wundertätern der frühen rabbinischen Zeit wieChoni dem Kreiszieher oderChanina ben Dosa gibt es keinerlei Beziehung. Andererseits muss es sich, da der Gebrauch hebräischer Lehnwörter nur bei Eigennamen oder schwer übersetzbaren Fachtermini üblich war, bei den ‚Hasidäern‘ der Makkabäerbücher doch um einen festen Gruppennamen gehandelt haben.[5]