Böckler wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1876 zog die Familie nachFürth, wo Böcklers Vater als Kutscher und seine Mutter als Wäscherin arbeitete.[2] 1888 starb sein Vater. Als Dreizehnjähriger brach er deshalb die Schule ab, sorgte von da an für den Lebensunterhalt der sechsköpfigen Familie und begann eine Lehre alsGold- und Silberschläger. 1894 trat er in dieSPD und die GewerkschaftDeutscher Metallarbeiter-Verband (DMV) ein. 1896 diente er beim königlich bayerischen Infanterieregiment in Nürnberg.[3]
Nachdem er in Fürth bereits zum Vorsitzenden desGewerkschaftskartells und zum Gemeindebevollmächtigten (Stadtrat) gewählt war, wurde er 1903 Gewerkschaftssekretär des DMV in Saarbrücken, wechselte 1907 in die Bezirksleitung nach Frankfurt und wurde 1910 Leiter des Verbandes Schlesien inBreslau.
In Abendkursen der Gewerkschaft eignete er sich Kenntnisse in Mathematik und Buchführung an.
Von 1914 bis 1915 nahm er amErsten Weltkrieg teil. Er wurde während eines Einsatzes als Unteroffizier an derOstfront schwer verwundet. Daraufhin wurde er von der Wehrpflicht befreit und widmete sich bis zum Ende des Kriegs der Gewerkschaftsarbeit inDanzig,Kattowitz undSiegen.
1918 wurde er Sekretär derZentralarbeitsgemeinschaft. Hans Böckler wechselte als erster Bevollmächtigter zur Ortsverwaltung nach Köln, wo er von 1924 bis 1926 Stadtverordneter der SPD war. 1928 wurde er zum Mitglied desReichstages gewählt, dem er bis 1933 angehörte.
Nach dem gescheitertenAttentat vom 20. Juli 1944 gegenHitler musste Böckler untertauchen, da er Kontakte zum Widerstandskreis umWilhelm Leuschner hatte. Im Rückblick schrieb Böckler hierzu: „In der Nazizeit habe ich einfach meine Pflicht getan, war wiederholt inSchutzhaft und wurde, wie so viele andere, wirtschaftlich vernichtet. Meine jetzige Tätigkeit ist nach Wiederaufnahme Fortsetzung der früheren.“
1945 begann er mit dem Wiederaufbau der Gewerkschaften in derBritischen Zone. Er wurde zur zentralen Person beim Wiederaufbau der Gewerkschaftsbewegung in Köln und der Nord-Rheinprovinz. Vom 2. Oktober 1946 bis zum 19. April 1947 war er Abgeordneter des Nordrhein-Westfälischen Landtags.[4] Am 25. April 1947 vollendeten inBielefeld 14 Einzelgewerkschaften ihren Zusammenschluss zum Gewerkschaftsbund in der britischen Besatzungszone und wählten Böckler zu ihrem Vorsitzenden.[5] Am 14. Oktober 1949 wurde er erster Vorsitzender desDeutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
Böckler initiierte 1949 das erste und größte systematische Wohnungsbauprojekt West-Deutschlands: DasERP-Sonderprogramm „Bau von 10.000 Flüchtlingswohnungen“. Das Sonderprogramm wurde in Schleswig-Holstein mit Unterstützung vonMarshall-Plan-Mitteln realisiert. Aufgrund seiner guten Kontakte zu US-amerikanischen Gewerkschaftern, insbesondere zuHarvey W. Brown, der seit dem Jahr 1949 Direktor des Amtes für Arbeitsfragen imUS-Hochkommissariat für Deutschland war, konnte das Sonderprogramm mit US-amerikanischer Unterstützung rasch und erfolgreich durchgeführt werden.
Hans Böckler erlag 1951 zehn Tage vor seinem 76. Geburtstag in derUniversitätsklinik Köln einem Herzinfarkt. Die Trauerfeier fand am 21. Februar 1951 im Festsaal derUniversität Köln statt. Er wurde auf demMelaten-Friedhof (Flur 60A) in Köln beigesetzt.[6] Er war seit 1899 mit Magdalena Barbara geborene Müller verheiratet.[1]
Sein Grabstein zeigt das Gewerkschaftssymbol des Zahnrades anspielend auf das Zitat vonGeorg Herwegh:Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Das Denkmal für Hans Böckler stammt vonLudwig Gies.
Nach Böckler war die Hans-Böckler-Gesellschaft und ist dieHans-Böckler-Stiftung des DGB benannt. Ihr Zweck ist die Förderung der Mitbestimmung und der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung sowie die Studien- und Promotionsförderung in Form von Stipendien.
Zur Erinnerung an sein Lebenswerk wurde von den Gewerkschaften dieHans-Böckler-Medaille gestiftet. Sie ist die höchste Auszeichnung, die der DGB und die Gewerkschaften vergeben. Mit ihrer Verleihung werden besondere Verdienste im gewerkschaftlichen Bereich, vor allem ehrenamtliches Engagement, gewürdigt.
In Berlin-Kreuzberg erhielt derBöcklerpark amLandwehrkanal den Namen des Politikers, in dem sich zudem eine Porträtstele Böcklers befindet, die der Künstler Karl Trumpf anfertigte. Die Bronzebüste wurde Anfang März 2011 entwendet und wurde 2020 ersetzt.
DerHans-Böckler-Platz in Köln-Neustadt/Nord mit angrenzendem Gewerkschaftshaus ist nach ihm benannt. Ebenfalls trägt die dazugehörige U-Bahn-Station seinen Namen.
Den NamenHans-Böckler-Schule führen u. a. ein Oberstufenzentrum in Berlin, eine Realschule in Fürth und eine Grundschule inNeustadt am Rübenberge. Viele Kollegs tragen ebenfalls seinen Namen alsHans-Böckler-Berufskolleg.
Ein Fischdampfer der Gemeinwirtschaftlichen Hochseefischerei GmbH, Bremerhaven, (GHG), trug den NamenHans Böckler. Gebaut wurde er 1961 auf derFlenderwerft,Lübeck.
Hans Böckler wurde in Trautskirchen in einemTropfhaus geboren. In dem renovierten Gebäude ist seit 1989 ein kleines Museum.[7]
Es werde Licht! In ernster Zeit – Ein ernstes Wort an die Hüttenleute und Metallarbeiter im Saargebiet. Verlag von J. Böckler, Saarbrücken 1906 (gedruckt in der DMV-Druckerei Schlicker & Cie, Stuttgart).
Ulrich Borsdorf:Hans Böckler. Arbeit und Leben eines Gewerkschafters von 1875 bis 1945.Bund-Verlag, Köln 1982,ISBN 3-7663-0497-6 (Schriftenreihe der Hans-Böckler-Stiftung, Band 10; mit einem Vorwort vonHeinz Oskar Vetter; im Anhang: Tabellen, benutzte Archive, Informationen und Materialien von Privatpersonen, gedruckte Quellen, Bibliografien und andere Hilfsmittel, Literaturverzeichnis und Personen- und Ortsregister).
Joachim Heinz:Die Hunde des Herren führen ein schöneres Leben als Ihr. Hans Böcklers gewerkschaftliche Tätigkeit an der Saar 1903–1907 (Beiträge zur Regionalgeschichte, Blickwinkel 1), St. Ingbert 1992.
Reinhold Nimptsch: „Produktive Flüchtlingshilfe der Gewerkschaften: Neue Organisationsmethoden für den Bau von 10.000 Wohnungen“; Köln 1950
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Johannes Scharre: „Der Bau von 10.000 Flüchtlingswohnungen in Schleswig-Holstein (ERP-Sonderprogramm 1950) – Ergebnis, Methode, Erfahrungen und Folgerungen“, / Arbeitsgemeinschaft für produktive Flüchtlingshilfe e.V.; (Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für den Wohnungsbau Nr. 148 (2404/05)); Bauforschungsbericht der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. Nr. 2, Kiel 1952
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Haake, Ulrich: „Baukostensenkung durch Normung und Typisierung – ERP-Erfahrungen“; Mitteilungsblatt Nr. 40, Kiel 1953
Ulrich Haake: „10 Jahre Wohnungsbau in Schleswig-Holstein 1946–1956“; Kiel 1956*
Martin Schumacher (Hrsg.):M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994,ISBN 3-7700-5183-1.
Ulrich Borsdorf, Karl Lauschke:Hans Böckler – Erfahrung eines Gewerkschaftlers 1875–1945, Band 1, Klartext-Verlag, Essen 2005,ISBN 3-7663-3554-5