Die ehemaligefranzösische Kolonie Guinea wurde am 2. Oktober 1958 unabhängig. In seiner wechselhaften Geschichte erlitt Guinea vieleMilitärputsche, zuletzt 2021. Die dadurch hervorgegangene aktuelle Regierung unterMamady Doumbouya regiert wie auch die vorherigen Regierungenautoritär. Es kommt weiterhin regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen derMenschenrechte.
In Guinea herrschttropisches Wechselklima mit regional unterschiedlich langen Regen- und Trockenzeiten. An der Küste ist es feuchtheiß mit hohen Niederschlägen, östlich des Fouta-Djalon-Plateaus gehen die Niederschläge zurück. Die Niederschläge deswestafrikanischen Monsuns fallen zwischen April und November mit tropischen Gewittern und heftigen Stürmen; in den südlichen Regenwaldgebieten beginnen sie meist schon im Februar. Der Höhepunkt desMonsuns wird im Juli und August erreicht. Von November bis April herrschtTrockenzeit. In dieser Zeit steht das Land unter dem Einfluss desNord-Ost-PassatsHarmattan aus der Sahara.
Die Temperaturen in Guinea betragen durchschnittlich 22 °C bis 32 °C, die Höchsttemperaturen liegen zwischen 28 und 35 °C. Im Fouta-Djalon-Plateau liegen die Tiefsttemperaturen im Winter bei 6 °C. In der Hauptstadt Conakry an der Atlantikküste herrscht unabhängig von Regen- oder Trockenzeit Tag und Nacht eine fast gleichbleibende Temperatur zwischen 24 und 32 °C, der jährliche Niederschlag in Conakry liegt bei mehr als 4.000 mm. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit (bis zu 98 Prozent) wird das Klima von Besuchern als schwül und sehr ermüdend empfunden. Besonders ungünstig sind die Monate am Beginn und Ende der Regenzeit (Mai/Juni und Oktober/November) mit tropischen Gewittern, orkanartigen Stürmen und Regengüssen.
In Guinea entspringen einige bedeutende westafrikanische Ströme. DerNiger, sein Einzugsgebiet nimmt mit 97.780 km² knapp 40 % der Landesfläche ein, und mehrere seiner Zuflüsse vorwiegend in Waldguinea. Des Weiteren derGambia und derBafing, ein Quellfluss desSenegal im Fouta Djallon. Der Süden des Landes entwässert über die Nachbarstaaten Sierra Leone, Liberia und Elfenbeinküste in dortige Flusssysteme in den Atlantik, der Westen über entsprechende Küstenflüsse und Guinea-Bissau.
Die Lebensräume variieren vonMangroven an der Atlantikküste, den Hochflächen des Tafellandes in Mittelguinea, demSavannen-Grasland in Oberguinea und demRegenwald im Südosten, in Waldguinea.
Bevölkerungsentwicklung, Fertilitäts- und Nettoreproduktionsraten von 1950 bis 2021; Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis 2032; Schätzung der Vereinten Nationen 2022[9] Blaue Kurve (linke y-Achse): Gesamtbevölkerung jeweils zum 1. Juli in Tausend Blaue gepunktete Kurve (linke y-Achse): Gesamtbevölkerung jeweils zum 1. Juli in Tausend, „Mittlere Prognose“ („Medium variant“) Rote Kurve (rechte y-Achse): Gesamtfruchtbarkeitsrate (Lebendgeburten pro Frau) Gelbe Kurve (rechte y-Achse): Nettoreproduktionsrate (überlebende Töchter pro Frau)Bevölkerungspyramide Guineas 2020
Guinea hatte 2022 13,9 Millionen Einwohner.[10] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,4 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 33,9 pro 1000 Einwohner[11] vs. Sterbeziffer: 9,9 pro 1000 Einwohner[12]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,3, die der Region West- und Zentral-Afrika betrug 4,9.[13] DieLebenserwartung der Einwohner Guineas ab der Geburt lag 2022 bei 59 Jahren[14]. DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 17,7 Jahren.[15] Im Jahr 2023 waren 41,2 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[16] während der Anteil der über 64-Jährigen 3,3 Prozent der Bevölkerung betrug.[17]
Die drei größten ethnischen Gruppen – unter insgesamt mehr als 40 Völkern – sind inzwischen größtenteils muslimisch:
33,4 % stellen dieFulbe (Felatta, französischPeul), sie sind die größte Ethnie und wohnen vorwiegend im Fouta-Djalon-Hochland und in der Hauptstadt Conakry,
21,2 % sindSusu, die in der Küstenregion beheimatet sind.
Bei den kleineren Volksgruppen sind dieKpelle mit 7,8 %, dieKissi mit 6,2 %, dieLoma mit 1,6 % die bekanntesten, sie wohnen mehrheitlich in Waldguinea und sind meistens Anhänger vontraditionellen Religionen.[20]Außerdem gibt es vor allem in den Städten libanesische Einwanderer, die ersten kamen schon vor mehr als 100 Jahren ins Land; sie beherrschen einen Großteil des Handels und des Hotelgewerbes. Im Jahre 2017 war 1 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[21] Als in den NachbarländernSierra Leone undLiberia Bürgerkrieg herrschte, kamen aus diesen Ländern zahlreiche Flüchtlinge nach Guinea. Noch heute sind es etwa 40.000 (Stand 2007).[22]
Ursprünglich herrschten in Guinea verschiedeneafrikanische Religionen vor, die vonanimistischen Vorstellungen geprägt waren und die auch heute noch vielfach praktiziert werden. Seit Jahrhunderten dominiert einsunnitischer Islam, der vom Gelehrtenal-Ghazālī, der Richtung derMalikiten und der Sufiorden derQadiriya,Schādhilīya undTidschānīya geprägt ist. Von Arabien und Nordafrika her kamen muslimische Händler, die dann das mittelalterlicheMali-Reich beherrschten, wozu auch ein Teil von Guinea gehörte. Das Bergland desFouta Djallon wurde zum Zentrum und zur Hochburg dieses Glaubens und 1725 ein muslimischer theokratischer Staat. Von Pakistan her kam zudem im 19. Jahrhundert dieAhmadiyya-Bewegung ins Land.Sekou Touré, der erste Präsident Guineas, versuchte, den Einfluss des Islams zu reduzieren. Als aber seine Popularität abnahm, war er gezwungen, vermehrt muslimische Institutionen einzubeziehen, was sich auch im Bau der Großen Moschee in Conakry ausdrückte. Sie haben bis ins 21. Jahrhundert wesentlichen Einfluss auf Schulbildung, medizinische und soziale Einrichtungen und bestimmen Lebensweise und Kultur weitgehend mit.[23][24]
1797 gab es erste Bemühungen von evangelischen Missionaren derScottish Missionary Society, einer schottischen Missionsgesellschaft, um den christlichen Glauben zu verkünden, die jedoch weitgehend fehlschlugen. 1804 bis 1818 war die anglikanischeChurch Missionary Society (CMS) tätig, wobei etwa dreißig Personen von ihnen an Gelbfieber erlagen. Reverend Leopold Butcher arbeitete amRio Pongo. 1855 folgten die Missionare derSociété pour la Propagation de l’Evangile (SPL), die auch auf denÎles de Los nachhaltig wirkten. Bis 1901 konnten neun anglikanische Kirchen errichtet werden, wobei diejenigen in Fotoba und in Kaloum noch im 21. Jahrhundert bestehen. 1877 wurde die erste katholische Gemeinschaft St. Joseph in Boffa ins Leben gerufen, die sich in den nächsten Jahrzehnten vor allem in der Küstenregion ausbreiten konnte. Ab 1917 kam die amerikanische evangelische MissionsgesellschaftChristian and Missionary Alliance (CMA) ins Land und gründete erste Stationen in Oberguinea und 1919 eine evangelische Kirche in Baro. Von 1926 bis 1939 nahmen die Kirchengründungen in Waldguinea zu, danach wurden auch vermehrt Schulen ins Leben gerufen.[25][26]
In Guinea liegt dieAnalphabetenquote 2020 bei 58,8 %. Zurückzuführen ist dieser hohe Wert auf die durchschnittliche Schulbesuchsdauer der über 25-Jährigen von gerade einmal 1,6 Jahren, die zu den niedrigsten weltweit zählt. Die erwartete Schulbesuchsdauer der nachwachsenden Generation liegt dagegen bei 9,3 Jahren.[29] DieEinschulungsrate liegt im Primarschulbereich bei etwa 50 %, im Sekundarbereich bei 10 % und im Hochschulbereich bei 1 %.[30]
In Guinea gibt es fünfUniversitäten, drei in der Hauptstadt Conakry, eine inKankan (mit einer Außenstelle inFaranah) und eine beiLabé, an denen insgesamt etwa 35.000 Studenten eingeschrieben sind.[31]
Neben der AmtsspracheFranzösisch werdenFulfulde(Peulh, Fula),Malinke undSusu sowie weitere einheimische Sprachen gesprochen. Insgesamt sind acht offizielle Sprachen anerkannt, sechs davon sind auch Unterrichtssprachen. Die inWaldguinea und auch in Liberia ansässigenLoma verfügen über ein eigenes Schriftsystem.
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts.[32] Dementsprechend schlecht ist die medizinische Versorgung. Im Jahr 2018 praktizierten in Guinea 2,2 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner.[33] Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2022 96,0 pro 1000 Lebendgeburten.[34] DieLebenserwartung der Einwohner Guineas ab der Geburt lag 2022 bei 59 Jahren[14] (Frauen: 60,2[35], Männer: 57,6[36]).
Nach Angaben vonUNICEF waren zwischen 2010 und 2018 97 % der Frauen und 45 % der Mädchenan den Genitalien verstümmelt.[38] Das ist eine der höchsten Raten der Welt.
Um das Jahr 900 wanderten aus Nordosten die Mandingue nach Guinea ein. Der Stamm derSoussou ließ sich in Niederguinea nieder, die weniger zahlreichenMalinké siedelten in Oberguinea. Die aus Pygmäenvölkern bestehende Urbevölkerung wurde vertrieben. 1726 entstand imFouta Djallon, im heutigen Mittelguinea, dieFulbe-Theokratie. Sie endete 1905 mit der Deportation des letztenKönigs vonLabé,Alpha Yaya, nachDahomey.
Ab 1850 begannen systematische Kolonisierungsversuche durchFrankreich, die auf zum Teil heftigen Widerstand stießen, vor allem im heutigen Oberguinea unter der Führung vonSamory Touré. Nachdem Deutschland 1885 seine Ansprüche aufKapitaï und Koba aufgegeben hatte, wurde das heutige Guinea 1892/93 als TeilFranzösisch-Westafrikas französische Kolonie. Noch während der Kolonialzeit wurde dasFrauenwahlrecht Gesetz: Entsprechend derLoi Lamine Guèye von 1946 hatten alle Bürgerinnen und Bürger bei Wahlen zum französischen Parlament und auch bei lokalen Wahlen ein Wahlrecht. Das passive Wahlrecht wurde in dem Gesetz nicht ausdrücklich erwähnt, war aber auch nicht ausgeschlossen. Bei den Wahlen zum Pariser Parlament gab es in Französisch-Westafrika, wozu Guinea gehörte, keinZweiklassenwahlrecht wie in anderen französischen Kolonien, für alle örtlichen Wahlen jedoch schon.[39] 1956, noch unter französischer Verwaltung, wurde dieloi-cadre Defferre eingeführt, die das allgemeine Wahlrecht garantierte.[40]
Am 28. September 1958 entschied Guinea sich in einer Volksabstimmung als einzige französische Kolonie in Afrika für die vollständigeUnabhängigkeit. Am 2. Oktober 1958 folgte die Ausrufung der Ersten Republik mitAhmed Sékou Touré als Staatspräsidenten; es kam zum Bruch mit Frankreich. DasFrauenwahlrecht wurde bestätigt.[41]Im November 1958 nahm Guinea diplomatische Beziehungen zur BundesrepublikDeutschland auf. Im November 1970 erfolgten dieportugiesische Landung in Guinea und ein Umsturzversuch von Exilguineern. DieOperação Mar Verde (‚Operation Grünes Meer‘) scheiterte jedoch. Nach dem Tod Sekou Tourés am 26. März 1984 übernahm am 3. April 1984 der OberstLansana Conté die Macht, gestützt auf ein Militärkomitee. Es kam zur Proklamation der Zweiten Republik.
Nach Ausbruch des Bürgerkriegs 1990 in den NachbarländernLiberia undSierra Leone kamen Tausende von Flüchtlingen nach Guinea; zeitweise bis zu 700.000. Am 19. Dezember 1993 wurde in der ersten demokratischen Präsidentschaftswahl GeneralLansana Conté als Präsident bestätigt. Es folgte die Ausrufung der 3. Republik im Januar 1994. In den darauf folgenden Jahren kam es zu Aufständen, die im Februar 1996 mit der Niederschlagung einer Militärrevolte ihren Höhepunkt erreichten. Am 18. Dezember 1998 wurde Präsident Lansana Conté mit 54 % der abgegebenen Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt, wobei dieOppositionsparteien allerdings von massivemWahlbetrug sprechen. Schon tags darauf wurden mehrere Oppositionspolitiker verhaftet. Conté ernannte am 8. März 1999 den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes,Lamine Sidimé vom „Parti de l’unité et du progrès“ (PUP), zum neuen Regierungschef.
Von September 2000 bis März 2001 wehrte Guinea Angriffe sierra-leonischer und liberianischer Rebellen auf das guineische Staatsgebiet ab. Infolge desBürgerkriegs in Sierra Leone hielten sich zeitweise bis zu 500.000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone in Guinea auf. Bei einem Gipfeltreffen der Staatspräsidenten von Guinea, Liberia und Sierra Leone inRabat im Februar 2002 wurden Wege zur Beilegung des Regionalkonflikts erörtert. Im November 2001 wurden durch ein umstrittenes Referendum zur Verfassungsänderung u. a. die rechtlichen Voraussetzungen für einen Verbleib von Staatspräsident Lansana Conté im Amt über 2003 hinaus geschaffen. Im Juni 2002 endeten die von wichtigen Oppositionsparteien boykottierten, nicht demokratisch verlaufenen Parlamentswahlen mit einem klaren Sieg der Präsidentenpartei PUP.
Der politische Stillstand unter Conté zeigte seine Folgen. Nach einem Bericht von Transparency International vom November 2006 ist Guinea das korrupteste Land Afrikas. Horrende Preissteigerungen trieben die Bevölkerung unter Führung der traditionell starken Gewerkschaften allein 2006 in drei größere Generalstreiks. Schien bis dahin jeder auf das natürliche Ende der Regierung des greisen Conté zu warten, welches sich durch seine von Diabetes und übersteigertem Zigarettenkonsum stark angegriffene Gesundheit bereits lange abzeichnete, hatten sich die Gewerkschaften im Generalstreik im Januar und Februar 2007 die Absetzung Contés zum Ziel gesetzt. Proteste wurden von den Sicherheitskräften massiv unterdrückt, wobei mindestens 200 Menschen in den Auseinandersetzungen erschossen wurden. Zwischenzeitlich wurde auch das Kriegsrecht ausgerufen. Mitte Februar schließlich stimmte der Präsident zu, einen Premierminister zu ernennen, mit dem auch die Gewerkschaften einverstanden waren.
Dem vonLansana Kouyaté geführten neuen Kabinett gehörte kein Minister der vorherigen Regierung von Präsident Lansana Conté an. Die Opposition reagierte auf die Ernennung der Regierung vorsichtig optimistisch. Die Gesamtlage blieb jedoch weiterhin angespannt.Für Januar 2008 wurde die Fortsetzung des 2007 unterbrochenen Generalstreiks angekündigt – es wurde wieder gefordert, dass Präsident Conté zurücktritt, da er entgegen einem im Februar 2007 geschlossenen Abkommen Entscheidungen traf, die nicht in seiner Befugnis lagen.
Kouyaté wurde im Mai 2008 abgesetzt. Im gleichen Monat kam es in Teilen der Armee zu Unruhen, die mit ausstehendem Sold begründet wurden. Mitte Juni 2008 streikte die Polizei, woraufhin das Militär zeitweise den Verkehr in Conakry regelte. Es kam zu Verhaftungen von Polizisten durch die Armee, in Medien war die Rede von toten Polizisten; wenige Tage später traten auch Lehrer und Ärzte in einen Streik. Am 20. Juni 2008 stellte Präsident Conté die Liste des neuen Kabinetts vor. Unter den 34 Ministern und zwei Generalsekretären befanden sich erstmals Vertreter der Opposition.
Am 22. Dezember 2008 starb Guineas Präsident Lansana Conté nach langer Krankheit. Unmittelbar danach verübte das Militär einen Putsch. Der damalige HauptmannMoussa Dadis Camara erklärte im staatlichen Rundfunk, die Regierung sowie andere Institutionen der Republik seien aufgelöst, die Aktivitäten der Gewerkschaften würden unterbunden und die Verfassung außer Kraft gesetzt; ein „Konsultativrat“ bestehend aus Zivilisten und Armeeangehörigen werde demnächst eingesetzt. Guineas Verfassung sah vor, dass der ParlamentspräsidentAboubacar Somparé die Amtsgeschäfte als Nachfolger vom verstorbenen Präsidenten übernehmen und innerhalb von 60 Tagen Parlamentswahlen organisieren sollte.[42] Am 24. Dezember 2008 wurde einNationalrat für Demokratie und Entwicklung gebildet, an dessen Spitze als Staatsoberhaupt Camara stand. Dieser Nationalrat sollte Guinea bis zu Neuwahlen regieren.
Am 3. Dezember 2009 wurde Camara bei einem Attentat schwer verletzt. Sein StellvertreterSékouba Konaté übernahm die Amtsgeschäfte, womit Camara faktisch entmachtet wurde.[43] Konaté setzte am 19. Januar 2010 den OppositionspolitikerJean-Marie Doré als neuen Premierminister ein. Dieser sollte eine Übergangsregierung bilden und freie Wahlen innerhalb von sechs Monaten vorbereiten.[44] Am 27. Juni 2010 wurde die erste Runde derPräsidentenwahlen durchgeführt.[45] Der Wahlgang verlief friedlich und wurde ersten Berichten zufolge als erste demokratische Wahl seit der Unabhängigkeit des Landes eingestuft.[46] Die Stichwahl zwischen dem ehemaligen PremierministerCellou Dalein Diallo und dem langjährigen OppositionsführerAlpha Condé wurde allerdings mehrmals verschoben, zuletzt musste der für den 19. September 2010 geplante Wahlgang aus organisatorischen Gründen abgesagt werden.[47] Nachdem die Wahlkommission Guineas den Wahltermin für den 10. Oktober 2010 festgelegt hatte,[48] konnten die Wähler erst am 7. November 2010 zu den Urnen gehen.[49] Erst eine Woche nach den Wahlen und weiteren Unruhen in der Hauptstadt Conakry gab die Wahlkommission das Ergebnis bekannt. Alpha Condé gewann mit 52,5 % der Stimmen gegen Diallo.[49]
Am 5. September 2021 erklärte der OberstMamadi Doumbouya die Regierung für abgelöst und die ihm unterstellten Soldaten nahmen Berichten zufolge den Präsidenten Condé in Gewahrsam.[50]
Nach der Verfassung von 1991 ist Guinea eine Präsidialrepublik. Der Präsident wurde nach einer Verfassungsänderung vom November 2001 für eine Amtszeit von sieben Jahren (vorher fünf Jahre) direkt vom Volk gewählt. Seit 2010 kann er bis zu zehn Jahren amtieren; eine Amtsperiode umfasst wieder fünf Jahre. 2020 wurde in einemReferendum eine Verfassungsänderung angenommen, die Präsident Condé zwei weitere jeweils sechsjährige Amtszeiten ermöglicht.[51]
Das aus einer Kammer bestehende Parlament, dieNationalversammlung, setzt sich aus 114 Abgeordneten zusammen. Wichtigste Parteien sind Rassemblement du Peuple de Guinée (RPG), die Union des forces démocratiques de Guinée (UFDG) und die Union des forces républicaines (UFR).
Nach dem Tod von PräsidentLansana Conté im Dezember 2008 wurde die Verfassung vom Militär ausgesetzt und die Regierung abgelöst.[52] 2010 übernahmAlpha Condé die Präsidentschaft. Die 2018 fällige Wahl wurde mehrfach verschoben und fand erst am22. März 2020 statt. 2019 hatte Condé eine Verfassungsänderung durchgesetzt, die es ihm erlaubte, zum dritten Mal bei der Präsidentschaftswahl zu kandidieren. Condés Partei RPG gewann 79 der 114 Mandate. Vier Mandate erhielt die Union démocratique de Guinée, je drei das Mouvement populaire démocratique de Guinée und die Nouvelles forces démocratiques. 25 Sitze gingen an kleinere Parteien. Am 5. September 2021 putschte das Militär und Alpha Condé wurde gestürzt. Als neuer Interimspräsident wurde am 1. Oktober 2021Mamady Doumbouya vereidigt. Neuer Ministerpräsident wurde der ehemalige UNO-Beamte Mohamed Beavoguis. Doumbouya versprach, das Land zu stabilisieren und so bald als möglich Neuwahlen durchzuführen.[53][54]
Guinea ist schon wenige Jahre nach der Staatsgründung 1958 zu einer Militärdiktatur geworden. Die heutige Verfassung bekennt sich formal zur Gewaltenteilung und fixiert allgemeine Bürger- und Grundrechte, welche in der Praxis bisher allerdings kaum oder nur in Ansätzen realisiert sind.
Am 28. September 2009 kam es inConakry zu einem Blutbad durch die Militärregierung unter dem an derOffizierschule des Heeres inDresden ausgebildeten MilitärdiktatorMoussa Dadis Camara.[60] Ungefähr 50.000 Menschen demonstrierten an diesem Tag in einem Stadion der Hauptstadt gegen die Militärführung des Landes. Sicherheitskräfte schossen nach Augenzeugenberichten auf die Menschen. Bei der brutalen Niederschlagung der Demonstration sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen und örtlichen Krankenhäusern mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen.[61] Des Weiteren kam es im Laufe des Tages zu Massenvergewaltigungen an mindestens 100 Frauen durch Soldaten.[62]
Am 22. Februar 2010 berichtete die ARD in der SendungFakt[63] über von Regierungssoldaten begangene Gräueltaten. Diese Soldaten seien in Deutschland bei der Bundeswehr ausgebildet worden, darunter auch die Hauptverantwortlichen.[64] Nach Angaben vonFakt wurden zum damaligen Zeitpunkt immer noch Offiziere für die Armee von Guinea in Deutschland ausgebildet.[65] Die Ausbildung durch die Bundeswehr für Guinea hatte 1965 begonnen.[66] Laut Bundesverteidigungsministerium kooperierte die Bundeswehr auch noch im Jahre 2017 mit Guinea.[67]
Das Land ist Mitglied derAfrikanischen Union und derBewegung der Blockfreien Staaten, was die beiden Grundsätze der Außenpolitik, Blockfreiheit und panafrikanische Zusammenarbeit verdeutlichen. 2017 hatte Guinea durch seinen Präsidenten Alpha Condé den Vorsitz der Afrikanischen Union inne. Im Vordergrund stehen für Guinea die Beziehungen zu den Nachbarländern in der westafrikanischenECOWAS wegen der gemeinsamen Politik zum Beispiel bei Zoll- und Wirtschaftsfragen oder bezüglich der Reise- und Bewegungsfreiheit der Bürger. Während der Bürgerkriege in den benachbarten StaatenLiberia,Sierra Leone und derElfenbeinküste nahm Guinea über eine Million Flüchtlinge aus diesen Staaten auf, trotz der hohen wirtschaftlichen Kosten und der prekären Situation im eigenen Land. Inzwischen sind die meisten dieser Personen wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Um der im regionalen Umfeld weit verbreiteten Instabilität entgegenzuwirken, beteiligt sich das Land an Aktionen zur politischen Stabilisierung der Nachbarstaaten. So stellte Guinea für die Mission der Vereinten NationenMINUSMA in Mali ein Bataillon Soldaten zur Verfügung, welches bereits mehrfach das Ziel von terroristischen Anschlägen war.[68]
Bei den außerafrikanischen Beziehungen versucht das Land vor allem ausländische Direktinvestitionen anzulocken und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu vertiefen. Das Land verfügt über bedeutende Rohstoffvorkommen, was ihm trotz seiner Unterentwicklung wirtschaftliche Attraktivität verschafft. Länder, mit denen traditionell eine enge Zusammenarbeit bei der Ausbeutung der Rohstoffe besteht, sindKanada,Russland und dieUSA. In den letzten Jahren kam dieVolksrepublik China hinzu, die stark in die Infrastruktur des Landes investiert und im Gegenzug Zugang zu den Ressourcen des Landes erhält. Zudem dürften Chinesen inzwischen die größte nicht-afrikanische ausländische Gruppe in Guinea stellen. Wichtigster Partner sind allerdings weiterhin die Staaten derEuropäischen Union, die für das Land der wichtigste Handelspartner und der wichtigste Geber von Entwicklungs- und Wirtschaftshilfen sind. Besonders hervorzuheben sind dabei die Beziehungen zu der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, mit der das Land seit der Wiederaufnahme der Beziehungen 1975 eine enge Partnerschaft eingegangen ist. Weitere europäische Länder mit einer eigenen Botschaft in Conakry sindDeutschland, dasVereinigte Königreich,Spanien,Italien undBelgien. Als Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung ist es Mitglied in derOrganisation für Islamische Zusammenarbeit und hat dementsprechend enge Beziehungen zu den Ländern der islamischen Welt. Besonders weit entwickelt wurden die diplomatischen Kontakte mitMarokko,Saudi-Arabien, denVereinigten Arabischen Emiraten und derTürkei.[68]
Die regulären Streitkräfte Guineas, dieForces armées guinéennes, sind etwa 9700 Mann stark.[69] Dazu kommen 7500Rekruten eines zweijährigenWehrdiensts. Trotz des Status alsMilitärdiktatur sind weder die Größe noch das Budget der Streitkräfte imVergleich mit anderen Staaten überdurchschnittlich. Guinea gab 2017 knapp 2,3 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 127 Millionen US-Dollar für seine Streitkräfte aus.[70]
GeschichteZwischen 1958 und 1984 wurde ein Großteil der Soldaten für Entwicklungsaufgaben im Lande eingesetzt.Pioniere setzten Straßen instand und bauten Brücken, das Militär betrieb Fabriken, die auch für den zivilen Bedarf produzierten. Neben der Armee bestand eine starke, nur mit Handfeuerwaffen ausgerüsteteMiliz. Nach dem Tode Sekou Tourés wurde die Miliz in dasHeer integriert.1960 entsandte Guinea einBataillon zur Teilnahme an derONUC-Mission in den Kongo. Die guineische Armee unterstützte in den 1970er Jahren Befreiungsbewegungen in Afrika (ANC, PAIGC) durch Ausbildung, Logistik und direkte Kampfteilnahme. Im Rahmen derECOMOG-Mission war Guinea nach Nigeria und Ghana der größte Truppensteller, guineische Stabsoffiziere dienten dort in hohen Führungsverwendungen.Seit 2000 erhält GuineaUS-Militärhilfe, vor allem bei Ausbildung und Modernisierung der Streitkräfte.[71] DieEuropäische Union verhängte 2009 infolge eines Massakers an Oppositionellen einWaffenembargo gegen Guinea.[72]
LandstreitkräfteGuinea ist in vier Militärregionen unterteilt – die 1. mit Stab inKindia; die 2. mit Stab inLabé; die 3. mit Stab inKankan; die 4. mit Stab inNzérékoré sowie die Sonderzone Conakry mit Stab in der Alpha-Yaya-Kaserne. Das Heer Guineas ist in acht selbständigenInfanteriebataillonen im Land verteilt, in Conakry sind einPanzerbataillon, der Stab einesPionierbataillons und eine Artillerie-Abteilung mit Fla-Batterie stationiert, ebenso wie das Stabs- und Sicherstellungsbataillon. Vier Infanteriebataillone verfügen über eine zusätzlicheKommando-Ausbildung, die restlichen sind Infanteriebataillone. Die vierKompanien des Pionier-Bataillons sind den Militärzonen zugeordnet. Das Heer verfügt über Panzer der sowjetischen TypenT-34,T-54 undPT-76, SPzBMP-1, GeschosswerferBM-27 und Fla-Raketenkomplexe9K35 Strela-10.
Luftstreitkräfte und MarineDie 800 Mann starkenLuftstreitkräfte des Landes verfügen über dreiMiG 21-Jagdflugzeuge, dreiMil Mi-24-Kampfhubschrauber, zweiMil Mi-17-Mehrzweckhubschrauber und über dreiSA 330 Puma-Transporthubschrauber.[73]
Guinea ist in8 Regionen und diese in33 Präfekturen gegliedert, die HauptstadtConakry bildet dabei eine eigene Region ohne weitere Untergliederung. Unterhalb der Präfekturebene gliedert sich Guinea weiter in341 Unterpräfekturen.
Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf
Die Wirtschaft Guineas ist noch heute durch die Misswirtschaft von Touré, die bis in die 1980er andauerte, geschädigt. Sie führte zum völligen Erliegen derInfrastruktur, außerdem waren die meisten Betriebe in Staatsbesitz. 1984 wurde damit begonnen, ein marktorientiertes Wechselkurssystem zu errichten und sämtliche Staatsbetriebe entweder zu privatisieren oder aufzulösen. Seit 2010 wird verstärkt in die Infrastruktur investiert. Als Währung löste der Franc Guinéen den von 1971 bis 1986 gültigenSyli ab. Der Ausbruch derEbolafieber-Epidemie 2014 schadete jedoch der Wirtschaft des Landes erheblich. Dennoch wuchs die Wirtschaft 2015 um 0,4 %. Guinea nimmt allerdings auf demGlobal Innovation Index, der 2016 die Innovationsfähigkeit von insgesamt 128 Staaten bewertet hat, den vorletzten Platz ein. ImIndex für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 169 von 180 Ländern.[75]
Die Arbeitslosenquote wird 2017 mit nur 2,8 % angegeben, allerdings sind nahezu alle Beschäftigungsverhältnisse informeller Natur und Unterbeschäftigung ist weit verbreitet. 2006 arbeiteten 76 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 5,6 Millionen geschätzt, davon 49,1 % Frauen, was einem der höchsten Anteile in der islamischen Welt entspricht.[78]
DerStaatshaushalt umfasste 2017 Ausgaben von umgerechnet 1,748 MilliardenUS-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 0,5 % desBIP.[81] Die Staatsverschuldung betrug 2023 knapp 38 % des BIP.[82]
Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche[83]:
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mitBelegen (beispielsweiseEinzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst undgute Belege einfügst.
ImLogistics Performance Index, der von derWeltbank erstellt wird, belegte Guinea Platz 145 von 160 Ländern. Das Land belegt damit im internationalen Vergleich einen der hintersten Plätze.[84]
95 % des Personen- und Warentransports findet auf der Straße statt. Andere Verkehrsträger spielen nur eine untergeordnete Rolle. Der Straßenverkehr im Land gilt als äußerst unsicher. 2013 kamen in Guinea insgesamt 27,3 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Wenn man die relativ niedrige Anzahl an motorisierten Fahrzeugen im Land bedenkt, gehört die Rate der Verkehrstoten zu den höchsten der Welt.[85]
Üblicher Benzinverkauf in Glas- und Plastikflaschen
Das Wegenetz in Guinea umfasste 2003 ungefähr 44.350 Kilometer, wovon etwa zehn Prozent asphaltiert waren.[86] Eine staatliche Quelle aus dem Jahr 2001 gibt eine Gesamtlänge der Straßen mit rund 35.000 Kilometern an, davon sollen knapp 10.000 Kilometer asphaltiert sein. Vielerorts hört der Asphalt abrupt auf, und viele Straßen weisen zusätzlich Löcher, Risse und Auswaschungen auf, weil sie zu wenig stabil gebaut wurden oder ungenügend unterhalten werden. Zudem sind nicht alle Siedlungen mit Motorfahrzeugen erreichbar. Während der Regenzeit, die etwa von Mai bis Oktober dauert, sind nicht alle Straßen und Brücken passierbar. Tankstellen gibt es nur in Städten, vor Ort wird Benzin üblicherweise in einlitrigen Glasflaschen angeboten.[87]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden von den Franzosen mehrere Bahnlinien zur Erschließung des Landes geplant und gebaut. Hauptstück war die so genannte Niger-Bahn, die auf einer mehr als 600 Kilometer langen Strecke Conakry mit Kankan verband. Von dort bestand eine Schiffsverbindung nach Bamako. Heute ist der Bahnverkehr fast vollständig eingestellt und nicht mehr befahrbar. Die Linie wird nur noch für Treibstofftransporte bisMamou verwendet.
Mit dem Bau derTrans-Guinea-Bahn soll der Transport von Eisenerz der 2002 entdeckten mutmaßlich weltgrößten Lagerstätten amSimandou-Hügel beiMoribadou inWaldguinea, im Süden des Landes, zu einem (ebenfalls noch zu bauenden) Überseehafen ermöglicht werden. Schätzungsweise 2,4 Milliarden Tonnen des hochreinen Eisenerzes sollen in dem Gebiet abbaubar sein. Im Dezember 2023 gab die Firma Rio Tinto bekannt, ca. 6,2 Milliarden Dollar in den Ausbau der Mine, der Eisenbahn und Hafeninfrastruktur zu investieren. Die Bauarbeiten sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein; die Förderung 2025 beginnen.[88]
Der Bau der mehr als 650 Kilometer langen Strecke sollte im Jahr 2007 beginnen. Es wurde eine Bauzeit von sechs bis sieben Jahren veranschlagt. Die Kosten wurden auf bis zu 17 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Bahnbau wurde vor allem durch den Preisverfall beim Eisen, die Ebolaepidemie und den Weiterverkauf der Schürfrechte der britischen BergbaugesellschaftRio Tinto Group 2016 verhindert.[89]
2019 wurde der Bau einer 125 Kilometer langen Strecke zur Abfuhr vonBauxit beschlossen. Die Bahnlinie, die mehrere Bauxitminen mit dem Flusshafen Dapilon verbindet und die die Regionen Boké und Boffa durchquert, wurde im Juni 2021 eröffnet. Sie wird vomSMB-Winning Consortium betrieben, das aus vier Gesellschaften aus Guinea,Singapur undChina besteht.[90]
DerSeehafen von Conakry besitzt einenContainerumschlagplatz, mit einer Gesamtspeicherkapazität von etwa 8.000TEU, eine Anlegestelle für Erdöltanker und eine Verladestelle für die mineralischen Rohstoffe. InKamsar gibt es einen weiteren Hafen für die Verschiffung von Bauxit.
Warenaustausch auf dem Wasserweg ist mit dem NachbarlandMali nur etwa vier Monate lang pro Jahr möglich, die Boote fahren auf dem Niger abKouroussa und auf demMilo abKankan. Exportiert werden auf diese Weise jährlich rund 500 t (Getreide, Nüsse, Palmöl, Orangen, Erbsen). Die Importe aus Mali betragen etwa 1000 t jährlich (Datteln, Mais, Hirse, frische Zwiebeln, Erdnüsse, geräucherter Fisch, handwerkliche Produkte).
Guinea besitzt 15 Flugplätze, vier weitere werden von den Bergbaugesellschaften betrieben.Die größte Bedeutung hat der internationaleFlughafen Conakry, von den anderen Flugplätzen gehen nur Inlandsflüge aus. In den Jahren 1994 bis 1998 wurden im Flughafen Conakry im Jahresdurchschnitt jeweils 250.000 Flugpassagiere gezählt. Die benachbarten FlughäfenDakar undAbidjan hatten jeweils ein vierfach größeres Passagieraufkommen. Die Luftfracht betrug im gleichen Zeitraum in Conakry durchschnittlich 4.700 Tonnen pro Jahr. Im Inlandsflugverkehr sank die Zahl der Passagiere im Jahr 1998 auf 12.500 Passagiere (nach einem Durchschnitt von 25.000 Passagieren in den Vorjahren). Inzwischen ist der regelmäßige Inlandsverkehr, nachdem keine nationale Fluggesellschaft mehr existiert, komplett eingestellt.
Unter der Regierung von Sekou Touré wurde vor allem die traditionelle Musik gefördert und ist auch heute noch sehr populär. Die bekanntesten Tanzgruppen sind dasBallet Africain und dasBallet Djoliba, die beide auch in Europa auftreten. Nur weibliche Mitglieder (Musikerinnen und Tänzerinnen) hat die GruppeLes Amazones de Guinée. Internationale Bekanntheit erreichte unter anderem auch der guineischeGriot-MusikerMory Kanté.
Die Nationalfarben Guineas wurden nach dem Vorbild Frankreich als Trikolore angeordnet: Rot symbolisiert die Opfer, die das Volk in seinem Kampf für die Freiheit gebracht hat, Gelb stellt die Sonne und die Bodenschätze dar, Grün erinnert an die üppige Vegetation des Landes.
Wegen des hohen Anteils anAnalphabeten spielt derRundfunk, vor allem derHörfunk, in Guinea eine wichtige Rolle bei der Information der Bevölkerung. Neben dem staatlichen RundfunkRadio Télévision Guinéenne (RTG) gibt es auch private Anbieter sowie dieAuslandsdienste der internationalen Sender.[91]
Neben der staatlichen TageszeitungHoroya („Freiheit“) gibt es mehrere privat betriebene Wochenblätter und eine größere Zahl anOnline-Magazinen.[91]
Die digitale Infrastruktur befindet sich im Aufbau. Ein Zugang zum Internet ist vor allem in den Städten und in deren näherem Umkreis gegeben. Das Festnetz wird von derSociété des Télécommunications de Guinée (SOTELGUI) betrieben, während das mobile Netz und der Internetzugang von mehrerenProvidern angeboten wird.[91] Im Jahr 2020 nutzten 26 Prozent der Einwohner Guineas das Internet.[92]
Tom Burgis:Der Fluch des Reichtums – Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas. Westend, Frankfurt 2016,ISBN 978-3-86489-148-9.
Mohamed Saliou Camara:Political History of Guinea since World War Two. Lang Verlag 2014.ISBN 978-1-4331-2243-9
Christoph Rella:Im Anfang war das Fort. Europäische Fortifizierungspolitik als Instrument zur Welteroberung; Guinea und Westindien 1415–1678. Aschendorff, Münster 2010.ISBN 978-3-402-13992-9
↑Fara Daniel Tolno:Bonne Nouvelle pour les Peuls. Une étude auf Fouta Djallon en République de Guinée, Langham, Carlisle 2023,ISBN 978-1-83973-756-5, S. 9–112:Présentation du peuple peul du Fouta-Djallon.
↑Samuel Kondano:Eglise protestante évangelique de Guinée. Aperçu historique. L’Harmattan, Paris 2020,ISBN 978-2-343-21716-1, S. 18–103.
↑Fara Daniel Tolno:Bonne Nouvelle pour les Peuls. Une étude auf Fouta Djallon en République de Guinée, Langham, Carlisle 2023,ISBN 978-1-83973-756-5, S. 113–192:Histoire de l’évangelisation des Peuls.
↑Franz Ansperger:Politik im Schwarzen Afrika: Die modernen politischen Bewegungen im Afrika französischer Prägung. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Wiesbaden, 1961, S. 73.
↑June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden:International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000,ISBN 1-57607-064-6, S. 9.