Gonzalo Rojas Pizarro (*20. Dezember1916 inLebu; †25. April2011 inSantiago de Chile[1]) war einchilenischer Dichter und Hochschullehrer.
Gonzalo Rojas begann schon als Kind zu schreiben. Im Alter von 16 bis 17 Jahren lernte er die Werke vonJames Joyce,Wladimir Majakowski,Sergei Jessenin und der Dichter derGeneración del 27 kennen. Als Jugendlicher hatte er bereits Kontakt zuVicente Huidobro,Pablo Neruda und zuPablo de Rokha. Der spätere Präsident Chiles,Eduardo Frei Montalva, damals Journalist, veröffentlichte 1936 erste Texte von Rojas: Essays, unter anderem überRamón María del Valle-Inclán und Neruda. 1937 begann Rojas ein Jura-Studium, wechselte 1938 zur Erziehungswissenschaft und gründete im selben Jahr mit anderen jugendlichen Intellektuellen eine der damals in Chile zahlreichenAvantgarde-Gruppen, dieMadrágora.
1942 ging er nach Santiago, Chiles Hauptstadt, wo er seine erste Frau María Mackenzie heiratete, die den Sohn Rodrigo Tomás zur Welt brachte. 1944 erhielt er eine Anstellung im Kulturministerium. Ein Jahr später begann er, am Deutschen Gymnasium vonValparaíso zu unterrichten. 1946 erhielt sein erster GedichtbandLa Miseria del Hombre („Das Elend des Menschen“) denPreis des Chilenischen Schriftstellerverbandes. 1952 erhielt Rojas den Ruf auf den Lehrstuhl für chilenische Literatur undLiteraturtheorie an derUniversität von Concepción. Er reiste nach Europa, begegneteAndré Breton undBenjamin Péret, und organisierte 1958 innerhalb der von ihm 1955 initiierten „Sommer-Universität“ inConcepción den „Ersten Nationalen Schriftsteller-Kongress“. Studienreisen führten ihn erneut nach Paris, wo er seine zweite Frau kennenlernte, die Literaturwissenschaftlerin Hilda Ortiz May.
Literatur in Südamerika habe weniger die Funktion eines kulturellen Produktes als die eines Instruments zur mentalen Selbstfindung des Kontinents, so eine These des „ErstenKongresses lateinamerikanischer Schriftsteller“, die 1962 während eines neuen Kongresses vertieft wurde. Teilnehmer an diesem – lautCarlos Fuentes –Meilenstein in der Geschichte der lateinamerikanischen Literatur waren unter anderemLinus Pauling,Mario Benedetti,Augusto Roa Bastos,Ernesto Sabato,Pablo Neruda,Alejo Carpentier und Fuentes selbst.
1964 wurde Gonzalo, sein zweiter Sohn, geboren. Rojas engagierte sich fürSalvador Allende. 1967 veranstalteten junge chilenische Dichter eine Feier aus Anlass seines 50. Geburtstages. 1968 begrüßteJulio Cortázar Gonzalo Rojas als den großen Erneuerer und Retter der Dichtung, doch in Chile meldeten sich Feinde zu Wort, die ihn als „Anarchisten“ oder „Trotzkisten“ denunzierten. Sein politisches Engagement konkretisierte sich: 1970 ernannte ihn Allende zumKulturattaché in derVolksrepublik China. Doch in den kulturellen Beziehungen tat sich nichts. Rojas beantragte seine Versetzung nach Kuba, wo er 1972 seine Tätigkeit aufnahm.Pinochets Militärputsch setzte allem ein Ende.
Rojas musste ins Exil. DieDDR nahm ihn, Hilda und seinen zweiten Sohn 1973 auf und gab ihm eine Professur an derUniversität Rostock. Aber man traute dem unorthodoxen Sozialisten nicht. Er durfte keine Vorlesungen halten, blieb isoliert und notierte seine Verzweiflung in dem GedichtDomizil an der Ostsee. 1975 verließ Gonzalo Rojas die DDR und nahm eine Gastprofessur inCaracas an. 1977 gehörte er mitJuan Goytisolo undGabriel García Márquez zur Jury, die Carlos Fuentes den Rómulo-Gallego-Preis verlieh. 1978 hielt er Vorlesungen in Chicago und New York, und 1979 ließ ihn das Pinochet-Regime wieder nach Chile einreisen. Seinen Lehrstuhl erhielt er freilich nicht zurück. Er ließ sich inChillán in der RegionBío-Bío nieder und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Gastprofessuren in den USA.
1988 ehrte die mexikanische Regierung Gonzalo Rojas anlässlich seines 70. Geburtstags, und dasIbero-Amerikanische Institut in Berlin veranstaltete einKolloquium mit und über Gonzalo Rojas. 1990 erschienDesocupado lector (Müßiger Leser), 1991Zumbido (Summen),Antología de aire (Gedichte aus Luft) undLas hermosas. Poesías de amor (Die Schönen. Liebesdichtung), eine Auswahl erotischer Gedichte. 1992 erhielt er aus der Hand der spanischen Königin den Dichterpreis „Reina Sofía“. Ein Jahr danach erschien eine kleine Auswahl seiner Gedichte in deutschen Übersetzung durch den MalerDieter Masuhr, die weitgehend unbeachtet blieb. 1998 wurde ihm der Octavio-Paz-Preis für Dichtung und Essayistik überreicht. Am 15. April wurde ihm der höchste argentinische Literaturpreis, der Premio José Hernández, verliehen, und im Oktober desselben Jahres bereitete ihm das neue Chile eine Hommage mit einem Kongress an derUniversidad de Concepción. Am 23. April 2004 erhielt er in der Aula derUniversität Alcalá denCervantespreis.[2]
Seine Bücher wurden in verschiedenen Ländern Lateinamerikas und in Spanien veröffentlicht, später auch in Übersetzungen unter anderem in den USA, Frankreich, Russland, Schweden und Italien.
2005 erschien in Bremen die deutschsprachige Ausgabe seiner AnthologieDas Haus aus Luft übersetzt von Reiner Kornberger.
Personendaten | |
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NAME | Rojas, Gonzalo |
ALTERNATIVNAMEN | Rojas Pizarro, Gonzalo (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | chilenischer Dichter und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 20. Dezember 1916 |
GEBURTSORT | Lebu |
STERBEDATUM | 25. April 2011 |
STERBEORT | Santiago de Chile |