AlsGewölle,Speiballen oderScheimsel[1] werden die kugel- bis walzenförmigen Gebilde aus ausgewürgten, unverdaulichen Nahrungsresten bezeichnet, die viele Vogelarten ausstoßen.Zu den unverdaulichen Bestandteilen, die zahlreicheGreifvögel, aber auch viele andere Vogelarten auswürgen, zählen u. a.Knochen,Federn, Insektenpanzer ausChitin,Fischgräten,Krebspanzer, Muschelschalen,Eierschalen undSchneckenhäuser.[2]
Da Gewölle täglich ausgespien werden, ermöglicht deren UntersuchungOrnithologen, speziell beiEulen, sehr genaue Rückschlüsse über die Zusammensetzung ihrer Nahrung. Insbesondere durch enthaltene Skelettelemente undSchädel derBeutetiere können Aussagen über die jeweilige Artenvielfalt in unterschiedlichen Habitaten gemacht werden.[2]
Untersuchungen der Gewölle geben jedoch nicht nur Aufschluss über dieFauna imJagdgebiet der Tiere, sondern auch darüber, ob ein durchVogelberingung gekennzeichnetes Tier zu den Beutetieren zählte oder ob aus Versehen Abfälle wieKunststoffmüll mit aufgenommen wurden.
Bei Vögeln fungiert der Magen als Barriere für unverdauliche Bestandteile, die daher mit dem Gewölle ausgeschieden werden. Durch diePeristaltik entsteht die typische, rundliche Form des Gewölles, durch die das Ausspeien erleichtert wird. Das Hochwürgen dieser Reste schützt die Darmwand der Vögel vor Verletzungen.[2]
Über das Gewölle werden, 12 bis 18 Stunden nach der Futteraufnahme, auch schadstoffhaltige Abfälle ausgeschieden, wieKunststoffteile oderMetallstücke. Wird beispielsweiseBlei mit der Nahrung aufgenommen und nicht rechtzeitig hochgewürgt, sondern durch die Magensäure gelöst, so kann es sich in den Knochen ablagern. Vögel mit hoher Lebenserwartung können im höheren Alter (bei Werten oberhalb von 50 μg/dl) an einer chronischen Bleivergiftung leiden, wenn z. B. über die Beutetiere bleihaltigeMunition mit aufgenommen wurde. Eine höhere Anfälligkeit für diverse Krankheiten, sowie eine herabgesetzte Funktionalität des Verdauungssystems und brüchigere Knochen können die Folgen einer solchen Bleivergiftung sein, die in der Summe oft zu einem vorzeitigen Tod führen.[4]
Folgende Vogelgruppen bzw. Arten produzieren Gewölle[2][1]:
Größe und Form der Gewölle unterscheiden sich je nach Vogelart,Weißstorchgewölle erreichen eine Länge von bis zu 9 cm.[2]
Die im Gewölle enthaltenen Nahrungsreste geben Auskunft über den Vogel sowie seine Nahrung. Dabei sind einige Bestandteile besonders aufschlussreich, hierzu zählen Skelettteile, Teile vonSchneckenhäusern,Muscheln undKrebspanzer wie auchChitinflügel vonInsekten. Bei Greifvögeln und Eulen sind meistSäugetierhaare oder Federn Teil des Gewölles.
Schleiereulen werfen pro Tag ein bis zwei dunkle, zunächst glänzende Gewölle mit unverdaulichen Nahrungsbestandteilen wie Knochen, Fell und Federn aus. Ein Gewölle wird in der Regel nachts an ihrem Ruheplatz ausgewürgt und ein weiteres in den frühen Morgenstunden. Jedes Gewölle enthält die Überreste von etwa 75 Gramm Nahrung und enthält verschiedene Kleinsäugerknochen- und Schädelfragmente, die sich entsprechender Beute zuordnen lassen. Schleiereulen erbeuteten folgende Mäusearten;Brandmaus,Erdmaus,Feldmaus,Gelbhalsmaus,Hausmaus,Schermaus,Waldmaus,Waldspitzmaus undZwergspitzmaus, sowieMaulwürfe undWanderratten.[5][3]
Da der Aufwand bei der Untersuchung eines Gewölles gering ist, wird das Sezieren eines Gewölles auch interessierten Kindern empfohlen. Beim Einsammeln muss darauf geachtet werden, dass man nicht aus Versehen Kot statt eines Gewölles mitnimmt. Meist liegen mehrere Gewölle an einer Stelle. Sie riechen nur schwach, sind rundlich und haben (im Gegensatz zu Kot) abgerundete Enden.[6]
Neben einem Gewölle werden folgende Dinge benötigt:[3]
Das Gewölle wird zunächst mit kochendem Wasser übergossen. So werden die Keime reduziert und es wird weich. Auf einer hellen Unterlage aus Glas oder Porzellan kann man das Gewölle mit Pinzette und Zahnstocher auseinanderziehen, um Fell und Federn von Knochenfragmenten und Schädelstückchen zu trennen.[3]Alternativ kann man das Gewölle mit etwas Spülmittel in ein Marmeladenglas füllen, mit kochendem Wasser übergießen, leicht schütteln und nach einigen Minuten durch ein Sieb gießen, um sich den Inhalt dann genauer unter der Lupe anzusehen.[6]