Provinzen Frankreichs (1477). Die burgundischen Territorien in Gelb; die rote Grenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich verläuft quer durch die Burgundergebiete und teilt auch Flandern, dessen überwiegender Teil jedoch unter französischer Lehnshoheit steht.Die Grafschaft Flandern im XV. JahrhundertHistorische Karte Flanderns (um 1609)
Der NameFlandern kommt seit dem 7. Jahrhundert vor und umfasste ursprünglich nur das Gebiet vonBrügge undSluis(municipium flandrense), dessenGrafen den Namen Flandern gegen Ende des 9. Jahrhunderts auch über den gesamten Küstenstrich bis nachBononia (Boulogne), den sie alsMark zum Schutz gegen dieNormannen erhielten, und später auch über einige angrenzende ostfränkische Besitzungen ausdehnten.
Sein Sohn,Balduin V., der Fromme (1036–1067), führte zwischen 1045 und 1056 mehrere Kriege gegen KaiserHeinrich III., der der Machterweiterung der Markgrafen Einhalt gebieten wollte. Balduin behauptete sich jedoch, besiegte dieFriesen und vermehrte seine Besitzungen durch Erwerb der zum HerzogtumNiederlothringen gehörigen Gebiete zwischen der Schelde undDender (die MarkgrafschaftEname, später GrafschaftAalst genannt),Tournais und derHoheit über dasReichsbistum Cambrai, dem die Grafschaft Flandern bis zur Gründung des neuenBistums Arras in kirchlicher Hinsicht unterstellt war. Wegen seiner Rebellion gegen denrömisch-deutschen Kaiser verlor er aber die Markgrafschaft Valenciennes im Jahr 1045, die danach ein Teil derGrafschaft Hennegau wurde.
Nach seinem Tod erhielt sein jüngerer Sohn,Robert I., der Friese, die Länder an der Mündung desRheins und derWaal und die seeländischen Inseln, während das französische Lehen (das Hauptland Flandern) an den Erstgeborenen,Balduin VI., den Guten (1067–1070), fielen.
Nach dessen frühem Tod kam es zu längeren Kämpfen um die Erbfolge zwischen Balduins Witwe,Richilde, Gräfin von Hennegau, und Robert dem Friesen, die damit endeten, dass Robert Flandern erhielt, der Sohn Balduins VI.,Balduin (I.), sich in den Hennegau zurückzog, während ein Teil vonFriesland anGottfried von Lothringen (Gottfried von Bouillon) kam.
Roberts I. Sohn und Nachfolger,Robert II. von Jerusalem (1093–1111), beteiligte sich amersten Kreuzzug und führte zahlreiche Kämpfe gegen seine Nachbarn und den Kaiser. Sein Sohn,Balduin VII., mit dem Beil (oder der Strenge), so genannt wegen der Strenge, mit der er Landfriedensbrecher bestrafte, starb 1119 kinderlos und hinterließ das Land seinem Vetter aus demHaus Estridsson, demdänischen PrinzenKarl I., dem Guten, dessen Mutter eine Tochter Roberts I. war, der jedoch wegen seiner Strenge in Handhabung der Gesetze 1127 zu Brügge ermordet wurde.
BurgGravensteen, Herrschaftssitz der Grafen von Flandern
Der nun von den Ständen auf BetreibenLudwigs VI. von Frankreich zum Grafen berufene SohnRoberts von der Normandie,Wilhelm Clito aus der Dynastie derRolloniden, machte sich durch Willkür verhasst und verlor im Kampf gegen den von den Ständen berufenen Landgrafen,Dietrich von Elsass aus demHaus Châtenois, einem Sohn Gertruds von Flandern, der Tochter Roberts des Friesen, 1129 das Leben, worauf Dietrich dasElsass seinem jüngeren Bruder, Simeon, überließ, von Flandern Besitz nahm und einen Krieg gegen Hennegau führte. Er starb 1168. Der Mannesstamm der flandrischen Grafen aus dem Hause Châtenois erlosch schon mit seinem SohnPhilipp, derVermandois gewann, dagegen späterArtois 1180 als Mitgift seiner NichteIsabella von Hennegau KönigPhilipp August von Frankreich überließ. Philipp I. von Flandern, der sich um die materielle Wohlfahrt von Flandern in Bezug auf Handel und Industrie Verdienste erworben hatte, starb 1191 vorSt. Jean d’Acre an der Pest. Durch die Vermählung seiner Schwester und Erbin Margarete mitBalduin VIII. (gestorben 1195) von der hennegauischen Linie der alten flandrischen Grafen wurden Flandern und Hennegau unter dem Hause Flandern wieder vereinigt.
Fast das ganze Jahrhundert hindurch dauerten Erb- und Thronstreitigkeiten, in die sich dieKönige von Frankreich ineigennütziger Absicht einmischten (Flämischer Erbfolgekrieg). Nach Margaretes Tod im Jahr 1279 erhielt ihr Sohn Johann Hennegau, der andere,Guido von Dampierre, Flandern. Letzterer verband sich 1291 mitAdolf von Nassau (römisch-deutscher König seit 1292) und mitEngland gegenPhilipp IV. den Schönen von Frankreich; doch vermittelte PapstBonifatius VIII. 1295 den Frieden.König Philipp IV. fiel jedoch 1297 abermals in Flandern ein, eroberte den größten Teil des Landes, das er als französisches Lehen in Anspruch nahm, und nahm Guido und dessen Sohn Robert gefangen. Als Philipp IV. danach durch seinen StatthalterJacques de Châtillon die Freiheiten der Flamen unterdrückte, erhoben sich diese unter dem Vorsteher der Wollweber von Brügge,Pieter de Coninck (Pierre le Roi), vernichteten die französisch gesinnte Partei derLeliaerts und besiegten das überlegene französische Heer in derSporenschlacht beiKortrijk (Courtrai) am 11. Juli 1302. Sie wurden dann zwar am 18. August 1304 beiMons-en-Puelle zwischenLille undDouai geschlagen, erlangten aber gleichwohl einen Frieden, wonach Guido gegen Abtretung einiger Städte nach Flandern zurückkehren sollte. Da derselbe aber schon 1305 starb, folgte ihm sein Sohn Robert.
Dessen Enkel und NachfolgerLudwig I. (1304–1346), zugleich als Ludwig II.Herr von Nevers undRethel, und somit der mächtigste unter allen Grafen von Flandern, gab 1336 durch seine Härte gegen die nach größerer Freiheit strebenden reichen und industriellen Städte Veranlassung zu dem allgemeinen Bürgeraufstand, den der kühne Genter BrauerJakob van Artevelde mit englischer Unterstützung leitete. Zugleich wurde der Hass dadurch gesteigert, dass der Graf und der Adel sich an Frankreich, die Städte sich an England anschließen wollten. Aus seinem Land vertrieben, suchte Ludwig I. Hilfe bei Frankreich, konnte aber erst nach Arteveldes Tod (1345) zurückkehren. Er fiel 1346 in derSchlacht von Crécy. Unter seinem leichtsinnigen SohnLudwig II. (1330–1384), genannt Ludwig von Maele, empörten sich die Städte, namentlichGent undBrügge, die reichsten und mächtigsten, von neuem. Ludwig II.belagerte vergebens Gent, schlug aber 1382 die Genter beiRoosebeke, wo auch deren FührerPhilipp van Artevelde, der Sohn Jakobs, fiel. Mit englischer Hilfe trugen jedoch die Städter beiDünkirchen einen Sieg über Ludwig II. davon. Schließlich vermittelte Frankreich 1384 die Unterzeichnung einesFriedensvertrages.
Ludwig II. starb 1384 als der letzte Graf von Flandern aus dem Haus Dampierre. Durch die Vermählung seiner ErbtochterMargarete mitPhilipp dem Kühnen aus demHaus Burgund wurde das Land 1385 mitBurgund vereinigt und teilte seitdem die Schicksale dieses Reichs (sieheBurgundische Niederlande).
Nachdem dieser dann jedoch an KönigPhilipp II. und damit an diespanische Linie des Hauses Habsburg gekommen war, erlitt er bedeutende Schmälerungen.
Die Grafschaft Flandern rebellierte imniederländischen Aufstand gegen Spanien und schloss sich im Jahre 1579 mit dencalvinistischen Provinzen derUtrechter Union an, obwohl in Flandern vorwiegend der römisch-katholische Glauben praktiziert wurde.
Illustration vonFrans Hogenberg von 1604: Flandria Borealis:Eigentliche Verzeichnus der Graefschafft Flandern, wie dieselbige uff der kanten ins NordOosten gegen Selant zu gelegen, an welchem ort die Statische Armey ihren ersten einfall gethan, mit beigefugter Narration oder erzehlung was sich von anfang Maiens uff jeder platzen zugetragen, Im Iahr Christi 1604 (Digitalisat)
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