Für viele seiner Filme übernahm er die Produktion und verfasste zu seinen persönlicheren Projekten auch das Drehbuch. Der Regisseur nennt sich selbstbibliophil, laut eigenen Aussagen hat er sein erstes Buch im Alter von vier Jahren gekauft.[1]
Bevor er eigene Filme drehte, studierte del Toro an einer Filmschule, die er nach eigenem Bekunden selbst mitbegründete. Dort lernte er die Grundlagen des Regieführens und Drehbuchschreibens, was ihn bis heute prägt. So arbeitet er zu jeder Figur in seinen Filmen eine umfangreiche Biografie aus, die er der Figurenkonzeption zugrunde legt und den Schauspielern zugänglich macht. Weitere Elemente, auf die er in Interviews und Audiokommentaren regelmäßig verweist, sind seine Vorliebe für Elemente aus Märchen, speziell den Märchen-Illustrationen vonKay Nielsen undArthur Rackham, welche er in Filmen sowohl beim Konstruieren des Drehbuchs als auch im Produktions-Design verwendet, sowie eine Vorliebe für monochromen Farbeinsatz. Das charakteristische Bernsteingelb, das inCronos von den Straßenlaternen ausgeht, findet sich prominent eingesetzt auch inThe Devil’s Backbone,Blade II,Hellboy (beide Teile) sowiePans Labyrinth wieder.[2]Zahnradmotivik prägt die Ausstattung sowohl vonCronos als auch vonHellboy,Pans Labyrinth undHellboy II. Als sein erster FilmCronos zunächst nicht finanzierbar schien, gründete del Toro seine eigene Spezialeffektfirma, um zu beweisen, dass sein Konzept umsetzbar war. Er arbeitete einige Jahre lang alsMaskenbildner.[3]
Seinen Durchbruch als Regisseur hatte del Toro 1993 mit seinem Debüt-HorrorfilmCronos, für den er u. a. einen goldenenAriel gewann und mit dem Mercedes-Benz Award ausgezeichnet wurde. Bei einer Schulung für angehende Filmemacher lernte er Mitte der 1990er Jahre den DrehbuchautorMatthew Robbins kennen, mit dem er in Folge wiederholt zusammenarbeitete.[4][5]
Del Toros erste Hollywood-Produktion war 1997Mimic – Angriff der Killerinsekten, für den er gemeinsam mit Robbins auch das Drehbuch verfasst hatte. Mit diesem Film erklärte er sich nur halb zufrieden – die Interventionen des Studios hatten ihn stark eingeschränkt.[6][7]
Der erste seiner Filme, mit dem er gänzlich einverstanden war, istThe Devil’s Backbone. Der Film spielt in einem Waisenhaus im Jahr 1939. Del Toro sieht inPans Labyrinth einen Schwesterfilm zuThe Devil’s Backbone.
MitBlade II führte del Toro das Franchise derBlade-Comicverfilmungen fort. Der Film wurde in vielfacher Weise als Experimentierfeld fürHellboy genutzt. So arbeitete hier auch erstmalsMike Mignola am Design mit.
Bis zu diesem Zeitpunkt ließen sich seine Filme in zwei Gruppen aufteilen: Persönliche Projekte, die eine Mischung aus Kunst- und Horrorfilm darstellen, und eher kommerzielle Projekte, die weitere persönliche Projekte ermöglichten. Mit diesem Schema brachHellboy. Das Drehbuch hierzu hatte del Toro zehn Jahre lang erfolglos zu finanzieren versucht und konnte es schließlich 2004 weitgehend kompromisslos mit seiner Wunschbesetzung vonRon Perlman alsHellboy in die Kinos bringen. Hierfür arbeitete er eng mit dem Autor und Zeichner Mike Mignola zusammen, um den ästhetischen und inhaltlichen Ausdruck der Comic-Vorlage filmisch umzusetzen. Der Film bildet den Auftakt zu einer geplantenTrilogie.
MitPans Labyrinth verfilmte del Toro 2006 wieder eines seiner Originaldrehbücher. Die Geschichte eines Mädchens, das sich vor den Schrecken des Post-Bürgerkrieg-Spaniens von 1944 in eine märchenhafte Traumwelt flüchtet, illustriert del Toros humanistische Sicht auf den Krieg. Der Film enthält inhaltliche, dramaturgische und stilistische Parallelen zuThe Devil’s Backbone: Beide Filme spielen in Spanien unter dem Einfluss des faschistischen Regimes und des Bürgerkriegs, beide Male wird die Handlung aus Perspektive eines Kindes erzählt und beide Male werden zentrale übernatürliche Handlungselemente metaphorisch eingesetzt. Im Audiokommentar des Films weist er darauf hin, dass der Film fünf Jahre nachThe Devil’s Backbone gedreht wurde – in dieser Zeit habe sich die Welt und seine Sicht auf das Thema Krieg durch die Folgen des 11. September 2001 stark verändert, was im Film deutlich werde, dessen Handlung ebenfalls fünf Jahre nach derjenigen vonThe Devil’s Backbone spielt.
Am 24. April 2008 wurde er als Regisseur der Verfilmung vonJ. R. R. TolkiensDer Hobbit bestätigt.[9] Zu seinen Ansichten zu Stil und Absicht der beiden Filme, die 2012 und 2013 ins Kino kommen sollten, äußerte er sich mehrfach in Interviews.[10][11] Ende Mai 2010 gab del Toro bekannt, dass er wegen wiederholter zeitlicher Verschiebungen seitens des StudiosMGM, das finanzielle Probleme hatte, die Regie abgibt. Dies tat er, um seine anderen Filmprojekte nicht zu gefährden. Del Toro wollte aber noch weiter an den Drehbüchern arbeiten, gemeinsam mitPhilippa Boyens,Fran Walsh undPeter Jackson.[12]
Seit vielen Jahren versucht del Toro,H. P. LovecraftsBerge des Wahnsinns zu verfilmen.[13] Nach seinem Rücktritt von der Regie vonDer Hobbit arbeitete er einige Monate lang mitJames Cameron, der den Film produzieren sollte. Die Finanzierung durchUniversal Pictures scheiterte Anfang 2011, da man verlangte, den Film für eine Altersfreigabe ab 13 Jahren (PG-13) zu drehen, was del Toro ablehnte.[14] Im Mai 2012 gab del Toro an, dass Ähnlichkeiten zu Ridley Scotts FilmPrometheus es unwahrscheinlich machen würden, dass er sein Projekt einer Lovecraft-Verfilmung in absehbarer Zeit weiter verfolgen würde.[15]
Ein weiteres Herzensprojekt del Toros war eine Neuverfilmung vonPinocchio. Im Herbst 2022 wurde der AnimationsfilmGuillermo del Toros Pinocchio auf demLondon Film Festival uraufgeführt und im Dezember desselben Jahres in das Programm des StreamingdienstsNetflix aufgenommen.
Seinen ersten Roman verfasste del Toro gemeinsam mit dem Bestseller-AutorChuck Hogan. Der Vampir-Roman mit dem TitelDie Saat erschien im September 2009 in Deutschland.[19] Es ist der erste Teil einer Trilogie; die weiteren Bände tragen die TitelDas Blut (Orig.The Fall; erschienen im September 2010[20]) undDie Nacht (Orig.The Night Eternal).
2010 wurde bekanntgegeben, dass del Toro einen Vertrag mit demPublisherTHQ abgeschlossen hat, um ein Videospiel zu verwirklichen.[22] Das Projekt heißtinSane[23] und ist von den Werken H. P. Lovecrafts inspiriert. Das Horrorspiel sollte 2013 erscheinen und wurde von dem StudioVolition entwickelt. Nachdem es lange Zeit still um das Projekt geblieben war, gab THQ Anfang August 2012 bekannt, dass die Entwicklungsarbeiten aninSane eingestellt und alle Rechte an der Marke wieder an del Toro übergeben wurden.[24]
Auf derGamesCom 2014 wurde die Zusammenarbeit zwischen del Toro und VideospielentwicklerHideo Kojima (Metal Gear Solid) anSilent Hills, dem neusten Ableger derSilent-Hill-Reihe, angekündigt. DasSurvival-Horror-Spiel mitNorman Reedus in der Hauptrolle war für diePlayStation 4 geplant. Nachdem es zu Unstimmigkeiten zwischen Kojima undPublisherKonami gekommen war, verließen im April 2015 del Toro und Kojima das Projekt. Der Vertrag mit Reedus wurde nicht verlängert.[27] NachInSane istSilent Hills das zweite gescheiterte Videospiel-Projekt von del Toro. Del Toro arbeitete, nachdem er Konami verlassen hatte, zusammen mit Hideo Kojima an dem SpielDeath Stranding, das 2019 veröffentlicht wurde. In diesem Projekt waren ebenfalls die Schauspieler Norman Reedus (The Walking Dead) undMads Mikkelsen (Hannibal) involviert.
Für sein erstes JugendbuchTrollhunters, das im Juli 2015 erschien, hat sich del Toro mit dem Schriftsteller und ebenfalls im Filmbusiness tätigen Daniel Kraus zusammengetan. Die deutsche Fassung des Buchs wurde 2016 durch denHeyne Verlag herausgegeben.[28] Basierend auf diesem Buch erschien 2016 die vonDreamWorks produzierte AnimationsserieTrolljäger beim Streaming-AnbieterNetflix. Im November 2017 gab del Toro bekannt, dass die Serie in eine Trilogie namensGeschichten aus Arcadia erweitert wird und mit den Serien3 von oben undDie Zauberer fortgeführt wird.[29]
2018: Nominierung in der KategorieBestes Originaldrehbuch fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water) (zusammen mitVanessa Taylor)
2018:Auszeichnung in der KategorieBeste Regie fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water)
2018:Auszeichnung in der KategorieBester Film fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water) (zusammen mitJ. Miles Dale)
2022: Nominierung in der Kategorie Bester Film fürNightmare Alley (zusammen mit J. Miles Dale undBradley Cooper)
2018:Auszeichnung in der KategorieBeste Regie fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water)
2018: Nominierung in der KategorieBester Film fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water) (zusammen mitJ. Miles Dale)
2018: Nominierung in der KategorieBestes Originaldrehbuch fürShape of Water – Das Flüstern des Wassers(The Shape of Water) (zusammen mitVanessa Taylor)
Gerhard Hroß:Engel in Plastiktüten und Teufel ohne Hörner: Die Filme von Guillermo Del Toro. In: Thomas Bohrmann, Werner Veith, Stephan Zöller (Hrsg.):Handbuch Theologie und Populärer Film. Band 2. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009,ISBN 978-3-506-76733-2, S. 123–135.